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Leere Bierflaschen von oben

Sind Glasflaschen wirklich besser als Plastikflaschen?

Leere Bierflaschen von oben
Ob eine Getränkeflasche aus Glas oder Plastik gefertigt wurde, ist für die Umwelt nicht immer entscheidend. Wir zeigen, auf welche Faktoren es ankommt – und warum regionale Getränke viel Liebe verdienen.

von Michael. - Lesezeit: 5 Minuten

Schon mal ein Minuspunkt für Glasflaschen ist, dass sie schwer im Beutel liegen und so laut rumklirren, dass sie der Nachbarschaft dein Ankommen schon aus hundert Meter Entfernung ankündigen wie so ein Rentierschlitten. Dafür sind die Glasflaschen aber besser für die Umwelt, oder? Tatsächlich lässt sich das pauschal gar nicht sagen. Eine Glasflasche muss nicht per se umweltfreundlicher sein als Plastik. Auf andere Faktoren kommt es an.

Wann ist eine Flasche umweltfreundlicher?

Einweg- und Mehrwegsystem.

Einer der wichtigsten Faktoren ist wohl das Kreislaufsystem, also die Frage, ob es sich bei der Flasche um eine Einweg- oder Mehrwegflasche handelt. Eine Mehrweg-Glasflasche kann laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) rund 50 Mal wieder befüllt werden, eine Mehrweg- Polyethylenterephtalat-Flasche, kurz PET (also Plastik) kommt immerhin auf 25 Refills. Eine Glas-Mehrwegflasche lässt sich also doppelt so oft wieder verwenden.

Leichtes Gewicht.

Die Glasflasche ist aber sehr viel schwerer, was wiederum beim Transport wesentlich mehr Emissionen verursacht. Ob eine Glas- oder PET-Mehrwegflasche die Nase vorn hat, liegt daher oftmals an der Frage, wie kurz die Transportwege zwischen Abfüllstation, Großhändler, Händler – und wieder zurück – sind. Auf gleicher Distanz kann die PET-Flasche aufgrund ihres Fliegengewichts weniger Emissionen verursachen als die Glasflasche, obwohl sie sich nur halb so oft weiterverwenden lässt.

Kurze Transportwege.

Das Gute ist, dass die Transportwege in Deutschland im Mehrwegsystem meistens sowieso kurz sind. Das liegt an der dezentralen und vielfältigen Struktur der Getränkewirtschaft. Laut Verband Pro Mehrweg gibt es in Deutschland auf der Herstellerseite rund 1.500 Brauereien, etwa 180 Mineralbrunnen und über 400 Erfrischungsgetränke- und Fruchtsafthersteller. Von hier gehen die Getränke an rund 3.500 Getränkefachgroßhändler, die wiederum rund 12.000 Getränkefachmärkte beliefern. Durch die Dichte an Herstellern und Händlern sind die Transportwege eher kurz.

Poolflaschen.

Die Wege können auch deshalb kurz gehalten werden, weil viele Hersteller oft die gleichen Flaschen nutzen, sogenannte Poolflaschen. Eine Brauerei kann zum Beispiel eine Bierflasche befüllen, die zuvor von einer anderen Brauerei genutzt wurde. Je mehr Poolflaschen im Umlauf sind, desto weniger Flaschen müssen sortiert werden und desto weniger Transporte sind nötig. Aus Verbrauchersicht sind Poolflaschen ebenso praktisch, weil man sie fast überall abgeben kann. Bieten Getränkehersteller ihre eigenen Flaschen (Individualflaschen) an, müssen die Flaschen immer wieder zurück zur ursprünglichen Abfüllstation gebracht werden, wodurch mehr Transportwege und Emissionen anfallen. Bei der Abfüllung von Einwegflaschen läuft die Sache zentraler. Hier gibt es laut DUH nur rund 200 Abfüller und viele Getränke werden deutschlandweit vertrieben.

Was bedeutet BPA-frei auf Plastikflaschen?

BPA ist die Abkürzung für Bisphenol A. Es bezeichnet eine Chemikalie, die bei der Herstellung von Kunststoff eingesetzt wird – und eben somit oft auch in Kunststoffflaschen, Deckeln, Plastikbehältern und Dosenbeschichtungen enthalten. Das Praktische an BPA ist, dass es Kunststoffe leichter, formstabiler und transparenter macht und sie sich gut färben.

Allerdings ist Bisphenol auch ein hormonell wirksamer Stoff. Studien belegen, dass es sich in hoher Konzentration auf Organe und das Hormonsystem auswirkt. Die genaue Wirkung und die Zusammenhänge sind jedoch an vielen Stellen unklar. Zur Sicherstellung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wurden in einer EU Verordnung Grenzwerte festgelegt und bei manchen Produkten etwa für Babies wurde die Nutzung verboten.

BPA gelangt dann in den Körper, wenn der Kunststoff erwärmt oder erhitzt wird. Denn dann lösen sich Teile der Chemikalie und sie können ins Essen oder in die Flüssigkeit gelangen. Ob ein Produkt BPA enthält, erkennst du am Label „BPA-frei“ oder „BPA free“.

Was passiert mit Einwegflaschen?

Einwegflaschen sind zwar oftmals ebenfalls Teil des Pfandsystems, werden aber schon nach einmaliger Benutzung entsorgt. Dadurch verursacht etwa eine Einwegflasche Mineralwasser laut DUH in ihrem Lebenszyklus doppelt so viel CO2 wie eine Mehrwegflasche.

Eine Menge Müll.

Mit Einwegflaschen fällt vor allem viel mehr Müll an. Laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) werden pro Jahr rund 16,4 Milliarden Einweg-Plastikflaschen verbraucht. Das sind rund 45 Millionen am Tag und 1,9 Millionen Stück in der Stunde. Um die Masse an Flaschen zu produzieren, werden mehr als 360.000 Tonnen Rohöl und Erdgaskondensate benötigt. Fun Fact der DUH: Die Menge würde reichen, um rund 300.000 Einfamilienhäuser pro Jahr zu beheizen.

Ein internationales Team von Freiwilligen hat über einen Zeitraum von fünf Jahren in 84 Ländern mehr als 1,8 Millionen Plastikabfälle gesammelt und untersucht. Das Ergebnis, veröffentlicht auch in der Fachzeitschrift „Science Advances“, zeigt die nachstehende Grafik.

Recycling von Einweg-Flaschen.

Immerhin lässt sich aus den Einweg-Flaschen noch was machen. Laut Bundesumweltministerium wird PET sogar zu 97 % recycelt. Ein Viertel des Materials wird laut NABU zu neuen Flaschen recycelt, ein weiteres Viertel wird für die Produktion neuer Verpackungen verarbeitet und rund ein Fünftel nutzt die Textilindustrie, um zum Beispiel Polyester-Fasern daraus zu machen. Der Rest des Plastikabfalls wird zum Beispiel zur Herstellung von Paletten-Banderolen genutzt.

Unter den Einweg-Flaschen schneidet die Glasflasche in ihrer Ökobilanz schlechter ab als die PET-Flasche, weil die Herstellung von Glasflaschen höhere Temperaturen benötigt und dementsprechend mehr Energie verbraucht.

Wie hält man Mehrweg und Einweg auseinander?

Im Alltag, am Pfandautomaten wird gar nicht richtig klar, was eigentlich Einweg und was Mehrweg ist. Dass es auch auf Einweg Pfand gibt, suggeriert, dass die Flaschen nochmal verwendet werden.

Ob eine Flasche nun geschreddert oder wieder abgefüllt wird, erkennst du am Logo und am Pfand.

  • Mehrwegflaschen können, müssen aber nicht mit dem Label "Für die Umwelt – Mehrweg" oder einem anderen Mehrweglogo wie dem Blauer Engel gekennzeichnet sein. Außerdem ist bei Mehrwegflaschen das Pfand günstiger – es kostet 8 oder 15 Cent.
  • Einwegflaschen haben ein Einweg-Logo, welches ein Symbol mit einem Pfeil enthält, aus dem man nicht wirklich schlau wird. Auf Einwegflaschen wird ein Pfand von mindestens 25 Cent erhoben.
Einweg-Logo

Mehrweg-Logo

Wie hoch ist die Mehrwegquote?

Obwohl das Mehrwegsystem eine gute Infrastruktur hat, könnte die Quote besser sein. Das liegt auch daran, dass viele Discounter vorwiegend Einweg anbieten (obwohl sich hier auch gerade etwas ändert). Laut Umweltbundesamt lag die Mehrwegquote bei Pfand-Getränkeverpackungen 2021 bei 42,6 % und damit 0,5 Prozentpunkte unter dem Wert von 2020. Insgesamt lag die Mehrweg-Quote bei 33,2 %, wenn man auch Flaschen ohne Pfand mit einbezieht. Dabei strebt das Verpackungsgesetz in Deutschland eine Quote von 70 % an. Bier ist übrigens der Mehrweg-Gewinner, was auch an der Fülle von Brauereien in Deutschland liegen kann, die vor allem die eigene Region beliefern. 2021 lag die Mehrwegquote bei Bierflaschen bei 78,1 %. Wasser kam auf eine Mehrwegquote von 43,5 %, Erfrischungsgetränken auf 20,5 %. Bei alkoholischen Mischgetränken lag die Quote bei nur 3,9 %.

Welche Getränke gibt's am häufigsten in der Mehrweg-Flasche?

MehrwegflaschenKarton/ BeutelEinweg-KunsstoffflaschenDosenSonstiger Einweg
Alle Getränke42,6 %2,8 %47,8
Bier78,2 %5,9 %15 %
Wasser43,5 % 0,2 %56,1 %
Erfrischungsgetränke20,5 %7,5 %62,8 %8,9 %
Alkohol. Mischgetränke3,9 %95,4 %

Quelle: Umweltbundesamt.

Flaschen-Fazit.

Die ökologisch bessere Wahl sind Mehrweg-Flaschen, wenn es sich um Standard-Pool-Flaschen handelt, die beim nächsten Abfüller wieder befüllt werden. PET-Flaschen verursachen bei längeren Distanzen weniger Emissionen als Glasflaschen, lassen sich dafür aber nicht so häufig befüllen. Ist der Weg der Glasflasche kürzer, holt sie in ihrer Ökobilanz wieder auf. Der Haken an der Sache: Als Verbraucher:in kann man gar nicht abschätzen, wie weit nun der Transportweg einer Flasche ist.

Am besten: Müll vermeiden.

Die in jedem Fall beste Lösung ist es, nicht immer wieder neuen Müll anzuhäufen. Bier und Cola kommt leider nicht aus dem Wasserhahn, aber Wasser schon. Wer auf Leitungswasser umsteigt und sein Sprudel selbst sprudelt, spart sich das Geschleppe, Geklirre und tut der Umwelt etwas Gutes. Wir wissen alle, dass es nicht alle von den 16 Milliarden Flaschen, die die Deutschen im Jahr so verbrauchen, zurück ins System schaffen. Sie liegen in der Landschaft, hängen in den Bäumen, landen im Fluss oder im Meer, so wie andere Verpackungen auch. Die beste Flasche ist also die, die man gar nicht erst verbraucht. Wie du deinen Verpackungsverbrauch wirklich reduzierst, erfährst du in diesem Artikel.

Schluss mit dem Plastik.

Einmal pro Jahr befreien wir das Isarufer von Müll.

Und wenn du mal in unserer Nähe bist: In München veranstalten wir bei Polarsten jedes Jahr Anfang Juli den Polarstern Isar Cleanup. Um alle zum Aufräumen zu motivieren – und um ein Statement zu setzen: Müll geht uns immer etwas an. Weg damit!

Wirklich bessere Energie.

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Portrait von Michael.

Michael. | Team Wirklich

E‑Mail:  michael@polarstern-energie.de

Michael ist ein alter Hase im Marketing-Team und schon seit 2012 dabei. Als Online-Redakteur stammen viele Texte auf unserer Seite und im Polarstern Magazin aus seiner unverwechselbaren Feder.