Erdüberlastungstag: Die Welt ist nicht genug - so senkst du den ökologischen Fußabdruck.

Der Erdüberlastungstag für Deutschland kommt jedes Jahr früher um's Eck als uns allen lieb sein sollte. 2024 ist er erneut Anfang Mai. Crazy, denn ab dann leben wir rechnerisch gesehen auf Kosten von Mutter Natur für den Rest des Jahres und prellen quasi die Zeche. Wir müssen den Country Overshoot Day nach hinten bewegen. Wie? Wir haben die Tipps.

von Ludwig. - Lesezeit: 7 Minuten

"I just can’t get enough" ist nicht nur ein bekannter Song von Depeche Mode, sondern auch eine ziemlich exakte Beschreibung dafür, wie die Menschheit mit ihren Ressourcen umgeht. Vielleicht hast du schon vom Earth Overshoot Day bzw. dem Erdüberlastungstag gehört. Beide Begriffe meinen dasselbe, nämlich dass wir Menschen mit unseren natürlichen Ressourcen verschwenderisch umgehen und auf Pump leben. Ganz neu ist die Erkenntnis nicht, trotzdem wissen noch immer viel zu wenige, wie schlecht es um unseren Planeten und dessen Ressourcen wirklich steht. Klar ist: Verantwortlich für diesen Überkonsum sind wir alle, aber gerade große Unternehmen und Länder sollten dagegensteuern. Willst du selbst etwas tun, haben wir weiter unten viele Inspirationen und Ideen, damit du etwas gegen den hohen Ressourcenverbrauch tun kannst.

Erdüberlastungstag 2024 für Deutschland schon am 2. Mai.

Heruntergebrochen auf Deutschland heißt das, dass wir mit unserem Lebensstil eigentlich die Ressourcen von drei Erden bräuchten, um den jährlichen Bedarf an Essen, Rohstoffen, Energie und so weiter zu decken. Nicht gerade smart. Schlaue Forscher:innen haben das ausgerechnet und errechnen jedes Jahr den Erdüberlastungstag für Deutschland. International spricht man vom Country Overshoot Day, den es für fast alle Länder der Erde gibt – mal früher, mal später im Jahr. Für Deutschland fällt der Country Overshoot Day (oder eben Erdüberlastungstag) 2024 auf den 2. Mai, 2023 war er noch am 4. Mai. Was bedeutet das? Nichts Gutes, denn das ist verglichen mit anderen Nationen sehr früh im Jahr. Die Grafik zeigt dir, wie wir in Deutschland beim Erdüberlastungstag im internationalen Vergleich dastehen.

© Global Footprint Network 2024

Bedeutung des Erdüberlastungstags.

Der Erdüberlastungstag ist ein jährlicher Aktionstag des Global Footprint Network und findet inzwischen große mediale Beachtung. Er soll – auch unter dem Namen Earth bzw. Country Overshoot Day – auf die globale Ressourcenverschwendung und den Überkonsum der Weltgemeinschaft aufmerksam machen. Die Organisation Global Footprint Network berechnet dazu für jedes einzelne Land den ökologischen Fußabdruck – den Country Overshoot Day. Wie die Grafik oben zeigt, schneiden viele europäische Länder und auch Volkswirtschaften wie Qatar, die USA, Australien, Frankreich und Japan schlecht ab und haben rechnerisch schon bis Mai eines Jahres ihre ihnen zustehenden globalen Ressourcen aufgebraucht. Daneben gibt es noch den jährlichen Earth Overshoot Day für die Welt insgesamt. 2024 dürfte er wieder Ende Juli oder Anfang August sein wie 2023.

Erfahre mehr über den Earth Overshoot Day

Jede:r Deutsche hat also im internationalen Vergleich einen ordentlichen ökologischen Fußabdruck. Um im Bild zu bleiben eher dicke Boots als Sandaletten. Wir erleben nicht nur eine Klima-, sondern auch eine Ressourcenkrise. Zwar ist der Ressourcenkonsum in Deutschland zuletzt leicht gesunken, bleibt laut Umweltbundesamt aber auf einem hohen Niveau von 1,3 Milliarden Tonnen Rohstoffen jährlich. Das ist rund 30 % über dem globalen Durchschnitt. Jede:r Bürger:in in Deutschland trage statistisch gesehen einen ökologischen Rucksack von 16 Tonnen pro Kopf. Eine ganz schöne Last.

Der ökologische Fußabdruck: Berechne deinen Ressourcenverbrauch.

Laut dem Ressourcenbericht des Umweltbundesamtes (UBA) von 2018 wurden allein in Deutschland mehr als eine Milliarde Tonnen Rohstoffe entnommen. Noch mehr Ressourcen importieren wir. Insgesamt lag der Rohstoffkonsum der deutschen Endnachfrage inklusive aller Rohstoffe entlang der Lieferketten von Gütern und Dienstleistungen 2014 (leider die jüngste Zahl) pro Kopf bei über 16 Tonnen im Jahr. Uff. Dabei entfallen drei Viertel unseres Rohstoffkonsums auf die Bereiche Freizeit, Ernährung und Wohnen.

Woher kommt der ökologische Fußabdruck.

Der ökologische Fußabdruck wurde zwar nicht von einem Ölkonzern erfunden, wie oft behauptet wird, wohl aber instrumentalisiert. Entwickelt wurde der Nachhaltigkeitsindikator vom Schweizer Ökologen Mathis Wackernagel, der auch Mitgründer und Präsident des Global Footprint Network ist. Mit dem ökologischen Fußabdruck sollten zunächst Staaten ihren Umweltverbrauch messen können. Später wurde das Konzept auch auf einzelne Verbraucher:innen ausgeweitet, um die Sensibilität der Öffentlichkeit über die Übernutzung und den Klimawandel zu stärken. BP griff das Konzept Mitte der 2000er-Jahre in einer 100-Million-Dollar schweren Kampagne auf und promotete einen CO2-Rechner, mit dem Verbraucher:innen ihren eigenen Einfluss auf das Klima berechnen konnten. Kritiker:innen sehen in der Kampagne den Versuch des Konzerns, von den eigenen verursachten Klima- und Umweltschäden abzulenken und die Verantwortung bei Privatmenschen abzuladen. Heute werden CO2- und Ressourcenrechner von vielen Ämtern und NGOs angeboten. Dass sich die Tools bestens eignen, um ein Gefühl über den eigenen Ressourcenverbrauch zu vermitteln, ist unbestritten. Es geht dabei nicht darum, Schuldgefühle zu entwickeln, sondern zu motivieren. Denn wer etwas verändern will, muss erst mal wissen, wo er:sie steht. Die Tools machen persönliche Erfolge sichtbar und motivieren zur Veränderung. Und je eher Privatmenschen bereit sind, mehr für den Klima- und Umweltschutz zu unternehmen, desto eher schwenken auch Politik und Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz um.

Finde deinen persönlichen Earth Overshoot Day heraus.

Mit dem Footprint Calculator kannst du selbst berechnen, wann dein persönlicher Earth Overshoot Day ist und wie viele Erden nötig wären, wenn alle den gleichen Ressourcenverbrauch hätten wie du. per Schieberegler gibst du zum Beispiel an, wie viel Fleisch du isst, wie du wohnst und wie du dich fortbewegst. Ob du regelmäßig Flugreisen unternimmst und wie viel Abfall ud im Vergleich zu deinen Nachbarn produzierst. Wichtig dabei ist, dass dir dein Anteil am gesamtgesellschaftlichen Ressourcenverbrauch angerechnet wird, schließlich benutzt du auch Straßen, Gebäude, Schienen, Züge, Beleuchtung, alles. Einen direkten Einfluss hast du auf deinen persönlichen Konsum. Über Wahlen können wir auch Einfluss auf den ökologischen Einfluss des Landes nehmen.

Tool ausprobieren

Der ökologische Rucksack.

Ein weiteres Berechnungstool ist der ökologische Rucksack. Er bezeichnet die Menge an Ressourcen, die für bestimmte Konsumgüter anfallen – von der Herstellung bis zur Entsorgung. Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat eine Formel entwickelt, mit der sich der Ressourcenverbrauch eines Produktes berechnen lässt: die MIPS-Formel. Dabei bedeutet „Material-Input pro Serviceeinheit“. Hier werden alle anfallenden Rohstoffe, die über den Lebenszyklus des Produkts hinweg zum Einsatz kommen, addiert und durch seinen Nutzen geteilt. Mit dem Nutzen ist etwa die Anzahl der Kilometer, die du mit einem Auto fährst oder die Einsatzzeit eines Kühlschranks oder einer Waschmaschine gemeint.

Berechne hier deinen ökologischen Rucksack

Mit dem Ressourcenrechner kannst du deinen ökologischen Fußabdruck herausfinden und vergleichen.

Wie kann ich Ressourcen sparen?

Die wichtige Frage ist nun: Wo kannst du sparen und weniger Ressourcen verbrauchen? Wir haben typische Bereiche rausgepickt und den durchschnittlichen Verbrauch einer Person in Deutschland betrachtet und geben dir Tipps, wo du ansetzen kannst, um Ressourcen zu sparen.

Mode: So senken wir den Ressourcenverbrauch unserer Kleidung.

Dass Fast Fashion ein Problem für die Umwelt ist, weißt du vermutlich. Aber ist dir auch klar, dass deutsche Verbraucher:innen im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr kaufen? Wenn wir die alle behalten und tragen würden, hätten wir wohl schon nach einem Jahr ausgesorgt.

Und wie schlecht ist das für den Planeten? Je nachdem, welche Studie du dir anschaust, kommt ein T-Shirt schon auf 4 bis 11 Kilogramm CO2-Emissionen bei der Herstellung. Nimm das mal 60 und du hast eine grobe Vorstellung, was wir durchschnittlich allein für Mode pro Jahr an Emissionen verursachen.

Nachhaltige Mode-Tipps, um Ressourcen und Emissionen zu sparen.

  • Trage deine Kleidung lange.

    Wer seine Kleidung länger trägt und nicht jede Saison gegen neue T-Shirts, Hosen, Pullis oder Kleider austauscht, tut schon viel, um den Ressourcenverbrauch zu senken und den persönlichen ökologischen Fußabdruck zu minimieren. In fast allen Fällen gibt die Qualität der Kleidung das ja auch her – man muss nur den ständigen Kaufanreizen der Modeindustrie widerstehen.

  • Kaufe Eco-Fashion und achte auf entsprechende Siegel.

    Wer neu kauft, sollte am besten bei Modeketten und -lables einkaufen, die es ernst meinen mit grüner nachhaltiger Mode. Zwar haben viele Großkonzerne wie H&M inzwischen auch grüne Modelinien, doch der große Rest des Portfolios wird meist immer noch unter ökologisch und sozial fragwürdigen Bedingungen produziert.

    Empfehlenswert sind Modelabel wie Polarstern-Kunde Dear Goods, Armed Angels, Loveco und viele weitere. Bei der Suche helfen dir Nachhaltigkeitssiegel. Ökofaire Mode erkennst du zum Beispiel an den Siegeln bluesign, IVN Best, GOTS (Global Organic Textile Standard), Fairtrade Cotton, Fair Wear oder Cotton made in Africa. Bei diesen Labeln wird fair bezahlt, unter guten Bedingungen produziert, die lokale Wirtschaft gestärkt und Naturfaser genutzt.

  • Kaufe auch mal Second-Hand-Mode.

    Dieser Tipp ist "old but gold" und gilt natürlich in allen Bereichen, nicht nur bei Kleidung. Wer Second Hand kauft, findet manchmal auf Flohmärkten oder in speziellen Second-Hand-Stores richtige Schmuckstücke und kann Geld sparen. Damit verlängerst du für Kleidungsteile den Lebenszyklus und sparst tonnenweise CO2 ein. Laut einer Analyse kann Second-Hand-Mode im Vergleich zu einem Neukauf bis zu 59 % CO2-Emissionen einsparen.

  • Mode einfach upcyceln.

    Wer seine alten Stücke nicht loswird und in ihrer jetzigen Form nicht mehr sehen kann, hat immer noch die Möglichkeit, Ärmel abzuschneiden oder Hosenbeine zu kürzen. Und wenn gar nicht’s mehr hilft, lassen sich aus alten Klamotten noch Lappen oder Kissenbezüge machen. Auch in der Modeindustrie wird Upcycling wichtiger. Einige Marken entdecken, dass die Weiterverwertung von Material auch eine Menge Geld spart. Und es ist das Gegenteil von billig. Gerade Luxusmarken entdecken das Upcycling. Zwar kommen für das gleiche Schnittmuster unterschiedliche Stoffe zusammen. Aber letztlich ist das auch exklusiver. Kund:innen wissen, dass sie hier ein Unikat in der Hand halten. Und damit auch etwas Wertvolles.

    Erfahre, wie du deine alte Kleidung mit Upcycling besser machst

Es geht auch anders: Tipps für nachhaltige Mode und Fashion-Labels

Plastikverbrauch: Gift für den ökologischen Fußabdruck und den Planeten.

In der EU ist Einwegplastik inzwischen verboten. Bis das in jedem Lebensbereich umgesetzt ist, wird es wohl noch ein paar Jahre dauern. Gut, dass du ganz einfach selbst darauf achten kannst, deinen Plastikverbrauch zu reduzieren. Und das ist auch echt nötig: Laut dem Plastikatlas wurden zwischen 1950 und 2015 weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Über 90 % davon wurde nicht recycelt. In Deutschland lag der im Jahr 2021 (aktuellste Zahl) verursachte Plastikmüll pro Kopf bei 237 Kilogramm. Das bedeutet EU-weit Platz 2 hinter Irland (246 kg). Deutschland verursacht extrem viel Verpackungsmüll. Noch eine unrühmliche Statistik: Seit 2005 ist die Pro-Kopf-Menge an Verpackungsmüll in Deutschland um satte 26 % gestiegen. Kein Wunder, dass der deutsche Earth Overshoot Day schon Anfang Mai 2024 ist.

So reduzieren wir Verpackungsmüll.

  • Quick-Tipps zur Vermeidung von Plastikmüll.

    • Kaufe öfter auf dem Wochenmarkt deiner Stadt ein, hier gibt's das Meiste plastikfrei und oft auch noch von regionalen Erzeugern. Stadtbummel inklusive!
    • Rote Karte: Hinterfrage gerade beim Obst- und Gemüseeinkauf, ob es wirklich eine Verpackung braucht. Tomaten oder Mini-Salatgurken, die in Plastik verpackt sind, solltest du besser liegenlassen im Regal.
    • Benutze für Take-Away-Essen in der Mittagspause eine Tupper-Box und eigenes Besteck.
    • Trink deinen Coffee-to-go aus einem Recup. Das Mehrwegsystem ist inzwischen so weit verbreitet, dass es keine Ausreden mehr gibt, es nicht zu nutzen. Alternativ hast du deinen eigenen Mehrwegbecher dabei.
    • Nutze und recycle bestehendes Plastik.
  • Kaufe in verpackungsfreien Supermärkten ein.

    Kaufe in verpackungsfreien-Läden ein. Dort werden Produkte wie Reis, Nüsse, Haferflocken oder Pasta in mitgebrachte Behälter gefüllt. Und nicht mal die musst du neu kaufen. Spül einfache alte Saucen- oder Marmeladengläser aus und nutze sie als Verpackung. Eine große bundesweite Liste vieler Unverpackt-Läden findest du zum Beispiel beim NABU.

  • Recycle und entsorge Müll richtig (auch wenn's mühsam ist).

    Auch in Deutschland ist die Recyclingquote viel zu gering, und das, obwohl Deutschland die Nummer eins im Plastikproduzieren und -verarbeiten ist. Der Plastik-Atlas schreibt dazu: „Die Deutschen wären gern Recycling-Weltmeister. Das ist aber Wunschdenken. Von den 2017 angefallenen 5,2 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen wurden gerade mal 810.000 Tonnen wiederverwertet. Das entspricht einer Quote von 15,6 Prozent.“ Wir müssen alle mithelfen, die Recycling-Quote zu erhöhen – indem wir lernen, die Dinge richtig zu entsorgen.

  • Lass deinen Müll einfach mal im Supermarkt.

    Hau auf den Putz: Sprich das Problem im Supermarkt an und fordere mehr unverpackte Ware ein. Wirklich. Lass deinen Verpackungsmüll auch einfach mal im Geschäft: Das macht den Müll nicht weniger, aber setzt ein Zeichen! Ohne den Druck von uns Kund:innen wird sich der Handel nicht bewegen.

Schluss mit Plastik! Noch mehr Tipps gegen Plastikmüll

Ciao Plastik! Mach mit beim Polarstern Isar CleanUp.

Es ist unser absolutes Lieblings-Event im Kalender: Einmal im Jahr reinigen wir von Polarstern gemeinsam mit ganz vielen anderen Münchner Unternehmen, Vereinen und Partnern die Isar vom vielen Müll. Der Polarstern Isar CleanUp findet immer Anfang Juli an einem Samstag statt und ist nicht nur eine richtig starke Aktion für eine saubere und lebenswerte Isar, sondern auch ein cooles Event zum Netzwerken. Vielleicht ja auch mit dir? Wir freuen uns über deine Teilnahme, ganz gleich ob privat oder mit deinem Unternehmen. Mehr Infos gibt's auf unserer Event-Seite. 👇

Mehr über den Polarstern Isar CleanUp

Ernährung: Einfluss unserer Lebensmittel auf den Fußabdruck.

Ein großes Thema ist auch die Lebensmittelverschwendung: Laut einer Studie des Bundesernährungsministeriums und der Universität Stuttgart landen in Deutschland jedes Jahr mehr als 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Puh. Mehr als die Hälfte davon fällt im privaten Haushalt an. Heruntergerechnet auf den:die einzelne Verbraucher:in sind das 75 Kilogramm Lebensmittel im Jahr, die einfach so weggeworfen werden. Und je nachdem, welche Lebensmittel du isst (und wegwirfst) ist dein ökologischer Fußabdruck natürlich auch höher oder niedriger. So fällt für Hafermilch zum Beispiel deutlich weniger CO2 an als für Kuhmilch. Der World Wide Fund For Nature (WWF) hat sich beliebte Gerichte und ihren CO2- und Flächenverbrauch* angesehen. So kannst du vergleichen, was dein Lieblingsessen zu deinem ökologischen Fußabdruck beiträgt:

*wohlgemerkt: Wasser ist hier noch nicht einmal mit eingerechnet.

Der Unterschied beim Ressourcenverbrauch verschiedener Gerichte ist riesig. © WWF

Fleisch verbraucht übrigens mit am meisten Ressourcen. Wir Deutschen essen im Durchschnitt rund 60 Kilogramm Fleisch im Jahr. Was genau darin steckt, zeigt diese Grafik der Albert-Schweitzer-Stiftung:

Krass! In einem Kilo Rindfleisch stecken 15.415 Liter Wasser – und viele weitere Ressourcen. © Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt

„Eine Veränderung unserer Ernährungsgewohnheit würde sehr viel bringen. Würden wir in Deutschland beispielsweise nur einen fleischfreien Tag in der Woche einlegen – d.h. 25 Prozent mehr Gemüse und 14 Prozent weniger Fleisch essen, könnten wir 9 Millionen Tonnen CO2 -Äquivalente pro Jahr einsparen.“ – WWF

Wir haben es im Rechner des Wuppertaler Instituts gecheckt: Wer vegan lebt, spart im Vergleich zu jemandem, der täglich Fleisch isst, etwa 3,2 Tonnen im ökologischen Rucksack. Wenn du statt sechs Gläsern Mineralwasser sechs Gläser Leitungswasser trinkst, sparst du immerhin schon 0,1 Tonnen.

So reduzieren wir unseren Fußabdruck beim Essen.

  • Iss bewusster und seltener Fleisch.

    Fleischkonsum hat zwei Schattenseiten: eine ökologische und eine gesundheitliche. Um unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern, ist weniger Fleisch zu essen ein richtig großer Hebel. Wer nicht gänzlich auf sein Schnitzel oder ein Würstchen beim Grillen verzichten kann, sollte zumindest seltener zu Fleisch greifen. Das raten übrigens auch Gesundheitsexpert:innen.

  • Ernähre dich vegetarisch oder vegan.

    Pflanzliche Lebensmittel haben einen viel geringeren ökologischen Fußabdruck als tierische Produkte. Gut sichtbar wird das etwa bei Milch und alternativen Pflanzendrinks.

    Die Herstellung von Kuhmilch, genauer die dahinter stehende Massentierhaltung und industrielle Landwirtschaft, schadet Umwelt und Klima. Der Großteil der klimaschädlichen Emissionen entsteht bereits im Verdauungsapparat der Kuh. Aber auch die Futtermittelproduktion hat einen bedeutenden Anteil. In Europa entspricht die Klimabelastung von einem Liter Kuhmilch etwa 1,3 kg Kohlendioxid.

    Verglichen mit Kuhmilch haben alle Pflanzendrinks eine bessere CO2-Bilanz, sie verursachen nur ein Viertel bis die Hälfte der Emissionen. Allerdings: Hier kommt es auf die Herkunft an, also wo Soja, Hafer, Mandel etc. angebaut wurden.

  • Ernähre dich saisonal und regional.

    Kurze Transportwege, keine Produktion zu Jahreszeiten, in denen es das Obst oder Gemüse nicht gibt: Wer regional und saisonal isst, senkt seinen ökologischen Fußabdruck deutlich. Man könnte als Tipp auch sagen: Ernähre und koche einfach wie unsere Großeltern früher. Da gab es im Supermarkt nämlich noch nicht Früchte aus aller Welt. Klar, das fällt manchmal schwer und Himbeeren schmecken halt einfach das ganze Jahr über gut. Aber wer auf Saisonalität und Regionalität achtet, schont Ressourcen wie Wasser und Energie bei der Produktion.

    Tipp: Hier gibts einen Saisonkalender für Obst, Gemüse und Salat. Auch als PDF zum Ausdrucken.

  • Koche mit frischen Zutaten statt Convenience-Produkte.

    Frische Zutaten, die unverarbeitet sind, haben fast immer eine bessere CO2-Bilanz als Fertigprodukte (wenn man nicht gerade extrem lange Transportwege hat wie bei Avocados aus Peru). Auch wenn es Bio-Convenience-Produkte gibt, durch die Verarbeitung fällt deren CO2-Bilanz schlechter aus.

Energie: Entscheide dich für Wasser, Sonne, Wind und Biomasse.

Energie wird ebenfalls mithilfe von Ressourcen gewonnen. Lange Zeit waren das vor allem fossile – und damit endliche – Ressourcen. Dazu gehören etwa Kohle, Erdöl und Erdgas.

“Mit der Nutzung von Energie sind eine Reihe schädlicher Auswirkungen für die Umwelt verbunden. Werden fossile Energieträger gefördert, kommt es häufig zu massiven Eingriffen in Ökosysteme.” – Umweltbundesamt.

Zum Glück gibt es erneuerbare Alternativen, wie Windkraft, Solarenergie und Biomasse. Erneuerbare machen Stand 2020 immerhin schon 46 % des Stromverbrauchs aus. Das ist toll! Trotzdem müssen wir uns von den restlichen, fossilen Quellen weiter unabhängig machen. Insgesamt entfallen auf Strom und Gas rund 25 % des CO2-Fußabdrucks einer Person.

Es ist also wichtig, dass wir zuhause effizient mit Energie umgehen. Willst du zuhause weniger Energie verbrauchen, dann findest du hier 99 Energiespartipps.

Richtig viel CO2 sparst du mit dem Wechsel zu Ökostrom; sogar mehrere Tonnen im Jahr sind da drin. Wirklich. Zusätzlich hilfst du bei Polarstern mit, weltweit erneuerbare Energien auszubauen. Hier kannst du ganz einfach deinen Tarif berechnen:

Tarifrechner ausprobieren.

Wasser: Unterschätzter Ressourcenverbrauch für den Rucksack.

Täglich verbrauchen wir in Deutschland laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) rund 120-123 Liter Wasser. Ganz schön verschwenderisch, wenn man bedenkt, dass Wasser unsere Lebensgrundlage ist. Und sicherlich auch ein Grund, warum Deutschland beim Erdüberlastungstag so schlecht abschneidet.

Der UN-Weltwasserbericht 2021 zeigt, dass weltweit mehr als 2,2 Milliarden Menschen der Zugang zu sicherem Trinkwasser fehlt. Jährlich steigt unser Wasserverbrauch um etwa 1 % an, was vor allem am Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum sowie unseren Konsumgewohnheiten liegt. Um unseren ökologischen Fußabdruck zu senken, sollten wir beim Wasser ansetzen.

Wasser-Abdruck.

Übrigens gibt es zusätzlich zum ökologischen Fußabdruck auch noch den sogenannten Wasser-Fußabdruck. Er rechnet nicht nur das direkt verbrauchte Wasser mit ein, sondern auch den indirekten Wasserverbrauch, der zum Beispiel bei der Herstellung von Produkten durch Düngereinsatz etc. entsteht.

Tipps, um die Ressource Wasser zu schonen.

  • Iss weniger oder gar kein Fleisch.

    Wie oben erwähnt, steckt in einem Kilogramm Fleisch, egal welches, richtig viel Wasser. In 1 kg Rindfleisch stecken im globalen Schnitt 15.415 Liter, in 1 kg Schweinefleisch 5.988 Liter und in 1 kg Geflügelfleisch 4.325 Liter Wasser. Das ist viel. Willst du deinen ökologischen Fußabdruck beim Wasser reduzieren, sollte man definitiv beim Fleisch anfangen. Weniger Fleisch zu essen, empfehlen übrigens auch Gesundheitsexpert:innen und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. So sind aus medizinischer Sicht nur 300 Gramm Fleisch pro Woche empfehlenswert.

  • Schraub deinen Kaffee-Konsum runter - und trinke Tee.

    Diese Zahl fand ich schockierend: Um das für eine Tasse notwendige Kaffeepulver herzustellen, braucht es im Schnitt 132 Liter Wasser. Für eine Tasse Kaffee! Aufs Jahr hochgerechnet sind das weit über 150.000 Liter virtuelles Wasser pro Kopf für Kaffee. Der weltweite Kaffeekonsum schluckt laut geo.de so viel wie in anderthalb Jahren den Rhein hinunterfließt.

    Tipp: Die Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V. empfiehlt, statt Robusta- besser Arabica-Kaffee zu kaufen, der vor allem in gebirgigen Regionen angebaut wird. Fairtrade-Siegel verraten die Herkunft. Zudem verringert Bio-Anbau den Anteil des „grauen“ Wassers, weil er ohne chemisch-synthetischen Dünger und Pestizide auskommt. Wer mag, steigt am besten gleich auf Tee um. Denn für eine Tasse Tee werden nur rund 30 Liter Wasser benötigt.

  • Speicher wertvolles Regenwasser in Zisternen oder Regentonnen.

    Wir leben in teils sehr trockenen Zeiten. Auch Deutschland war schon von einer extremen Dürre in den letzten Jahren betroffen. Die Speicherung von Regenwasser wird daher wichtiger. In der Landwirtschaft aber auch beim Hausbau werden immer öfter Regenwasserzisternen im Untergrund vergraben, die dann Regenwasser speichern. Noch eine gute und günstige Idee ist die gute alte Regentonne im Garten, um Regenwasser nicht einfach abfließen zu lassen.

  • Warmwasser sparen und Energie sparen.

    1. Dusche warm – nicht heiß.

    Wer es mit der Hitze nicht übertreibt, spart Geld. 5 Grad weniger Wassertemperatur sparen schon 10 % der Energie, die für die Warmwasseraufbereitung benötigt werden würde. Ein Drei-Personen-Haushalt kann durchschnittlich 645 kWh (Quelle: Universität Bamberg) Wärmeenergie pro Jahr sparen, wenn er warmes Wasser bewusster verbraucht.

    2. Dreh den Hahn zu.

    Warum beim Zähneputzen nebenbei warmes Wasser laufen muss, bleibt das Geheimnis von Mitbewohnern. Sag ihnen trotzdem, dass sie den Hahn abdrehen sollen, während sie putzen – auch wenn es sie nervt. Mit speziellen Armaturen kommt automatisch weniger Wasser aus dem Hahn. So kann der Warmwasser- und Stromverbrauch kann ganz unbemerkt reduziert werden.

    3. Wasch dir die Hände kalt.

    Seife killt 99,9% aller Keime und Bakterien, egal bei welcher Wassertemperatur. Damit kannst du deinen Warmwasserverbrauch zumindest ein bisschen senken. Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Mist.

Mobilität: Reisen macht unseren ökologischen Rucksack schwer.

Irgendwie muss man vorwärts kommen – klar. Dein Fortbewegungsmittel beeinflusst jedoch auch maßgeblich deinen ökologischen Fußabdruck. Zu Fuß und mit dem Fahrrad bist du am umweltfreundlichsten unterwegs. Auch Sharing-Angebote können eine gute Alternative sein, sofern sie lange und intensiv genutzt werden.

👉 Unsere Tipps für klimafreundliche Mobilität.

Beim E-Auto fällt zumindest deutlich weniger CO2 an als beim Verbrenner. Natürlich werden für jedes Auto aber eine Menge Ressourcen verbraucht. Wenn ein E-Auto mit Ökostrom betrieben wird, ist die CO2-Bilanz nochmal deutlich geringer.

Wir sagen es mal so: Wer wöchentlich 50 Kilometer statt mit dem Auto mit dem Fahrrad zurücklegt, spart beim Rechner des Wuppertaler Instituts 0,4 Tonnen.

Und was ist mit Urlauben bzw. dem Flugverkehr? Der kann deinen ökologischen Fußabdruck echt nach unten ziehen. Zum Beispiel kommen schon bei einer Reise von München nach New York und zurück fast 3.000 Kilogramm CO2 zusammen. Dazu kommen Ressourcen etwa für den Bau des Flugzeugs bis hin zum Plastikbesteck an Board.

Smarte Tipps: So wird dein Urlaub nachhaltig und klimafreundlich

Checkliste zum Erdüberlastungstag: 9 Tipps, um den Ressourcenverbrauch zu senken.

1) Kaufe deine Kleidung secondhand oder im nachhaltigen Laden und werfe nicht alles nach einer Saison weg. Investiere lieber in Teile, die du gerne lange trägst.

2) Reduziere den Verbrauch von Einwegplastik. Statt dem To-Go Becher kannst du zum Beispiel deinen eigenen Kaffeebecher mitnehmen oder Pfandsysteme nutzen.

3) Ernähre dich bewusster: Du musst nicht von heute auf morgen vegan leben, aber ein fleischfreier Tag pro Woche macht schon einen Unterschied. Informiere dich generell, woher Lebensmittel kommen und wie ressourcenintensiv sie sind, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen.

4) Setze auf erneuerbare Energien – wie etwa 100 % Ökostrom und Ökogas von Polarstern.

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5) Verschwende kein Wasser – und denke auch an den indirekten Wasserverbrauch, der in vielen Produkten wie Jeans, Kaffee usw. steckt.

6) Überdenke deine Wohnfläche beim nächsten Umzug. Wirst du das Gästezimmer wirklich so oft nutzen? Oder sparst du lieber Miete und Fläche und holst im Zweifel die Matratze für Gäste aus dem Keller?

7) Nutze umweltfreundliche Fortbewegungsmittel. Vom Fahrrad bis zum E-Auto gibt es viele Möglichkeiten, die alle besser sind als ein Verbrenner.

8) Überdenke deine Reisen: Muss es das Flugzeug sein oder kommst du mit dem Zug vielleicht auch gut an dein Ziel?

9) Kaufe nicht ständig neue Elektrogeräte, sondern nutze, was du hast. Und wenn es doch mal der Neukauf sein muss: Wähle gebrauchte Geräte (und spare bares Geld) oder achte zumindest auf ein gutes Energielabel.

Portrait von Ludwig.

Ludwig. | Team Wirklich

E‑Mail: ludwig.o@polarstern-energie.de

Ludwig ist ausgebildeter Journalist und hat viele Jahre bei einem großen Medienhaus in München gearbeitet. Bei Polarstern ist er Redakteur im Marketing-Team und schreibt Artikel für das Polarstern-Magazin und Neuigkeiten für unsere Newsletter. Außerdem kümmert er sich um Events wie die Earth Hour und den Isar Cleanup.