One man down! Lichtblick gehört zu Mitsubishi.
von Michael. - Lesezeit: 2 Minuten
Memes gibt es nicht erst seit Instagram und Facebook. In den 90er Jahren waren sie zum Beispiel häufig auf T-Shirts zu sehen. Besonders beliebt waren Parodien von Markennamen: Cocaine statt Coca Cola, Nasty statt Nestlé oder Hell statt Shell. Parodien spielen mit Vorurteilen, halben Wahrheiten und im Fall von Großkonzernen ist oft mehr dran als weniger. Auf Shell trifft das zu. Bilder, die man mit dem Öl- und Erdgaskonzern verbindet, sind mehr Hölle als Muschel. Das Unternehmen steht für vieles, was falsch läuft, wenn Gewinnmaximierung die große Motivation ist: nach mir die Ölpest.
Lichtblick gehört jetzt zu Mitsubishi.
Mittlerweile ist der Konzern auch im erneuerbaren Markt aktiv und lange dachte man, er würde die Eneco-Gruppe samt Lichtblick übernehmen. Ganz so krass kam es nicht. Aber gut ist es auch nicht ausgegangen. Lichtblick gehört jetzt zu 80 % Mitsubishi und zu 20 % Chubu, Japans drittgrößtem Energieversorger. Wie konnte es so weit kommen?
Wie es so weit kommen konnte.
Seit Dezember 2018 gehörte Lichtblick schon vollständig zur Eneco-Gruppe. Unabhängig war Lichtblick damit nicht mehr. Aber immer noch grün: Eneco ist in den Niederlanden mit über zwei Millionen Kunden der größte Anbieter von Ökoenergie und war in der Hand von mehr als 60 Gemeinden. Die beiden Unternehmen teilten „die gleiche Vision für eine nachhaltige Energiewelt." Super. Leider hatten die niederländischen Gemeinden, Aufsichtsrat und Management Krach. Worüber und wer mit wem, ist nicht klar. Klar ist, Eneco sollte privatisiert werden. Klar ist, dass nur ein noch größeres Unternehmen den niederländischen Energieversorger kaufen konnte.
Warum du da nicht bleiben kannst.
Veränderungen wie die Energiewende, Menschheitsaufgaben wie die Bekämpfung der Klimakrise gehen nicht ohne die großen Player. Wer eine bessere und ökologischere Wirtschaft einfordert, kann nicht an den großen Stromanbietern und Energie-Konzernen vorbei diskutieren. Einerseits. Andererseits passiert die Veränderung nicht, weil Großkonzerne jetzt auf grüner Einkaufstour sind. Es braucht unabhängige und wirklich nachhaltige Stromanbieter, die die Entwicklungen im Markt voranbringen. Bei denen nicht das große Geschäft im Vordergrund steht, sondern die Aufgabe: die Energiewende und den Klimaschutz voranzubringen.
Mit deinem Anbieterwechsel willst du die Energiewende unterstützen. Logo. Dafür musst du aber wissen, von welchem Unternehmen du deinen Ökostrom-Tarif beziehst. Wie ehrlich der Stromanbieter die erneuerbaren Energien und den Klimaschutz voranbringt, und dass eben kein Geld direkt oder über Tochterfirmen in Strom aus Kohlekraft oder gar Atomkraft fließt.
Ist Lichtblick echt Ökostrom?
Großkonzerne mit ihren meist vernetzten Strukturen sind mit Vorsicht zu genießen. Auch wir haben uns schwergetan, die Zugehörigkeit etwa von Lichtblick zum Konsortium rund um Mitsubishi zu verstehen. Auf der Lichtblick-Webseite selbst, haben wir leider gar nichts dazu gefunden. Pressemeldungen des Mutterkonzerns Eneco zum Verkauf des Unternehmens fanden wir, genauso wie ein paar Medienberichte. Hier hieß es, Eneco und damit auch Lichtblick seien im Frühjahr 2020 vollständig von der Mitsubishi Corporation und Chubu übernommen worden. Beide Unternehmen werden auf der „Global Coal Exit List“ geführt, herausgegeben von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald, BankTrack und weiteren 30 internationalen NGOs. Die Liste zeigt unter anderem, welche Unternehmen weltweit die „Big Player“ im Kohlegeschäft sind. Demnach verdienen sowohl die Mitsubishi Corporation, als auch Chubu ihr Geld zum Teil mit fossilen und nuklearen Brennstoffen. Die Webseiten der beiden Unternehmen bestätigen das.
Warum wir uns nicht freuen.
Für Lichtblick, die Kunden und die Energiewende in Deutschland ist die Übernahme fast schon eine Tragödie. Denn für die dezentrale Energiewende brauchen wir gute unabhängige Ökostromanbieter. Jetzt sind wir einer weniger, und es ist ein Lehrstück wie der Wunsch nach Veränderung am Ende wieder mal wirtschaftlichen Interessen zum Opfer fällt. Und ein Lehrstück, warum eine Veränderung des Energiemarktes nur mit einer Veränderung der Wirtschaft geschehen kann, in der Gewinnmaximierung nicht das oberste Ziel sein darf.
Welchen Wirtschaftsweg wir brauchen.
Polarstern wurde als Social Business gegründet und ist Teil der Gemeinwohl-Ökonomie. Einer Bewegung für eine Wirtschaftskultur, die erst nachfragt, welche ökologischen und sozialen Konsequenzen das ökonomische Handeln hat, nicht umgekehrt; das ist der wesentliche Unterschied. Die großen Energiekonzerne wirtschaften nach einer Logik, die du keinem Handwerker der Welt durchgehen lassen würdest: Erst irgendwo reinbohren und mal sehen, ob sich der Wasserschaden irgendwie beheben lässt. So darf es nicht weitergehen.
Was du bei Polarstern bewirkst – weltweit