SPEICK: nachhaltige Markenlegende und geheimnisvolle Pflanze – plus Hautpflegetipps.
Vieles, was heute trendy ist, gab es auch schon früher – und erlebt jetzt einen erneuten Durchbruch. Nachhaltigkeit und Fairness in der Wirtschaft gehören dazu. Zum Glück! Gerade von einem "alten Hasen" wie unserem Kunden Speick Naturkosmetik können Unternehmen viel lernen. Seit über 90 Jahren beweist Speick, dass Wirtschaft auch sozial und ökologisch geht. Wie das funktioniert? Wir haben nachgefragt – und ganz nebenbei tolle Pflegetipps bekommen.
von Christian. Fotos: (c) SPEICK Naturkosmetik. Wirklich - Lesezeit: 6 Minuten
Speick? Ist das nicht eine dieser ehrwürdigen deutschen Markenlegenden – so wie Odol, Uhu oder Tempo? Genau! Ende der 1920er Jahre startete Speick als kosmetische und hochwertige Pflegealternative zur eher gräulichen „Kernseife“. Heute gibt es die Marke immer noch und erst recht – mit einer vielfältigen Produktpalette. Der Unterschied zu Tempo & Co: Während die meisten deutschen Markenklassiker längst internationalen Großkonzernen gehören (oder ganz verschwunden sind), ist Speick Naturkosmetik nach wie vor ein eigenständiges mittelständisches Unternehmen in Familienhand der 3. Generation. Die kommende 4. Generation ist sogar schon mit an Bord.
Nachhaltigkeit aus erster Hand.
Das hat uns neugierig gemacht. Gehört zu einer anderen Art von Produkten auch ein anderes Wirtschaften? Wir bei Polarstern sind genau davon überzeugt. Aber wie ist das bei anderen Unternehmen? Also nichts wie los: Interview-Termin ausmachen und nachfragen! Unsere Ansprechpartnerin: Gudrun Leibbrand, Marketing-Leiterin von Speick. Die Jahreszeit: Spätherbst. Draußen kalt, drinnen trockene Heizungsluft. Für die Haut beginnt ein echter Stresstest. Deshalb haben wir (schlauschlau) die Gelegenheit genutzt – und uns auch gleich ein paar Pflegetipps aus erster Hand geholt.
Der „echte Speick“: Heilpflanze mit Seltenheitswert.
Vor dem Interview jedoch ein wenig Pflanzenkunde. Denn die Speick-Pflanze ist eine botanische Rarität. Der „echte Speick“ (Botaniker nennen die Art „Valeriana celtica“) kommt ausschließlich in den Kärntner Nockbergen in Höhenlagen zwischen ca. 1.800 und 3.300 m vor. Eigentlich gehört die Pflanze zur Gattung der Baldriangewächse. Doch anders als der beruhigende Baldrian wirkt Speick harmonisierend: Er beruhigt das zentrale Nervensystem, das vegetative Nervensystem dagegen regt er an. Sprich: Er entspannt und wirkt gleichzeitig belebend. Dieser Effekt – und der Glaube daran, dass Speick auch aphrodisisch wirke – führte dazu, dass die Pflanze im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in großen Mengen in den Orient exportiert wurde. Ihr Bestand war bedroht, der Speick wurde unter Naturschutz gestellt. Und damit sind wir auch schon bei unserer ersten Frage ...
Frau Leibbrand, die Marke Speick heißt so wie ihr wichtigster Inhaltsstoff. Enthalten denn alle Ihre Produkte tatsächlich Speick?
GUDRUN LEIBBRAND: Wo Speick draufsteht, ist auch Speick drin.
Wie aber geht das: Eine Pflanze nutzen, die unter Naturschutz steht?
GUDRUN LEIBBRAND: In den 1980er Jahren ist es uns gelungen, besondere Verträge mit der Kärntner Landesregierung auszuhandeln. Seither ist es einigen wenigen Kärntner Bauernfamilien erlaubt, den Speick im „UNESCO Biosphärenpark Nockberge“ sehr behutsam und in Maßen zu ernten. Tatsächlich zeigt eine Studie: Diese schonende Ernte des Speick fördert seinen Bestand sogar.
Naturkosmetik ist ein ziemlich dehnbarer Begriff. Was bedeutet er für Speick?
GUDRUN LEIBBRAND: 1928, bei unserer Gründung, war Naturkosmetik noch kein Thema. Doch gute Produkte aus Naturstoffen zu schaffen, war von Anfang an Teil der Philosophie unseres Unternehmensgründers Walter Rau. Bei unserem Umzug 2008 machten wir dann eine spannende Entdeckung. Wir fanden ein Schreiben von Walter Rau aus dem Jahr 1958. Schon zu dieser Zeit – also lange vor der Ökologiebewegung – sah er die Probleme, die durch die wachsende Umweltbelastung für die Haut entstehen würden. Dort heißt es zum Beispiel:
„Die Zeitschäden wachsen. Die ungesunde, nervöse Arbeitsweise, das verunreinigte Wasser, die durch Staub, Gase, Säuren verpestete Luft, ganz zu schweigen von dem Problem mit der Radioaktivität, das in der Zukunft vielleicht brennend wird – das alles zusammen sind Schäden äußerer Art, die mehr oder weniger auf die Haut einwirken.“ – Speick-Gründer Walter Rau, 1958.
1958? Da träumten viele andere von nichts anderem als dem Wirtschaftswunder ...
GUDRUN LEIBBRAND: Ja, das war schon sehr weitsichtig. Und vor diesem Hintergrund ergab es sich fast von selbst, dass Speick schon in den 1970er Jahren – ich nenne diese Phase mal „Naturkosmetik 1.0“ – eine gewisse Vorreiterrolle spielte.
Was wäre dann „Naturkosmetik 2.0“?
GUDRUN LEIBBRAND: „Naturkosmetik 2.0“ ist für mich die Zeit ab etwa 2000, als die ersten zertifizierten Produkte aufkamen. Speick hat damals als Gründungsmitglied den „BDIH-Standard“* für kontrollierte Naturkosmetik unterstützt. Heute schreiben wir uns jedoch längst „Naturkosmetik 3.0“ auf die Fahne – also den Anspruch, als Naturkosmetik-Unternehmen ganzheitlich nachhaltig zu handeln.
Danach wollten wir gerade fragen: Es geht nicht nur um nachhaltige Produkte allein ...
GUDRUN LEIBBRAND: Richtig. Wir versuchen immer, das Ganze im Blick zu behalten. Unser neues Firmengebäude etwa ist energetisch deutlich effizienter konzipiert als unser altes. Auch bei den Maschinen achten wir sehr auf die Energieeffizienz. also Ökostrom und Ökogas, das wir von Polarstern beziehen.
Mindestens ebenso wichtig sind für uns die Themen Fairness und Verantwortung: fairer Handel, faire Preispolitik, Fairness gegenüber Partnern und Mitarbeitern, regionale Orientierung ... Deshalb arbeiten wir auch bevorzugt mit Partnern zusammen, die ähnlich denken wie wir: etwa mit einer ethisch ausgerichteten Bank, oder eben mit Polarstern. Entscheidend bei all dem ist für uns das Prinzip: Tue erst Gutes – und rede dann darüber. Sprich: „Greenwashing“ wird es bei uns nicht geben. Wir leben authentisch und schlicht nach unseren Prinzipien – und kommunizieren dann die Resultate.
Dennoch hat Nachhaltigkeit nicht nur ethische, sondern auch wirtschaftliche Aspekte ...
GUDRUN LEIBBRAND: Es geht immer um die drei Säulen: Das Ökologische, das Soziale und eben das Wirtschaftliche. Für uns sind die ersten beiden natürlich sehr wichtig. Aber das Ganze macht nur Sinn, wenn es sich wirtschaftlich rechnet. Ansonsten kann sich ein Unternehmen ja nicht am Markt halten. Ausschlaggebend ist für uns aber auch hier die Ausgewogenheit – und nicht das reine Gewinnstreben.
Geben Sie denn auch Nachhaltigkeitsberichte heraus?
GUDRUN LEIBBRAND: Nein. Wir versuchen vielmehr, den Aspekt der Nachhaltigkeit in alles einzubinden, was wir tun. Zur Sprache kommt das dann natürlich trotzdem, etwa in den Jahresgesprächen mit Lieferanten und Kunden oder in unserer Pressearbeit. Intern dagegen bemühen wir uns schon sehr, immer besser zu werden. So gibt es etwa drei Masterarbeiten der Uni Hohenheim, in denen das Thema Nachhaltigkeit bei uns untersucht wurde. Die haben wir als Stärke-Schwächen-Analysen genutzt. Seither haben wir in den letzten Jahren an unseren Schwachstellen fleißig gearbeitet. Das neue, energetisch wesentlich bessere Firmengebäude war sogar schon vorher fertig.
Für Sie als Mitarbeiterin: Wie erleben Sie diese andere Art des Wirtschaftens im Alltag?
GUDRUN LEIBBRAND: Wir haben hier eine sehr engagierte Geschäftsführung, transparente Strukturen, flache Hierarchien – und die Tür zum Chef steht jedem immer offen. Das alles funktioniert, glaube ich, grundsätzlich nur, wenn die Geschäftsleitung es auch vorlebt. Gleichzeitig können wir sehr eigenverantwortlich arbeiten. Und das spürt man hier schon deutlich: Alle arbeiten gleichwertig und verantwortungsvoll mit. Übrigens gibt es bei uns auch keine Akkordarbeit, kein 3-Schichten-Modell, keinen Druck, den man auf Dauer nicht aushalten kann.
Speick feiert 2018 sein 90-jähriges Jubiläum. Was ist für Sie das Geheimnis hinter dieser Erfolgsgeschichte?
GUDRUN LEIBBRAND: Das Geheimnis ist für mich ganz sicher unsere Philosophie. Ökologie, Regionalität und Menschlichkeit spielen dabei eine große Rolle. In den 90er Jahren hatten wir mal eine Zeit, in der wir das nicht mehr so gut kommunizierten. Doch wir haben uns zurückbesonnen: auf unsere Marke, auf die Speick-Pflanze und auf ihre harmonisierende Wirkung. Ich denke, genau das macht uns glaubwürdig. Und das wird dann auch honoriert.
... und zum Schluss eine richtig große Frage: Was ist für Sie Schönheit? Und was hat Kosmetik damit zu tun?
GUDRUN LEIBBRAND: Schönheit ist für mich: Ausstrahlung und Persönlichkeit. Das kann ich mit Kosmetik unterstreichen – und mit Naturkosmetik umso besser. Denn die ist gut für die Haut und für die Umwelt. Unsere Seifen sind zum Beispiel bis nahezu 100 Prozent abbaubar. Aber zurück zur Frage: Kosmetik als „Finish“ für Ausstrahlung und Persönlichkeit ... So kann man das, finde ich, stehen lassen.
Frau Leibbrand, herzlichen Dank für dieses spannende und offene Gespräch!
Pflegetipp 1: Gutes für die Haut in der kalten Jahreszeit.
Gudrun Leibbrand: „Ganz wichtig ist zuerst einmal die Reinigung. Denn sonst kann die Haut Cremes nicht so gut aufnehmen, und die Poren können verstopfen. Besonders zu empfehlen sind hier Seren mit dem Zellaktivator Q10 oder mit Hyaluron. Tagsüber sollte man der Haut in der kalten Jahreszeit etwas Intensives geben: eine reichhaltige Tagescreme mit viel Feuchtigkeit. Übrigens: Dass die Haut im Winter besonders viel Fett braucht, stimmt so – zumindest im Alltag – nicht. Sehr fetthaltige Pflege empfehle ich nur in Extremsituationen. Also wenn man z.B. bei großer Kälte den ganzen Tag draußen ist, beim Winterwandern etwa oder beim Schlittschuhlaufen.“
Pflegetipp 2: Frischer Look im winterlichen Büroalltag.
GUDRUN LEIBBRAND: „Für ein frisches Aussehen im Winter rate ich zu einer getöntenTagescreme und etwas Puder. Ich persönlich trage den Puder nicht nachträglich auf, sondern mische ihn auf der Hand in meine normale Tagescreme. Das wirkt dann einfach natürlicher.“
Pflegetipp 3: Seifen, Lotions und Cremes.
GUDRUN LEIBBRAND: „Als Seifenfan schwöre ich natürlich auf echte Seife – im Gegensatz zu den synthetischen ‚Waschstücken‘, die ja gar keine Seifen sind. Den Unterschied kann jeder mit einem einfachen Test feststellen: Einfach mal den einen Arm mit echter Seife waschen, den anderen mit einem synthetischen Produkt. Beim mit Seife gewaschenen Arm perlt das Wasser ab, beim anderen läuft es einfach runter. Daran sieht man, dass die Seife die natürliche Rückfettung der Haut unterstützt. Man hat also gar nicht das Bedürfnis zusätzlich zu cremen – und das muss man auch nicht. Besonders wichtig ist das nachts, denn gerade dann sollte die Haut gut atmen können.“
* BDIH = Bundesverband der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel e.V. Der Standard „Kontrollierte Naturkosmetik“ definiert bestimmte Anforderungen an Naturkosmetikprodukte hinsichtlich Rohstoffgewinnung und Verarbeitung.