Endspiel an der Heizung: Wie wir die Energiewende schaffen.
von Michael. - Lesezeit: 10 Minuten
Total unterschätzt: So viel Energie verbrauchst du zum Heizen.
Manche Dinge lassen sich einfach einschätzen. Wir haben ein Gefühl dafür, wann etwas zu voll ist, zu hoch, zu niedrig, zu fettig oder zu süß. Beim eigenen Energieverbrauch, vor allem seinem CO2-Gehalt müssen die meisten von uns jedoch passen. Ein typisches Beispiel ist die Frage, wie sich Strom und Wärme anteilig am Energieverbrauch im Haushalt verteilen. Gewusst? Laut CO2online sind es im Schnitt bis zu 86 % deines Energieverbrauchs, die nur für deine Wärmeversorgung – also Heizung und Warmwasser – draufgehen. Dagegen sieht dein Strombedarf wirklich mickrig aus. Der Stromverbrauch macht nur überraschende 14 % des Energieverbrauchs eines durchschnittlichen Haushalts aus.
Heizen:So gehts im Homeoffice richtigFür Heizen und Warmwasser geht also richtig viel Energie drauf. Ölheizungen emittieren in Deutschland dem Umweltbundesamt zufolge am meisten CO2 – und sollten deshalb besser heute als morgen verschwinden. Auch Gasheizungen bieten nur eine mittelfristige Perspektive, außer es wird mit echtem Ökogas geheizt, wie es wir von Polarstern anbieten. Und Holz sollte laut Empfehlung des Umweltbundesamts möglichst effizient und emissionsarm eingesetzt werden und vorzugsweise aus Reststoffen der Holzverarbeitung stammen wie etwa Holzpellets oder -briketts. Am besten aber ist es, Holz erst gar nicht zum Heizen zu verwenden. Bäume und Wälder sind schließlich wichtige Kohlenstoffspeicher.
Wer das Klima schützen will, muss angesichts des Energiebedarfs zum Heizen und der hier verursachten Treibhausgas auch zum Wärmen auf erneuerbare Energien setzen.
Nur mit dem Wärmesektor gelingt Klimaschutz.
Austragungsort der Wärmewende sind die Gebäude. Nach dem Klimaschutzplan soll hier der Primärenergieverbrauch bis 2050 um 80 % sinken. Für einen klimaneutralen Gebäudebestand ist allerdings noch richtig viel zu tun. Immerhin gibt es laut Deutscher Energie-Agentur dena fast 22 Millionen Gebäude in Deutschland. In 2020 haben sie laut Umweltbundesamt rund 120 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Das heißt 16 % der gesamten Emissionen in Deutschland stammen aus dem Gebäudesektor (Stand 2021). Die dena rechnet damit, dass der Gebäudesektor 2030 bis zu 28 Millionen Tonnen CO2 mehr verursachen wird als geplant. Grund: die magere Sanierungsquote von nur 1 % pro Jahr.
Weltweit sieht die Lage noch schlechter aus. Laut eines Berichts des UN-Umweltprogramms Unep emittierte die Bau- und Gebäudewirtschaft 2019 rund 28 % der globalen energiebedingten CO2-Emissionen. Die Unep befürchtet, dass sich die Branche immer weiter von ihren Zielen fortbewege, statt Fortschritte zu machen.
Wir alle können uns wunderbar über Strompreise aufregen, die Heizkosten hingegen werden hingenommen wie ein unausweichliches Naturereignis. Dabei können wir sie stark beeinflussen. Laut Heizspiegel könnten die deutschen Haushalte mit einem bewussteren Heizverbrauch bis zu 1.270 € im Jahr sparen. Übrigens hat die Wärme auch in den großen Klimaschutzdebatten viel zu lange eine Nebenrolle gespielt, wie der Anteil erneuerbarer Energien im Wärmemarkt zeigt. Das Problem ist, im Wärmesektor dominieren nach wie vor die fossilen Energieträger. Mit unguten Folgen für unser Klima und unseren Planeten.
Fossile Energien: 36,4 Milliarden Tonnen CO2 in einem Jahr.
Noch größer als die Energieersparnis durch bewusstes Heizen ist nämlich das Potenzial, beim Heizen verursachte Treibhausgase zu verhindern. Die vorherrschenden Energieträger der weltweiten Wärmeversorgung sind nach wie vor zu großen Teilen Öl, Kohle und Gas. Also jene Ressourcen, mit denen wir uns den beschleunigten Klimawandel erst eingebrockt haben. Laut Global Carbon Project verursachten die fossilen Brennstoffe allein im Jahr 2021 nach ersten Hochrechnungen etwa 36,4 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente.
Nachdem sich der weltweite fossile CO2-Ausstoß wegen der Coronakrise und ihren wirtschaftlichen Folgen 2020 deutlich abgeschwächt hatte, haben die fossilen CO2-Emissionen 2021 wieder um knapp 5 % weltweit zugelegt. Laut Global Carbon Project wurde damit 2021 bereits wieder das Niveau von vor Beginn der Corona-Pandemie erreicht. Corona war also nur eine kleine Verschnaufpause für unseren Planeten.
So viel CO2-Ausstoß haben wir noch "frei".
Das verbleibende Budget, das die Menschheit noch ausstoßen darf, um die Erderwärmung auf einer Sparflamme von 1,5 Grad zu halten, verortet der Weltklimarat zwischen 420 Milliarden und 840 Milliarden Tonnen CO2. Doch der Trend seit der Coronakrise ist alarmierend. Bleibt der CO2-Ausstoß auf seinem jetzigen Niveau von rund 42 Milliarden Tonnen pro Jahr, wird das Budget von 420 Milliarden Tonnen CO2 schon in elf Jahren aufgebraucht sein.
So können wir die Wärmewende schaffen.
Wir müssen die Sache drehen. Daran führt kein Weg vorbei. Dazu haben wir im Wärmebereich mehrere Möglichkeiten. Ausreden gibt’s keine. Für jede:n ist was dabei.
1. Spare Heizkosten mit diesen einfachen Tipps.
Wir alle können uns wunderbar über Strompreise aufregen, die Heizkosten hingegen werden hingenommen wie ein unausweichliches Naturereignis. Dabei können wir sie stark beeinflussen durch ein paar wirkungsvolle Heizsparmaßnahmen und so auch einfach weniger Emissionen durch Heizen und Warmwasser verursachen – egal welche Heizung du daheim hast.
- Achte darauf, dass Heizkörper nicht verdeckt und jederzeit frei sind - sonst verteilt sich die Wärme nicht im Raum. Möbel vor der Heizung können bis zu 15 % der Wärme „vernichten“.
- Entlüfte deine Heizkörper regelmäßig.
- Sollten deine Fenster nicht gut isoliert sein und die kalte Luft ungemütlich durch alle Ritzen ziehen, kannst du sie abdichten. Hol dir dafür einfach im Baumarkt Schaumdichtungsband oder Gummidichtungen und fülle damit die Fensterspalten.
- Dreh einfach mal ein Grad am Thermostat runter. Damit sparst du schon rund 6 % Heizenergie. Wenn du dir dann noch einen warmen Tee machst und statt T-Shirt mit einem dicken Pulli in deiner Wohnung bist, merkst du gar nicht mehr, dass die Heizung runtergedrosselt ist.
- Und wenn du im Winter heizt, zieh deine Vorhänge zu, so entweicht weniger Wärme durch die Fenster nach draußen.
Ob Erdgas, Heizöl, Fernwärme oder Wärmepumpe: Laut Heizspiegel können die meisten Haushalte beim Heizen sparen.
2. Lüfte richtig.
Lüften ist wichtig. Gerade auch im Winter, wenn es draußen kalt ist. Denn das richtige Lüftverhalten kann Schimmel vorbeugen und CO2-Emissionen reduzieren. Damit du nicht deine gesamte Heizenergie sprichwörtlich zum Fenster rausbläst, solltest du richtig lüften. Und das funktioniert so: Kurzes Stoßlüften statt Fenster über mehrere Stunden gekippt lassen. Durch kurzes Querlüften wird die Luft schnell und vollständig ausgetauscht, ohne dass die Wände nachhaltig auskühlen. Im Winter empfiehlt es sich, dreimal täglich maximal 5 bis 10 Minuten stoßzulüften. Das sorgt für einen effektiven Durchzug. Wichtig: Vor dem Stoßlüften unbedingt die Heizung runterdrehen und erst nach dem Lüften wieder aufdrehen. Warum richtiges Stoßlüften echt wichtig ist, zeigt schon diese Rechnung von CO2online: Mit richtigem Lüften sparst du in einer 40 m²-Wohnung jährlich rund 135 Euro und circa 1.750 kWh Heizenergie. Je nach Haushalt kann das Sparpotenzial sogar noch höher liegen. Stoßlüften ist somit auch echter Klimaschutz.
So lüftest du richtig.
- Am besten du lüftest drei bis vier Mal täglich.
- Stoßlüften: Fenster kurz komplett öffnen statt sie längere Zeit zu kippen.
- Querlüften: Fenster/Innentüren auf der gegenüberliegenden Seite öffnen, um für Durchzug sorgen.
- Im Schlafzimmer vor dem Schlafengehen und nach dem Aufstehen lüften.
- Küche & Bad: große Mengen an Dampf solltest du umgehend ablüften.
- Im Winter beim Stoßlüften Thermostate runterdrehen.
- Im Sommer: morgens, spät abends oder nachts lüften, tagsüber nur stoßlüften.
3. Nutz erneuerbare Energien.
Der Anteil von erneuerbaren Energien im Wärmemarkt ist, wie oben gezeigt, mit rund 15 % immer noch wesentlich geringer als der des Strommarkts mit 49 %. Kein Wunder, schließlich dominieren fossile Heizungen den Gebäudebereich. Gas und Heizöl machten 2020 rund 75 % der genutzten Heiz-Energieträger in deutschen Haushalten aus. Der Bestand an ölbeheizten Haushalten ging laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 2020 auf 25 % zurück. Immerhin.
Das Problem bei der großen Anzahl Gasheizungen: Bei gerade mal einem Prozent der Gastarife im Markt handelt es sich um echtes Ökogas. Echt ist es dann, wenn es zu 100 % aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt wurde. Wer seinen Gasanbieter frei wählen kann, sollte deshalb nur 100 % Ökogas bestellen. Nur dieses garantiert, dass Bewegung in den Markt kommt und mehr Erzeugungskapazitäten für erneuerbare Energien geschaffen werden. Und nur mit echtem Ökogas erzielen private Haushalte ebenso wie Unternehmen auch wirklich signifikante CO2-Einsparungen.
Tabelle: CO₂-Vermeidung beim Wechsel zu Wirklich Ökogas.
Fläche | CO₂-Einsparung |
---|---|
40 m2 | 1.150 kg CO₂ |
80 m2 | 2.300 kg CO₂ |
120 m2 | 3.450 kg CO₂ |
180 m2 | 5.175 kg CO₂ |
220 m2 | 6.325 kg CO₂ |
Quelle: Tarifrechner von Polarstern.
Heizen mit Holz: Mancher Schein trügt.
Viele heizen mit Holz und halten den Brennstoff für nachhaltig. Dass ein Baum wieder nachgepflanzt werden kann, ist richtig. Dennoch ist es fragwürdig, Holz deswegen als nachwachsenden und klimafreundlichen Energieträger anzusehen. Das Umweltbundesamt rät etwa von Pelletheizungen ab wegen des schädlichen Feinstaubs. Der Bioklimatologe Alexander Knohl von der Georg-August-Universität Göttingen gibt folgende Faustformel: In einer Tonne Holz stecken 500 Kilogramm gespeicherter Kohlenstoff. Verbrennt man das Holz werden jedoch 1,83 Tonnen CO₂ freigesetzt*. Außerdem benötigen Bäume Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte, um vollständig nachzuwachsen und wirklich wieder signifikant Kohlenstoff zu speichern. Und von den negativen Effekten bei der Abholzung von Brennholz für den Artenschutz müssen wir gar nicht erst reden.
*Hinweis: Die molare Masse von Kohlenstoff (12 g pro Mol) und Kohlendioxid (44 g pro Mol) ist verschieden und führt so zu den angegeben Massenverhältnissen.
4. Setz auf effiziente Heiztechniken.
Eine weitere Möglichkeit, die Wärmewende zu pushen, ist der Einsatz von klimafreundlichen und effizienten Heiztechnologien. Denn laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie ist jede zweite Heizung in Deutschland älter als 20 Jahre alt. In der Summe sind das 12 Millionen Stück. Dabei kann die Investition in eine moderne Heiztechnik die Heizkosten laut Verbraucherzentrale bis zu 30 % senken. Deshalb brauchen wir was Neues!
Wärmepumpen.
Eine der besten und inzwischen beliebtesten Optionen sind Wärmepumpen. Im Neubau haben sie bereits einen Anteil von knapp 44 %. Weil sie mit Strom betrieben werden, machen sie Öl und Erdgas, die vorherrschenden fossilen Energieträger im Heizbereich, überflüssig. Wichtig ist, dass eine Wärmepumpe nur mit Ökostrom betrieben wirklich umweltfreundlich ist und klimaschädliche Energieträger verdrängt. Wer eine eigene PV-Anlage besitzt, kann einen Teil des Stroms für den Betrieb der Wärmepumpe einfach selbst erzeugen.
Zu WärmepumpenstromWärmepumpen eignen sich aber genauso für Bestandsgebäude nach einer energetischen Sanierung. In schlecht gedämmten Gebäuden sind Wärmepumpen allerdings fehl am Platz. Die Wärmepumpe müsste zu viel Energie aufbringen, um die kühleren Umgebungstemperaturen auf ein höheres Niveau zu befördern. Um hier den Energiebedarf zu senken, muss am besten auch in die Dämmung der Gebäude investiert werden.
Geothermie.
Geothermie ist die thermische Energie, die unter der Erdoberfläche gespeichert ist. Und da ist es richtig heiß. Im Erdkern herrschen Temperaturen von 5.000 bis 7.000 °C. Je weiter es Richtung Oberfläche geht, desto kühler wird es. Ab einer Tiefe von 6 Kilometern kann die Wärme für unsere Energieversorgung nutzbar gemacht werden. Konkret wird bei der Geothermie warmes bis heißes Wasser aus der Erde an die Oberfläche gepumpt und als thermische Energie verstromt oder zum Heizen genutzt, was meistens mit einer Wärmepumpe geschieht. Ebenso gibt es große Geothermiekraftwerke, die ihre Energie unter anderem in Fernwärmeleitungen einspeisen. In Deutschland machte die Geothermie 2020 laut Umweltbundesamt rund 10 % der gesamten erneuerbaren Wärme aus (Stand: November 2021).
Abwasser zum Heizen.
Die Forschung befasst sich auch mit der Frage, wie Abwasser aus Haushalten für die Wärmeversorgung genutzt werden kann. Laut Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) liegt das jährliche Abwasseraufkommen in Deutschland bei enormen 10 Milliarden Kubikmeter. Würde diese Menge für die Wärmeversorgung nutzbar gemacht, könnte sie laut ifeu rund 5 % des gesamten Nutzwärmeverbrauchs decken. Die Abwasserwärmenutzung reduziert den CO₂-Ausstoß im Vergleich zu einer herkömmlichen Ölheizung um bis zu 60 %. Geeignete Standorte für die Abwasserwärmenutzung sind größere Gebäude mit einem Wärmebedarf von mindestens 100 Kilowattstunden in der Nähe von großen Abwasserkanälen. Länder wie Baden-Württemberg oder Bayern fördern die Abwasserwärmenutzung.
Solarthermie.
Warmwasser macht laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) immerhin rund 15 % unseres Energieverbrauchs aus. Mit Photovoltaik lässt sich ein Großteil der Energie, die fürs Duschen, Baden, Hände waschen draufgeht, selbst erzeugen. Laut Energieberatung energieheld können rund 60 % des Warmwasserbedarfs mittels Solarthermie gedeckt werden, wenn ein Pufferspeicher genutzt wird. Denn geduscht oder gebadet wird typischerweise zu Uhrzeiten, wenn die Sonne noch schwach, noch nicht da oder längst wieder weg ist. Die Solarthermie sorgt aber nicht nur für warmes Wasser, sondern kann auch die Heizung unterstützen. Der Anteil der Solarthermie stieg zwischen 2000 und 2020 von 2 auf 5 % der gesamten erneuerbaren Wärme. Das Potenzial ist also längst noch nicht ausgereizt.
Hybridheizung.
Was ist das denn? Vereinfacht gesagt funktionieren die Dinger so: Bei Hybridgeräten sind zwei unabhängige Wärmeerzeuger in einer Einheit integriert: ein Gas- oder Ölkessel beispielsweise kombiniert mit einer durch Strom betriebenen Wärmepumpe, die Energie aus der Luft und Wasser bezieht. Das gängigste Beispiel für eine Hybridheizung ist die Kombination aus Gasheizung und Solarthermie. In den Sommermonaten kann Solarthermie den Haushalt im Alleingang mit Warmwasser und Wärme versorgen; den vielen Sonnenstunden sei Dank. Erst wenn die Sonnenscheindauer nachlässt und die Temperaturen sinken, übernimmt die Gasheizung der Hybridheizung teilweise oder ganz. Coole Sache, oder? Die Kosten für Anschaffung und Installation einer Hybridheizung sind hoch, weil schließlich zwei Heizsysteme angeschafft werden. Immerhin gibt es für Hybridheizungen aber spannende Förderungen.
Diese Arten von Hybridheizungen gibt's.
Art der Hybridheizung | Kosten |
---|---|
Hybridheizung Gas und Solarthermie für Warmwasser | 10.000 bis 14.000 Euro |
Hybridheizung Wärmepumpe und Gas | 10.000 bis 16.000 Euro |
Hybridheizung Gas und Solarthermie für Heizung und Warmwasser | 14.000 bis 19.000 Euro |
Hybridheizung Pellets und Solarthermie für Warmwasser | 20.000 bis 30.000 Euro |
Hybridheizung Pellets und Solarthermie für Heizung und Warmwasser | 24.000 bis 35.000 Euro |
Hinweis: Durchschnittliche Kosten einer Hybridheizung für Einfamilienhaus mit 110 m2 Wohnfläche, Quelle: CO2online.
5. Tipps zur energetischen Sanierung.
Wie schon erwähnt, liegt die Heizkostenspanne für eine durchschnittliche 70 Quadratmeter-Wohnung mit einer Gasheizung laut Heizspiegel 2020 zwischen 475 und 965 Euro. Die großen Kostenunterschiede entstehen durch viele Faktoren. Der wichtigste ist laut Heizspiegel: der energetische Sanierungsstand des Hauses. Wo es also möglich ist, sollten Gebäude energetisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Für maximale Effizienz und für unser Klima. Sonst schaffen wir die internationalen Klimaziele wohl niemals.
Austragungsort der Wärmewende sind die Gebäude. Nach dem Klimaschutzplan soll hier der Primärenergieverbrauch bis 2050 um 80 % sinken. Für einen klimaneutralen Gebäudebestand gibt es allerdings noch richtig viel zu tun. Immerhin gibt es laut Deutscher Energie-Agentur dena fast 22 Millionen Gebäude in Deutschland. In 2020 haben sie laut Umweltbundesamt rund 120 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Das heißt 16 % der gesamten Emissionen in Deutschland stammen aus dem Gebäudesektor (Stand 2021). Die dena rechnet damit, dass der Gebäudesektor 2030 bis zu 28 Millionen Tonnen CO2 mehr verursachen wird als geplant. Grund: die magere Sanierungsquote von nur 1 % pro Jahr.
Weltweit sieht die Lage noch schlechter aus. Laut eines Berichts des UN-Umweltprogramms Unep emittierte die Bau- und Gebäudewirtschaft 2019 rund 28 % der globalen energiebedingten CO2-Emissionen. Die Unep befürchtet, dass sich die Branche immer weiter von ihren Zielen fortbewege, statt Fortschritte zu machen. Und im Oktober 2021 warnte die UN in ihrem Klimaschutzbericht, die Bemühungen zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels müssten sich generell versiebenfachen. Viel zu tun also – das können wir tun.
Was eine Sanierung leistet.
Die geringe Sanierungsquote im Gebäudesektor mag auch an der mangelnden Bereitschaft liegen, Geld in die Hand zu nehmen. Verständlich. Aber, wie bei allem rund um den Klimaschutz, kommt die Investition am Ende billiger als das Nichtstun. Wirklich! Dank einer Auswertung von 22.000 Gebäude- und Verbrauchsdaten der CO2online-Gebäudedatenbank lässt sich einschätzen, wie hoch Energie- und Kostenersparnisse ausfallen können: vollsanierte Häuser, die vor 1978 gebaut wurden, kommen im Schnitt mit 52 % weniger Energie aus, wenn auch Solarthermie genutzt wird. So profitieren von energetischen Sanierungen und dem Einsatz klimafreundlicher Heiztechniken am Ende Mieter:innen und Immobilienbesitzer:innen gleichermaßen.
So viel Geld spart eine energetische Sanierung.
Die Daten lassen auch Aussagen über die Ersparnis einzelner Maßnahmen zu. Allein die Fassadendämmung kann den Wärmeverbrauch um fast ein Fünftel senken. Die Untersuchung geht dabei von einem typischen Einfamilienhaus aus, das 1983 gebaut wurde, 125 Quadratmeter groß ist, Erdgas nutzt und etwa 18.125 kWh Heizenergie pro Jahr verbraucht.
Tabelle: So viel Geld und Energie spart eine Familie nach einer Sanierung.
Maßnahme | Jährliche Energieeinsparung | Jährliche Kostenersparnis |
---|---|---|
Fassadendämmung | 19 % | 260 € |
Dämmung obere Geschossdecke | 7 % | 100 € |
Erneuerung Fenster | 7 % | 100 € |
Dämmung Kellerdecke | 5 % | 70 € |
Quelle: CO2online.
Änderungen bei Förderungen für Effizienzhaus 40 und energetische Sanierungen.
Ein guter Grund, die Sache anzupacken, sind die staatlichen Förderungen. Egal ob es um Dämmung oder den Austausch des Heizsystems geht, für fast alles gibt es Förderungen. Auch die Energieberatung wird bezuschusst. Die wichtigsten Förderprogramme im Rahmen der BEG kommen von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) wurde im Juli 2022 deutlich verändert. Die Neuerungen sind bei der KfW zum 28.7.2022 und beim BAFA zum 15.08.2022 in Kraft getreten. Für dich heißt das, dass vor allem die Fördersätze insgesamt gesunken sind und ein neuer „Heizungs-Tausch-Bonus“ kommt.
Die wichtigsten BEG-Änderungen seit Sommer 2022:
- Insgesamt werden alle Fördersätze reduziert, neue Boni eingeführt und die Förderung von Gasheizungen komplett beendet.
- Einzelmaßnahmen werden von der KfW nicht mehr durch Kredite gefördert. Die BAFA-Förderung bleibt aber bestehen.
- Es wird ein "Heizungs-Tausch-Bonus" von 10 % eingeführt, der die bisherige "Öl-Austausch-Prämie" ersetzt.
- Förderungen für fossile Heizungsanlagen werden komplett eingestellt. Das gilt auch für Gas-Hybrid-Heizungen sowie Heizungen des Typs “Renewable-Ready”.
- Die Zuschüsse der KfW werden komplett eingestellt.
Änderungen bei Sanierung und Neubau (BEG WG und BEG NWG):
- Der Fördersatz im Neubau bei Erreichen des Effizienzhaus-/Effizienzgebäude 40 mit NH-Klasse (QNG) wird ab sofort noch weiter auf 5 % gekürzt.
- Die KfW-Zuschussförderung für Sanierungen von Wohngebäuden (461) und Nichtwohngebäuden (463) zum Effizienzhaus/-gebäude wurde eingestellt.
- Die Förderung für das Effizienzhaus 100 wurde ebenfalls eingestellt.
- Der Bonus für den individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP-Bonus) bei der Effizienzhausförderung wurde gestrichen.
- Eine weitere Änderung kommt zum 22.09.2022. Ab Herbst 2022 gibt es einen Bonus für "Worst-Performance-Buildings". Es wird ein Bonus in Höhe von 5 Prozentpunkten gewährt, wenn diese Gebäude auf das Effizienz-Niveau EH/EG 40 oder EH/EG 55 saniert werden.
Während die KfW Sanierungen und Neubauten von Gebäuden fördert, bezuschusst die BAFA Einzelmaßnahmen, etwa den Einsatz von Erneuerbare-Energien-Techniken wie Wärmepumpen oder den Einbau energieeffizienter Fenster und Türen. Der Fördercheck auf CO2online verrät, welche Zuschüsse im Einzelfall infrage kommen. Seit Januar 2021 bietet außerdem die Verbraucherzentrale bundesweit eine Beratung zum Heizungstausch an.
Ab Januar 2023 ist laut Bundeswirtschaftsministerium übrigens ein neues Programm mit dem Titel „Klimafreundliches Bauen“ vorgesehen, das das alte Förderprogramm ablösen soll.
Kleinere Maßnahmen für Eigentümer:innen.
Neben diesen großen Brocken gibt es kleinere, leicht umzusetzende Aktionen, mit denen Eigentümer:innen den Energieverbrauch ihres Gebäudes langfristig senken können. Beispiel: Heizungsrohre dämmen. Die Maßnahme lässt sich laut CO2online schon unter 100 Euro durchführen, spült aber an die 300 Euro an Ersparnis rein. Pro Jahr. Wenn das nicht mal verlockend ist.
6. Heize mit Smart-Home-Technologie.
Angenommen du wohnst bereits in einem effizienten Haus und heizt nachhaltig, zum Beispiel durch den Einsatz von erneuerbarer Energie oder einer klimafreundlichen Heiztechnik – dann ist die Sache damit leider noch nicht getan. Oft verführen effiziente Techniken zum Energie-Exzess. Die erhoffte Energie- und CO2-Ersparnis wird dann zum Anlass genommen, mit Energie zu prassen – wenn auch unbewusst.
Einfluss der Heizkosten.
Genauso können sinkende Energiepreise zu einem Mehrverbrauch führen. Beispiel: Als die Energiepreise zwischen 2015 und 2017 sanken, stieg nach einer Studie des Energiedienstleisters Techem der Erdgas-Verbrauch in Wohngebäuden um 5,8 %, der von Heizöl um 8,5 % und der von Fernwärme um 4,9 %. Klassischer Rebound-Effekt. Wie du dich davor schützt? Aktuell werden die steigenden Energiekosten sicherlich eher zum Heizsparen führen. Behalte Sparmaßnahmen, die du dir jetzt aneignest, ruhig bei. Das senkt auch bei niedrigeren Preisen deine Heizkosten und deine Emissionen.
Und was immer hilft: Smart Home.
Super Helferlein, um Heizkosten zu sparen, sind smarte Thermostate und Co. Auch damit wird dein Zuhause energieeffizienter. Die Vorteile liegen dabei auf der Hand: mehr Komfort und vor allem mehr Energieeffizienz – ohne Mehraufwand. Je nach Wohnung und Gebäude fallen 70 bis 80 Prozent aller Energiekosten fürs Heizen und Warmwasser an. Eine smarte Heizungssteuerung kann dabei bis zu 40 Prozent % Energieersparnis bringen, so eine Studie des Fraunhofer Instituts. Die tatsächliche Ersparnis ist natürlich auch von der Art deines Gebäudes abhängig. Auch das Öko-Institut konnte bei der Verwendung von Smart Home eine effektive Energieersparnis im Haushalt nachweisen. Dagegen kam Stiftung Warentest bei einem Vergleich von smarten Heizanwendungen nur auf Ersparnisse zwischen 5 und 8 %. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) hat generelle Einsparmöglichkeiten von 15 % für alle Heizungen ermittelt, die sich mit dem Internet verbinden können. So oder so zeigt sich, dass du mit dem Einsatz von Smart Home-Technologien dein Zuhause auf jeden Fall energieeffizienter und klimafreundlicher machen kannst.
Die wichtigsten Vorteile gängiger smarter Energiesysteme:
- Sie erkennen die An- oder Abwesenheit von Bewohner:innen automatisch über sogenanntes Geofencing.
- Sie nehmen offene Fenster und offene Türen zum Beispiel während des Lüftens wahr und reduzieren daraufhin die Heiztemperatur.
- Sie berücksichtigen Internetdienste mit ihren Wetterprognosen. Wenn etwa die Sonne scheint, nutzen sie die natürliche Energie und heizen weniger intensiv als bei Schneefall.
- Sie erstellen dir eine Verbrauchsanalyse deines Heizverhaltens.
- Sie merken sich deine Heiz-Präferenzen.