Wie dein Wechsel zu Ökostrom (auch) den Wald schützt.
von Michael. - Lesezeit: 6 Minuten
Warum Klimaschutz Waldschutz ist – und umgekehrt.
Im Wald kann man durchatmen, Ruhe finden und trotzdem umgeben von Leben sein. Überall zwischert’s, summt’s und uhut’s. Wir brauchen den Wald einfach. Auch im Klimakontext haben die Wälder eine stärkende und gleichzeitig beruhigende Wirkung. Nach Angaben der Rainforest Foundation absorbieren allein die Regenwälder etwa 30 % der weltweiten CO2-Emissionen. Das Amazonasgebiet mit all seiner Flora-Vielfalt nimmt das Hundertfache der jährlichen CO2-Emissionen Deutschlands auf. Die Wälder sind damit ein wichtiger Puffer zwischen uns und der zunehmenden Erderwärmung.
Waldsterben weltweit.
Doch ist das grüne Bollwerk in Gefahr. Allein 2022 sollen laut Forest Declaration Assessment weltweit rund 6,6 Millionen Hektar Wald vernichtet worden sein. Der tropische Urwald verlor rund 4,1 Millionen Hektar – das entspricht in etwa der Fläche der Schweiz. In Brasilien ist heute schon die Hälfte des ursprünglichen Regenwalds verschwunden. Was rafft die Wälder dahin? Da ist zum Beispiel die zunehmende Trockenheit, durch welche die Waldbrände immer zerstörerischer werden. 2023 waren die Brände in Kanada so heftig, dass der Rauch bis nach Europa zog. Die Trockenheit begünstigt nicht nur Brände, sie könnte aus Regionen wie den Amazonas Savannen machen. Ende 2023 fehlte es im Amazonasgebiet rund 600.000 Menschen an Trinkwasser, es gab ein Massensterben von Fischen und Delfinen.
Die Gründe für die Waldzerstörung.
Nicht nur Brände und Trockenheit bedrohen die Wälder. Sie fallen genauso wirtschaftlichen Interessen zum Opfer – zum Beispiel dem Agraranbau, der Rinderzucht oder Spekulation. Als Europäer:innen sind wir zu einem großen Teil mitverantwortlich. Laut eines WWF-Berichts ist die EU für 16 % der weltweiten Tropenholzabholzung verantwortlich. Der Schaden geht auf vor allem auf Importe von Soja, Palmöl, Rindfleisch, Holzprodukten, Kakao und Kaffee zurück. Im internationalen Ranking der größten Waldvernichter belegt die EU damit den zweiten Platz. Laut einer Berechnung, die im Fachblatt Nature Ecology & Evolution veröffentlicht wurde, wird für den Konsum jede:r Bürger:in aus den G7-Staaten pro Jahr 58 Quadratmetern Wald vernichtet.
So hoch sind die Verluste in Europa und Deutschland.
Abholzungen in Brasilien oder Brände in Kanada scheinen für uns weit weg zu sein. Doch ist es dem Klima egal, wo CO2 emittiert oder Wald zerstört wird. Ein Wald in Russland ist für uns so wichtig wie der Wald vor der Tür. Und Waldverlust gibt es bei uns natürlich auch. Laut Waldzustandsbericht der Bundesregierung ist nur einer von fünf Bäumen gesund – mit intakter Baumkrone und gesunden Blättern oder Nadeln. Die zunehmende Trockenheit mach die Bäume anfälliger für Schädlinge, Pilzerkrankungen und Brände. Im Ergebnis waren 2021 in Deutschland rund 277.000 Hektar Wald zerstört. Das entspricht in etwa der Größe des Saarlands.
Emittieren statt Speichern.
Wo Bäume schwinden, werden Wälder selbst zu CO2-Emittenten. Laut Bundesumweltministerium sind sogar rund 20 % der weltweiten Treibhausgasemissionen eine Folge der Vernichtung von Wald. 2020 sollen durch die Zerstörung der Wälder laut Global Forest Watch Forest Watch weltweit 2,64 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen worden sein – so viel wie etwa 570 Millionen Autos emittieren. Laut einer Untersuchung von Gatti und Kolleg:innen, die 2021 in Nature veröffentlicht wurde, gibt es heute schon Wälder, die mehr CO2 abgeben als aufnehmen.
Wie dein Ökostrom den Wald schützt.
Gegen Brände und Rodungen sind wir als Privatmenschen nicht völlig machtlos. Es gibt einige Möglichkeiten, die Wälder zu schützen. Die wenigsten dürften dabei an Ökoenergie denken. Doch auch Ökostrom und Ökogas haben einen Einfluss auf den Schutz der Wälder. Wirklich.
1. Dein Ökostrom bremst die Erderwärmung aus.
Erneuerbare Energien stoppen den Klimawandel zwar nicht, aber sie verlangsamen ihn. Privat ist Ökoenergie die einfachste Maßnahme, um schnell viel CO2 loszuwerden. Und deshalb gehört die Ökoenergie zum Thema Waldschutz einfach dazu. Mit der Kombination aus Ökostrom und Ökogas können Haushalte ihren CO2-Fußabdruck sogar um bis zu einem Viertel senken.
2. Dein Ökostrom verhindert Luftschadstoffe.
Mit dem Wechsel verhinderst du nicht nur CO2, sondern auch andere Luftschadstoffe, die bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen freigesetzt werden, zum Beispiel Stickoxide, Feinstaub oder toxische Metalle. Die Schadstoffe schwächen die Bäume und machen sie anfälliger gegenüber klimatischen Veränderungen.
3. Dein Ökostrom schützt Wälder weltweit. Ganz konkret.
Weil der Zusammenhang zwischen Klimawandel und dem Schwinden der Bäume so abstrakt ist, verfolgen wir bei Polarstern auch einen direkten Lösungsansatz. Bei Polarstern ermöglicht jeder Wechsel Familien in Kambodscha eine saubere Energieversorgung. In Madagaskar bauen wir zusätzlich mit unserem Partner Africa Greentec eine Solarstromversorgung für Dörfer auf.
Gas statt Holz.
Dass sich die Nutzung von erneuerbarer Energie direkt auf den Erhalt der Wälder auswirkt, zeigt das Biogasanlagenprogramm, das wir in Kambodscha unterstützen. Sobald sich eine Familie mit Unterstützung unserer Kund:innen eine Biogasanlage baut, kann sie einen Gasherd nutzen, statt auf einer Holzkochstelle zu kochen.
Kochen mit Holz hat nichts Romantisches.
Das Kochen mit Holz ist in Kambodscha weit verbreitet und eine große Belastung. Die Abholzung geschieht oft aus Not. Die Menschen brauchen Feuerholz, weil es oftmals keine flächendeckende Energieversorgung gibt. Die Familien müssen das Feuerholz teuer einkaufen oder selbst hacken und sammeln. Eine Schwerstarbeit, die oft von den Kindern erledigt wird. Die Biogasanlagen verhindern das Verfeuern von kostbarem Holz. Für den Betrieb der Biogasanlagen wird einfach der Dung der Tiere genutzt. Täglich ist genügend neues Biogas da, um damit zu kochen oder um Gaslampen zu betreiben. Das schützt den Wald vor Abholzung und die Menschen vor Lungenkrankheiten. Der Rauch, der beim Kochen mit Holz entsteht, ist laut WHO eines der größten Gesundheitsrisiken in den Entwicklungsländern. Mit erneuerbarer Energie bleibt die Luft sauber, und Kinder können zur Schule gehen, statt Brennholz sammeln zu müssen. Auch in Madagaskar schützt die Solarstromversorgung die Wälder vor der Abholzung. Madagaskar ist jetzt schon extrem vom Klimawandel betroffen und ist dringend auf Wälder angewiesen.
Mehr über die Energiewende weltweit erfahrenBiotope schaffen, statt sie zu zerstören.
Eine Energieproduktion ohne Umweltauswirkungen gibt es nicht, das ist klar. Aber jeder gute unabhängige Ökoenergieversorger fragt nach den ökologischen Konsequenzen zuerst und arbeitet daran, sie zu minimieren. So auch die Ökokraftwerke, mit denen wir von Polarstern zusammenarbeiten – das Innkraftwerk Feldkirchen und das Innkraftwerk in Wasserburg (zudem haben wir auch immer mehr Solarenergie im Strommix). Hier wurden neue Biotope geschaffen, statt alte Bäume zu fällen.
Mehr über unsere KraftwerkeWie du im Alltag den Wald schützt – 5 Tipps.
Neben dem Wechsel zu Ökostrom gibt es noch mehr Möglichkeiten, den Wald zu schützen. Alle haben etwas mit unserem Konsum zu tun.
1. Achte auf deine Ernährung.
- Reduziere deinen Fleischkonsum auf ein Minimum. Du schützt so die Tiere – und den Regenwald. Weltweit werden die Tiere der Massentierhaltung mit Soja gemästet, das in ländergroßen Flächen angebaut wird. Tropenflächen werden in landwirtschaftliche Nutzflächen reduziert. So fällt der Regenwald mit seinen zig Arten einer Monokultur zum Opfer. Mehr über die Auswirkungen des Fleischkonsums erfährst du in diesem Artikel.
- Iss vorzugsweise regionale Lebensmittel und achte bei Produkten aus den Tropen wie Kaffee, Kakao und Früchten darauf, dass sie biologisch angebaut und fair gehandelt wurden.
- Nutz Mehrwegboxen, um Papiermüll wie Servietten und Kartonagen für Lebensmittel zu vermeiden. Allein der Pizzakartonverbrauch der Deutschen ist laut NABU pro Jahr 50.000 Tonnen schwer.
2. Achte auf deinen Papierverbrauch.
Laut Bundesregierung verbrauchen die Deutschen pro Kopf und Jahr 241,7 Kilo an Papier, Pappe und Kartons. Deshalb:
- Überleg vorm Drucken, ob du den Text wirklich ausgedruckt brauchst. Vielleicht reicht's auch digital.
- Druck beidseitig und einfarbig.
- Nutz die Rückseite von bereits bedrucktem Papier – zum Drucken oder als Schmierpapier.
- Kauf nur Recycling-Papier. Du erkennst es an Siegeln wie dem Blauen Engel. Besonders unterstützenswert sind die Siegel PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) und FSC (Forest Stewardship Council). Beide Siegel kennzeichnen Papier- und Holzprodukte aus sozial-ökologischer Holzwirtschaft, wobei FSC das strengere der beiden Siegel ist.
3. Verzichte auf Palmölprodukte.
Verzichte auf Produkte, in denen Palmöl enthalten ist. Das ist zwar leichter gesagt als getan, weil das Pflanzenöl in so ziemlich allem verarbeitet ist, was uns im Alltag umgibt – Kosmetik, Putzmittel, Lebensmittel und Energieprodukte. Aber es gibt auch Produkte ohne. Und man sollte sie kaufen. Laut Rettet den Regenwald e.V. ist weltweit schon eine Fläche von Neuseeland für den Palmölanbau abgeholzt und abgebrannt worden. Dabei werden Menschen vertrieben, Tiere getötet und riesige CO2-Massen freigesetzt.
4. Nutze Geräte lange und fahre viel Fahrrad.
Nutz Geräte wie Handys und Computer so lange, bis sie wirklich nicht mehr zu reparieren sind. So sorgst du dafür, dass Edelmetalle und seltene Erden in den Regenwaldgebieten im Boden bleiben. Das Gleiche gilt für Erdöl. Wenn du deinen Plastikkonsum einschränkst, schützt du so auch den Regenwald. Denn die Basis ist Erdöl. Das Gleiche gilt für Benzin. Wald schützen beginnt daher auch beim Radfahren. Wirklich.
5. Unterstütze Umweltschutzorganisationen.
Unterstütze Umweltorganisationen und Verbände, die sich mit Rettungsaktionen und Aufklärungsarbeit für den Wald einsetzen. Es gibt viele gute Anlaufstellen. Zum Beispiel Greenpeace, den Nabu oder Robin Wood. Wir brauchen ebenso Solidarität mit Menschen, die sich vor Ort für den Schutz der Wälder einsetzen. Viele bezahlen ihren Einsatz mit dem Leben, weil sie wirtschaftlichen Interessen im Weg stehen. Laut der Nichtregierungsorganisation Global Witness wurden allein 2022 mindestens 177 Umweltschützer:innen ermordet. 90 % davon ereigneten sich in Lateinamerika und davon 20 % in den Amazonasgebieten.
Auf was es bei der Aufforstung ankommt.
Kann man nicht einfach wieder was anpflanzen? Unbedingt, Aufforstungsprojekte sind ein wesentlicher Baustein des Klimaschutzes. Gleichzeitig muss man berücksichtigen, dass es Jahre dauert, bis neue Bäume ihrer Aufgabe umfassend gerecht werden, Kohlendioxid aus der Atmosphäre als Kohlenstoff im Holz zu speichern. Die Bäume müssen erst reifen, Wurzeln schlagen, ein Blätterwerk bilden – und gleichzeitig Gefahren wie Extremwettereignissen und Schädlingen standhalten.
Umpflanzung statt Neupflanzung.
Daher kommt neben der Neupflanzung auch der Umpflanzung eine zunehmende Bedeutung zu. Das heißt starke Bäume, die bereits ihren Klimanutzen leisten, umzusiedeln, um so robuste Mischwälder zu schaffen, die resistenter gegen Extremwettereignisse sind. Man sollte das immer im Hinterkopf behalten, wenn man klimaneutrale Produkte kauft, deren CO2-Fußabdruck über Aufforstungsprojekte kompensiert werden sollen – oder wenn man selbst CO2 kompensieren möchte. Im Video erklären Caro von Polarstern und Gesa von PINA EARTH, auf was es bei Waldprojekten und CO2-Zertifikaten ankommt.
Kompensieren mit Pina Earth.
Als Öko-Energieversorger verhindern wir mit unseren Kund:innen richtig viel CO2. Ebenso achten wir bei unserer Beschaffung darauf, unseren CO2-Fußabdruck zu minimieren. Unseren CO2-Restbetrag kompensieren wir mit PINA EARTH. Konkret unterstützen wir das Waldumbau-Projekts „Schlegel“, bei dem eine Fichten-Monokultur in einen klima-resilienten Mischwald überführt wird. Bei dem Projekt in Thüringen werden 470 Hektar Fichtenwald in einen artenreichen Dauerwald umgebaut. Der Wald wird so fit gemacht für klimatische Veränderungen und entzieht der Atmosphäre ordentlich CO2: mehr als 27.000 Tonnen in den nächsten 30 Jahren.
Unternimm was.
Das Beste im Kampf gegen die Klimakrise ist, CO2 direkt zu senken. Echte Ökoenergie ist dabei die schnellste Maßnahme. Unser Wirklich Ökostrom wird sogar von einer Organisation empfohlen, die sich dem Waldschutz verschrieben hat: Robin Wood. Zu den Aufgaben der Organisation zählt nämlich auch, Ökostromanbieter und ihre Ökostromtarife auf ihren ökologischen Schaden und Nutzen zu prüfen. Robin Wood empfiehlt Wirklich Ökostrom, weil wir mit nachhaltigen Ökokraftwerken zusammenarbeiten, die Energiewende weltweit fördern und unabhängig von der Kohle- und Atomindustrie sind.