Dein Job nervt? So findest du einen nachhaltigen Arbeitgeber.
Im besten Fall beginnt Klimaschutz nicht erst nach Feierabend, sondern direkt bei der Arbeit. Für die Energiewende und Klimaschutz unternehmen wir am meisten, wenn wir uns einen Arbeitsplatz suchen, der das Klima gleich mit schützt. Wie findet man die? Und woher weiß man, ob die Unternehmen es ernst meinen mit der Nachhaltigkeit? Das erfährst du hier.
von Michael. - Lesezeit: 7 Minuten
Kündige, wer kann.
Zum wach werden ist eine kleine Klatsche manchmal nicht schlecht. Eine kollektive gab's von Luisa Neubauer von Fridays For Future ans Publikum des diesjährigen OMR-Festivals, Deutschlands größter Kommunikations- und Digitalmesse. Da ist praktisch das komplette Marketing von Deutschland versammelt. Neubauer sprach über Greenwashing der großen Unternehmen und wie die Praxis die Klimaziele in Gefahr brächte. Kollektive Zustimmung, kollektive Betroffenheit. Bis Neubauer die mehrere tausend Zuhörer:innen daran erinnerte, wer die Greenwashing-Fantasien der Unternehmen eigentlich umsetzt. Das Marketing, also das Publikum selbst. Diesem riet Neubauer: „Macht da nicht mit – wenn ihr es euch leisten könnt, kündigt.“ Bäm.
Das war schon eine gute Watschn, wie man in Bayern sagt. Aber eine die es vielleicht braucht, um klarer zu sehen. Und vielleicht ist es vielen Kreativen auch gar nicht bewusst, dass die Verantwortung des eigenen Jobs ganz schön groß ist. Dass der Schaden, den man mit vermeintlich harmlosen Botschaften und hübschen Verpackungen anrichtet, riesig ist.
Wie Greenwashing ernsthaft die Klimaziele in Gefahr bringtStimmt die Kohle, stimmt der Job?
Natürlich geht's hier nicht nur um die Auswirkungen von Marketing allein. Jobs, die direkt oder indirekt dem Klima oder der Umwelt schaden, gibt es in allen Branchen und in allen Abteilungen. Oft ist es ein Spagat. Einerseits kann man froh sein, einen Job zu haben. Andererseits will wohl kaum jemand Schaden damit anrichten. Im Gegenteil. Der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit wird unter den Beschäftigten immer wichtiger. In einer Umfrage der Arbeitgeberbewertungs-Plattform Kununu gaben 60 % der Arbeitnehmer:innen an, dass Umweltschutz bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber besonders wichtig ist. In einer Stepstone-Umfrage war es sogar 76 % der Arbeitnehmer:innen wichtig, dass sich ihre Arbeitgeber für Nachhaltigkeit einsetzen. Und eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey mit rund 7.000 jungen Stipendiat:innen ergab, dass nachhaltiges Engagement des Arbeitgebers als mindestens so wichtig eingeschätzt wird wie ein hohes Gehalt oder ein sicherer Arbeitsplatz. Das Motto Stimmt-die-Kohle-stimmt-der-Job passt eben nicht mehr. Jobs werden wichtiger, die keine ökologischen oder gesellschaftlichen Schäden anrichten – sondern diese möglichst fixen.
In jeder Branche gibt es nachhaltige Unternehmen.
Einen Job einfach so kündigen? Muss man sich auch erst mal leisten können, das ist klar. Das Gute ist, dass es einfacher geworden ist, sich umzuorientieren. Denn Nachhaltigkeit wird in allen Branchen wichtiger. Egal ob im Finanzwesen, im Bildungssystem oder in der IT-Branche; in der Betriebswirtschaft, in der Landwirtschaft oder im Marketing; im öffentlichen Dienst, im Recht oder im Transportwesen. Bleibt die Frage, wie man diese Stellen findet.
So findest du einen nachhaltigen Arbeitgeber in deinem Feld.
Portale für nachhaltige Firmen.
Mit den richtigen Suchbegriffen wie etwa Umwelt oder Nachhaltigkeit findet man auch auf den gängigen Jobportalen Stellen im Umwelt- oder Sozialbereich. Daneben gibt es jedoch viele Portale, die sich genau auf die Jobs mit ökologischem oder gesellschaftlichem Impact spezialisieren. Gute Allrounder-Anlaufstellen sind zum Beispiel Jobverde, tbd*, Goodjobs, Baito und NachhaltigeJobs. Die Portale bieten Suchmaschinen, die dir passende Jobs in deinem beruflichen (Wunsch-)Feld zeigen, zum Beispiel in der IT, Elektromobilität, Ernährung, Mode oder der Entwicklungszusammenarbeit und dies bei Unternehmen genauso wie bei NGOs oder Vereinen.
Portal für den Umweltbereich.
Etwas spezifischer geht es bei Greenjobs zu. Es ist das Portal für Jobs im Umweltbereich – von der Technologie bis zur Forschung, von der Planung, bis zur Erziehung und Verwaltung. Neben den ausgeschriebenen Stellen kann man hier auch selbst ein Stellengesuch hochladen. Auf Wunsch werden einem die Stellenanzeigen wöchentlich per E-Mail zugeschickt.
Arbeitgeber für erneuerbare Energien und Biolebensmittel.
Auf Green Energy Jobs findest du konkret Jobs im Erneuerbare-Energien-Bereich. Vor allem für Techniker:innen und Ingenieur:innen ist diese Anlaufstelle interessant. Auch bei EEjobs – einem Ableger von Greenjobs – findest du speziell Arbeitsplätze in der Erneuerbare-Energien-Branche. Und wer einen nachhaltigen Job in der Lebensmittelbranche sucht, wird vermutlich bei biojobbörse fündig. Wer sich speziell für einen Job bei einem Non-Profit-Unternehmen interessiert, schaut auf der Seite NGOJobs.eu vorbei.
Nachhaltige Personalvermittlung.
Talents4Good hat sich auf die Personalvermittlung für gemeinwohlorientierte Unternehmen und gemeinnützige Organisationen spezialisiert mit der Mission, "dass die Hauptwirtschaftskraft in Zukunft zunehmend verantwortungsvolle, sinnstiftende Unternehmen und Organisationen sind.“ Aktuelle Jobangebote sind auf der Website ausgeschrieben – oder können über eine Suchmaschine gefunden werden. Darüber hinaus unterstützt Talents4Good Unternehmen, nachhaltige und soziale Themen intern voranzutreiben und begleitet die Unternehmen bei den Veränderungsprozessen.
Gute Inspirationsquelle.
Auf vielen Portalen stellen sich auch Unternehmen vor, sodass man einen guten ersten Eindruck von einem möglichen Future-Arbeitgeber bekommt. Über die Portale gibt es zusätzlich vielseitige Vernetzungsmöglichkeiten, Bewerbungs- und Karrieretipps und Inspirationen für Jobs und Berufsfelder. Und natürlich kann man bei allen Angeboten Newsletter bestellen – so auch bei Polarstern.
Jobs bei PolarsternTipp von Recruiterin Antonia.
"Bei der Suche nach einem grünen Job empfehle ich, nach Gruppen Ausschau zu halten. So gibt's zum Beispiel auf LinkedIn viele Gruppen für Fachgebiete, in denen man sich super vernetzen kann, auch sehr spezielle wie die Gruppe Women in Green Hydrogen."
Die wichtigsten Anlaufstellen für nachhaltige Ausbildungen.
Auf den einschlägigen Jobportalen sind natürlich nicht nur Festanstellungen, sondern auch Praktika ausgeschrieben. Und wenn du deine Ausbildung gerade erst anfängst, findest du auch immer mehr Ausbildungsmöglichkeiten mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt. Zu den Hochschulen, die ihr gesamtes Lehrangebot auf die ökologische Nachhaltigkeit ausrichten, gehört etwa die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, der Umwelt-Campus Birkenfeld in Rheinland-Pfalz oder die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) in Brandenburg. Daneben gibt es natürlich an den meisten Hochschulen Studiengänge im Umwelt- oder Sozialbereich. Einen guten nachhaltigen Studienführer findest du zum Beispiel bei NachhaltigeJobs. Und spezielle Social Entrepreneurship-Lehrbereiche gibt's zum Beispiel an der FAU in Erlangen, an der EBS Universität oder der Uni Bayreuth.
So prüfst du künftige Arbeitgeber auf Nachhaltigkeit.
Die eine oder andere Stelle mag gut klingen, aber will der künftige Arbeitgeber auch wirklich etwas verändern? Es gibt ein paar Anhaltspunkte, wie du das einschätzen kannst – allerdings mit Einschränkungen.
Gibt es einen CSR-Bericht?
Auf den Websites von Unternehmen findest du oftmals einen CSR-, also einen Corporate Social Responsibility-Report, der die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt und Gesellschaft prüft und daraus Maßnahmen für bestimmte Umweltziele ableitet. Bei Unternehmen mit einer Mitarbeiter:innen-Zahl von über 500 muss der Bericht über die eigenen Umweltauswirkungen nicht zwingend im Interesse des Unternehmens sein. Für diese Unternehmensgrößen ist ein CSR-Bericht nämlich Pflicht. Ab 2024 wird die CSR-Pflicht auf Unternehmen ab 250 Mitarbeiter:inenn abgesenkt. Die Zahl der Unternehmen, die einen CSR-Bericht vorlegen müssen, steigt dann in Deutschland laut Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln von etwa 500 auf rund 15.000. Bei Unternehmen, die bislang freiwillig einen Bericht erstellt haben, kannst du als Jobsuchende:r zumindest schon mal davon ausgehen, dass dem Unternehmen Nachhaltigkeit nicht egal ist. Denn die Erstellung ist oftmals mit einem hohen Aufwand verbunden. Das bedeutet auch: Gerade bei kleineren Firmen sollte man nachsichtig sein, wenn es keine CSR-Berichte gibt. Oft fehlt schlicht die Wo:Manpower, um einen zu erstellen. Trotzdem kannst du auf den Websites checken, ob sich die Unternehmen zum Beispiel wichtige ökologische Ziele setzen. Dabei spielt natürlich auch die Qualität der Ziele eine wichtige Rolle. So ist beispielsweise das Ziel, den Stromverbrauch zu senken, ambitionierter als sagen wir, einfach nur fairen Kaffee zu kaufen – auch wenn natürlich beides wichtig ist.
Welche Rechtsform hat das Unternehmen?
In einem gemeinnützigen Verein muss es jetzt intern noch nicht von Haus aus wertschätzender zugehen als bei einer GmbH. Ist das Unternehmen, bei dem du dich bewerben willst, jedoch eine AG, also eine Aktiengesellschaft, ist eins klar: Dieses Unternehmen wirtschaftet nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung, und die ist für das Gemeinwohl immer ein Risiko. Was Geld abwirft, hat immer Priorität und prägt die Entscheidungen im Unternehmen – ökologische und gesellschaftliche Interessen sind nachrangig. Selbst wenn sich eine AG engagiert – am Ende müssen die Interessen der Aktionäre zuerst gestillt werden – und die wollen Geld sehen. Das ist nun mal die DNA einer AG. Aber natürlich kann auch eine AG immer nachhaltiger handeln.
Tummelt sich das Unternehmen in einem Netzwerk?
Unternehmen, die etwas verändern wollen, sind oftmals in Netzwerke eingebunden. Schließlich klappt eine Transformation der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit besser, wenn gleichgesinnte Unternehmen kooperieren und Wertegemeinschaften bilden. Für Social Businesses gibt es etwa das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND e.V.), für grüne Unternehmen im Allgemeinen den Bundesverband nachhaltige Wirtschaft (BNW). Die Netzwerke sind Interessensvertretungen von sozialen und nachhaltigen Unternehmen gegenüber der Politik und bilden so ein Gegengewicht zur klassischen Wirtschaftslobby. Weitere wichtige Netzwerke sind etwa der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e.V.), das UPJ Netzwerk oder der Wirtschaftsrat der Deutschen Umweltstiftung. Ist dein künftiger Arbeitgeber in einem dieser Netzwerke vertreten, macht er dies bestimmt auf seiner Website kenntlich – und für dich ist es ein weiterer Haken auf der Checkliste, dass sich dein künftiger Arbeitgeber nachhaltiger aufstellen will.
Zur Social Business LandkarteSeid ihr echt?
Auch das ist eine wichtige Frage, wenn du einen potenziellen Arbeitgeber checkst: Sind die Mitarbeiter:innen auf den Websites prominent zu sehen – oder sind das alles Stockfotos? Oft schmücken sich Firmen mit hübschen Gesichtern von Stockfoto-Portalen, meistens um sich nach außen möglichst divers zu geben. Wie die Teams wirklich aussehen, erfährt man oft nicht. Bei echten Gesichtern hat man zumindest einen Anhaltspunkt, dass sich die Mitarbeiter:innen mit ihrem Arbeitgeber identifizieren.
Bewertungsportale.
Bei Arbeitgeber-Bewertungsportalen wie etwa kununu kannst du im gleichen Aufwasch nachlesen, was die Mitarbeiter:innen eigentlich von ihrem Arbeitgeber halten. Oftmals erfährt man dort auch etwas darüber, ob Nachhaltigkeit intern wirklich gelebt wird.
Hat die Firma ein Unternehmenssiegel?
Unternehmen, die an einer guten Beziehung zu den Mitarbeiter:innen (und allen anderen Bezugsgruppen) arbeiten, erkennst du auch an den Unternehmenssiegeln wie B Corp oder Gemeinwohl-Ökonomie. Zertifizierte Unternehmen wollen die Wirtschaft insgesamt ökologischer und fairer ausrichten – und sich selbst entsprechend weiterentwickeln. Die wirtschaftliche Tätigkeit ist nicht einzig auf finanzielle Gewinne ausgerichtet, sondern zielt vor allem auf das Gemeinwohl, zu diesem zählt natürlich auch die eigene Belegschaft. Daher ist die Beziehung intern stark von Wertschätzung, offener Kommunikation, Transparenz und Mitbestimmung geprägt. Auch wenn natürlich in jeder Firma Spannungen auftreten können, kannst du dir bei B Corp oder GWÖ-zertifizierten Unternehmen als Bewerber:in sicher sein, dass diese Werte absolut ernst genommen werden.
In den aufwändigen Zertifizierungsverfahren werden die Beziehungen zu allen Bezugsgruppen von externen Auditor:innen bewertet. Natürlich mit dem Ziel, die Beziehungen zu verbessern. Die Jobportale mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt haben teils eigene Label für besonders nachhaltige und soziale Unternehmen.
So veränderst du etwas in deinem bestehenden Job.
Für wen ein Jobwechsel gerade nicht drin ist, kann auch etwas anderes ausprobieren: Nämlich das eigene Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit bringen. Zum Beispiel indem man sich selbst den Hut für eine bestimmte Rolle aufsetzt, etwa als Nachhaltigkeitsbeauftragte:r. Aber auch ohne so eine Position kann jede:r Anregungen einbringen. Welche?
Unsere Anregungen von PolarsternEbenso kann man seinen Arbeitgeber auf bestimmte Umweltprojekte oder -aktionen aufmerksam machen – wie wär’s zum Beispiel mit dem Polarstern Isar CleanUp als Teamevent? Kommt gut, und macht wirklich Spaß. Wer über gesellschaftliche und ökologische Themen spricht, erkennt auch, ob die Themen auch innerhalb der Belegschaft eine Rolle spielen. Zusammen kann man vielleicht mehr für eine umweltbewusstere Unternehmenskultur erreichen.
So sieht’s bei Polarstern aus.
Auch wir bei Polarsterne sind immer auf der Suche nach wirklich guten Leuten. Wir wollen mit Energie die Welt verändern, da brauchen wir wirklich Unterstützung. Wir sind sowohl mit dem B Corp als auch mit dem GWÖ-Siegel zertifiziert. Wir unternehmen wirklich viel, um uns unseren Arbeitsplatz schön zu machen: Yoga im Büro, gemeinsame Essen und Events – und jedes Produkt, dass es in einer ökologischen oder fair gehandelten Variante gibt, wird auch gekauft. Du hast jährlich ein großzügiges Weiterbildungsbudget und kannst dir flexibel einteilen, wie du deine Arbeitszeit im Büro oder remote verbringst. Wobei das Büro bei den Polarsternen wirklich beliebt ist. Auf YouTube und Instagram kriegst du einen guten Eindruck, wie es bei uns so aussieht. So könnte zum Beispiel dein erster Arbeitstag aussehen:
Wer die Energiewende vorantreiben will, ist bei uns wirklich bestens aufgehoben. Es gibt so viel, was man machen kann. Umsetzungen von Energieprojekten, IT, Kund:innenservice, Marketing. Schau dir unsere offenen Stellen an, abonniere unseren Job-Newsletter – und komm ins #teamwirklich!