Was kostet Ökostrom?
von Michael. - Lesezeit: 5 Minuten
Normalerweise will man etwas Neues, weil das Alte kaputt oder uncool ist. Strom ist was anderes. Er ist eh da, und man braucht ihn nicht noch mal. Dadurch ist der Druck, sich einen neuen Stromanbieter zu suchen, schon von Haus aus nicht besonders hoch. Zur Reduktion von Emissionen und als Zeichen des Rückhalts für die Energiewende ist der Wechsel zu Ökostrom aber geradezu wesentlich. Was wiederum viele davon abhält, sich mit einem Wechsel zu Ökostrom auseinanderzusetzen, ist das Vorurteil, Ökostrom sei teurer oder viel teurer. Aber ist das so?
Warum Ökostrom nicht teurer ist.
Grundversorgung meist am teuersten.
Wer noch einen Grundversorgertarif nutzt, kann mit einem Wechsel zu Ökostrom meistens sogar sparen. Die Grundversorgung ist der Standard-Tarif, den man bezieht, wenn man noch nie aktiv den Tarif oder Stromanbieter gewechselt hat. Der Grundversorger einer Region ist immer das Unternehmen, das die meisten Haushalte beliefert. In der Regel sind das die Stadtwerke. Laut Vergleichsportal Verivox zahlen Haushalte in der Grundversorgung deutlich mehr für ihren Strom. Laut Finanztip lag der durchschnittliche Strompreis in der Grundversorgung 2024 bei 44,9 Cent pro Kilowattstunde. Bei einem Jahresverbrauch von 3.000 Kilowattstunden sind das 1.347 Euro im Jahr. Bei einem Wechsel zu Wirklich Ökostrom würdest du 117 Euro sparen und hättest eines der besten Ökostrom-Produkte im Markt. Eines, das auch wirklich etwas bewirkt.
Vorsicht vor Wechsel-Boni: Tarife erscheinen günstiger, als sie sind.
Wenn du bei einem Vergleichsportal Preise vergleichst, solltest du auch immer die Bonuszahlungen rausfiltern. Oftmals verschleiern sie den wahren Jahrespreis, den du auf alle Fälle ab dem zweiten Jahr zahlen musst. Es kann sein, dass ein konventioneller Tarif günstiger erscheint als der Öko-Tarif. Erst indem du die Boni rausfilterst, bekommst du ein klares Bild. Vergleiche daher lieber die Kilowattstunden- und Grundpreise.
Das kostet eine Kilowattstunde (Öko-)Strom.
Laut Verivox lag der durchschnittliche Strompreis im Dezember 2024 bei 37,37 Cent pro Kilowattstunde, für Neukunden sogar nur bei 28 Cent (Stand: Dezember 2024). Für das Gesamtjahr hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft einen durchschnittlichen Kilowattstundenpreis von 40,92 Cent ermittelt. Die Preise unterscheiden nicht zwischen Ökostrom und konventionellem Strom. Betrachtet man nur den Ökostrom gibt es eine Zahl von 2023. Die Bundesnetzagentur gab in jenem Jahr den durchschnittlichen Kilowattstundenpreis für Ökostrom mit 41,41 Cent an.
Große Qualitätsunterschiede bei Ökostrom – und Qualität kostet.
Was Pauschalaussagen über die Preise von Ökostrom und konventionellem Strom erschwert, ist die Tatsache, dass Ökostrom längst kein Nischenprodukt mehr ist, und auch manche Anbieter sowieso hauptsächlich Ökostrom anbieten. Zumindest als Name. Denn bei Ökostrom gibt es große Qualitätsunterschiede. Damit Ökostrom auch seinen Zweck erfüllt – also Emissionen senkt und die Energiewende fördert – muss er:
- zu 100 % aus erneuerbaren Energien erzeugt werden.
- Den Ausbau der erneuerbaren Energien fördern – zum Beispiel mit einem festen Betrag pro Kilowattstunde. Bei Billig-Ökostromtarifen findet keine Investition in die Energiewende statt.
So erkennst du echten Ökostrom auf den ersten Blick.
Ob Ökostrom diese Kriterien erfüllt, erkennst du unter anderem an den Siegeln Grüner Strom-Label, ok power, TÜV Nord oder an Empfehlungen durch Robin Wood, Utopia und Öko-Test. Grüner Strom-Label und ok power sind auch die Siegel, die das Umweltbundesamt empfiehlt. Ist ein Ökostrom-Tarif mit einem anderen Siegel zertifiziert, solltest du erst seine Seriosität prüfen. Manchmal erfinden Anbieter einfach ihre eigenen Siegel, die auf Vergleichsportalen Ökoqualität vortäuschen, ohne sie wirklich zu liefern.
Viele Tarife im Markt sind weder aus erneuerbaren Energien noch fördern sie die Energiewende. Tarife, die diese Kriterien dagegen erfüllen, kosten meistens auch etwas mehr. Doch es ist wie mit allen Produkten: Hohe Qualität muss nicht zu teuer sein, aber es gibt sie halt auch nicht zum Discounter-Preis.
Jetzt deinen Strompreis berechnenMehrkosten ins richtige Verhältnis setzen.
Vor allem muss man die Preisunterschiede ins richtige Verhältnis setzen. Beispiel: Ein Ökostrom-Tarif, der die Qualitätskriterien erfüllt, ist gegenüber einem Tarif, der sie eben nicht erfüllt, vielleicht sechs Euro im Monat teurer. Das sind in etwa zwei Tassen Cappuccino, die man pro Monat mehr bestellt. Natürlich ist das mehr Geld. Aber man bekommt eben auch mehr dafür. Erstens echten Ökostrom aus 100 % erneuerbaren Energien. Zweitens die Gewissheit, dass der Ökostrom-Tarif auch wirklich die Energiewende fördert. Wahre Mehrkosten verursachen am Ende des Tages sowieso nur Stromtarife, hinter denen fossile Energieträger stecken. Im Preis sind die Folgekosten des Klimawandels und der Umweltzerstörung nicht eingepreist. Laut Umweltbundesamt haben die Treibhausgase und Luftschadstoffe, die durch die Strom- und Wärmeerzeugung und im Straßenverkehr emittiert wurden, im Jahr 2021 Kosten von mindestens 241 Milliarden Euro verursacht. Erneuerbare Energien tragen dabei am wenigsten zu den Kosten bei.
So förderst du bei Polarstern die Energiewende.
Bei Polarstern förderst du die Energiewende wie bei wenigen anderen Anbietern. Und zwar mit jedem Tarif. Egal ob für den Haushalt, das E-Auto oder die Wärmepumpe. Für jede Kilowattstunde Wirklich Ökostrom, die du nutzt, investieren wir 1 Cent in den Ausbau der erneuerbaren Energien. Zusätzlich investieren pro Jahr für jede Kundin und jeden Kunden 20 Euro in den Bau von Biogasanlagen für Familien in Kambodscha beziehungsweise für Solarparks in Madagaskar. Warum? Weil das Klima keine Grenzen kennt – deshalb muss auch der Klimaschutz grenzenlos sein.
Jetzt Preis berechnenKosten von Ökostrom mit Tarifrechner berechnen.
Die Preise für Ökostrom kannst du auch unabhängig von Vergleichsportalen vergleichen, indem du direkt die Tarifrechner auf den Websites der Stromanbieter nutzt. Der Preis für eine Kilowattstunde wird dabei immer als Arbeitspreis angegeben. Der Grundpreis ist dagegen ein fester Grundbetrag im Abschlag, der unabhängig von deinem Verbrauch ist, und mit dem der Stromanbieter zum Beispiel seine Verwaltungskosten deckt.
Berechne deinen Ökostrom-Tarif
Auch die Ökostrom-Erzeugung ist günstiger.
Der Mythos vom teuren Ökostrom ist sowieso nicht mehr tragbar, wenn man einen Blick auf die Erzeugung wirft. Denn die ist bei Ökostrom viel günstiger. Laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) (Stand: 2024) produzieren
- PV-Anlagen je nach Anlagentyp und Sonneneinstrahlung Ökostrom zu Kilowattstundenpreisen zwischen 4,1 und 14,4 Cent
- Onshore-Windkraftanlage zwischen 4,3 und 9,2 Cent
- Offshore-Anlagen zwischen 5,5 und 10,3 Cent.
- Steinkohlekraftwerke produzieren wesentlich teurer. Eine Kilowattstunde Strom kostet hier zwischen 17,3 und 29,3 Cent.
- Gasturbinenkraftwerke, die flexibel dazugeschaltet werden sollen, wenn Erneuerbare-Energie-Anlagen aufgrund von Flaute oder Schatten zu wenig Strom liefern, haben Stromgestehungskosten zwischen 15,4 und 32,6 Cent. Die hohen Preise ergeben sich zu einem großen Teil durch den CO2-Preis.
- Neue Kernkraftwerke würden laut Fraunhofer ISE Strom zu Kilowattstundenpreise zwischen 13,6 bis 49 Cent produzieren. Folge- und Endlagerkosten sind dabei nicht berücksichtigt.
Je mehr Erneuerbare, desto günstiger.
Je weiter der Energiewende-Ausbau voranschreitet, desto günstiger wird Ökostrom. Ab 2045 werden die Stromgestehungskosten von kleinen PV-Dachanlagen zwischen 4,9 und 10,4 Cent liegen, von Freiflächenanlagen zwischen 3,1 und 5 Cent.
Warum günstige Erzeugerpreise nicht immer bei Kund:innen ankommen.
Dass sich die günstigen Erzeugerpreise für Ökostrom nicht sofort auf die Verbraucherpreise auswirken, liegt an der Struktur des Energiemarktes. Der größte Treiber der Strompreise sind die Großhandelspreise, die zum Beispiel während der Energiepreiskrise vor wenigen Jahren vor allem durch die Verknappung von Gas in die Höhe schossen. Das Merit-Order-Prinzip sorgt dafür, dass auch die Ökostrompreise steigen, wenn Gas teurer wird. Denn am Spotmarkt, wie der Markt für die kurzfristige Energiebeschaffung genannt wird, orientiert sich der Handelspreis immer am Kraftwerk, das als letztes ans Netz geht. Stromhändler kaufen zunächst den günstigsten Strom, zum Beispiel aus Solar- und Windkraft. Wenn der Strom aber nicht reicht, um den Bedarf zu decken, werden auch andere Kraftwerke dazugeschaltet. Gaskraftwerke produzieren am teuersten und kommen daher als letztes zum Zug. Werden sie dazugeschaltet, treibt dies den Strompreis am Spotmarkt nach oben. Aber wie gesagt: Je mehr erneuerbare Energien im Netz sind, desto günstiger wird auch der Strompreis an der Börse.
Neue Möglichkeiten, echten Ökostrom günstiger zu beziehen.
Mittlerweile gibt es Möglichkeiten, die Börsenpreise auch an die Endkund:innen weiterzugeben. Möglich machen es Flex-Tarife. Bei einem Flex-Tarif orientiert sich dein Arbeitspreis an den Preisen der Strombörse. Wenn viel erneuerbare Energien im Netz sind, fallen die Strompreise. Aus dem monatlichen Durchschnitt wird dein monatlicher Arbeitspreis berechnet. Dieser fällt jeden Monat unterschiedlich hoch aus. Die andere Richtung ist auch möglich: Dass die Preise an der Börse steigen – und damit auch der monatliche Arbeitspreis und deine Ausgaben für Strom. So oder so sind Flex-Tarife eine Chance, weniger für wirklich nachhaltig erzeugte Energie auszugeben. Flex-Tarife gibt es auch bei Polarstern.
Zu Ökostrom FlexWarum schwanken Strompreise.
Dass Kilowattstundenpreise variieren, hat mit den Preisbestandteilen zu tun. Die wichtigsten Komponenten sind die Netzentgelte, die Mehrwert- und Stromsteuer und vor allem die Energiebeschaffung.
Beispiel Netzentgelte.
So kann der Kilowattstundenpreis zum Beispiel von deinem Wohnort abhängen. Je nach Region verlangen Netzbetreiber unterschiedliche hohe Netzentgelte – so nennt man die Stromnetzgebühren. Die Netzentgelte machten 2024 laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) rund 18 % des Strompreises aus. Während die Beschaffungspreise 2024 gefallen sind, stiegen die durchschnittlichen Netzentgelte zwischen 2022 und 2024 von 8,08 auf 11,53 Cent pro Kilowattstunde.
Beispiel Energiebeschaffung.
Die Energiebeschaffung macht den größten Teil am Strompreis aus. Energieversorger schließen in der Regel langfristige Lieferverträge mit Kraftwerken, doch irgendwann muss man einkaufen, vielleicht auch mal kurzfristig Strommengen beschaffen. Jede Neubeschaffung kostet in der Energiepreiskrise sehr viel. Und das macht sich auch bei den Kilowattstundenpreisen bemerkbar. Allein zwischen 2021 und 2024 stiegen die Beschaffungspreise laut BDEW von 7,93 Cent auf 17,57 Cent. Den Höchsstand erreichten die Beschaffungspreise 2023. In diesem Jahr lagen die durchschnittlichen Beschaffungspreis pro Kilowattstunde bei 23,83 Cent.
Ökostrom: die geringsten Umweltkosten.
Was Ökostrom kostet, ist am Ende auch eine gesellschaftliche Frage. Die Energiewende durch alle Sektoren kostet Geld, klar. Doch sind die Kosten gering, wenn man sie ins Verhältnis zu den Folgekosten der fossilen Energieträger setzt. 2024 verursachte eine Kilowattstunde Strom aus Steinkohle laut Umweltbundesamt Umweltkosten von 28,57 Cent, eine kWh aus Photovoltaik dagegen nur 2,06 Cent. Man sieht's immer wieder: Klimaschutz ist günstiger; nur Nichtstun kommt uns teuer zu stehen.