Tipps für kühle Zimmer im Sommer – mit und ohne Technik.
von Michael. - Lesezeit: 7 Minuten
Immer häufiger gibt es auch bei uns in Deutschland so richtig heiße Tage und Wochen. Das sind wir noch nicht gewohnt, so dass wir uns zu oft falsch verhalten. Am Ende dringt die Hitze bis in die Räume und wir können ihr nicht mehr Entfliehen.
Zum Glück gibt es Tipps, um die Hitze vor der Tür zu halten – mit und ohne technische Hilfe. Und auch der Blick auf heißere Regionen dieser Erde zeigt uns, wie wir mit der Hitze besser umgehen können.
Nur noch Hitzerekorde.
Wenn Rekorde sowieso alle fünf Minuten gebrochen werden, wird's langweilig. Bei Klimawandel-News ist das verheerend, weil die Rekorde der jüngsten Zeit eigentlich sämtliche Alarmglocken auslösen müssten. Eine Auswahl:
- Rekord: Der Januar 2024 war laut EU-Klimadienst Copernicus der wärmste Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnung.
- Rekord: Der April 2024 war der elfte Monat in Folge, der zu warm war.
- Rekord: Zwischen Mai 2023 und April 2024 lag die globale Durchschnittstemperatur bei mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt.
So geht das die ganze Zeit. Auch wenn es erst mal nicht kühler auf der Erde wird, können wir dafür sorgen, die Rekordserie zu brechen und das Klima schützen, zum Beispiel mit Ökostrom.
Zum Ökostrom-TarifrechnerRäume kühlen bei Hitze durch Alltagsverhalten.
Grundsätzlich hat neben dem Wetter das Gebäude in dem du wohnst, den größten Einfluss darauf, wie heiß es im Sommer bei dir wird. Genauso beeinflusst die Umgebung des Gebäudes die Temperatur im Raum und welche Verhaltenstipps dir im Alltag helfen. Ob du die Fenster auf- oder zumachen solltest, hängt zum Beispiel davon ab, ob vor dem Fenster Bäume stehen, die etwas Kühle abgeben. Hältst du dich in einem kühlen Altbau mit dicken, kalten Mauern auf, kann es hingegen sinnvoll sein, die Fenster geschlossen zu halten. In einer kleinen Wohnung in einem modernen Betonkasten mit schlechter Dämmung hingegen ist die Luftfeuchtigkeit, die du bei geschlossenem Fenster selbst produzierst, vermutlich schlimmer als die warme Luft von draußen. In einer Dachgeschosswohnung kann es umgekehrt erträglicher sein, die Dachfenster geschlossen zu halten. Denn auf dem Dach kann es im Sommer 80 °C heiß werden. Und diese Luft willst du wirklich nicht in der Bude haben.
Morgens und abends lüften.
Der schnellste Weg, um die Hitze auszusperren oder die Luftfeuchtigkeit aus dem Zimmer zu bekommen, sind alltägliche Handlungen wie das Lüften. Wie geht's im Sommer richtig? Wahrscheinlich hast du selbst schon Diskussionen darüber miterlebt oder selbst geführt. Auf jeden Fall sollte man an heißen Tagen morgens und abends die Fenster aufreißen und offen lassen, damit die kühlere Luft in die Räume strömen kann. Gibt es mehrere Außentüren, sollten auch diese für einen schönen Durchzug geöffnet werden.
Tagsüber Fenster auf oder zu? Kommt drauf an.
Aber wie sieht's nun tagsüber aus? Die allgemeine Empfehlung lautet, Fenster auch tagsüber geschlossen zu halten, um die heiße Luft auszusperren. Ob die Maßnahme sinnvoll ist, hängt aber von der Situation ab. Wer das Haus verlässt, schließt die Fenster sowieso. Bleiben die Fenster geschlossen, kehrt man in den meisten Altbauten in eine schöne kühle Wohnung zurück. In einer Betonklotzwohnung aus den 70ern kann einem dagegen schon beim Aufsperren die abgestandene heiße Luft entgegenkommen. Um einen besseren Effekt zu erzielen, sollten auch immer die Fenster verdunkelt, also Jalousien und Fensterläden geschlossen bleiben.
Menschen sind lebende Heizungen.
Wenn sich Menschen in einem Raum aufhalten, wirst du nicht ums Lüften darum herumkommen oder das Fenster gleich offen stehen zu lassen. Ein heißer Raum mit verbrauchter Luft ist schlimmer als ein heißer Raum mit warmer Frischluft. Außerdem sind Menschen wie Heizungen und Wäscheständer in einem. Sie geben Wärme und Feuchtigkeit ab. Gerade bei vielen Personen im Raum muss die Luftfeuchtigkeit dringend rausgelüftet werden. Hohe Luftfeuchtigkeit ist in jedem Fall unangenehmer und gesundheitsschädlicher als frische, warme Luft von draußen. Gerade in voll besetzten Büros ohne Klimaanlage, in denen noch dazu die Computer heiß laufen, wird Frischluft gebraucht, und wenn's nur warme ist.
Elektrische Geräte ausschalten.
Schalte außerdem alle Geräte, die gerade nicht genutzt werden, wirklich aus. Elektrische Geräte geben im Betrieb jede Menge Wärme ab, auch im Stand-by. Also: Steckerziehen oder Steckerleistenknopf ausschalten.
Sonnenschutz nutzen.
Ein Sonnenschutz vorm Fenster schützt zusätzlich vor Aufheizung. Vor allem bei großen Fenstern solltest du dafür sorgen, dass die Sonne nicht ungehindert aufs Glas knallt. Rollos und Jalousien sollten aber luftdurchlässig sein, damit du lüften und trotzdem das Sonnenlicht aussperren kannst. Außenanliegender Sonnenschutz ist dabei effektiver als innenanliegender Schutz wie etwa Vorhänge. Möchtest du einen Sonnenschirm auf dem Balkon aufspannen, solltest du diesen abends oder wenn du das Haus verlässt, immer abbauen. Ein Sonnenschirm kann bei starkem Wind und Regen zum gefährlichen Geschoss werden. Eine Markise oder ein Sonnensegel, das du dauerhaft auf deinem Balkon spannen willst, solltest du bei deinem Vermieter oder deiner Vermieterin ankündigen. Beide Vorrichtungen verändern den Look des Wohngebäudes und müssen fachgerecht montiert werden.
Sonnenschutzfolien.
Das Gleiche gilt für Sonnenschutzfolien, die von außen auf die Fenster geklebt werden: Auch diese sollten nur von Fachkräften angebracht werden. Bei falscher Anbringung werfen die Folien Falten und Blasen. Etwas anders sieht es bei Sonnenschutzfolien für die Innenseite der Fenster aus. Sie sind erschwinglich und du kannst sie selber anbringen. Allerdings sind sie auch nicht so effektiv wie Außenfolien. Egal, ob Außen- oder Innenseite: Mit Sonnenschutzfolien schützt du dich vor der Sonne, du reduzierst aber auch das Licht, wenn du es brauchst. Es ist quasi wie eine Sonnenbrille, die du dauerhaft aufgesetzt hast.
Pflanzen.
Das wohl natürlichste Hilfsmittel gegen Hitze sind Pflanzen. Sie spenden Schatten und kühlen die Umgebung durch Verdunstung. Denn wenn Wasser in einen gasförmigen Zustand verdunstet, wird der Luft Energie in Form von Wärme entzogen. Den Kühlungseffekt durch Verschattung und Verdunstung funktioniert auch bestens auf dem Balkon einer Mietwohnung. Bei offener Balkontür sorgt der Kühleffekt der Pflanzen für angenehme Luft. Mit Gründächern, Fassadenbegrünungen und Gärten können sich ganze Städte gegen steigende Temperaturen rüsten.
Kühlende Fassadenbegrünung.
Eine Fassadenbegrünung schützt davor, dass die Sonne mit voller Wucht auf die nackte Hauswand knallt. Sie hält die Strahlung bei dichter Belaubung laut Verbraucherzentrale NRW um 80 % ab. Eine begrünte Häuserwand kann dadurch bis zu 15 °C kühler sein als eine blanke, unbepflanzte Wand. Besonders hoch ist der Kühleffekt bei Rankgerüsten, bei denen zwischen Begrünung und Fassade Platz für eine gute Luftzirkulation ist.
Räume bei Hitze kühlen mit technischen Hilfsmitteln.
Ventilatoren sind besser als ihr Ruf.
Dem guten alten Ventilator wird oft unterstellt, nur heiße Luft aufzuwirbeln und die Sache noch schlimmer zu machen. Doch sollte man sich da an südlichen Ländern orientieren, wo der Decken- und Standventilator zur Standardausrüstung von Zimmern gehört. Ein Ventilator kühlt nicht per se, die aufgewirbelte Luft hat jedoch einen kühlenden Effekt für die Haut. Als schnelle Abhilfe schmerzt ein neuer Ventilator preislich weder in der Anschaffung noch im Betrieb. Bei einem Kilowattstundenpreis von 30 Cent verursacht ein Standventilator von 15 bis 70 Watt nach 8 Stunden Betrieb zwischen 3 bis 16 Cent. Bei Tisch- und Bodenventilatoren fallen die Stromkosten sogar noch geringer aus.
Was ist mit Luftbefeuchtern?
Es gibt jede Menge Lifehacks, die im Sommer die nötige Abkühlung im Raum bringen sollen. Zum Standardrepertoire gehören nasse Handtücher, die man im Raum aufhängen oder zusätzlich mit einem Ventilator belüften soll, damit sich die Feuchtigkeit besser im Raum verteilen kann. Für einen kurzen Moment können diese selbstgemachten Luftbefeuchter sogar erfrischen, doch gilt im Sommer das Gleiche wie im Winter: Die Luftfeuchtigkeit muss aus dem Raum raus, sonst schwitzt und erhitzt man nach der kurzen Erfrischung noch mehr. Vielleicht kennst du es aus dem Urlaub: Ein brüllend heißer Tag in einem südeuropäischen Land kann bei trockener Hitze angenehmer sein als ein mittelwarmer Tag bei hoher Luftfeuchtigkeit in einem tropischen Klima. Wenn du dich also bei geschlossenen Fenstern im Sommer mit nassen Handtüchern einnistest, bastelst du dir nicht weniger als dein eigenes kleines Tropenhaus. Auch technische Luftbefeuchter sind im Sommer kaum dafür geeignet, einen Raum zu kühlen – auch sie erhöhen die Luftfeuchtigkeit. Ein weiteres Problem von Luftbefeuchtern ist, dass sie im Sommer noch stärker zu einem Nährboden für Bakterien werden, wenn sie nicht gewissenhaft gereinigt werden. Fazit: Wer sich im Sommer mit Wasser und Feuchtigkeit abkühlt, sollte in jedem Fall Fenster und Türen offenlassen.
Klimageräte.
An unerträglich heißen Tagen sehnt man sich durchaus mal eine Klimaanlage herbei. Allerdings sind die Geräte sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb ziemlich teuer. Zwei Arten von Klimageräten gibt's: den Monoblock und das Splitgerät.
Monoblöcke.
Monoblöcke sind mobile Geräte, die du einfach nur in die Steckdose steckst. Das ist praktisch, aber nicht so effizient, weil die Abwärme über einen Abluftschlauch nach draußen geblasen werden muss – zum Beispiel über einen Fensterspalt oder eine Bohrung in der Wand. Allerdings strömt etwas Warmluft über die Öffnung stets auch wieder zurück. Dadurch brauchen Monoblöcke eine gefühlte Ewigkeit, um einen Raum zu kühlen. Je größer und sonniger der Raum ist, desto länger dauert der Kühlprozess. Die Lage des Zimmers sowie die Dämmung des Gebäudes haben ebenfalls einen Einfluss darauf, ob sich ein Monoblock zum Kühlen eignet.
Splitgeräte.
Bei den meisten Klimaanlagen handelt es sich um Splitgeräte. Split deshalb, weil sie aus zwei Komponenten bestehen. Einmal das Kühlgerät, das im Zimmer installiert ist – und der Kompressor, der draußen an der Fassade montiert wird. Wenn du nicht gerade im Eigenheim lebst, brauchst du für die Installation eines Splitgerätes eine Genehmigung durch die Hausverwaltung oder Vermieter:in, da du kleinere bauliche Veränderungen an der Bausubstanz vornimmst. Eine zusätzliche Herausforderung ist der Lärm. In Regionen, wo Klimaanlagen gang und gäbe sind, würde deine Klimaanlage im Klangteppich von vielen Geräten untergehen. Bist du der einzige Haushalt in deiner Umgebung, der sich eine Anlage installiert, brummt sie nachts einsam vor sich hin und hat das Zeug dazu, der Nachbarschaft auf den Zeiger zu gehen.
Reversible Wärmepumpe.
Besitzt du ohnehin eine Wärmepumpe, ist der Kauf einer Klimaanlage vielleicht gar nicht nötig. Die meisten Wärmepumpen lassen sich zu reversiblen Wärmepumpen umrüsten und eignen sich so auch für die Kühlung von Räumen. Für Wärmepumpen-Besitzer:innen ist dies insofern von Vorteil, weil die Umrüstung günstiger ist als der Kauf eines komplett neuen Klimasystems, das man ohnehin nur an wenigen Tagen im Jahr braucht.
Passive Kühlung.
Bei Wärmepumpen gibt es zwei Kühlmethoden: die aktive und die passive Methode. Bei der passiven Kühlung nutzt die Wärmepumpe die kältere Temperatur der Umgebung zum Beispiel aus dem Boden oder Grundwasser, um das Gebäude zu kühlen. Dabei werden mechanische Teile wie etwa der Verdichter nicht aktiv betrieben. Die natürliche Umgebungstemperatur des Erdbodens oder Grundwassers reicht aus, um die Raumtemperatur etwas abzusenken. Folglich funktioniert die passive Kühlung auch nur mit einer Sole-Wasser- oder Wasser-Wasser-Wärmepumpe. In der Summe ist die passive Kühlung energiesparend und günstig, allerdings kann die Temperatur auch nur um wenige Grad gesenkt werden.
Aktive Kühlung.
Um die Temperatur wirklich auf Klimaanlagen-Niveau senken zu können, muss die aktive Kühlung her. Bei Luft-Wasser-Wärmepumpen, wie sie in den meisten Einfamilienhäusern eingebaut sind, funktioniert sowieso nur die aktive Variante. Dabei wird der Verdichter der Wärmepumpe aktiviert, um Wärme aktiv aus dem Gebäude zu transportieren und nach außen abzuführen, zum Beispiel an die Außenluft oder in den Erdboden. Dieser Prozess erfolgt durch einen Wärmetauscher, der die Wärme aus dem Haus an das Kältemittel und anschließend an die Umgebung überträgt. Die aktive Kühlung ein Gebäude viel schneller und stärker kühlen als die passive Kühlung.
Mehr über reversible Wärmepumpen erfahrenFrüh überlegen, ob die Wärmepumpe auch kühlen soll.
Wie hoch die Kosten für die Umrüstung ausfallen, hängt davon ab, welcher Wärmepumpen-Typ bereits verbaut ist. Auch deshalb empfiehlt es sich, schon beim Kauf einer Wärmepumpe zu überlegen, ob es gleich ein reversibles Modell werden soll. Bei Luftwärmepumpen ist die Nachrüstung einer aktiven Kühlung vergleichsweise günstig und kostet ungefähr 500 bis 1.000 Euro. Die Umrüstung einer passiven Kühlung kann laut heizung.de dagegen rund 2.000 bis 4.000 Euro kosten.
Auch die Heizkörper müssen passen.
Bei der Nachrüstung solltest du auch berücksichtigen, dass du die richtigen Heizkörper brauchst. Fußboden- und Wandflächenheizungen sind effiziente Kühlflächen, die die Kühle gut verteilen können. Reguläre Heizkörper sind dagegen meistens zu klein und weniger geeignet.
Kosten senken mit Spezialtarif.
Mit einem Spezialtarif für die Wärmepumpe senkst du deine Stromkosten. Und mit Polarstern förderst du die Energiewende weltweit. Du unterstützt den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland, Kambodscha und Madagaskar, verursachst praktisch kein CO2 beim Stromverbrauch und entscheidest dich für ein gemeinwohlorientiertes Unternehmen.
Berechne deinen Wärmepumpen-Tarif
Von anderen Ländern lernen.
Um sich auf wärmere Tage in Deutschland einzustellen, kann man sich einiges von Regionen und Ländern abschauen, die schon immer mit Hitze leben. Es beginnt bei der Wahl von hellen Farben für Häuser, die das Sonnenlicht besser reflektieren. Die effektiven Arbeitsstunden auf den Vormittag und die Abendstunden zu legen und mittags mal halblang, also Siesta zu machen, empfehlen inzwischen auch Ärzt:innen – so etwa der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD). Auch sollten Dresscodes wie Sakkos, Schlips und Krawatte in Büros im Sommer im Schrank bleiben. Wir brauchen leichte, weite Kleidung, kühle Stoffe wie Seersucker oder (gute) Leinen. Selbst wenn Klimaanlagen vorhanden sind, ist dennoch der Freigang in der Mittagspause im Anzug einfach nur ungesund. Ansonsten natürlich viel Wasser trinken und leichte, wasserhaltige Speisen essen.
Planeten kühlen.
Die Anpassung an die Erderwärmung ist das eine. Das andere ist, es nicht noch schlimmer werden zu lassen. Und das funktioniert nur mit einer Reduzierung von CO₂. Die effektivste Maßnahme dafür ist die Energiewende. Deine persönliche Energiewende kannst du in wenigen Minuten umsetzen. Du reduzierst deinen CO₂-Fußabdruck um ein riesiges Stück, und bei Polarstern förderst du gleich noch den Ausbau der erneuerbaren Energien weltweit. Tipp: Mach's direkt. Der Wechsel dauert nur 5 Minuten.