Was mach ich mit alten Elektro-Geräten?
von Michael. - Lesezeit: 7 Minuten
Darf kleiner Elektroschrott in den Hausmüll?
Bei kaputten oder fast kaputten Geräten steht man immer wieder vor der Frage: Was mach ich jetzt mit damit? In der Fantasie repariert man es, in der Praxis landet ein kleines Elektro-Teil in der Schrott-Schublade, ein größeres für immer im Keller. Und ab und zu wird dem Hausmüll doch ein Gerät untergejubelt, aber pst. Alle Entschuldigungen ans Gewissen, die Müllabfuhr und die Menschheit an sich sind überflüssig: Elektroschrott darf nicht in den Hausmüll.
Deshalb sind Elektro-Abfälle gefährlich.
Bei einer unsachgemäßen Entsorgung gelangen Schadstoffe wie Quecksilber, Blei und Kadmium in die Umwelt, und die Materialien können nicht recycelt werden. Die Produktion von neuen Geräten verschlingt immer mehr Ressourcen und verursacht Treibhausgasemissionen. Laut der Studie „Reparieren statt Wegwerfen“ der imug Beratungsgesellschaft verursachen die Deutschen rund 2,4 Millionen Tonnen an Treibhausgasemissionen durch die Anschaffung von Neugeräten. Bei falscher Entsorgung finden auch Ressourcen wie Gold, Silber und Kupfer nicht zurück in den Kreislauf. Laut UN-Bericht Global E-Waste Monitor soll allein der Elektro-Abfall, der 2019 weltweit anfiel, einen Wert von über 50 Milliarden Euro haben. Dieses Vermögen liegt verstreut auf den Müllhalden dieser Welt. Rund 3 Tonnen Gold soll nach einer Schätzung von Bitkom in den ganzen ungenutzten Handys, Laptops und Tablets stecken, die die Deutschen zu Haus horten.
Was ist Elektroschrott?
Elektroschrott ist praktisch alles, was ein Stromkabel, eine Batterie oder ein Akku hat. Also auch Steckerleisten, HDMI- und USB-Kabel oder alte Gameboys. Auf Gegenständen, die nicht in den Hausmüll gehören, findest du meistens einen Sticker mit einer durchgestrichenen Tonne drauf.
So stark nimmt das Elektro-Müll-Problem zu.
Das Müllproblem wird immer größer. Laut Global E-Waste Monitor 2024 der Vereinten Nationen (UN) hat sich die jährliche Menge an Elektroabfällen zwischen 2010 und 2022 von 34 auf 62 Millionen Tonnen fast verdoppelt. Im Jahr 2030 sollen schätzungsweise rund 82 Millionen Tonnen E-Schrott anfallen. Jedoch kommen die wenigsten Elektro-Altgeräte zurück in den Kreislauf. Bei nur 22,3 % von dem weltweiten E-Schrott, der 2022 anfiel, konnte nachgewiesen werden, dass er ordnungsgemäß gesammelt und recycelt wurde. In Deutschland lag die Sammelquote laut Umweltbundesamt bei 38,6 %.
Europa ist E-Schrottmeister.
E-Schrott pro Kopf | Recycling- und Sammelquote pro Kopf | Jährliche Sammel- und Recyclingquote | |
---|---|---|---|
Weltweit | 7,8 kg | 1,75 kg | 22,3 % |
Europa | 17,6 kg | 7,53 kg | 42,8 % |
Ozeanien | 16,1 kg | 6,66 kg | 41,4 % |
Nord-, Mittel-, Südamerika | 14,1 kg | 4,2 kg | 30 % |
Asien | 6,4 kg | 0,76 kg | 11,8 % |
Afrika | 2,5 kg | 0,018 kg | 0,7 % |
Quelle: Global E-Waste Monitor 2024. Bezugsjahr: 2022.
Das machst du mit alten Elektrogeräten.
Am häufigsten werden Kleingeräte weggeworfen. Kleines Spielzeug, E-Zigaretten oder Handys lassen sich im Hausmüll gut verstecken. Und selbst Mikrowellen werden unauffällig auf die Straße oder zum Container einfach dazugestellt. Nach einer Schätzung des Global E-Waste Monitors 2024 sind weltweit geschätzt 14 Millionen Tonnen Elektroschrott in den Hausmüll geworfen worden, nur 12 % des Mülls wurden recycelt. Auf Gegenständen, die nicht in den Hausmüll gehören, findest du meistens einen Sticker mit einer durchgestrichenen Tonne drauf. Aber was macht man nun damit?
1. Alte Elektrogeräte zum Händler zurückbringen.
Merk dir schon mal die Zahl 25. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Frage, welche Händler welche Geräte zurücknehmen. Auch die Ladenfläche und die Frage, ob eine Verkaufsstelle selbst kleine Elektrogeräte führt, ist ausschlaggebend bei der Frage, ob eine Verkaufsstelle Elektro-Altgeräte zurücknimmt.
Elektrogeräte mit Kantenlänge bis 25 Zentimeter.
Elektrogeräte mit einer Kantenlänge bis 25 Zentimeter kannst du zum Händler zurückbringen, wenn dieser eine Verkaufsfläche für Elektrogeräte von mindestens 400 Quadratmetern hat. Auch Supermärkte und Discounter nehmen kleine Elektrogeräte mit einer Kantenlänge bis 25 Zentimeter zurück, wenn diese selbst kleine Elektrogeräte führen und die Verkaufsfläche größer als 800 Quadratmeter ist. Um ein kleines Gerät mit einer Kantenlänge bis 25 Zentimeter abzugeben, musst du es nicht vor Ort gekauft haben, und du bist auch nicht verpflichtet, etwas Neues zu kaufen.
Elektrogeräte mit Kantenlänge über 25 Zentimeter.
Anders sieht das bei Geräten aus, deren Kantenlänge größer sind als 25 Zentimeter. Der Händler muss ein Altgerät dieser Größe nur dann annehmen, wenn du bei ihm ein vergleichbares Gerät kaufst. Zum Beispiel: Computer gegen Computer.
Elektrogeräte beim Online-Händler abgeben.
Auch Online-Händler müssen sich um die Rücknahme von alten Geräten kümmern. Das gilt für Händler, deren Lagerfläche für Elektrogeräte größer ist als 400 Quadratmeter. Der Online-Handel hat die Wahl: Er kann ein altes Gerät von dir annehmen – zum Beispiel wenn er dir ein neues liefert. Um seine Rücknahme-Pflicht zu erfüllen, reicht es für ihn jedoch, dir lediglich eine Altgerät-Sammelstelle in deiner Nähe zu nennen. Alternativ kannst du oftmals bei der Online-Bestellung eines Geräts über 25 Zentimeter angeben, ob du bei der Lieferung ein altes Gerät abgeben willst. Für diesen Service darf der Online-Händler eine Gebühr verlangen.
2. Alte Elektrogeräte richtig entsorgen.
Alte Geräte kannst du bei kommunalen Sammelstellen wie Wertstoffhöfen abgeben. In Deutschland gibt es rund 2.400 Adressen. Wenn du alte Handys oder Computer wegwirfst, achte immer darauf, dass wirklich keine Daten mehr von dir auf den Geräten zu finden sind. Entferne außerdem die Batterien aus den Geräten und entsorge sie separat. Größere Elektrogeräte kannst du auch im Rahmen einer kostenpflichtigen Sperrmüllabholung loswerden oder einen Abholservice bei Dienstleistern wie elektroschrott.de buchen.
3. Alte Elektrogeräte verkaufen und tauschen.
Funktioniert ein altes Elektrogerät noch, kannst du es auch verkaufen oder verschenken. Verkaufen kannst du deine Geräte zum Beispiel bei reBuy, Refurbed, Back Market und natürlich eBay und eBay Kleinanzeigen. Für Tauschen gibt es Plattformen wie Tauschticket oder Tauschgnom. Ansonsten bieten teilweise auch Hersteller Tauschprogramme, bei denen man ein altes funktionstüchtiges Gerät gegen einen Geschenkgutschein eintauscht.
4. Alte Elektrogeräte verschenken.
Wenn du ein Gerät verschenken willst, aber niemanden kennst, der gerade eins braucht, kannst du dich an Verschenknetzwerke wie Alles und umsonst oder Freecycle wenden. Am besten ist es natürlich, funktionierende Geräte dort abzugeben, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Bei We4Kids zum Beispiel können Kinder aus benachteiligten Familien dein altes Handy noch gut gebrauchen. Und bei Labdoo wird dein alter Laptop mit Lernprogrammen bespielt und kommt in einer Schule, einem Waisenhaus oder einem Geflüchtetenprojekt zum Einsatz, wo Kinder mit ihm lernen können. Auch Einrichtungen wie die Caritas oder die Diakonie suchen immer nach Kommunikationsgeräten für benachteiligte Menschen.
5. Elektrogeräte refurbishen.
Es sollte übrigens auch mehr in die andere Richtung gehen: Dass man selbst bevorzugt Gebrauchtes kauft. Vielleicht wird es sogar Trend: Zumindest hat laut einer Bitkom-Befragung aus dem Jahr 2022 die Hälfte der Deutschen Interesse, ein refurbished Gerät zu nutzen. Refurbished heißt: gebraucht, generalüberholt und günstiger als ein neues Gerät. Nach der repräsentativen Umfrage hat sich bereits jede:r achte Deutsche schon mal ein solches Gerät gekauft. Besonders groß ist der Umweltnutzen, wenn Unternehmen auf Secondhand-Geräte setzen. Hier ergab eine Bitkom-Studie von 2024, dass immerhin 15 % der Unternehmen generalüberholte IT nutzen.
7. Alte Elektrogeräte reparieren (lassen).
Für die Umwelt und das Klima ist es immer am besten, ein Gerät bis zum bitteren Ende zu nutzen. Denn die Produktion von neuen Geräten verschlingt Unmengen an Ressourcen und verursacht Treibhausgase ohne Ende. Laut einer Berechnung des Öko-Instituts könnten in Deutschland jedes Jahr rund vier Millionen Tonnen Treibhausgase gespart werden, wenn Haushalte ihre Laptops, Handys, Fernseher und Waschmaschinen länger nutzen würden. Das ist so viel, wie zwei Millionen Autos jährlich ausstoßen.
Ist das Gerät wirklich kaputt oder tun wir nur so?
Stattdessen werden Geräte häufig schon bei der kleinsten Macke nachgekauft. Da fliegt einmal das iPhone runter, und der innere Influencer heult und will am liebsten ein neues. Und dann kauft er sich ein neues. In unserem Kopf wissen wir, dass man vieles reparieren kann. Aber die wenigsten können es oder trauen es sich zu. Also, was tun?
1. Werkzeug zulegen.
Zunächst sollte jede:r vernünftiges Werkzeug zu Hause haben. Manchmal ist einfach irgendwo am Gerät eine Schraube locker. Und dass sie nicht nachgezogen wird, liegt häufig daran, dass jede:r nur einen Werbegeschenk-Schraubenzieher besitzt oder dieses Ikea-Werkzeug, wo sich der "passende" Aufsatz auch immer mitdreht.
2. Tutorials für kleinere Reparaturen.
Im zweiten Schritt kann man sich YouTube Reparatur-Tutorials ansehen, dann aber ehrlich einschätzen, ob man sich die Arbeit zutraut. Schrauben nachziehen kann jede:r und sollte es auch tun. Geht es an die Elektronik selbst, sollte man die Finger davon lassen, wenn nicht wenigstens ein paar Elektrotechnik-Grundkenntnisse da sind, allein schon weil die Garantie eines Geräts verfällt, sobald es auf eigene Faust geöffnet wird. Jemanden zu finden, der ein kaputtes Gerät repariert oder zeigt, wie’s geht, ist leider auch eine Kunst für sich. Fündig wirst du zum Beispiel bei kaputt.de. Dort gibt‘s Tutorials, und du erfährst, wo du die nächste Werkstatt in der Nähe findest.
3. Repair-Cafés besuchen.
Eine hervorragende Anlaufstelle sind Repair Cafés. Dort zeigen dir ehrenamtliche Helfer:innen, wie du Geräte reparierst oder übernehmen es gleich selbst. Du zahlst dabei lediglich für die Ersatzteile. Repair Cafés sind der Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft, vor allem aber sind sie ein schöner Treff. Ein paar Dinge solltest du über Repair Cafés wissen:
Ein Repair Café ist kein Kundenservice. Es gibt keine Garantie, dass Helfer:innen dein kaputtes Gerät wieder zum Laufen bringen. Wenn es nicht klappt, habt ihr's immerhin versucht, und das Gerät darf zum Wertstoffhof.
Du bist nicht der:die Einzige mit einem Reparaturwunsch. Melde dich in jedem Fall zu einem Termin an und stell dich darauf ein, dass dein Gerät beim ersten Besuch vielleicht gar nicht drankommt.
- Ein Repair Café in deiner Nähe findest du bei Netzwerken wie reparatur-initiativen.de oder repaircafe.org. Alternativ kannst du gezielt Repair Cafés in deiner Region googeln. Vielleicht gibt es ja gerade ein Pop-Up-Repair-Café, das noch nicht in einem Index geführt ist.
Machen Hersteller Geräte absichtlich kaputt?
Viele dürften schon die Erfahrung gemacht haben, dass ein Gerät nach Ablauf der Garantiezeit hinüber ist. Werden die Geräte gezielt so designt, um nach Ablauf der Garantie kaputtzugehen? Im Bundestag gab es dazu vor wenigen Jahren eine Untersuchung. Nachweisen konnte man den Herstellern nichts. Dass Geräte viel zu schnell unbrauchbar werden, dürfte aber jede:r aus eigener Erfahrung kennen, zum Beispiel wenn sich Handys schon nach wenigen Jahren nicht mehr updaten lassen.
Eine Analyse des Fraunhofer Instituts ergab, dass eine hohe Langlebigkeit von Smartphones mit einem Verkaufseinbruch von einem Viertel einherginge. Ein anderes Beispiel ist die Kompatibilität von Ladekabeln. Hier brachten die Hersteller ständig neue Stecker auf den Markt, sodass alte Kabel nutzlos wurden. Dieser Praxis hat die EU einen Riegel vorgeschoben: Ab Ende 2024 gibt es für Handys, Tablets, Digicams, Spielekonsolen und Kopfhörer nur noch ein Kabel, das USB-C-Kabel. Ab 2026 soll das USB-C-Kabel in Der EU auch als Standard für Laptops eingeführt werden.
Wie Reparaturen gefördert werden.
Dass vor allem ehrenamtliche Helfer:innen die Reparaturen ihrer Mitmenschen übernehmen, zeigt, wie klein der gesellschaftliche Stellenwert von Nachhaltigkeit immer noch ist. Dabei sollte es der Job von Industrie und Politik sein, eine Kultur der Langlebigkeit zu fördern. Verbraucher:innen brauchen ein besseres Reparatur-Angebot, Betriebe eine Chance auf Rentabilität, und Produkte müssen so designt werden, dass Ersatzteile leicht erhältlich und austauschbar sind.
Wann kommt das Recht auf Reparatur?
Verbraucher:innen, die auf Nachhaltigkeit achten, wird es nicht leicht gemacht. Oft ist die Reparatur teuer als ein Neukauf, viele Serviceangebote mau oder Ersatzteile kaum zu beschaffen oder nicht mehr verfügbar. Dabei gaben in einer Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2020 77 % der EU-Bürger:innen an, sie möchten Geräte lieber reparieren lassen statt immer neue Produkte kaufen. Die EU will deshalb das Recht auf Reparatur stärken und hat dazu 2024 eine Richtlinie zur Förderung des Rechts auf Reparatur verabschiedet. Die Richtlinie ist Teil des Green Deals, der vorsieht, den europäischen Kontinent bis 2050 klimaneutral zu machen. Das sieht die Richtlinie unter anderem vor:
- Verkäufer müssen vor Ablauf der gesetzlichen Garantiezeit eine Reparatur durchführen, wenn diese günstiger oder genauso teuer ist wie ein Austausch. Bei einer Reparatur verlängert sich die gesetzliche Gewährleistung um ein Jahr.
- Bei Waschmaschinen, Staubsauger und Smartphones können Verbraucher:innen noch eine Reparatur verlangen, wenn die Garantie schon abgelaufen ist.
- Wird ein Gerät repariert, sollen sich Kund:innen vom Verkäufer ein Ersatzgerät ausleihen dürfen. Lässt sich das Gerät nicht mehr reparieren, können Verbraucher:innen ein generalüberholtes Gerät haben.
- Die EU plant auch eine Online-Plattform, auf dem Verbraucher:innen in Europa Werkstätten in ihrer Umgebung finden.
- Hersteller müssen Verbraucher:innen darüber informieren, ob sie eine Reparatur verpflichtend anbieten müssen oder nicht. Die Hersteller sollen die Werkstätten außerdem mit Ersatzteilen und Reparaturanleitungen unterstützen.
- Damit Verbraucher:innen besser einschätzen können, ob sich eine Reparatur lohnt, soll es in der EU ein standardisiertes Formular geben, dass über die Möglichkeiten, die Dauer und die Kosten einer Reparatur informiert.
Welche Reparaturmöglichkeiten gibt es in Deutschland?
Regional und national werden Reparaturen teilweise schon gefördert. So wurde etwa in Thüringen im Mai 2024 der Reparaturbonus neu aufgelegt. Das Bundesland fördert Reparaturen von Elektrogeräten mit 50 %, und jeder Haushalt darf dafür pro Jahr 100 Euro in Anspruch nehmen. Für Ersatzteile, die in einem Repair-Café eingebaut werden, gibt es ebenfalls einen Zuschuss. Genauere Informationen findest du bei der Verbraucherzentrale Thüringen.
Der richtige Umgang mit Elektrogeräten: echter Ökostrom.
Als Verbraucher:innen müssen wir Elektroschrott neu denken. Dass es eben kein Schrott ist, sondern etwas Wertvolles, das man der Kreislaufwirtschaft zurückgeben muss. Und solange Geräte funktionieren, muss man sie so nutzen, dass sie möglichst keinen Umweltschaden hinterlassen. Wie das geht? Mit erneuerbarer Energie. Mit echtem Ökostrom verursachen die Geräte im Betrieb so gut wie keine CO2-Emissionen. Ein 4-Personen-Haushalt kann mit der Nutzung von echtem Ökostrom sogar schon über eine Tonne CO2 im Jahr sparen. Wie viel schaffst du?