Naturkosmetik kaufen: Welche Marken und Siegel empfehlenswert sind.
von Ludwig. - Lesezeit: 5 Minuten
Wer kennt es nicht seit Corona: Durch das ständige Tragen einer Schutzmaske leidet bei dem einen oder der anderen auch die Haut im Gesicht. Trockene Stellen oder Pickel können die Folge sein. Unsere Haut ist nicht nur das größte Organ des Körpers, sondern im Gesicht auch noch besonders empfindlich. Da sollte es eigentlich sonnenklar sein, dass man nur die besten Hautpflegeprodukte verwendet. Viele setzen da auf Naturkosmetik.
Nachhaltigkeit liegt neben Lebensmitteln oder Mode auch bei Kosmetikartikeln immer mehr im Trend. Das spüren vor allem die Hersteller von Kosmetikprodukten, die sich auf natürliche oder biologische Produkte spezialisiert haben. Sicher sind auch dir schon einige dieser Unternehmen beim Einkauf im Drogerie- oder Supermarkt begegnet. Die bekanntesten Marken für Naturkosmetik sind Alverde, Lavera und Weleda. Das hat der „Naturkosmetik Monitor“ von Splendid Research mit einer repräsentativen Umfrage im Jahr 2020 gezeigt. Ebenfalls ein Ergebnis der Umfrage: Neben Hautverträglichkeit waren den Befragten vor allem keine Tierversuche und das Fehlen von Mikroplastik wichtig.
1. Boom der Naturkosmetik und Gefahr des Greenwashings.
So weit so gut. Der Markt für nachhaltige und ökologische Kosmetikartikel ist längst nicht mehr so leicht zu überblicken. Das zeigen beispielsweise die rasant gestiegenen Umsatzzahlen der Branche aus den vergangenen Jahren.
Hinzu kommt, dass Hersteller von Kosmetik- und Pflegeprodukten ihre Werbung immer mehr auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit ausrichten – eine Entwicklung, die auch verunsichert. Und an den Regalen im Super- und Drogeriemarkt zu Unübersichtlichkeit führt. Grün und nachhaltig will inzwischen fast jedes Unternehmen sein, auch wenn es nicht allen gelingt. Das Stichwort Greenwashing geht auch in der Kosmetikbranche um.
Die grundlegende Schwierigkeit ist, dass die Begriffe Natur- und Biokosmetik rechtlich nicht geschützt sind – übrigens ähnlich wie die Begriffe Natur- oder Ökostrom. Es gibt also keine verbindliche Definition, was Natur- und Biokosmetik ist.
Mehr über echten Ökostrom erfahrenDoch es gibt auch Orientierungshilfe. Echte Naturkosmetik erkennst du an diversen Siegeln und Zertifikaten, die die Hersteller nur auf ihre Kosmetikprodukte drucken dürfen, wenn sie strenge Richtlinien erfüllen. Wichtig aber: Die Kriterien der Siegel sind verschieden. Also schau hin, was dir die Siegel jeweils garantieren.
2. Naturkosmetik oder Biokosmetik: Wo liegt der Unterschied?
Der Begriff Biokosmetik ist nicht so sehr verbreitet wie der Name Naturkosmetik, etabliert sich aber immer mehr als Alternative. Hinter den Begriffen verbergen sich unterschiedliche Kriterien bezüglich der zulässigen Inhaltsstoffe. Erst einmal vorneweg: Chemische, synthetische und gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe haben sowohl in Natur- als auch Biokosmetik nichts zu suchen. Genauso wenig dürfen bei fast allen Labels Stoffe zuvor an Tieren getestet worden sein oder von getöteten Tieren stammen.
Kriterien für Natur- und Biokosmetik.
Naturkosmetik | Biokosmetik | |
---|---|---|
Rohstoffe | pflanzliche Rohstoffe | pflanzliche Rohstoffe |
Anbaumethode | keine Kriterien | mind. 95 % aller Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau |
Gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe | nein | nein |
Synthetische Duftstoffe | nein | nein |
Tierische Inhaltsstoffe | nein | nein |
Tierversuche | nein | nein |
Laut BDIH, der das Siegel "Kontrollierte Naturkosmetik" vertreibt, sind Stoffe aus den folgenden Gruppen in Naturkosmetik nicht erlaubt:
- organisch-synthetische Farbstoffe
- synthetische Duftstoffe
- ethoxilierte Rohstoffe
- Silikone
- Paraffine und andere Erdölprodukte
Außerdem ist die Behandlung von pflanzlichen und tierischen Rohstoffen und der Endprodukte mit ionisierenden Strahlen nicht zulässig. Die Abkürzung BDIH steht übrigens für Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegemittel.
Es gibt viele Gründe für Natur- oder Biokosmetik.
Naturkosmetik schont die Umwelt, spart im Idealfall viele Ressourcen – vorausgesetzt die Herstellung geschieht ressourcenschonend – und die Produkte sind gut für das weltweite Tierwohl, da Tierversuche oder auch die Verwendung tierischer Produkte strikt untersagt sind. So weit so gut. Doch wie behält man im Naturkosmetik-Dschungel mit tausenden Produkten den Überblick?
Zunächst einmal gilt: Du als Kund:in solltest dir im Klaren darüber sein, was dir wirklich wichtig ist. Geht es dir primär um pflanzliche Inhaltsstoffe aus rein biologischer Herstellung? Liegt dir vor allem Tierwohl und somit ein striktes Tierversuch-Verbot am Herzen? Oder spielen auch Faktoren wie Herstellungsland und arbeitsrechtliche Bedingungen eine Rolle? Hast du all das für dich geklärt, kannst du anhand vieler verschiedener Naturkosmetik-Zertifikate eine Kaufentscheidung treffen.
Wer sich neben der Ernährung noch mehr für Tierschutz und Nachhaltigkeit einsetzen will, kann auch auf die Wahl von Strom und Gas achten. Erfahre mehr, was vegane Energie genau bedeutet und wie du sie berechnen kannst.
3. Naturkosmetik kaufen: Die wichtigsten Siegel und Label im Überblick.
Was wäre unser Leben ohne Siegel? Richtig, ein ganzes Stück unübersichtlicher. Allerdings sollte man sich nicht blind auf jedes Siegel bei Naturkosmetik verlassen. Da verhält es sich übrigens nicht anders wie bei Lebensmitteln, für die es inzwischen eine Vielzahl an Bio-, Fairtrade- und Öko-Siegeln gibt. Jedes Siegel hat unterschiedliche Schwerpunkte. Die Label, die wir dir hier vorstellen, rücken vor allem die Produktion und verwendeten Inhaltsstoffe in den Fokus. Arbeitsbedingungen in den Zulieferindustrien oder in den Kosmetikunternehmen spielen bei den folgenden Siegeln explizit keine Rolle.
Warum Siegel auch bei Ökostrom zählenÜbersicht über die wichtigsten Siegel für Natur- und Biokosmetik.
4. Und wie sieht's mit der Verpackung aus?
Bei den Naturkosmetik-Zertifikaten und -siegeln stehen vor allem die verwendeten Inhaltsstoffe und das Verbot von Tierversuchen im Vordergrund. Echte Nachhaltigkeit heißt natürlich auch, dass die Verpackung frei von (Mirko-)Plastik ist oder zumindest aus recycelten Stoffen besteht. Oder, aus einem schnell nachwachsenden natürlichen Rohstoff. Plastik ist also doof?! Ganz so einfach ist es dann auch nicht. Wie so oft im Leben liegt die Antwort irgendwo zwischen Ja und Nein.
Entscheidend bei der Wahl einer nachhaltigen Verpackung ist die gesamte Betrachtung. Nicht nur die Nachhaltigkeit des Materials, auch die Energie und der CO2-Verbrauch beim Transport sind zu berücksichtigen. So kann es unter Umständen sein, dass eine Kunststoff-Verpackung im Transport klimafreundlicher ist, als das wesentlich schwerere Glas. In Sachen Recycling ist Kunststoff und Plastik natürlich uncool.
Ein guter Ratgeber in Sachen Verpackungsmaterialen von Kosmetik ist das internationale FSC-Siegel, das 1993 gegründet wurde. FSC steht für Forest Stewardship Council. FSC-zertifiziertes Verpackungsmaterial bedeutet, dass es sich um Verpackung handelt, die aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Allerdings sehen manche Umweltschützer das FSC-Gütesiegel auch kritisch. Greenpeace Deutschland und Greenpeace International erklärten 2018 etwa ihren Austritt aus dem FSC-Standard, da FSC angeblich auch Holz aus schützenswerten Urwäldern nutzte.
Achte bei Verpackungen allgemein darauf, keine Kosmetikartikel mit Mikroplastik zu kaufen. Die Kunststoffe erkennst du bei Kosmetikartikeln zum Beispiel an folgenden Bezeichnungen: Polyethylen, Polypropylen, Polyamid, Polyquaternium, Polyethylenterephtalat, Nylon-12, Acrylates Copolymer, Acrylates Crosspolymer.
Unsere Tipps gegen PlastikmüllBambus-Verpackung ist Trumpf.
Allgemein gilt: Ein sehr guter, weil schnell nachwachsender Rohstoff für Verpackungen ist Bambus. Gerade in der Food-Industrie wird dieser schon oft für Essen zum Mitnehmen verwendet. Du kennst ja sicher die braunen Papp-Schüsseln aus Bambus. Die vor allem in den Tropen und Subtropen verbreitete Pflanze mit den langen Stängeln wächst extrem schnell nach, weshalb Kosmetikprodukte mit Verpackung aus Bambus umweltfreundlich und nachhaltig sind.
5. Am Ende: Schau dir auch das Unternehmen dahinter an.
Hast du dir ein Produkt genauer angesehen und es im Hinblick auf Siegel und Zertifizierungen gecheckt, beachte einen weiteren Aspekt: den Hersteller. Das ist deshalb so wichtig, weil es auch darauf ankommt, wie das Kosmetikunternehmen hinter dem Produkt tickt. Achte also darauf, ob das Unternehmen klimaneutral und nachhaltig wirtschaftet und es sich zum Beispiel den internationalen Klimaschutzzielen verpflichtet fühlt.
Prüfe auch, ob der Hersteller ausschließlich Naturkosmetik anbietet, oder ob nur einige wenige Produkte den Kriterien der Siegel entsprechen. Oft nutzen Unternehmen beispielsweise eine bestimmte Produktreihe, um sich in der Öffentlichkeit ein grünes Image zu verpassen, während der Großteil der restlichen Produkte nicht nachhaltig und ökologisch ist. Und selbst, wenn ein Unternehmen ausschließlich Naturkosmetik herstellt, heißt es noch nicht, dass die Produkte nachhaltig etwa mit Ökoenergie produziert werden. Du siehst schon, das Thema Nachhaltigkeit geht – ehrlich betrachtet – weit über das eigentliche Produkt hinaus.
Spezialtipp: Kosmetikhersteller, die gemeinwohlorientiert handeln.
Die Social Businesses unter den Kosmetikfirmen verfolgen nicht nur eine nachhaltige Produkterzeugung, sie helfen mit ihrem Produkt zugleich, gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Sie haben also nicht die Gewinnmaximierung als Ziel, sondern den größtmöglichen gesellschaftlichen Impact. Social Businesses gibt's heute in fast allen Bereichen. Und mit Polarstern sogar im Energiemarkt. Wir wirtschaften nach der Maxime: Die Wirtschaft ist für die Menschen da – nicht umgekehrt. Das wird in regelmäßigen Abständen auch von der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) geprüft und zertifiziert.
6 Tipps, um wirklich nachhaltige Unternehmen zu erkennen:
- Sieh dir die Webseite eines Herstellers an: Wirkt der Auftritt nur halbherzig nachhaltig oder ist das Unternehmen wirklich nachhaltig?
- Sieh dir Pressemitteilungen und Social-Media-Auftritte des Herstellers an.
- Suche im Netz nach Artikeln zu einem Hersteller in puncto Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
- Informiere dich auch bei Wikipedia.
- Sieh dir unsere deutschlandweit erste Social-Business-Landkarte an.
- Check hier, ob der jeweilige Kosmetikhersteller möglicherweise GWÖ-zertifiziert ist.
Und generell gilt natürlich auch beim Kauf von Natur- und Biokosmetik: Ressourcen schonen und nur das kaufen, was du wirklich benötigst. Eh klar, die Natur wird es dir danken.