

Warum die Windenergie das Zugpferd der Energiewende ist.
Abreißen oder nicht? Natürlich nicht. Windräder leisten einen großen Beitrag für die Energiewende. Ohne Windenergie sähe es zappenduster aus: Laut einer Studie wären die Börsenstrompreise im Jahr 2024 ohne Windstrom rund 50 % teurer gewesen. Ein Plädoyer für die Windkraft – und welche Mythen in den Mülleimer gehören.
Stell dir vor, du bist ein richtiger Leistungsträger. Dank dir läuft der Laden und du bist unverzichtbar. Trotzdem wirst du ständig infrage gestellt, ins falsche Licht gerückt und beleidigt. So ungefähr geht es der Windkraft. Während die einen um ihre große Bedeutung für eine nachhaltige und günstige Stromerzeugung wissen, wollen ihr ein paar Leute an den Kragen. In Deutschland gab es zum Jahresende 2024 allein an Land knapp 29.000 Windkraftanlagen.
Windkraft: zentraler Baustein der Energiewende.
Was wäre die Energiewende in Deutschland ohne die Windkraft? Richtig, maximal ein laues Lüftchen. Denn die Windenergie ist für rund ein Drittel der gesamten deutschen Stromerzeugung verantwortlich. 2024 war ein lange benötigtes Rekordjahr bei den Genehmigungen für neue Windkraftprojekte.
Es gibt aber auch Gegenwind für die Windkraft. Dass Windenergie nur eine Übergangstechnologie sei, behauptete CDU-Chef Friedrich Merz zum Beispiel im Wahlkampf vor der Wahl 2025: "Wenn wir alles richtig machen, können wir die Windräder irgendwann wieder abbauen - sie sind hässlich und passen nicht in die Landschaft."
Aus Sicht von Fachleuten ist das eine zweifelhafte Aussage. "Windkraft gehört zu den zentralen Säulen vieler Energiestrategien weltweit, um CO2-Emissionen zu senken. Sie wird in fast allen Zukunftsszenarien nicht als 'Brückentechnologie' gesehen, sondern als dauerhafter Bestandteil einer erneuerbaren Stromerzeugung", sagt etwa Max Kleinebrahm vom Lehrstuhl für Energiewirtschaft des Karlsruher Instituts für Technologie. Das zeigt auch die Grafik des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zur Nettostromerzeugung aus erneuerbaren Energien.
33 % unseres Stroms kamen 2024 aus der Windkraft.
Schauen wir uns also genauer an, warum die Windenergie so entscheidend für sauberen günstigen Strom ist und welche Rolle sie im deutschen Strommix spielt. Im gesamten Jahr 2024 hat die Windkraft zu Land (onshore) und am Meer (offshore) rund 33 % zur Nettostromerzeugung beigetragen. In einigen windreichen Wintermonaten (z.B. Februar 2020, November und Dezember 2023) lag der Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung sogar schon bei deutlich über 40 %.
Und: Windenergie an Land ist mit etwa 5 bis 10 Cent/kWh Herstellungskosten die günstigste Form der Stromerzeugung. Auch eine aktuelle Studie der Deutsche WindGuard aus Dezember 2024 hat gezeigt, dass die mittleren Kosten für die Produktion einer Kilowattstunde Windstrom an einem durchschnittlichen Windenergiestandort zwischen 7,6 und 8,5 Cent pro Kilowattstunde liegen. Windenergie ist somit nicht nur die zentrale Säule der (erneuerbaren) Stromversorgung in Deutschland, sondern produziert auch sehr günstigen Strom. Erst recht, im Vergleich zu Atom- und Kohlestrom.
Studien belegen: Windenergie an Land ist kostengünstigste Art der Stromerzeugung.
Wie teuer Strom erzeugt wird, drücken die Stromgestehungskosten aus. Bei ihrer Berechnung werden die Kosten berücksichtigt, die mit dem Bau und Betrieb einer Anlage über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg verbunden sind, einschließlich Kapital-, Brennstoff-/Ressourcen- und Wartungskosten. Die folgende Grafik zeigt dir, dass Windenergie an Land (neben Photovoltaik) mit Abstand die günstigste Art der Stromerzeugung ist.
Wie sich der Windenergie-Ausbau in Deutschland entwickelt.
Deutschland müsste, um seine Klimaziele zu erreichen, weiter sein beim Windenergie-Ausbau. Trotzdem gehören wir weltweit zu den führenden Windkraft-Nationen, was die installierte Leistung von Windkraftanlagen angeht. Nur Länder wie die USA und China stehen bei der installierten Leistung noch vor Deutschland.
Dennoch gibt’s beim Ausbau Probleme: Lange Genehmigungsverfahren und viel Bürokratie haben die Windenergie lange Zeit ausgebremst. Seitdem es 2024 unter der Ampel-Regierung eine Gesetzesänderung gab, sollen sich die Zeiträume für Verfahren immerhin verkürzt haben. Künftig sollen Genehmigungen für Windräder schneller gehen.
Fakten zum Windenergie-Ausbau an Land 2024:
- Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 635 Windenergieanlagen an Land mit einer elektrischen Gesamtleistung von 3.251 MW in Betrieb genommen.
- Mehr als ein Drittel (37 %) der neu installierten Leistung wurden im Rahmen von Repowering realisiert.
- Rekord bei Genehmigungen: Insgesamt wurden 2024 in Deutschland 2.405 Windenergieanlagen an Land mit einer Leistung von 14.000 MW neu genehmigt. Das war eine beispiellose Entwicklung, so der Bundesverband Windenergie (BWE).
- Starke regionale Zubau-Unterschiede: NRW hat 2024 154 Anlagen ans Netz gebracht, Niedersachsen 127, Schleswig-Holstein 113. In Bayern wurden lediglich acht Windenergieanlagen in Betrieb genommen, in Thüringen 6, in Sachsen waren es fünf und im Saarland zwei Neuanlagen.
Quelle: Marktstammdatenregister/Fachagentur Wind und Solar, Bericht zum Status des Windenergieausbaus an Land
Tabelle: Inbetriebnahme neuer Windkraftanlagen im Jahr 2024.
Windkraftanlagen | Leistung (MW) | Anteil am Gesamtzubau (MW) | Änderung ggü. 2023 | |
---|---|---|---|---|
Baden-Württemberg | 24 | 110,8 | 3,4 % | +89 % |
Bayern | 8 | 45,7 | 1,4 % | +79% |
Bradenburg | 69 | 360,1 | 11,1 % | -16% |
Hessen | 22 | 118,7 | 3,7 % | -26% |
Meck-Pomm | 16 | 89,3 | 2,7 % | -51% |
Niedersachsen | 127 | 673,2 | 20,7 % | +5% |
Nordrhein-Westfalen | 154 | 748,3 | 23,0 % | +41% |
Rheinland-Pfalz | 41 | 200,3 | 6,2 % | +44 % |
Saarland | 2 | 9,8 | 0,3 % | -63 % |
Sachsen | 5 | 23,9 | 0,7 % | -48 % |
Sachsen-Anhalt | 48 | 261,9 | 8,1 % | +200 % |
Schleswig-Holstein | 113 | 574,1 | 17,7 % | -53 % |
Thüringen | 6 | 34,9 | 1,1 % | +8 % |
Deutschland | 635 | 3.250,8 | 100% | -9% |
Hinweis: Die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen fehlen, da es dort keinen Zubau gab. Daten: Marktstammdatenregister
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Mythen: Windräder sind laut, niemand will Windkraft - oder doch?
Es gab Zeiten, da war die Ablehnung groß gegen Windenergieanlagen. Doch die Energiekrise und der Krieg gegen die Ukraine haben offenkundig zu einem Umdenken geführt. Es könnte ja doch sein, dass es vielleicht ganz gut ist, wenn wir heimische und kostenlose Ressourcen wie Wind nutzen und so fast unabhängig von anderen Staaten Strom erzeugen können.
Diese These lässt sich auch mit Zahlen einer Forsa-Umfrage aus dem November 2024. belegen. 78 % der Befragten sahen den Ausbau der Windenergie als wichtigen Bestandteil der Energiewende – unabhängig davon, ob sie in städtischen oder ländlichen Gebieten leben. Noch wichtiger: Auch für Anlagen im direkten Wohnumfeld gibt es eine breite Zustimmung (79 %). Über zwei Drittel der Befragten (67 %) haben keine oder nur geringe Bedenken gegenüber Windkraftanlagen, wenn diese im eigenen Wohnumfeld gebaut werden sollten.
Mythos: Windräder zerstören die Landschaft. Aber: Der Flächenverbrauch ist minimal.
Wo ein Windpark entsteht, müssen manchmal auch Bäume und Wälder gerodet werden. Es geht aber auch ohne, etwa auf den flachen Wiesen an der Nordsee und in Norddeutschland. Jeder Kraftwerksbau ist ein Eingriff in die Natur. Allerdings ist er bei Windkraft viel geringer als bei großen Kohlekraftwerken. Vielmehr gilt Windkraft als besonders flächeneffizient. Die Bodenversiegelung durch die Anlagen ist gering und nach 20 bis 30 Jahren können sie ohne bleibende Schäden und Strahlen- oder Giftmüllprobleme abgebaut werden. Für Windenergieanlagen sind geringe Flächenbedarfe in Deutschland vorgesehen: Bis 2027 sollen etwa 1,4 % der Bundesfläche für die Windenergie an Land ausgewiesen werden, bis 2032 ein Anteil von 2 %, heißt es in einem Bericht des Umweltbundesamts.
Mythos: Windräder machen Lärm. Aber: Es gibt Abstandsregeln.
Oft heißt es, Windräder sorgen für viel Lärmbelästigung. Wie stark sich dies auf die Gesundheit von Menschen auswirkt, dazu fehlt eine klare Studienlage. Es gibt jedoch vereinzelte Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen lärmbedingter Belästigung und indirekten Effekten wie Schlafstörungen oder erhöhtem Stress. Windräder machen Lärm, keine Frage. Zum Glück nimmt die Lärmbelästigung rapide ab mit der Entfernung. In 500 Meter Entfernung verursachen Windräder nur noch 40 Dezibel. Das ist die Lautstärke eines leichten Regens oder eines rauschenden Waldes. Die Bundesländer dürfen Abstandsregelungen zu Naturschutzgebieten und Siedlungen selbst festlegen, meist gelten Mindest-Abstandsregeln und Vorgaben von mindestens 700 Metern zwischen Wohnflächen und Windrädern.
Mythos: Durch Windräder sterben viele Vögel. Aber: Es gibt tödlichere Gefahren.
Gesicherte Zahlen, wie viele Tiere mit Windrädern kollidieren und dabei umkommen, gibt es für Deutschland nicht. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) schätzt, dass dadurch jährlich rund 100.000 Vögel sterben, darunter etwa 12.000 Mäusebussarde und 1500 Rotmilane. In absoluten Zahlen gesehen sind das Wenige im Vergleich zu den Millionen Vögeln, die Katzen, Glasscheiben oder dem Verkehr zum Opfer fallen. Laut Schätzungen des NABU kommen zum Beispiel jedes Jahr rund 70 Millionen Vögel durch Kollisionen im Straßen- und Bahnverkehr ums Leben. Und auch der Einfluss von Hauskatzen auf das Vogelsterben ist weitaus größer mit geschätzten 20 bis 100 Millionen toten Vögeln im Jahr.
Wie Bürger:innen an der Windkraft verdienen.
Dass die Windenergie in der Gesellschaft hohe Akzeptanz genießt, zeigt auch das unmittelbare wirtschaftliche Interesse.
Bürger:innen, in deren direktem Wohnumfeld eine Windkraftanlage steht, befürworteten in einer Forsa-Studie zu knapp 80 % die Anlagen. Eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit wurde von einer großen Mehrheit als wichtig angesehen (83 %), um die Akzeptanz für den Ausbau vor Ort zu verbessern.
Immer häufiger sind Windkraftanlagen auch in Bürgerhand, etwa in Form von Energiegenossenschaften. Das heißt, dass Privatpersonen oder auch Gemeinden an den Einnahmen der Windräder beteiligt sind. Die Wertschöpfung bleibt somit in der jeweiligen Kommune, in der die Windkraftanlage errichtet wurde. Eine gemeinwohlorientierte und dezentrale Energiewende, von der die Bürger vor Ort statt Großkonzerne profitieren, und wie sie auch Polarstern mit Mieterstrom macht. Inzwischen gibt es laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mehr als 1.000 Energiegenossenschaften, viele davon betreiben Windkraftanlagen.
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