Die Smart Meter kommen: Was bedeutet das für mich?
Die Energiewende kann nur klappen, wenn Angebot und Nachfrage von Strom effizienter geregelt werden. Smart Meter sind dafür ein wichtiger Baustein. Ab 2025 werden sie für deshalb für viele Haushaltsgruppen verpflichtend – und alle anderen können sich einen Smart Meter beim Netzbetreiber bestellen. Was das für dich bedeutet – und warum du deinem alten analogen Stromzähler wirklich nicht nachweinen musst, erfährst du hier.
von Michael. - Lesezeit: 7 Minuten
Die wenigsten Menschen dürften sich bislang intensiv mit ihrem Stromzähler beschäftigt haben. Im Ottonormalfall ist der irgendwo im Keller, wo man sich sowieso nie aufhält, es sei denn, man sucht gerade den Weihnachtsschmuck oder einen alten Steuerbescheid. Doch nun werden Stromzähler für alle ein Thema. Denn 2025 soll der Rollout von Smart Metern, also intelligenten und vernetzten Stromzählern, endlich durchstarten.
Wer 2025 einen Smart Meter bekommt und was es kostet.
Mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende ist ab 2025 ein Smart Meter
- für Haushalte mit einem Jahresstromverbrauch von 6.000 bis 100.000 Kilowattstunden Pflicht.
- Auch Betreiber von Solaranlagen mit 7 bis 100 kW Leistung müssen einen Smart Meter seit 2025 installieren.
Die Kosten für den Einbau sind überschaubar: Aktuell (Stand Januar 2025) darf der Netzbetreiber für den Einbau nur eine einmalige Gebühr in Höhe von 30 Euro verlangen – so bestimmt es das Messstellenbetriebsgesetz.
Dass das "Recht auf Smart Meter" jetzt in dieser Form in Kraft ist, hängt auch mit dem Aus der Ampel-Regierung Ende 2024 zusammen. Die Ampel wollte das Recht kurz vor Inkrafttreten eigentlich noch abschwächen: Netzbetreiber sollten den Einbau zum Beispiel unter weiteren Voraussetzungen verweigern dürfen.
Muss ich dafür selbst aktiv werden?
Wenn du zu einer der oben genannten Gruppen gehörst, musst du in der Sache nicht selbst aktiv werden. Die Netzbetreiber müssen innerhalb von vier Monaten einen Einbau eines Smart Meter vollziehen. Dein Messstellenbetreiber sollte sich drei Monate vor der geplanten Installation bei dir melden. Dennoch gilt: Manchmal ist Nachhaken besser als Warten.
Smart Meter: Ausnahmen und wer freiwillig einen nutzen kann.
Haushalte, die weniger als 6.000 Kilowattstunden Strom im Jahr verbrauchen, bekommen einen digitalen Zähler (moderne Messeinrichtung), können sich aber ab 2025 für einen Smart Meter entscheiden. Dafür kontaktierst du deinen Messstellenbetreiber, der für den Einbau, den Betrieb und die Wartung des Zählers zuständig ist – in der Regel ist das der örtliche Netzbetreiber. Du kannst also jetzt schon einen Smart Meter nutzen, auch wenn er für dich noch nicht verpflichtend ist.
Ausnahmen von der Smart-Meter-Einbaupflicht im Überblick:
- Haushalte mit geringem Stromverbrauch: Haushalte, die weniger als 6.000 kWh pro Jahr verbrauchen, sind von der Pflicht ausgenommen. Sie können jedoch freiwillig einen Smart Meter beantragen.
- Technische Unmöglichkeit: In älteren Gebäuden, in denen die Installation technisch nicht möglich ist, besteht keine Verpflichtung zum Einbau eines Smart Meters.
Wie es um den Smart Meter Rollout in Deutschland und Europa steht.
Kurze Antwort: schlecht in Deutschland. Fast alle europäischen Länder sind beim Rollout der Zähler viel weiter als Deutschland. Statistiken zufolge waren in Deutschland 2023 in weniger als 10 % aller Haushalte Smart Meter verbaut. In den skandinavischen Ländern sowie in Frankreich, Spanien, Italien und Österreich lag der Anteil an Haushalten mit intelligenten Stromzählern bei mehr als 80 % bzw. sogar über 90 % Abdeckung. In Österreich geht man nach vorläufigen Zahlen davon aus, dass 95 % aller Haushalte Ende 2024 einen Smart Meter hatten. Italien steht bei 98 % Abdeckung. Ähnlich schlecht wie Deutschland stehen nur Länder wie Tschechien, Ungarn und Griechenland da. Zahlen und Daten zum Smart Meter Rollout in Europa und der Abdeckung in einzelnen Ländern gibt es übrigens hier.
Warum werden Smart Meter gebraucht?
Stromnetze benötigen eine gute Auslastung. Zu wenig oder zu viel Strom belasten sie. Früher war die Steuerung einfacher. Da wurde der Strombedarf von wenigen großen Kraftwerken gedeckt, gleichzeitig waren die Stromverbrauchsprofile der Haushalte relativ ähnlich. Heute spielt Strom in der Energieversorgung eine noch größere Rolle. Er wird zum Beispiel auch zum Laden von Elektroautos oder zum Betrieb von Wärmepumpen genutzt. Sowohl der Verkehrs- als auch der Wärmesektor müssen auf dem Weg in die Klimaneutralität zu einem Großteil mit Ökostrom versorgt werden.
Grafik: Wie sieht ein Smart Meter aus?
Gleichzeitig läuft die Stromproduktion wesentlich dezentraler ab. Statt weniger großer Kraftwerke erzeugen viele kleine Ökokraftwerke wie Windräder oder Photovoltaikanlagen den Strom. Hinzu kommt, dass die Stromausbeute davon abhängt, wie stark die Sonne scheint oder der Wind weht. Sowohl Stromerzeugung als auch Stromverbrauch sind also viel dynamischer geworden. Es reicht nicht mehr, wenn der Netzbetreiber einmal im Jahr deinen Zählerstand abliest. Über Smart Meter können die Netzbetreiber Stromangebot und Nachfrage besser steuern, für den richtigen Fluss in den Netzen sorgen, Stromsicherheit garantieren und dafür sorgen, dass Ökostrom nicht verplempert wird.
Smart Meter: Das sind die Vorteile für Haushalte.
Ein herkömmlicher Stromzähler, wie du ihn wahrscheinlich aus deinem Keller kennst, läuft mechanisch vor sich hin, und einmal im Jahr kommt jemand vom Netzbetreiber und liest ihn ab (auch digitale Zähler können keine Daten senden). Auf Basis dieses Jahresstromverbrauchs berechnet dein Stromversorger dann deinen neuen monatlichen Abschlag. Manchmal gibt’s am Ende des Abrechnungszeitraums Geld zurück, manchmal muss man Geld nachzahlen. Ein herkömmlicher Zähler bietet kaum Möglichkeit einen Überblick über den Stromverbrauch zu behalten, wenn man sich nicht regelmäßig Zählerstände notiert. Ein Smart Meter dagegen schickt deine Daten über ein Gateway automatisch im Viertelstundentakt an den Messstellenbetreiber. Dadurch muss niemand mehr den Zähler ablesen.
1. Smart Meter helfen Strom sparen in Kombination mit E-Auto & Co.
Außerdem behältst du immer den Überblick über deinen Stromverbrauch. Die Verbrauchskurven sind für dich nämlich einsehbar, zum Beispiel über eine App oder ein Portal bei deinem Energieversorger. Du siehst zum Beispiel deinen Stromverbrauch im Zeitverlauf, dadurch weißt du, ob du in letzter Zeit mehr Strom benötigt hast als sonst – oder ob Stromspartipps bereits etwas gebracht haben. Hohe Nachzahlungen am Ende des Jahres lassen sich dadurch vermeiden.
Elektroautos, Wärmepumpen und Heimspeicher machen das Stromsystem künftig flexibler und könnten 2035 rund 10 % des Gesamtstromverbrauchs in Deutschland zeitlich verschieben. Mithilfe neuer Tarifmodelle würden dabei sogar Stromkosten sinken, weil Verbraucher wie Wärmepumpen und E-Autos netzdienlich gesteuert bzw. genutzt werden können. So kann man Kosten senken. Die Bundesnetzagentur belohnt schon seit Januar 2024 Nutzer:innen von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen mit Netzentgeltreduzierungen (§ 14a EnWG).
2. Exakte Einblicke in den Stromverbrauch nach Zeit und Gerät.
Die Verbrauchskurven lassen auch Rückschlüsse auf den Stromverbrauch von bestimmten Geräten wie Wärmepumpe oder Wallbox und E-Auto zu. Die Visualisierung zeigt dir, wo du tatsächlich Strom sparen kannst – und dass wir alle oft an den falschen Stellen ansetzen. So sparen etwa viele Haushalte leidenschaftlich am Licht, obwohl andere Geräte die Problemkinder sind. Ein Smart Meter ist das perfekte Tool, um diese Kinder beim Namen nennen zu können.
99 Energiespartipps für wirklich alleWann ist der Stromverbrauch zu hoch?
Woher weiß man eigentlich, ob der Stromverbrauch zu hoch ist? Oder wie viel man überhaupt sparen kann? Dazu gibt die Energieberatung co2online jedes Jahr den Stromspiegel heraus. Du erfährst, wie viel Haushalte deiner Größe durchschnittlich verbrauchen – und wie hoch dein Sparpotenzial ist.
3. Daten empfangen.
Ein Smart Meter kann gleichzeitig über das Gateway auch Daten empfangen, also mit anderen Schnittstellen kommunizieren. Das wird dann wichtig, wenn du zum Beispiel eine Wärmepumpe nutzt, die als steuerbare Verbrauchseinrichtung angemeldet ist. Der Netzbetreiber kann dann über einen Rundsteuerempfänger die Stromversorgung deiner Wärmepumpe bei hoher Netzbelastung kurzzeitig ausschalten. Im Gegenzug erhältst du einen günstigeren Strompreis.
4. Dynamische Stromtarife ab 2025.
Weil Smart Meter kommunizieren können, ermöglichen sie dynamische Stromtarife. Es werden ganz neue und viel genauere Abrechnungen möglich. Das heißt zum Beispiel, dass du einen Strompreis zahlst, der sich an den Preisen der Strombörse orientiert. Dein Strompreis sinkt, wenn gerade viel erneuerbare Energie im Netz ist – und steigt, wenn es kein guter Tag für die Erneuerbaren war. Seit 2025 sind alle Energieversorger in Deutschland verpflichtet, dynamische Stromtarife anzubieten. Auch wir bei Polarstern haben mit Wirklich Ökostrom Flex Plus einen dynamischen Tarif.
Alles über dynamische Stromtarife5. Geringe Kosten für den Einbau.
Seit dem Januar 2025 haben Verbraucher:innen erstmals ein Recht auf einen smarten Stromzähler. Sie können von ihrem örtlichen Stromnetzbetreiber verlangen, innerhalb von vier Monaten einen Smart Meter einzubauen. Für den Einbau darf dein Netzbetreiber eine einmalige Gebühr in Höhe von höchstens 30 Euro verlangen. Damit sind die Kosten für den Einbau sehr überschaubar.
Was kostet mich ein Smart Meter?
Die Kosten für den Betrieb eines Smart Meters wurden 2023 auf 20 Euro im Jahr gedeckelt. Haushalte, die eine steuerbare Verbrauchseinrichtung wie etwa eine Wärmepumpe oder ein E-Auto nutzen, müssen maximal 50 Euro zahlen. Ein zusätzlicher Kostenpunkt kann der Umbau deines Zählerschranks sein, wenn die Kommunikationsinfrastruktur so angepasst werden muss, dass der Smart Meter überhaupt nach draußen funken kann.
Für welche Tarife ein Smart Meter nötig und sinnvoll ist.
So richtig Sinn machen Smart Meter dann, wenn du den passenden Tarif bzw. die richtigen Geräte im Haus hast. Also etwa eine Wärmepumpe, eine Ladestation für dein Elektroauto, eine Photovoltaikanlage oder einen Batteriespeicher. Auch eine Hausautomation macht hier Sinn, um alle Geräte bestmöglich beim Strombezug zu steuern. Für solche steuerbaren Verbrauchseinrichtungen benötigst du spezielle Stromtarife, beispielsweise Wärmepumpenstrom oder Autostrom, die dir günstigere Preise garantieren als gewöhnliche Haushalts-Stromtarife (beides findest du auch bei uns bei Polarstern).
👉 Hintergrund: Unter den Begriff „steuerbare Verbrauchseinrichtung“ fallen Speicher, Wärmepumpen, Klimageräte und nicht öffentliche Ladepunkte (auch mobile Ladeeinrichtungen über CEE-Steckdose), die in der Niederspannung angeschlossen sind und eine Netzbezugsleistung von über 4,2 kW aufweisen.
Welche Tarife nur mit Smart Meter möglich sind.
Diverse Spezialtarife: Tarife für steuerbare Verbrauchseinrichtungen wie Wallboxen/Ladestation von E-Autos und Wärmepumpen setzen einen Smart Meter voraus, um stündlich genau abrechnen zu können, wann wie viel Strom bezogen worden ist. Auch die Abrechnung für netzdienliches Verbrauchsverhalten nach §14a EnWG setzt zum Teil einen Smart Meter voraus.
Dynamische Tarife: Mit dynamischen Stromtarifen soll genau dann Strom genutzt werden, wenn dieser kostengünstig zur Verfügung steht und das Netz nicht ausgelastet ist. Daher sind für solche Tarife Smart Meter nötig, um stündlich genau abrechnen zu können. Zudem ist hier aber auch eine Hausautomation zu empfehlen, denn erst wenn in einem Haushalt elektrische Geräte richtig vernetzt sind, machen dynamische Tarife Sinn.
Für Wärmepumpe & E-Auto: Berechne jetzt deinen Tarif.
Um das enorme Potenzial der Lastverschiebung in Haushalten zu heben, braucht es neue Tarifmodelle wie dynamische Tarife, die etwa das Laden von E-Autos sowohl am Stromangebot als auch an der aktuellen Netzauslastung ausrichten (Stichwort dynamische Netzentgelte ab April 2025). Ohne solche Preissignale könnte die wachsende Zahl der stromintensiven Technologien in Haushalten zu höheren Belastungsspitzen im Netz führen, wie eine Studie des Thinktanks Agora zeigt.
Alles über dynamische TarifeWie sicher sind meine Daten mit einem Smart Meter?
Inzwischen sind mehrere Smart-Meter-Gateways zugelassen. Das Zertifizierungsverfahren hat lange gedauert, denn die Hersteller müssen sicherstellen, dass deine Daten jederzeit geschützt sind. Wir leben in einer digitalen Welt, und jeder möchte die Hoheit über seine Daten haben, klar. Die Geräte sind mit Firewalls ausgerüstet, die Messstellenbetreiber haben Transparenzregeln einzuhalten, und wer auf die Daten zugreifen darf, ist genauestens geregelt. Auch du selbst kannst deine Verbrauchsdaten immer über die elektronische HAN (Home Area Network)-Schnittstelle am Gerät oder über ein Online-Portal einsehen.
3 Tipps für mehr Smart-Meter-Sicherheit.
- Wähle ein möglichst sicheres Passwort.
- Achte darauf, die verfügbaren Sicherheitsupdates für das Betriebssystem und den Webbrowser zu installieren.
- Installiere ein Virenschutzprogramm und eine persönliche Firewall.
Klima schützen – mit einem Smart Meter und dem richtigen Stromtarif.
Smart Meter sind Teil der Energiewende: um erneuerbare Energien zu fördern und Energie zu sparen. Und wir können dir beim CO₂ sparen helfen. Oder anders: Wir sorgen dafür, dass du bei deinem Stromverbrauch gar nicht erst CO₂ anhäufst. Mit Wirklich Ökostrom von Polarstern und all unseren Spezialtarifen – für Wärmepumpen, Elektroautos oder als Reststrom für eine Eigenstromversorgung – kannst du deinen CO₂-Fußabdruck für deinen Stromverbrauch jederzeit auf 0 setzen.