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Diese Klischees über vegane Ernährung stimmen nicht.

Die wachsende Zahl an Menschen, die ihren Fleischkonsum einschränken, geht mit einer Entkräftigung vieler Mythen und Vorurteilen gegenüber einer pflanzlichen Ernährung einher. Mit den gängigsten Klischees räumen wir auf.

von Michael. - Lesezeit: 5 Minuten

Beim Essen können auch Erwachsene sehr kindisch sein. Man selbst ist ja immer der große Kenner zwischen Neandertalern, die einfach nachsalzen, Kartoffeln mit dem Messer schneiden oder nach 11 Uhr Cappuccino bestellen. Die Identifikation mit der eigenen Ernährung ist riesig, ebenso die Vorurteile gegenüber Menschen, die am anderen Ende des eigenen Geschmacksspektrums stehen. Vor allem gegenüber Vegetarier:innen oder Veganer:innen waren und sind die Vorurteile teils riesig: Alle mangelernährt, essen nur Körner, wollen Weihnachten abschaffen – eh nur eine Phase. Ist das so?

Klischee 1: Vegan sein ist nur eine Phase.

Von einer Phase, wie gerne behauptet wird, kann längst keine Rede mehr sein. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov essen 13 % der Deutschen überhaupt kein Fleisch mehr. 10 % sind Vegetarier, 3 % ernähren sich komplett pflanzlich. Flexitarier, die nur selten oder sehr unregelmäßig Fleisch essen, machen sogar 38 % der deutschen Bevölkerung aus. Für eine Veränderung in der Ernährung sind sie eine wichtige Gruppe, da sie unvoreingenommen sind und gerne Neues ausprobieren. Fleisch kann, muss aber nicht sein.

Klischee 2: Soja ist der wahre Klimakiller.

Die Gründe, warum Menschen eine pflanzliche Ernährung bevorzugen, sind komplett unterschiedlich. Manchen tun die Tiere leid, anderen schmecken sie nicht, doch die meisten entscheiden sich laut Ernährungsorganisation ProVeg aus Umwelt- und Klimaschutzgründen für eine pflanzliche Ernährung – schließlich ist die Tierindustrie ein enormer Treibhausgas-Emittent. Stattdessen müssen sich Veganer:innen oftmals anhören, dass sie die wahren Klimakiller sind. Ihr Sojakonsum würde den kompletten Regenwald abgrasen, heißt es dann etwa. Dabei werden laut WWF rund 80 % des weltweit angebauten Sojas für Tierfutter produziert. Natürlich brauchen auch Fleischalternativen in der Produktion eine Menge Energie und Ressourcen. Betrachtet man jedoch den Verarbeitungszyklus in seiner Gesamtheit, der auch Rohmaterialien, Verpackung und Transport miteinschließt, verursachen Fleischersatzprodukte weit weniger Emissionen als Fleischprodukte.

Pflanzliche Ernährung reduziert den CO2-Fußabdruck.

Das geht schon mal damit los, dass es wesentlich ressourcenschonender ist, pflanzliche Erzeugnisse direkt zu essen, statt sie Tieren zu verfüttern, und diese dann zu verspeisen. Da Ackerflächen direkt für die menschliche Ernährung genutzt werden und nicht für den Anbau von Futtermitteln, trägt eine pflanzliche Ernährung dazu bei, den CO2-Fußbadruck einer Person deutlich zu senken. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) kann der Verzicht auf Fleisch- und Milchprodukte die Emissionen für die Ernährung sogar um 69 bis 81 % reduzieren.

Fleischersatzprodukte sind klimafreundlicher.

Auch Fleischersatzprodukte sind für sich betrachtet klimafreundlicher als Fleisch. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes verursacht ein Kilo Fleischersatz auf Pflanzenbasis 2,8 Kilogramm CO2. Ein Kilogramm Schweinefleisch stößt dagegen schon 4,1 kg CO2 aus, ein Kilogramm Geflügel 4,3 kg CO2 und um ein Kilogramm Rindfleisch zu gewinnen, werden sogar 30,5 Kilogramm CO2 emittiert.

CO2-Ausstoß von Fleisch(-ersatz)produkten im Vergleich.

Produkt pro KilogrammCO2-Ausstoß
Rindfleisch 30,5 kg
Geflügel4,3 kg
Schweinefleisch4,1 kg
Fleischersatz auf Pflanzenbasis2,8 kg

Klimaschutz auch unter Fleischessenden wichtig.

Dass Fleischkonsum einen höheren CO2-Fußabdruck hat, bedeutet nicht, dass Fleischesserinnen das Klima egal wäre – Klimaschutz ist auch unter der Mehrheit der Fleischessenden ein wichtiges Thema. 56 % dieser Gruppe sind laut YouGov der Meinung, dass es dem Klima guttun würde, wenn sie weniger Fleisch äßen.

Auch bei Milch ist die pflanzliche Alternative klimafreundlicher.

Klischee 3: Vegan ist Mangelernährung.

Fast die Hälfte der Fleischesser:innen (46 %) glaubt laut YouGov auch, dass weniger Fleisch auch für die eigene Gesundheit besser wäre. Bei einer Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung hat ein Viertel der Befragten jedoch auch Angst vor einer Mangelernährung. Die Befürchtung könnte von der Tatsache rühren, dass das Vitamin B12 bei einer pflanzlichen Ernährung nicht ausreichend zugeführt werden kann und als Präparat eingenommen werden sollte. Dieser Umstand macht jedoch eine pflanzliche Ernährung nicht zur ungesunden Sache. Im Gegenteil. Zunächst einmal haben Veganer:innen den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu den meisten Menschen ihren Mangel kennen. Sie setzen sich mit ihrer Ernährung auseinander und eignen sich Wissen über Vitamine und Nährstoffe an. Außerdem gibt es vegane Produkte, die das Vitamin B12 schon enthalten. Einen Checkup sollten natürlich alle gelegentlich durchführen lassen. Zumal ein Vitamin-B12- oder sonstiger -Mangel natürlich ebenso bei Allesessern vorliegen kann.

DGE: Vegane Ernährung ist gesundheitsfördernd.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stuft die vegane Ernährung als gesundheitsfördernd ein, sofern der Bedarf an Vitamin B12 und Jod gedeckt wird. Eine umfassende Ernährungsberatung empfiehlt die DGE bei einer Umstellung für Kinder, Jugendliche, Schwangere, stillende Mütter und Senior:innen. Vor acht Jahren positionierte sich die DGE noch gegen eine ausschließlich vegane Ernährung.

Klischee 4: Die Auswahl ist zu klein.

Wer sich pflanzlicher ernähren möchte, kann auf ein wachsendes Sortiment an Fleischalternativen zurückgreifen. 2023 wurden laut Statistischem Bundesamt rund 121.600 Tonnen Fleischersatzprodukte produziert. Das waren 16,6 % mehr als im Vorjahr und sogar 113,8 % mehr als noch 2019.

Mehr Auswahl im Supermarkt.

Auch im Supermarkt gibt es immer mehr pflanzliche Alternativen zu Wurst, Käse, Butter oder Milch – weil auch die Nachfrage danach wächst. Hatten vegane Produkte lange den Ruf, Chemiezeugs zu sein, setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass eine Wurst aus Pflanzen nicht widerlicher sein kann als eine Wurst aus gequirltem Schwein.

Klischee 5: Vegan ist zu teuer.

Galt vegane Ernährung lange als teuer und elitär, sinken in der Realität die Preise vieler Produkte endlich auf Normalniveau. Lidl etwa will die Preise aller veganen Produkte ihrer Eigenmarke auf das Niveau tierischer Produkte anpassen, wodurch auch Flexitarier angesprochen werden sollen. Dass abgepackte pflanzliche Produkte oftmals teurer sind als ihre tierischen Counterparts, liegt zum einen an den geringeren Stückzahlen in der Produktion, aber auch an einer seltsamen Mehrwertsteuer-Regelung: Auf Fleisch fällt eine reduzierte Mehrwertsteuer von 7 % an, auf pflanzliche Produkte jedoch eine Mehrwertsteuer von 19 %. Auch Hafer-, Mandel- und Sojamilch sind mit 19 % besteuert, während die Kuhmilch nur mit 7 % besteuert ist. Für die Verbreitung von pflanzlichen Alternativen ist dies hinderlich. Deshalb empfiehlt unter anderem das Umweltbundesamt, pflanzliche Produkte von der Mehrwertsteuer zu befreien, weil ressourcenschonendere Produkte auch weniger kosten sollten.

Zu Hause kochen: Eine pflanzliche Ernährung ist nicht teurer.

Wird zu Hause gekocht, ist eine pflanzliche Ernährung meistens günstiger. Eine Studie an der Oxford University von 2021 ergab sogar, dass die Ausgaben für Lebensmittel sinken, sofern zu Hause gekocht wird. Laut der Studie sinken die Ausgaben • mit einer veganen Ernährung um 21 bis 34 %. • mit einer vegetarischen Ernährung um 27 bis 31 %. • mit einer flexitarischen Ernährung, die wenige tierische Produkte zulässt, um 14 %. Eigentlich ist es auch klar. Denn warum sollten Nudeln, Reis, Kartoffeln und Linsen teurer sein als (qualitative) Fleisch- und Käseprodukte?

Klischee 6: Vegan schmeckt nicht.

Gerade bei den Fleischersatzprodukten hat sich geschmacklich richtig etwas getan. Ein Beyond-Meat-Burger ist von einem Rinderburger kaum noch zu unterscheiden. Und schon gar nicht, sobald der Burger zwischen Salat, Käse, Ketchup und Brötchenhälfte eingekuschelt ist. Für die Stiftung Warentest kommen auch viele Hackfleisch-Alternativen ans Original heran. Zwar gab es im Test von veganem Hack keine Produkte, die die Note sehr gut erhielten, dafür sieben Produkte mit der Note gut.

Lust bekommen? Mit diesen Tipps steht einer pflanzlichen Ernährung nichts mehr im Weg.

In der YouGov-Studie gaben 27 % in der Gruppe der Menschen, die häufig Fleisch oder Fisch essen, an, dass sie eigentlich weniger Fleisch essen möchten; dass es ihnen dies jedoch schwerfällt. 24 % in der Gruppe schließen nicht aus, Vegetarier zu werden, und 14 % können sich sogar eine vegane Ernährung vorstellen. Andererseits schmeckt den meisten Menschen Fleisch einfach zu gut. Was eine Umstellung ebenso erschwert, sind Ernährungsgewohnheiten und Traditionen. Wie kann eine Umstellung also gelingen? Dazu haben wir uns in einem Artikel ausführlich Gedanken gemacht. Auf die Schnelle gibt es hier schon mal ein paar Quick-Tipps.

Wie der vegane Einstieg gelingen kann.

  1. Mach keine Radikalkur. Taste dich schrittweise an eine vegane Ernährung heran, zum Beispiel mit einem veganen Gericht pro Tag. Gewöhne dich langsam an vegane Produkte, indem du sie mit bekannten Produkten mischst. Zum Beispiel Hälfte Kuhmilch, Hälfte Hafermilch.
  2. Genieße die große Auswahl. Entdecke neue pflanzliche Lebensmittel und genieße die Vielfalt. Viele pflanzliche Alternativen schmecken genauso gut oder besser als tierische Produkte.
  3. Erinnere dich, warum du vegan bist. Halte dir die positiven Auswirkungen deiner Entscheidung vor Augen, zum Beispiel den Schutz von Tieren und der Umwelt sowie gesundheitliche Vorteile.
  4. Vernetze dich. Vernetze dich mit anderen Veganer:innen, tausche Rezepte aus und unterstützt euch gegenseitig.

Diese Umstellung geht ratzfatz.

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Portrait von Michael.

Michael. | Team Wirklich

E‑Mail:  michael@polarstern-energie.de

Michael ist ein alter Hase im Marketing-Team und schon seit 2012 dabei. Als Online-Redakteur stammen viele Texte auf unserer Seite und im Polarstern Magazin aus seiner unverwechselbaren Feder.