Minimalismus: Trends, Tipps, Tricks und mehr.
von Tabatha - Lesezeit: 5 Minuten
Das steckt hinter unserem Konsumwahn: Billigproduktion, Egoismus und Status.
Sieht man die Dokumentationen über die Berge von Plastikmüll, die Luftverschmutzung und die Bedrohung der Biodiversität, wird schnell klar, dass wir Menschen mit unserem Konsumwahn den Planeten zerstören. Ganze 39 % der Treibhausgasemissionen der Deutschen verursacht der „sonstige Konsum“ laut Umweltbundesamt, sprich Textilien, Möbel, Autos und mehr. Aber: Warum konsumieren wir eigentlich so viel?
Werfen wir mal einen Blick zurück auf das 20. Jahrhundert: Der steigende Lebensstandard ging mit immer mehr Konsum einher. Produkte konnten maschinell, in großen Mengen und immer billiger produziert werden und die steigende Kaufkraft sorgte dafür, dass diese Produkte auch nachgefragt wurden. Immer mehr, immer schneller, immer besser? Nicht unbedingt. Denn während wir heute zwar schnell produzieren, leidet häufig die Qualität. Kühlschränke werden beispielsweise nicht mehr als langlebigem Metall, sondern zum Großteil aus Plastik gefertigt. Elektrogeräte wie etwa Smartphones, sind nur noch darauf ausgelegt, ein paar Jahre zu halten. Und warum? Weil’s so oft günstiger hergestellt werden kann und weil so immer wieder nachgekauft wird natürlich.
Reparieren statt neu kaufen: So gehst du nachhaltig mit Produkten um.
In unserer Gesellschaft wird leider zu oft zuerst nach dem eigenen Profit gefragt. Es geht uns einfach zu viel um uns selbst und um unseren persönlichen Vorteil. Weshalb sonst werden Ressourcen ausgebeutet, Treibhausgase ausgestoßen und achtlos weiter Einwegplastik produziert und die künftige Lebensgrundlage zerstört?
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Die gute Nachricht ist: Es geht auch anders. Social Businesses machen’s vor. Wir bei Polarstern sind so ein Social Business und bieten nicht nur grüne Energie, sondern stellen in unserem gesamten Handeln finanzielle Ziele nicht über soziale und nachhaltige. Wir wirtschaften gemeinwohlorientiert. Profit ist für uns, wenn alle profitieren.
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Ein weiterer Grund für den menschlichen Konsumwahn: Status. Wer das neuste Smartphone, das schnellste Auto und die teuerste Uhr hat, setzt damit ein Statement. Solche Statussymbole machen uns allerdings nicht wirklich glücklicher. Das zeigen auch Studien. An der Hochschule Darmstadt wurde beispielsweise der Zusammenhang von Glück und Konsum untersucht. Das Ergebnis: Konsum macht nicht per se glücklich. Im Gegenteil kann der Kauf einiger Konsumprodukte sogar „kontraproduktiv für das Glücksempfinden“ sein. Mehr zu besitzen, bedeutet also nicht unbedingt mehr zu „haben“.
"Träume von den Dingen und du bist glücklich - kaufe die Dinge und du verkaufst dein Glück." – Studie der Uni Darmstadt
Momentan wird unser schneller Konsum durch die Coronakrise teilweise in Frage gestellt. Plötzlich kommt die Frage auf: Brauche ich das wirklich alles? Die Antwort ist oftmals „nein“. Und hier kommt der Trend des Minimalismus ins Spiel. Beim Minimalismus geht es darum, seinen Konsum herunterzufahren und auf das Notwendige zu beschränken. Was „notwendig“ ist entscheidet natürlich jeder für sich selbst. Wir haben im Folgenden mal ein paar Vorschläge gesammelt, wie du im Alltag Minimalismus praktizieren kannst.
Minimalismus im Alltag – 6 Tipps und Tricks.
Tipp 1: Ersetze Einweg- durch Mehrwegprodukte.
In vielen Fällen lassen sich umweltschädliche Einwegprodukte wie Plastikstrohhalme durch eine langlebige Variante, etwa Glasstrohhalme, ersetzen. Wenn du einmal anfängst darüber nachzudenken, wirst du immer mehr „Baustellen“ finden, an denen sich Wegwerf-Produkte austauschen oder minimieren lassen. So quellen deine Schubladen und Schränke auch nicht mehr über und du reduzierst den Konsum von Produkten – und damit langfristig auch deine Ausgaben.
Mehr über die Plastik-Pandemie.
Tipp 2: Investiere in langlebige Produkte.
Angelehnt an unseren ersten Tipp lohnt es sich, auf Produkte zu setzen, die möglichst lange halten. Klar ist ein Billo-Schrank auf den ersten Blick verführerisch günstig, doch minimalistisch leben bedeutet auch, dass du nicht schon nach ein paar Jahren wieder ein neues Teil kaufen musst, weil das alte in die Brüche geht. Investiere in Dinge, die du wirklich gerne magst und von denen du lange etwas hast. Der einzigartige Tisch aus dem Second-Hand-Möbelladen schneidet meistens besser ab, als die Massenware im Baumarkt.
Tipp 3: Multifunktion ist dein Freund.
Multifunktionale Produkte minimieren deinen Konsum. Gerade wer in der Stadt lebt, hat oft nicht viel Platz. Da sind Dinge, die vielfältig einsetzbar sind, einmal praktischer. Natürlich muss es immer zu dir und deinem Lebensstil passen. Etwa ein Sofa, das zum Gästebett ausgeklappt werden kann. Oder ein Hocker, der als Tischchen genutzt werden kann, wenn du gerade nicht an die hohen Regale kommen musst.
Tipp 4: Entrümple dein Zuhause.
Wer Minimalismus praktiziert, merkt schnell, dass er viele Produkte besitzt, die er eigentlich gar nicht braucht. Das können ungenutzte Küchenutensilien oder ein überquellender Kleiderschrank sein. Zeit, endlich mal auszumisten. Gerade die Dinge, bei denen man sich einredet, sie „irgendwann mal“ zu brauchen, kannst du – Minimalismus sei Dank – nun getrost loswerden.
Aber Achtung: Werfe der Umwelt zuliebe nicht einfach alles weg, sondern überlege dir, wie Dinge sinnvoll weitergenutzt werden können. Deine alte Mikrowelle kannst du zum Beispiel verkaufen oder Bedürftigen schenken. Für Kleidung gibt es Verkaufsportale wie Kleiderkreisel. Und Kleinkram geht auf Flohmärkten besonders gut weg.
Tipp 5: Kaufe Neues nur bewusst.
Als Minimalist darfst du natürlich trotzdem auch mal neue Dinge kaufen. Aber frage dich immer: Brauche ich das wirklich? Werde ich es häufig benutzen? Macht es mich glücklich? Wenn das so ist, spricht auch nach dem Prinzip des Minimalismus nichts dagegen. Und nochmal: Für jeden ist das unterschiedlich. Während sich der eine endlich von den Kühlschrankmagneten trennt, die sich über die Jahre angesammelt haben, sind sie für den anderen vielleicht eine schöne Erinnerung an Reisen, die er gerne jeden Tag sieht und sich darüber freut. Dann macht der Kauf für ihn natürlich Sinn. Minimalismus ist also auch ein stückweit subjektiv zu betrachten.
Tipp 6: Wenn es geht, mach es selbst.
Noch ein guter Weg, um den Konsum zu reduzieren, ist es, Dinge einfach selbst herzustellen. Bestimmt hast du schon mal Rezepte für eigenes Putz- oder Waschmittel auf Nachhaltigkeits-Blogs gesehen. Probiere sie aus! Auch Kosmetikprodukte lassen sich prima selbst herstellen. Oft helfen solche Do-it-yourself-Ideen dabei, Müll zu reduzieren, denn sie basieren auf Dingen, die andernfalls weggeworfen werden oder die du sowieso schon im Haus hast: Etwa Schwämme aus alten T-Shirts oder Fleckenmittel aus Backpulver und Zitrone.
Nachhaltige DIY-Inspirationen gibt´s auf unserem Pinterest-Board.
Die Vorteile von Minimalismus.
Ein minimalistischer Lebensstil macht dein Leben oft einfacher und stressfreier. Kennst du das Gefühl im Urlaub zu merken, dass du viel zu viele Klamotten dabeihast und eigentlich nur die Hälfte davon brauchst? So wird es dir auch gehen, wenn du Minimalismus praktizierst. Denn die Entscheidung zwischen deinen drei Lieblings-Jeans ist nun mal viel unkomplizierter als die zwischen zwölf in den Schrank gestopften Paaren.
Nicht zuletzt bedeutet Minimalismus meist auch Ästhetik. Anstelle eines vollen und chaotischen Zuhauses kannst du die schönen Dinge, die du besitzt, richtig genießen und in Szene setzen. Insbesondere die Einrichtung wird immer minimalistischer – und nachhaltiger. Mehr und mehr steigt das Interesse an nachhaltigem Holz und fair produzierten Möbeln:
„Das zeitgemäße Wohnen ist mehr denn je durchdacht und wird immer bewusster in Szene gesetzt. Unser Zuhause ist zum Bestandteil unseres Lebensstils geworden.“ – Achim Hannott vom Verband der Deutschen Möbelindustrie.
Noch ein Vorteil von Minimalismus: Du sparst dir langfristig Geld. Das kannst du wiederum für die wirklich wichtigen Dinge ausgeben. Ganz egal, ob du für eine Reise sparst, dein eigenes Business aufmachen willst oder dir statt billigem Kleinkram lieber ein schönes Teil leisten möchtest.
Und der absolute Pluspunkt für Minimalismus: Du tust der Umwelt etwas Gutes. Denn wer weniger konsumiert, senkt damit seinen Ressourcenbedarf und seine Emissionen für die Herstellung und den Transport von Produkten.
Mehr zum Thema Ressourcenverbrauch erfahren.
Die meisten von uns haben mehr als nur ein T-Shirt. Bei den meistens sind es eher so 20 Modelle, die im Schrank hängen. Da kommt einiges an CO₂-Emissionen zusammen.
Minimalismus bedeutet nicht Verzicht.
Wenn du immer noch nicht überzeugt bist, liegt das vielleicht daran, dass du nicht auf schöne Dinge verzichten möchtest. Keine Sorge, denn das ist absolut nicht der Sinn von Minimalismus. Es geht eben nicht darum, sich zu kasteien und sich nichts mehr zu gönnen, sondern darum, bewusst zu konsumieren. Damit bekommen deine Möbel, Kleidung, Deko & Co. auch wieder mehr Bedeutung. Du kaufst nicht einfach irgendetwas, sondern nur die Dinge, die du auch wirklich magst und an denen du dich jeden Tag erfreust.
„Das Wichtige dabei ist aber, dass diese Bewegung ihren Lebensstil nicht als Verzicht ansieht, sondern als eine bewusste Entscheidung, besser und befreiter von Konsumzwängen leben zu können.“ – Lena Papasabbas, Forscherin am Zukunftsinstitut
Ein ganz konkretes Beispiel aus dem Polarstern-Team: Unser Redakteur Michi lebt schon ziemlich minimalistisch. Besteck und Teller hat er nur wenig, weil er sie schlichtweg nicht braucht. Dafür besitzt er aber jede Menge Tassen. Es sind Merchandise-Artikel seiner Lieblingsbands. Und sie werden auch nicht einfach in den Schrank geschoben, sondern als Deko zur Schau gestellt.
Minimalismus bedeutet also nicht: In jedem Lebensbereich so wenig wie möglich zu haben. Es geht vielmehr darum: In jedem Lebensbereich nur die für dich wesentlichen Dinge zu besitzen. Ganz nach dem Motto der Aufräum-Expertin Marie Kondo: „Does it spark joy?“ Wenn ja: behalten, wenn nein: weg damit!