Nur 7 % der Stromanbieter fördern die Energiewende
von Anna. - Lesezeit: 2 Minuten
Der Ausbau erneuerbarer Energien liegt deutlich unter Plan. Die ausgeschriebenen Mengen vor allem bei Windenergie und Biomasse sind stark unterzeichnet. Investitionen in neue Anlagen scheinen aktuell nicht ausreichend attraktiv zu sein. „Dabei helfen uns mehr erneuerbare Energien gleich gegen zwei Krisen – gegen die Klima- und die Energiekrise“, betont Florian Henle, Geschäftsführer des Ökoenergieversorgers Polarstern. Der Energiesektor verursacht weltweit rund drei Viertel aller Treibhausgasemissionen.
Nicht nur politisch stocken die richtungsweisenden und beschleunigenden Maßnahmen zur Energiewende. Auch bei den Energieversorgen investiert mit rund sieben Prozent nur eine überschaubare Anzahl nachweislich in den Ausbau. Insgesamt sind Tarife von 75 Anbietern mit einem Gütesiegel von Grüner Strom-Label oder ok power zertifiziert. Beide Labelanbieter zertifizieren Stromversorger, die zusätzliche Investitionen tätigen, um den Ausbau und den Anteil der erneuerbaren Energien im Energiemarkt zu stärken. Deutschlandweit gibt es über 1.100 Stromanbieter. Nach Rückfrage bei Grüner Strom-Label und ok power sind zudem aktuell nur etwa 50 Prozent der zertifizierten Tarife am Markt verfügbar.
Wie wichtig die zusätzlichen Investitionen seitens der Energieversorger sind, unterstreicht der Wegfall der EEG-Umlage zum 1. Juli 2022. Bis dahin haben Haushalte und Unternehmen mit der EEG-Umlage als festen Teil des Strompreises die Energiewende unterstützt. Schon damals war klar, dass das nicht reicht. Wer jedoch heute mit seinem Strombezug die Energiewende fördern will, muss einmal mehr auf Zertifizierungen achten, wie die des Grüner Strom-Labels und von ok power.
„Wir befinden uns an einem Wendepunkt“, betont Florian Henle. „Ob uns die Energiewende rechtzeitig gelingt und wir die schlimmsten Folgen des Klimakollaps verhindern, steht noch nicht fest.“ Der Zubau erneuerbarer Energien basierte zuletzt stark auf Photovoltaikanlagen. Vor allem Anlagen bis 30 kWp und Anlagen über 750 kWp Leistung kamen hinzu wie die Zahlen der Bundesnetzagentur und des Statistischen Bundesamts zeigen. Typische PV-Anlagen auf großen Dächern etwa von Mehrfamilienhäusern wurden im Vorjahresvergleich weniger zugebaut. „Wir müssen alles tun diese Unterstützung der Energiewende seitens der Bevölkerung aufzugreifen.“ Hier sei die Politik mit attraktiven Förderungen gefragt, genauso wie Energieversorger, die den Ausbau unterstützten und die Bevölkerung beteiligten. „Der individuelle Beitrag und seine Bedeutung für die Energiewende müssen klar kommuniziert werden.“
Energiewendebeitrag pro Kund:in ist bei Polarstern groß.
Der Ökoenergieversorger Polarstern investiert 1 Cent* je verkaufter Kilowattstunde Strom sowie jährlich 20 Euro pro Kund:in in weltweite Energiewende-Initiativen. Tarife mit weniger Förderung gibt es nicht. „Abstriche beim Ausbau der Energiewende würden der Energiewende am Ende mehr schaden als gedacht“, sagt Florian Henle. „Ökostrom ohne Zubauwirkung täuscht Verbraucher:innen und noch schlimmer, er zeigt nicht, dass wir mehr investieren müssen, um die Energiewende zu erreichen.“ Das ist ein fatales Signal.
Nicht nur in Deutschland übernimmt Polarstern Verantwortung, auch in Entwicklungsländern treibt der Ökoenergieversorger den Ausbau voran. In Madagaskar hat Polarstern zusammen mit dem Unternehmen Africa GreenTec im Sommer 2022 das erste dezentrale Versorgungsnetz einer Kleinstadt installiert, das komplett auf erneuerbaren Energien basiert. Dazu wurde eine 120 Kilowatt Peak Photovoltaikanlage installiert, zusammen mit der nötigen Netzinfrastruktur und einem Stromspeicher, um die Stromversorgung auch nachts sicherzustellen.
* Die genannten Label, Grüner Strom-Label und ok power, zertifizieren Stromversorger mehrheitlich mit einem Beitrag von 0,5 Cent je Kilowattstunde und weniger.