Was planen die Parteien für den Klimaschutz?
von Michael. - Lesezeit: 6 Minuten
Wer jetzt immer noch den Klimawandel ignoriert, hat wahrscheinlich vergessen, die VR-Brille abzunehmen: 2024 lag die Durchschnittstemperatur auf der Erde erstmals über 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Damit ist ein wichtiges Ziel des Pariser Klimaabkommens, nämlich die Erderwärmung auf jenen Wert zu begrenzen, praktisch gescheitert. Man merkt's irgendwie. Oft hatte man dieses Jahr das Gefühl, die Welt stünde abwechselnd unter Feuer, dann wieder unter Wasser.
Und trotzdem spielt das Thema Klimaschutz beim Bundestagswahlkampf kaum eine Rolle. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Vordergründig geht's den Parteien vor allem um die Frage, wie sie Energiepreise senken können. Nur hängt dies eben stark von einer erfolgreichen Energiewende ab. Welche Pläne haben die Parteien, um die Wende zu beschleunigen? Wir haben in die Programme geschaut.
Bündnis90/Die Grünen.
Kurz gesagt:
- Klimaneutralität bis 2045.
- Kohleausstieg bis 2030.
- Stromwende bis 2035.
- Kaufprämien für Solaranlagen und E-Autos – stärkere Unterstützung bei geringem Einkommen.
- Klimageld.
Die Grünen gehen im Wahlkamp für ihre Verhältnisse gar nicht stark mit dem Wort Klimaschutz hausieren. Das müssen sie auch gar nicht. Denn aktuell beschäftigt die Parteien vor allem, wie sie die Wirtschaft wieder aus dem Motivationsloch bekommen. Die Energiewende ist zum Glück auch ein Wirtschaftsprogramm, mit dem sich praktischerweise auch das Klima schützen lässt. Die Grünen halten erwartungsgemäß am gesteckten Klimaziel fest, Deutschland bis 2045 zu einem klimaneutralen Staat zu machen und die Industrie entsprechend ökologisch umzubauen.
Nach Plänen der Grünen soll die Energiewende in der Stromversorgung bis 2035 abgeschlossen sein. Den Kohleausstieg will die Partei schon bis 2030 schaffen – fünf Jahre früher als geplant. Dazu wollen die Grünen den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv vorantreiben.
Für E-Autos und Solaranlagen soll es Kaufprämien geben, und Solaranlagen auf Dächern sollen zum Standard werden. Menschen mit geringem Einkommen sollen beim Kauf eines E-Autos oder einer neuen effizienten Heizung noch stärker finanziell unterstützt werden. Über ein Klimageld sollen die Haushalte außerdem für die CO2-Ausgaben entschädigt werden. Weitere Pfeiler der Verkehrswende sind eine Fortführung des Deutschlandtickets für 49 Euro, Investitionen in die Bahninfrastruktur, ein Tempolimit von 130 km/h und eine Umsetzung des von der EU angestrebten Verbrenner-Aus ab 2035.
SPD.
Kurz gesagt:
- Klimaneutralität bis 2045.
- Senkung der Strompreise durch Reduzierung der Stromsteuer und Netzentgelte.
- Zuschuss in Form eines Steuerabzugsbetrags bei Kauf eines in Deutschland produzierten E-Autos.
- Günstige Leasingmöglichkeiten für E-Autos bei geringem Einkommen.
- Unterstützung fürs Klimageld.
Auch die SPD bekennt sich zur Klimaneutralität Deutschlands bis 2045 und einem entsprechenden Umbau der Industrie. Wie die Grünen wollen die Sozialdemokraten das Heizungsgesetz (GEG), die kommunale Wärmeplanung und Förderungen von Energiewendetechnik weiterführen.
Ein zentraler Punkt im Wahlprogramm ist die Senkung der Strompreise, die vor allem durch eine Reduzierung der Stromsteuer und einer Stabilisierung der Netzentgelte herbeigeführt werden soll. Das Netzentgelt soll "schnellstmöglich" auf 3 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt werden. Die Belastung für die Haushalte und Unternehmen soll so im Durchschnitt halbiert werden. Gerade stromintensive Unternehmen sollen von reduzieren Netzentgelten profitieren. Wie bei den Grünen ist die Atomkraft auch für die SPD Geschichte.
Im Verkehrssektor fördert die SPD die Elektromobilität und will den Ausbau von Ladesäulen vorantreiben. Durch die Senkung des Strompreises soll das öffentliche Laden von E-Autos billger werden als Tanken. Für den Kauf eines in Deutschland produzierten E-Autos soll es einen befristeten Steuerabzugsbetrag geben. Den Zuschuss gibt es direkt aufs Konto, sobald der Kauf des E-Autos bei der Steuer angegeben wird. Menschen mit geringen Einkommen sollen günstige Leasing-Möglichkeiten bei einem E-Auto bekommen. Anders als bei der CDU/CSU sind E-Fuels für die Sozialdemokraten kein Thema. Im Programm steht: "Wer suggeriert, dass Verbrenner mit E-Fuels die Lösung seien, macht Autos nur noch für Spitzenverdienende erschwinglich."
CDU/CSU.
Kurz gesagt:
- Kohleausstieg bis 3038 nur, wenn Gas- und KWK-Kraftwerke fertig sind.
- CO2-Abgabe zentrales Instrument zur Emissionsminderung.
- Klimabonus als Kompensation.
- Offen für Atomkraft-Renaissance.
- Rücknahme des "Heizungsgesetzes".
- Kein Verbrenner-Verbot, Unterstützung von E-Fuels.
Auch die Unionsparteien bekennen sich zu den Pariser Klimazielen und streben die Klimaneutralität Deutschlands bis 2045 an. Der Ausbau der erneuerbaren Energien, von Stromspeichern und Stromnetzen soll entsprechend weitergeführt werden. Den Kohleausstieg wollen die Schwesterparteien prinzipiell auch, allerdings sollen Kohlekraftwerke erst vom Netz, wenn neue Gaskraftwerke und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) garantiert die Stromlücke schließen können. Den Strompreis will die Union über die Stromsteuer und die Netzentgelte senken – und zwar mit den Einnahmen aus der CO2-Abgabe. Die CO2-Abgabe soll das zentrale Instrument zur Reduzierung der Treibhausgase werden. Über einen Klimabonus sollen Verbraucher:innen und Unternehmen bei der CO2-Abgabe wieder entlastet werden.
Atomkraft? Ja, nein, vielleicht.
Anders als SPD und Grüne lehnen die CDU/CSU eine Fortführung der Atomkraft nicht prinzipiell ab. Sie benennen im Wahlprogramm explizit die Forschung zu modernen Anlagen wie Fusionskraftwerken und Small Modular Reactors (SMR). Ebenso soll geprüft werden, ob sich eine Wiederinbetriebnahme alter Atomkraftwerke und der Bau neuer Meiler in Deutschland rechnet. Zur weiteren Förderung zählen Techniken zur CO2-Speicherung und der Ausbau von Wasserstoffkapazitäten. Ein weiterer Unterschied zu Rot-Grün: Die Änderungen des Gebäudeenergiegesetzes sollen rückgängig gemacht werden. Im Wahlprogramm will die Union Schluss machen mit dem "bürokratischen Reinregieren in den Heizungskeller" und lieber technologieoffene, emissionsarme Wärmelösungen fördern.
Offen für Technologieoffenheit.
Vom europäischen Verbrenner-Aus hält die Union nichts. Sie betont technologieoffen an die Sache heranzugehen. Dazu gehören auch E-Fuels für Benzin- oder Dieselfahrzeuge. E-Fuels in großen den Mengen herzustellen, die der Individualverkehr benötigen würde, erfordert große Stromkapazitäten angesichts der stromintensiven Erzeugung von E-Fuels.
FDP.
Kurz gesagt:
- Klimaziel auf 2050 verschieben.
- Markt soll das Tempo der Energiewende bestimmen, nicht Regierungsfahrpläne.
- E-Fuels statt Verbrennerverbot.
- Langfristig Abschaffung der Strom- und Kfz-Steuer bezahlt aus CO2-Abgabe.
- Offen für Atomkraft sowie Fracking in Deutschland.
Nach aktuellem Stand will zumindest FDP-Chef Linder die Klimaneutralität Deutschlands auf 2050 verschieben. Der Markt soll das Tempo der Energiewende bestimmen, nicht Regierungsfahrpläne. Ähnlich wie die Union bringt die FDP häufig das Wort Technologieoffenheit ins Spiel. Entsprechend ist die FDP gegen ein Verbrennerverbot, Benzin- und Dieselautos sollen weiterhin mit E-Fuels auch nach 2035 fahren dürfen.
Um die Strompreise zu senken, will die FDP zunächst die Stromsteuer auf das Mindestmaß in der EU senken und langfristig ganz abschaffen. Auch die Kfz-Steuer soll abgeschafft, und die Energiesteuer auf Heiz- und Kraftstoffe gesenkt werden. Der CO2-Preis soll die Senkung kompensieren und so Anreize für erneuerbare Energien und klimafreundliche Technologien schaffen. Einen Sonderweg geht die FDP beim Thema Erdgas. Die FDP will die Förderung von Erdgas im eigenen Land ausbauen und ein Fracking-Verbot kippen. Auf einer Linie mit der CDU/CSU ist die FDP beim Thema Atomkraft. Kernkraftwerke neuerer Generationen sollen (auch ohne Subventionen) gefördert, und vorhandene Anlagen wieder in Betrieb genommen werden.
BSW.
Kurz gesagt:
- Verhandlungen mit Russland für Gasimporte.
- Rücknahme von Heizungsgesetz und Verbrennerverbot.
- Energiewende durch Marktanreize statt Regulierung.
Das BSW unterstützt die Energiewende, setzt aber auf Marktanreize statt Regulierung. Heizungsgesetz und Verbrennerverbot will die Partei entsprechend zurücknehmen. Die Partei will PV-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden und Flächen fördern. Alte Windkraftanlagen sollen modernisiert werden. Außerdem sollen regionale Energiequellen stärker genutzt werden – zum Beispiel die Geothermie, die effiziente Nutzung von Abwärme sowie Fernwärme und Kraft-Wärme-Kopplung. Ansonsten lehnt das BSW einen schnellen Kohleausstieg ab und will auch mit Russland über Erdgasimporte verhandeln. Zudem soll die Stromnetzinfrastruktur verstaatlicht werden.
Die Linke.
Kurz gesagt:
- Klimaziele mit sozialem Ausgleich.
- Dezentralisierung der Energieversorgung.
- Energieversorgung in öffentliche Hand.
- Abschaffung der CO2-Abgabe.
- Reiche und Konzerne sollen die Hauptlast der Energiewende tragen.
- Klimageld von jährlich 320 Euro für alle.
Die Linke unterstützt die Klimaziele, setzt bei der Energiewende aber vor allem auf sozialen Ausgleich. Die Energiewende soll möglichst dezentral umgesetzt werden, und die Energieversorgung möglichst in Bürgerhand kommen – weg von den Konzernen hin zu den Kommunen und Genossenschaften. Die CO2-Abgabe lehnt die Linkspartei als unsozial ab. Reiche und Konzerne sollen für die Kosten der Energiewende und des Klimaschutzes aufkommen. Die Transformation der Industrie zur Klimaneutralität soll mit einem Investitionsfonds finanziert werden. Um die Haushalte für die CO2-Abgabe zu kompensieren, sollen alle Menschen in Deutschland ein Klimageld von vorerst 320 Euro pro Jahr erhalten. Bei der Verkehrswende setzt die Linke vor allem auf die Schiene und will dazu das Neun-Euro-Ticket zurückbringen. Der Individualverkehr soll insgesamt weniger gefördert werden. Die Linke unterstützt aber E-Mobilität, lehnt E-Fuels- und Wasserstofflösungen für den Individualverkehr ab.
AfD. Kurz gesagt:
- Hohe Emissionen.
- Windräder abreißen.
- Alles auf Kohle- und Atomkraft.
Nach der AfD gibt es keinen menschengemachten Klimawandel und auch keinen Anstieg von Extremwetterereignissen. Entsprechend wird die Energiewende nicht unterstützt, sondern soll eingefroren und rückabgewickelt werden. Die Partei will Windräder abreißen, ungeachtet dass diese den meisten Strom im Strommix liefern. Die A** will zurück zu Kohle- und Atomstrom. Klimapolitischen Subventionen, Förderprogramme sollen gestrichen und die CO2-Abgabe abgeschafft werden.
Setz dein Kreuz auch beim Ökostromanbieter richtig.
Findest du dich bei einer Partei wieder? Wem traust du die Energiewende und Klimaschutz am meisten zu? Wir wissen alle, dass es am Ende für Parteien nicht immer einfach ist, ambitionierte Klimaziele durchzusetzen. Auch deshalb ist deine Energiewahl so wichtig wie deine Wählerstimme. Mindestens.
Deine Energiewahl schafft Fakten.
Deine Entscheidung für echte Ökoenergie ist ein Signal an die Politik, dass du die Energiewende unterstützt. Die Politik argumentiert ja gerade immer wieder, dass ein ambitionierter Klimaschutz mit der Bevölkerung nicht zu machen ist. Wie viel zu oft wird die Gesellschaft als Ausrede genutzt, um den Klimaschutz zu verwässern. Mit deiner Energiewahl kannst du widersprechen. Wo es eine Nachfrage gibt, muss auch ein Angebot geschaffen werden. Das beschleunigt das Ausbau-Tempo.
Unterstütze den Energiewende-Ausbau mit deinem Stromtarif.
Bei Polarstern unterstützt du den Ausbau der erneuerbaren Energien so stark wie kaum woanders. Für jede Kilowattstunde Strom, die du beziehst, investieren wir 1 Cent in den Ausbau der erneuerbaren Energien. Zusätzlich investieren wir für dich die Energiewende in Kambodscha und Madagaskar. Denn das Klima können wir am Ende nur gemeinsam retten.
Emissionen senken, einfach so.
Nebenbei wirst du mit einer Umstellung auf Ökoenergie mit einem Schlag richtig viel CO2 los. Schon ein 3-Personen-Haushalt spart mit seinem Wechsel zu Ökostrom eine Tonne CO2 im Jahr. Zusammen mit Ökogas werden es zwei bis drei Tonnen CO2-Ersparnis. Energie ist wirklich der einfachste Weg, auf die Schnelle etwas fürs Klima zu unternehmen. Ganz ohne Aufwand. Mit einem Klick auf unseren Tarifrechner du deine persönliche CO2-Ersparnis – und was es kostet: Mach’s.