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Erneuerbare Energien: Warum sie gerade in Krisen besser sind.

Erneuerbare Energien sind für den Klimawandel das, was in der Corona-Krise noch fehlt: Impfstoffe. Die letzten Monate im Lockdown waren wie ein Stresstest für die Energieversorgung mit regenerativen Quellen. Wir zeigen, warum sie krisenfester sind als die fossilen Energieträger.

von Michael. - Lesezeit: 4 Minuten

Inhalt:

• Der Markt wächst trotz Krise.

• Ausfälle sind verkraftbar.

• Erneuerbare machen uns unabhängiger.

• Die Erneuerbaren sind günstiger als Fossile.

• Die Erneuerbaren helfen der Wirtschaft.

1. Der Markt wächst trotz Krise.

Auch die Energiewende hüstelt...

Natürlich geht die Corona-Krise auch nicht spurlos an der Energiewende vorbei. Die Erneuerbare-Energien-Branche kränkelt ebenso unter erschwerten Arbeitsbedingungen, gestörten Lieferketten und Finanzierungsproblemen. Laut Internationaler Energieagentur IEA verlangsamt sich zum ersten Mal seit 20 Jahren weltweit der Ausbau neuer Ökoenergie-Anlagen. In den ersten Monaten von 2020 lag er 13 % unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Die Investitionen in die Kohleindustrie gingen um 15 % zurück, in der Ölwirtschaft um 30 %. Im Erneuerbare-Energien-Markt ist die Delle mit einem Investitionsrückgang von 10 % zumindest nicht ganz so groß. Aber sie ist spürbar, obgleich wir eigentlich einen stärken Zubau bräuchten als bisher.

... aber Regenerative erholen sich besser.

Die erneuerbaren Energien haben jedoch ein besseres "Immunsystem". In den meisten Staaten haben sie Einspeisevorrang, das heißt: Bevor fossile Energie eingespeist wird, kommt die erzeugte Ökoenergie ins Netz. Eine sinkende Energienachfrage wie zu Corona-Zeiten kann die Branche dadurch besser verkraften. Sie wächst nicht wie erwartet, sie schrumpft aber auch nicht. Tatsächlich ist der weltweite Ausbau der erneuerbaren Energien trotz Krise immer noch im Plus. Im Gegensatz zu Öl, Erdgas und Kohle. Die IEA erwartet dieses Jahr einen Zuwachs beim Ausbau der erneuerbaren Energien um 5 %.

2. Ausfälle sind verkraftbar.

Wenn einzelne Kraftwerke aufgrund einer Krise wie Corona dicht machen müssten oder weniger erzeugten, ist man mit Ökoenergie wesentlich besser aufgestellt. Die Erneuerbaren-Energien-Anlagen sind dezentraler organisiert und dadurch flexibler aufgestellt. Kommt es zu Ausfällen, etwa weil das Personal bestimmte Anlagen nicht warten kann, kann ein Schwarm an PV-Anlagen, Windrädern und dezentralen Wasserkraftwerken den Schaden begrenzen. Die Versorgung mit konventioneller Energie ist dagegen zentral ausgerichtet. Fällt zum Beispiel ein Kohlekraftwerk aus, ist es schwieriger, den Verlust auszugleichen. Die Energiewende ist nicht nur eine Umstellung der Energieversorgung auf regenerative Quellen. Sondern ebenso ein Shift hin zu einer dezentralen Struktur.

So sieht die dezentrale Energiewende aus

3. Erneuerbare machen uns unabhängiger.

Erneuerbare Energien machen uns weniger abhängig von fossilen Bodenschätzen und damit von anderen Staaten, die Erdöl und Erdgas gewinnen. Mit neuen Technologien haben wir die Chance, erneuerbare Energien in Form von Ökostrom auch in der Wärme und im Verkehr einzusetzen. Durch Krisen gestörte Lieferketten fallen so weniger stark ins Gewicht, schließlich erzeugen wir auch in Deutschland selbst Ökostrom. Und dies, ohne CO2 zu verursachen. Auch Haushalte werden immer unabhängiger, weil sie selbst in die Solarstromerzeugung einsteigen. Mit eigenen PV-Anlagen stellen sie einen Teil der benötigten Energie für Wärmepumpen und Ladesäulen einfach selbst her. Hinzu kommt, dass die Sektorenkopplung – das heißt: die Verknüpfung der Bereiche Strom, Mobilität und Wärmeversorgung – eine Chance für wirtschaftliche Dynamik und Innovation ist.

4. Die Erneuerbaren werden immer günstiger.

Kohle als Konjunkturprogramm?

Weltweit packen die Staaten ihre "Konjunktur-Bazookas" aus. Viele Ideen sind wirklich wie Feuerwaffen: schnelle Lösung, langfristiger Schaden. Um die Konjunktur anzukurbeln, will etwa China neue Kohlekraftwerke bauen. Und das obwohl das Land doch während seines Lockdowns etwas Erstaunliches sehen konnte: den Himmel. Normalerweise ist die Luftverschmutzung aufgrund der Verbrennung von fossilen Energieträgern in Regionen wie Wuhan besonders hoch. Dass neue Kohlekraftwerke ökologisch keinen Sinn machen, ist also klar. Aber sind sie wirtschaftlich zu rechtfertigen?

Kohle ohne Kohle.

Laut Think Tank Carbon Tracker werden die geplanten Kraftwerke mit Verlust in den Markt einsteigen. Nicht nur die. Die Forscher haben in einer Analyse die Einnahmen und Ausgaben von Kohlekraftwerken weltweit verglichen. Ergebnis: 2020 werden 46 % der weltweit bestehenden (6.696) und geplanten Kohlekraftwerke (1.046) Verluste machen. Blickt man nur auf Europa, sind es 62 %, zoomt man noch weiter, nämlich nach Deutschland, sind es sogar 90 %. Nach der Berechnung des Think Tanks müsste allein bezogen auf Kohlestrom das Verschmutzungsrecht auf 9 Euro pro Tonne CO2 fallen, damit die Kohlekraft eine finanzielle Chance hätte, so Carbon Tracker.

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Die Stromgestehungskosten der Erneuerbaren sinken.

In der Zwischenzeit sinken die Stromgestehungskosten mit erneuerbaren Quellen weiter. Nach einer Studie der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) war Strom aus Erneuerbaren-Energien-Anlagen, die 2019 in Betrieb gingen, bereits günstiger als Strom aus den günstigsten neuen – teils sogar bestehenden – Kohlekraftwerken. Eine Kilowattstunde (kWh) Strom aus einem 2019 in Betrieb genommenen PV-Kraftwerk kostete demnach nur noch 6 Cent. Schon 13 % günstiger als Baujahr 2018. Windkraft wurde innerhalb des gleichen Jahres um 9 % günstiger. Eine kWh aus Ohnshore-Windkraft kostete 2019 nur 4,7 Cent, eine Offshore-Kilowattstunde 10,3 Cent.

Die Aussichten bleiben gut: Für 2021 rechnet die IRENA mit einem weltweiten PV-Strompreis von 3,5 Cent – ein Fünftel weniger als Strom aus den günstigsten Kohlekraftwerken. Würde man 2021 die teuerste 500-Gigawatt-Kohleleistung durch PV und Onshore-Windenergie ersetzen, würde man der Studie zufolge jährlich 20,5 Milliarden Euro und 1,8 Gigatonnen CO2 sparen.

5. Die Erneuerbaren helfen der Wirtschaft.

Institutionen wie die Internationale Energieagentur IEA appellieren an die Staaten ihre Konjunkturprogramme an grünen Technologien auszurichten. Eine Studie an der Oxford University legt nahe, warum: Weil Wirtschaftsmaßnahmen ohne klimapolitischen Schwerpunkt ganz einfach das Wirtschaftswachstum bremsen. Nach ihrer Berechnung schaffen Investitionen in die Erneuerbaren pro Dollar doppelt so viele Arbeitsplätze wie Investitionen in fossile Brennstoffe. Das Global Wind Energy Council rechnet damit, dass der Global Green New Deal bis zu 170 Millionen Jobs bringen könnte. Außerdem treten Innovationen in grüne Technologien nicht nur Innovationen los. Sie sind genauso eine Chance, die lokale Wirtschaft zu stärken. Etwa im Gebäudesektor.

Lokale Wirtschaft stärken.

Allein in Deutschland sind die Gebäude laut Umweltbundesamt für 30 % der CO2-Emissionen verantwortlich. Die Maßnahmen, um sie zu senken, umfassen Dämmungen, Heizungsaustausche und -optimierungen, den Einsatz von erneuerbaren Energien und mehr. Für diese Wertschöpfungskette werden vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen gebraucht. Und es gibt viel zu tun. Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) belaufen sich die jährlichen Investitionen zur energetischen Gebäudemodernisierung auf rund 70 Milliarden Euro, die ca. 544.000 Menschen Arbeit verschaffen könnten.

Selbst die fossile Energiebranche lenkt um.

Dass sich die Zeiten ändern sieht man auch an Unternehmen wie BP. Selbst der Öl- und Energieriese will nachhaltiger werden und „der Welt bei der Energiewende helfen und das Leben der Menschen verbessern“, wie CEO Bernard Looney sagte. Das Unternehmen hatte im ersten Quartal 2020 sechs Milliarden Dollar Schulden gemacht und will bis Ende des Jahres 10.000 Stellen streichen – 14 % der Crew.

Impfstoff gegen die Erderwärmung.

Fossile Energien halten die Welt vielleicht noch eine Weile am Laufen, aber sicherlich nicht am Leben. Sie heizen die Erde weiter auf. Und je heißer es wird, desto mehr Menschen werden ihre Existenzen verlieren. Schon 2017 gab es laut Vereinten Nationen rund 18 Millionen Klimaflüchtlinge. Dabei ist die globale Temperatur seit 1900 gerade mal um 1 °C gestiegen. Der beste Impfstoff gegen das Fieber: klimaneutrale Energie. There is no glory in Prevention ist der Trademark-Satz eines berühmten Virologen. Er lässt sich auch auf die Klimakrise anwenden. Frühzeitiges Handeln kann das Schlimmste verhindern. Und du kannst uns dabei helfen. Mit einem Klick auf den nächsten Link erfährst du, was du mit wirklich besserer Energie von Polarstern konkret bewirkst.

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Portrait von Michael.

Michael. | Team Wirklich

E‑Mail:  michael@polarstern-energie.de

Michael ist ein alter Hase im Marketing-Team und schon seit 2012 dabei. Als Online-Redakteur stammen viele Texte auf unserer Seite und im Polarstern Magazin aus seiner unverwechselbaren Feder.