11 (überraschende) Fakten über Moore und Klimaschutz.
von Ludwig. - Lesezeit: 4 Minuten
1. Entstehung von Mooren.
Wie entstehen Feuchtgebiete? Moor-Landschaften bilden sich meist dort, wo aufgrund dauerhafter Wassersättigung die abgestorbenen Pflanzenteile in der Natur nicht vollständig zersetzt wurden und sich Torf gebildet hat. Generell sind kalte bzw. kühle und feuchte klimatische Bedingungen, damit Moore sich überhaupt bilden können.
2. Wo gibt es Moore? Verbreitung von Mooren in Deutschland und weltweit.
In Deutschland sind Moore in Norddeutschland und im Alpenvorland südlich der Donau zu finden. Das hängt mit den klimatischen Bedingungen zusammen: Weltweit befinden sich Moore oft in Klimazonen, in denen meist sehr hohe Niederschläge auftreten oder kältere Temperaturen herrschen – oder beides gleichzeitig. Konkret ist das der Fall rund um den Äquator sowie in den subarktischen und ozeanisch-gemäßigten Zonen der Nord- und Südhalbkugel, wie der Mooratlas der Heinrich-Böll-Stiftung und des BUND verrät.
3. Welche Bundesländer viele Moore haben.
Hierzulande beschränken sich Moore vor allem auf 5 Bundesländer, obgleich auch in anderen Gegenden einzelne Moore vorkommen. Ein Drittel der Moore liegt in Niedersachsen. Dort bedecken sie 8 % des gesamten Bundeslands. Ein Überblick sortiert nach absteigender Fläche:
- Niedersachsen (≈ 420.000 Hektar)
- Mecklenburg-Vorpommern (≈ 266.000 Hektar)
- Brandenburg (≈ 222.000 Hektar)
- Schleswig-Holstein (≈ 150.000 Hektar)
- Bayern (≈ 125.000 Hektar)
Quelle: Mooratlas 2023/NABU
In Bayern gibt es mit dem Murnauer Moos das größte Alpenrandmoor in Mitteleuropa. Es liegt etwa 70 Kilometer südlich von München. Das Wurzacher Ried im Südosten Baden-Württembergs ist ebenfalls eines der bedeutendsten Moorgebiete in Europa. Einst bedeckten Moore in Deutschland etwa 1,5 Millionen Hektar, das entspricht ungefähr der Größe von Sachsen.
4. Wo es die meisten intakten Moore in Deutschland gibt.
In der Liste obendrüber sind sowohl intakte als auch gestörte Moorflächen eingerechnet. Die meisten intakten Moorflächen gibt es laut Mooratlas 2023 noch in Niedersachsen (20.000 Hektar) und Bayern (22.000 Hektar). In allen Bundesländern ist jedoch dringend eine Wiedervernässung von zerstörten Mooren notwendig.
5. Hohes Venn: Europas größtes Hochmoor.
Das 5.000 Hektar große Hohe Venn ist das größte noch intakte Hochmoor Europas und befindet sich quasi vor unserer Haustüre. Es liegt in einem Naturpark hinter der deutsch-belgischen Grenze auf mehr als 600 Metern Seehöhe. Auf kilometerlangen Holzstegen kann man quer durch das mystisch-märchenhafte Hochmoor wandern, das seit 1957 unter Schutz steht.
6. Funktion und Nutzen fürs Klima.
Diese Zahl des Greifswald Moor Centrums zeigt den Klimaeffekt von Mooren: Weltweit bedecken Moor-Landschaften nur rund 3 % der Landfläche, binden aber etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie die gesamte Biomasse aller Wälder der Erde zusammen.
Laut Bundesamt für Naturschutz entziehen Moore der Atmosphäre weltweit jedes Jahr 150 bis 250 Millionen Tonnen CO2 und wirken damit als riesige Kohlenstoffsenke. Das von den Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommene CO2 wird nach ihrem Absterben im Torfboden gebunden. Ein starker Beleg dafür, welch wichtige Kohlenstoffspeicher Moore für unser Klima sind. Werden sie zerstört, setzen sie große Mengen des CO2 wieder frei und belasten das Klima. Daher ist das Wiedervernässen von trockengelegten Moorflächen so wichtig.
Für Deutschland wird davon ausgegangen, dass in Mooren genau so viel Kohlenstoff gespeichert ist wie in den Wäldern, nämlich jeweils ca. ein Drittel der Kohlenstoffvorräte. Und das obwohl Moore hierzulande nur ca. 4 % der Landfläche bedecken und Wälder ca. 30 %.
Um die große Bedeutung von Feuchtgebieten wie Seen, Mooren und Sümpfen für die Umwelt hervorzuheben, gibt es den Internationalen Tag der Feuchtgebiete, der jedes Jahr am 2. Februar stattfindet. 2023 wurde anlässlich dessen der Titicacasee in Südamerika zum "Bedrohten See des Jahres 2023" gewählt. Der See in Peru und Bolivien leide unter "vielfältigen negativen Umwelteinflüssen".
7. Folgenreiche Zerstörung von Mooren.
Seit Jahrhunderten werden Moorgebiete vom Menschen trockengelegt, um sie (land-)wirtschaftlich zu nutzen. Das Dramatische: Moore gehen laut BUND zehnmal schneller verloren, als sie wachsen. Durch menschliche Aktivitäten würden jährlich 500.000 Hektar Moor zerstört.
8. Finnland ist Moorland.
Laut Mooratlas 2023 machen Moore auf dem europäischen Kontinent eine Gesamtfläche von 59 Millionen Hektar aus – das ist eher gering. Am meisten Moorflächen gibt es in Finnland. In dem skandinavischen Land mit seinem kalten Klima bedecken Moore rund 25 % der Landesfläche. Estland und Irland sind zu 20 % von Mooren überzogen, gefolgt von Schweden, wo Moorgebiete rund 15 % der Landesfläche ausmachen.
9. Eine einzigartige Moor-Professur.
Die öffentliche Beachtung und das Interesse an Mooren ist (bislang) eher überschaubar. Vielleicht auch ein Grund, weshalb der Schutz von Moorflächen bislang ein zäher Kampf ist. Ändern soll das Dr. Gerald Jurasinski. Seit Anfang 2023 darf sich der Naturwissenschaftler Moor-Professor nennen. Damit ist die Universität Greifswald die einzige Uni mit einer Moorkunde-Professur in Deutschland.
10. Dringend nötige Wiedervernässung für Klimaziele.
Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen zu erreichen, kommt Moorgebieten eine Schlüsselrolle zu. So müssen laut Wissenschaft in Deutschland mindestens 50.000 Hektar Moore wiedervernässt werden, in der EU 500.000 Hektar und weltweit 2 Millionen Hektar - pro Jahr. Eine wirklich große Aufgabe, aber von zentraler Bedeutung, wenn wir den CO2-Ausstoß begrenzen wollen. Nebenbei unterstützt die Wiedervernässung auch die Biodiversität.
11. Zuhause für Sonnentau, blauen Moorfrosch und Co.
Nicht nur für die Klimaziele und als Kohlenstoffspeicher sind Moore sehr wichtig. Sie bieten auch eine große Artenvielfalt und beherbergen eine einzigartige Fauna und Flora – vom insektenfressenden Sonnentau bis zum blauen Moorfrosch. Typische Pflanzen der Hochmoore, wie der Sonnentau oder das Scheidige Wollgras, sind wahre Hungerkünstler. Diese Spezialisten haben sich perfekt an das nährstoffarme und saure Milieu ihrer Umwelt angepasst. Und auch Vogelarten wie Kranich, Bekassine, Birkhuhn und andere fühlen sich in Mooren pudelwohl.
Moorschutzprojekte sind eine gute Wahl für CO2-Kompensation.
CO2-Kompensation ist längst ein großes Geschäft geworden mit vielen Anbietern. Damit können Privatleute und Unternehmen verursachte Emissionen über Naturschutzprojekte wie Waldaufforstung kompensieren. Möglich ist das aber auch über Moorschutzprojekte, die oft sogar einen wesentlich größeren Nutzen für Klima und Ökosystem haben. Denn ihre Speicherkapazität für Kohlenstoff ist nochmal größer als bei Wäldern.
Auch wir von Polarstern kompensieren unvermeidbare, entstandene Emissionen über das Projekt MoorFutures. Polarstern kompensiert jährlich Emissionen, die zum Beispiel bei Geschäftsreisen mit der Bahn oder durch die Klimaanlage oder den Drucker im Büro anfallen. Mit den gekauften CO2-Zertifikaten unterstützen wir die Vernässung im Königsmoor in Schleswig-Holstein, so dass dieses Moorgebiet wieder seiner Funktion als natürliche Kohlenstoffsenke nachkommen kann. Mehr über das Königsmoor erfährst du hier.