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Tipps für nachhaltiges Online-Shopping.

Ist Online-Shopping wirklich so schlecht wie sein Ruf? Kommt drauf an. Wir zeigen dir die größten Probleme von Online-Käufen und wie du klimafreundlicher im Netz shoppst.

von Michael. - Lesezeit: 6 Minuten

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Bald mehr als 5 Milliarden Sendungen im Jahr.

Typisches Alltagsgeräusch: Erst läutet die Klingel, dann krächzt der Türbuzzer, dann knallt die Haustür zu, dann poltert jemand die Treppe hoch, dann kommt das Piepsen eines Scanners, dann das Klackern, wenn jemand mit dem Fingernagel eine Art Unterschrift ins Display kratzt. So geht das den ganzen Tag. Rund 13 Millionen Mal sogar. So viele Sendungen sind laut Bundesverband Paket & Express Logistik (B|EK) in etwa täglich in Deutschland unterwegs. 2023 wurden mehr als 4 Milliarden Kurier-, Express- und Paketsendungen (KEP) verschickt. Nach Corona wurde zwar wieder mehr im Laden statt im Netz eingekauft, trotzdem ist der Markt auf lange Sicht im Wachstum. Bis 2028 rechnet der Verband mit rund 4,7 Milliarden Sendungen im Jahr. Verrückt.

Ist Online-Shopping wirklich so schlecht?

Wir alle bestellen online. Und doch schwingt immer ein kleines bis großes schlechtes Gewissen mit. Statt die lokalen Geschäfte aufrechtzuerhalten, finanziert man einem Amazon-Milliardär am Ende auch noch seine blöde Rakete. Und fürs Klima und die Umwelt kann die Online-Shopperei sowieso nicht gut sein, oder? Auf diese Frage hat das Umweltbundesamt eine interessante Antwort, nämlich: Kommt drauf an.

Ladenbesuch nicht automatisch nachhaltiger.

Wer etwas im Laden kauft und dabei zu Fuß geht oder das Rad nimmt, shoppt definitiv am klimafreundlichsten. Wer jedoch das Auto nimmt, um zum Geschäft zu kommen, verursacht mehr Treibhausgasemissionen als bei einer Lieferung nach Hause. Laut Umweltbundesamt fallen bei einer Shopping-Fahrt mit dem Auto von 5 Kilometern 600 bis 1.100 Gramm CO2 an. Wer sich das Produkt hingegen liefern lässt, verursacht nur rund 200 bis 400 Gramm CO2 .

Entscheidend für die CO2 -Emissionen einer Bestellung ist die sogenannte letzte Meile. So wird die Strecke von der letzten Paketverteilstation zur Haustür bezeichnet. Beim Lieferdienst verteilt sich der CO2 -Fußabdruck auf viele Sendungen im Lieferfahrzeug – und der ist dann entsprechend kleiner als bei einer Einzelfahrt mit dem Auto. Führt Online-Shopping dazu führt, dass weniger Menschen mit dem Auto in die Stadt fahren, kann er daher auch klimaschonend wirken und den Verkehr entlasten. Vor allem wenn auf der letzten Meile Elektrofahrzeuge zum Einsatz kommen, die mit Ökostrom betrieben werden.

Alle kaufen nur noch online? Kann man so nicht sagen.

Die Geschäfte gehen kaputt, weil alle nur online kaufen? Stimmt so nicht. Laut der Studie The State of Shopping 2024 besuchen 88 % der Deutschen gerne Geschäfte. 34 % kaufen sogar nur offline ein, 12 % nur online. Mehr als die Hälfte macht einen Mix aus beiden Angeboten. Das Netz wird oft zum Recherchieren von Produkten genutzt, bevor diese dann doch im Geschäft gekauft werden. Menschen schätzen den Kontakt, den Service und die Gelegenheit, Ware prüfen zu können.

Die Laster im Online-Shopping: Retouren und der letzte Meter.

Zu den größten Problemen für Umwelt und Klima – und am Ende auch für uns – zählen die Massen an Verpackungsabfällen sowie die Emissionen auf der bereits genannten letzten Meile. Vor allem der Umstand, dass wir unser Zuhause zur Kleiderkabine umfunktioniert haben, in die man sich einfach drei Größen pro Teil liefern lässt, ist ein großes Problem. Laut Statistischem Bundesamt werden online neben Accessoires und Sportartikeln hauptsächlich Kleidung und Schuhe bestellt. Also Dinge, von denen man nie weiß, ob sie gut ausschauen, geschweige denn passen. Und dann schickt man das Zeug eben wieder zurück.

Das bestellen die EU-Bürger:innen im Netz.*

Kleidung und Schuhe70 %
Filme34 %
Möbel, Heimzubehör, Gartenartikel26 %
Arzneimittel22 %
Lebensmittel17 %

* Bezugsjahr 2023. Quelle: Eurostat, Statistisches Bundesamt.

530 Millionen retournierte Pakete.

Sobald die Bestellung zur Retour wird, ist Online-Shopping ein besonders klima- und umweltschädliches Kauferlebnis. Nach Berechnungen der Forschungsgruppe Retourenmanagement der Otto-Friedrich-Universität Bamberg ging 2021 fast jedes vierte Paket in Deutschland an die Händler zurück. Insgesamt gab es rund 530 Millionen Retourensendungen mit 1,3 Milliarden Artikeln. Besonders hoch ist die Retouren-Quote bei der Kleidung. Der Anteil von retournierten Artikeln liegt hier bei 91 %. Jede Rücksendung verursacht etwa 1.500 Gramm CO2. Insgesamt sollen 2021 rund 795.000 Tonnen CO2 angefallen sein.

17 Millionen vernichtete Artikel.

Und es ist kein Geheimnis, dass viele zurückgeschickten Waren nicht mehr in den Handel kommen, sondern vernichtet werden. Laut der Forschungsgruppe Retourenmanagement wurden 2021 in Deutschland 1,3 % der Retouren zerstört. Wenig? Nein, wir reden hier von 17 Millionen Artikeln. 17 Millionen Mal alles umsonst also: Die Produktion, der Transport, die Emissionen und auch jede Menge menschliche Arbeit.

Tipps für nachhaltigeres Online-Shopping.

Frau mit Laptop und Kreditkarte

Die gute Nachricht ist, dass das Online-Geschäft Potenzial hat, wesentlich nachhaltiger zu werden. Das Umweltbundesamt hat dazu eine Roadmap entwickelt, wie man bis 2030 pro Online-Bestellung zwischen 18 und 98 % an Emissionen einsparen könnte. Viele ökologische Maßnahmen müssen logischerweise die Händler umsetzen. Aber wir sind als Konsument:innen genauso gefragt.

1. Kaufe noch gezielter.

Laut Umweltbundesamt fallen rund 75 % der Treibhausgas-Emissionen im Produkt-Lebenszyklus bei der Herstellung an, auf den Transport und Handel gehen nur 10 %. Heißt: Du schützt das Klima am meisten, wenn du mithilfst, dass nicht immer noch mehr Zeug produziert werden muss – das betrifft den Online- und den stationären Handel natürlich gleichermaßen. Hat man eine Sache ins Auge gefasst, ist es gut, doch noch mal zwei Nächte drüber zu schlafen. Manchmal ist ein Wunsch am Montag dringend und am Freitag schon wieder egal. Weitere Maßnahmen sind Reparaturen und der Kauf von gebrauchten, aber generalüberholten Geräten, so wie sie zum Beispiel bei refurbed.de angeboten werden. Das ist klimafreundlicher und günstiger.

Und wer jetzt schon weiß, dass er ein Gerät sowieso nur ein-, zweimal nutzt, findet auch Online-Tausch- und Leihbörsen. Und einer der besten Tipps, die wir zu bieten haben: Der klassische Bibliotheksausweis. Man häuft nicht noch mehr Dinge zu Hause an – und kommt mit etwa 10 Euro im Jahr für den Ausweis besonders günstig weg.

2. Bestelle bei nachhaltigen Online-Shops.

Viele Online-Shops haben sich auf ökologische und faire Produkte spezialisiert. Neben nachhaltigen Produkten bieten die Shops oft auch einen klimaschonenden Versand an. Zu den Öko-Online-Shops gehören zum Beispiel avocadostore, Greenality, Lilli Green oder Goodbuy. Laguna hat sich komplett auf plastikfreie Produkte spezialisiert. Eine umfangreichere Liste nachhaltiger Online-Shops findest du bei Utopia. 

Finde wirklich nachhaltige Unternehmen mit unserer Social Business Landkarte.

Besonders verantwortungsvoll ist es, bei Unternehmen zu bestellen, die nicht nur nachhaltige Produkte anbieten, sondern die ihre ganze wirtschaftliche Tätigkeit nachhaltig ausrichten. Im Alltag erkennst du diese Unternehmen zum Beispiel an den Zertifikaten der Gemeinwohl-Ökonomie und B Corp. Noch einfacher ist es, du nutzt unsere Social Business Landkarte. Dort findest du nur Unternehmen, die aufrichtig an sich arbeiten, gemeinwohlorientierter zu wirtschaften. Wir von Polarstern sind übrigens sowohl von B Corp als auch von der Gemeinwohl-Ökonomie zertifiziert.

Teste die Landkarte

3. Achte auf Umwelt-Siegel.

Wähle Produkte, die umweltfreundlich hergestellt werden und hochwertig sind. Produkte sollten lange halten und im besten Fall Freude machen, dann werden sie auch lange genutzt. Ob etwas umweltfreundlich produziert wurde, erkennst du an Umweltsiegeln. Bei Elektrogeräten kannst du dich zum Beispiel am Blauen Engel oder dem EU-Ecolabel orientieren. Letzteres Label findest du auch auf vielen anderen Produkten, zum Beispiel auf Reinigungsmitteln, Farben oder Textilien. Bei der Kleidung gibt es eine Vielzahl an Siegeln, die für eine umweltschonendere Herstellung und bessere Arbeitsbedingungen in der Industrie stehen. Zum Beispiel der Grüne Knopf, Fair Wear oder Global Organic Textile Standard (GOTS).

Mehr über Siegel erfahren
Zu sehen ist ein hellblaues Kleiderregal mit ein paar Espadrilles und Hemden auf einer Kleiderstang

Nicht allen Menschen sind die Siegel geläufig. Das Fraunhofer-Institut hat deshalb noch eine andere Idee: In einem Experiment wurde ein Nachhaltigkeitsscore für Kleidung getestet, ähnlich dem Nutri-Score bei Lebensmitteln. Die vereinfachte Darstellung von Nachhaltigkeitskriterien regte in dem Experiment tatsächlich das Kaufinteresse der Studienteilnehmer:innen für nachhaltige T-Shirts an.

4. Vermeide Retouren: so geht's.

Vor allem Kleidung und Schuhe gehen zurück und dies trotz Größenangaben, weil ein M oder XL je nach Marke unterschiedlich ausfällt. Unser heißer Tipp: Verlass dich nicht auf die Größe im Kleiderschrank. Nutze unbedingt die Größentabellen der Shops bei ihren Produktbeschreibungen. Auch bei Schuhanbietern gibt es in der Regel Tabellen, die die Zentimeter des Fußes in Schuhgrößen übersetzen. Ein Lineal oder Zollstock hat jede:r zu Hause. Manchmal gibt es auch Fuß-Schablonen zum Ausdrucken.

So misst du deine Größe.

Bei Kleidungsstücken gibt es für jede Größe Zentimeterangaben. Miss bei Tops: Brustkorb, Taille, Hüfte und Ärmellänge mit dem Maßband nach – bei Hosen: Taille und Beinlänge. Beim Brustkorb misst du immer die stärkste Stelle, bei der Taille die schmalste und bei der Hüfte die breiteste Stelle.

Nutze die virtuelle Anprobe.

Eine Chance, um künftig mehr Retouren zu verhindern, ist die virtuelle Anprobe. Per Bodyscanning erstellt man seinen eigenen 3-D-Avatar. Man nimmt dazu mit dem Handy ein Video von sich selbst auf, bei dem man sich einmal im Kreis dreht. Mit seinem Avatar findet man die passende Größe und kann sich ein Bild machen, ob das Kleidungsstück sitzt. Zumindest bei Brillen ist die virtuelle Anprobe schon weit verbreitet.

Lies Produktbeschreibungen genau.

Eine gute Beschreibung verhindert Missverständnisse und somit Retouren. Allerdings sind wir als Verbraucher:innen auch gefragt, die Texte zu lesen und einen Doppelcheck zu machen, ob es sich zum Beispiel um das richtige Modell handelt.

5. Reduziere Verpackung.

Besonders problematisch am Online-Shopping ist der ganze Verpackungsmüll. Vor allem während der Pandemie sah man die Mülltonnen vor lauter Kartons und Blubberfolie nicht mehr. Gut, dass inzwischen viele Online-Shops auf Wunsch Produkte ohne Karton oder mit alten, wiederverwendeten Materialien verschicken. Nach einer Analyse des Umweltbundesamts kann der Online-Handel mit Mehrwegverpackungen zwischen 180.000 und 370.000 Tonnen Verpackungsabfall einsparen. Das sind 22 bis 45 % weniger Abfall als jetzt.

Unsere Tipps gegen Plastikmüll

6. Mach einen Mix aus Online-Offline-Shopping.

Der Einkauf mit dem Rad oder zu Fuß ist am nachhaltigsten. Doch wenn man immer wieder auf gut Glück Geschäfte abklappert, ohne den richtigen Artikel zu finden, wächst der Frust. Wer in der Stadt oder im Ballungsgebiet wohnt, kann sich vieles in den Laden bestellen lassen. Man muss eben anrufen oder eine E-Mail schreiben und fragen. Wer sich zum Beispiel ein Buch direkt in den Bücherladen seines Vertrauens schickt, hat es oft schneller in der Hand als beim Standard-Versand einer Online-Bestellung und stärkt die lokale Wirtschaft, weil sie zum Online-Handel konkurrenzfähig bleibt. Denn in den Innenstädten sind viele coole Läden längst weg.

7. Nutze Paketshops und Paketstationen.

Vermeide Emissionen, indem du sicherstellst, dass dich dein Paket beim ersten Versuch erreicht. Das Umweltbundesamt hat berechnet, dass rund 20 % der Emissionen pro Einkauf verhindert werden könnten, wenn die Ware an eine Paketstation oder einen Paketshop zugestellt würde. Der Weg zur Paketstation ist aber nur dann klimafreundlicher, wenn man das Auto stehen lässt und das Rad nimmt oder zu Fuß geht. Je mehr Menschen Paketstationen nutzen, desto mehr Emissionen werden gespart, weil weniger Lieferstopps nötig sind. Alternativ zur Paketstation kann beim Paketdienst ein anderer Ablageort gewählt werden. Hauptsache die Zustellung klappt beim ersten Mal.

8. Verzichte auf Expressversand.

Laut Umweltbundesamt fallen bei einer Expresslieferung rund 60 % mehr Emissionen an als beim Standard-Versand. Bei der Expresslieferung transportieren die Lieferfahrzeuge häufig weniger Ware und fahren ineffizientere Wege. Der Expressdienst sollte deshalb wirklich nur im Notfall genutzt werden. Klar, manchmal will man etwas jetzt, sofort. Und dann? Nicht selten steht das Päckchen dann erst mal tagelang ungeöffnet rum.

9. Nimm eine CO2-neutrale Lieferung.

Viele Lieferdienste bieten einen CO2-neutralen Versand an. Das CO2 wird dann über einen Emissionshandel kompensiert. Zusätzlich werden beim klimaneutralen Versand auf der letzten Meile Ökostrom betriebene Elektrofahrzeuge eingesetzt. Die Kompensierung von CO2 sollte jedoch immer das zweitrangige Mittel im Kampf gegen die Klimakrise sein. Werden die Emissionen etwa durch Aufforstung kompensiert, muss man berücksichtigen, dass neu angepflanzte Bäume lange brauchen, um überhaupt so viel CO2 binden zu können, wie zuvor beim Versand ausgestoßen wurde. Es ist immer besser, gar kein CO2 zu verursachen.

Tipps: So senkst du easy CO2

Die wahrscheinlich nachhaltigste Online-Bestellung: Der Wechsel zu Ökostrom.

Zum Lebenszyklus eines Produkts gehört neben der Herstellung, dem Transport und der Entsorgung natürlich die Nutzung. Ob Geräte daheim CO2 verursachen, ist deine Entscheidung. Denn Energie brauchen sie immer, die Frage ist nur, welche? Mit Wirklich Ökostrom von Polarstern etwa sinken dafür aber die CO2-Emissionen deines Stromverbrauchs auf nahezu 0. Nebenbei förderst du die Energiewende wie bei kaum einem anderen Anbieter. Für jede Kilowattstunde Wirklich Ökostrom, die du verbrauchst, investieren wir 1 Cent in den Ausbau der erneuerbaren Energien. So entstehen zum Beispiel immer mehr PV-Anlagen auf Dächern in Deutschland. Zusätzlich investieren wir für dich pro Jahr 20 Euro in den Erneuerbare-Energien-Ausbau in Kambodscha und Madagaskar. Das Klima kennt keine Grenzen, deshalb muss auch die Energiewende grenzenlos sein. Was du mit deiner Bestellung bald alles bewirken wirst, kannst du jetzt schon mit unserem Impactrechner berechnen. Du wirst dich wundern, wie einfach so ein Wechsel ist. Denn er läuft ab wie jede andere Online-Bestellung auch. Probier's aus!

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Portrait von Michael.

Michael. | Team Wirklich

E‑Mail:  michael@polarstern-energie.de

Michael ist ein alter Hase im Marketing-Team und schon seit 2012 dabei. Als Online-Redakteur stammen viele Texte auf unserer Seite und im Polarstern Magazin aus seiner unverwechselbaren Feder.