Da geht was: Wo dein Konsum eben doch was verändert.
Du achtest beim Einkaufen auf Klima- und Umweltaspekte – und doch kommt es dir manchmal so vor, als gehe beim Klima- und Umweltschutz nichts voran? Tut's aber. Wir zeigen dir Bereiche, die sich in den letzten Jahren ganz schön gewandelt haben – zum Guten! Auch, weil du die Sache als Konsument:in unterstützt hast.
von Michael. - Lesezeit: 6 Minuten
Gegen den Klimawandel, gegen Hitze und Hochwasser kommen einem die eigenen Klima- und Umweltschutzmaßnähmchen gelegentlich doch recht klein vor. Doch aus vielen Einzelmaßnahmen wird gesellschaftliches Engagement, aus dem Kaufverhalten einzelner eine echte Nachfrage. Und plötzlich geht etwas voran beim Klima- und Umweltschutz. Wir zeigen dir Konsumbereiche, die sich in den letzten Jahren zum Positiven verändert haben.
Bio-Märkte und Bio-Produkte.
Das reiche Angebot an Bio-Produkten ist ein gutes Beispiel für einen Konsumbereich im Wandel. Haftete Bio-Märkten lange der Ruf an, Magneten für Jesus-Lookalikes zu sein, gehören sie heute zum Alltag. 1971 gab es mit Peace Food in Berlin den ersten Bioladen in Deutschland. Heute zählt der Branchendienst Listflix bundesweit 1.262 Bioläden. Laut statista gibt es mindestens acht große Bio-Supermarktketten mit bundesweit 686 Filialen.
Bio ist Mainstream.
Bioprodukte gibt es aber nicht nur im Fachhandel, sie gehören längst zum Repertoire von Standard-Supermarktketten und Discountern. Laut Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft BÖLW gaben die Deutschen 2023 rund 16 Milliarden Euro für Bio-Lebensmittel aus. Das sind 5 % mehr als noch 2022 und 700 % mehr als im Jahr 2000.
Dass Bio-Produkte längst zum Alltag gehören, liegt auch an den Discountern. Inzwischen vereinen sie rund 30 % der Bio-Umsätze auf sich. Der alte Mythos, Bio sei unerschwinglich für Normalverdiener trifft kaum noch zu. Allein schon, weil die Inflation die Bio-Lebensmittel 2023 weniger traf. Die Inflationsrate von Lebensmitteln insgesamt lag laut BÖLW bei 9 %, die von Bio-Lebensmitteln hingegen nur bei 5 %.
Öko-Landwirtschaft.
Wo mehr Bio-Produkte angeboten werden, müssen sie natürlich auch produziert werden. Und so steigt die Zahl der landwirtschaftlichen Bio-Betriebe. Allein von 2020 auf 2023 gab es 10 % mehr Öko-Betriebe – insgesamt sind es rund 28.700 Ökologische Landbau-Betriebe.
Statistisch gesehen wurde 2023 laut BÖLW jeden Tag die Fläche von über 300 Fußballfeldern auf Bio umgestellt. Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche wuchs damit auf 16 %. Nach den Klimazielen der Regierung sollen bis 2030 mindestens 30 % der Agrarfläche in Deutschland ökologisch bewirtschaftet werden.
Pflanzliche Produkte.
Auch vegane und vegetarische Produkten liegen im Trend. Haftete den Produkten lange der Ruf des Ideologischen an, stellt auch der Ottonormaleinkäufer langsam fest, dass eine Wurst aus Pflanzen nicht ekliger sein kann als eine aus Tier(-abfällen). In Berlin gibt es inzwischen sogar eine REWE-Filiale, die ausschließlich pflanzliche Produkte anbietet.
Unternehmen in Deutschland produzierten laut Statistischem Bundesamt 2023 rund 121.600 Tonnen Fleischersatzprodukte und damit 16,6 % mehr als im Vorjahr – und mehr als doppelt (+113,8 %) so viel wie noch vor fünf Jahren.
Weniger Fleisch.
Eine notwendige Folge aus dem Trend zu pflanzlichen Produkten ist ein Rückgang des Fleischkonsums. 2023 vertilgten die Deutschen laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) 12 % weniger Fleisch als noch 2019. Allerdings ist das immer noch richtig viel, nämlich 51,6 Kilogramm Fleisch pro Kopf. Fünf Jahre zuvor aßen die Deutschen noch 58,5 Kilogramm pro Nase.
Lebensmittelrettung.
Jeder volle Teller, der in den Mülleimer gekippt wird, ist einer zu viel, wenn rund 735 Millionen Menschen weltweit unterernährt sind (Statistisches Bundesamt). In Deutschland gehen laut Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) jedes Jahr 11 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll.
Wir sind alle Teil dieses Problems. Durchschnittlich schmeißt jede:r Deutsche etwa 78 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr weg. Das ist absurd viel, aber immerhin geht der Trend nach unten. 2015 lag die Pro-Kopf-Verschwendung in Deutschland laut Berechnungen der Universität Stuttgart noch bei 85,2 Kilogramm. Außerdem ist das Bewusstsein für das Problem gestiegen, was die Voraussetzung für jede Problemlösung ist.
Gerade in der Corona-Krise hat sich das Bewusstsein der Deutschen für die schiere Lebensmittelverschwendung laut einer Studie des Capgemini Research Institute geschärft. Vor der Krise waren sich in der Studie 34 % der Deutschen über die Lebensmittelverschwendung in ihrem Haushalt bewusst, während der Krise stieg die Zahl auf 73 %.
Als Verbraucher:innen sind wir in der Pflicht, unsere eigene Lebensmittelverschwendung in den Griff zu bekommen. Und da gibt es immer mehr Initiativen, die uns helfen. Ein paar Beispiele:
Too Good To Go
Bei der App Too Good To Go kannst du Lebensmittel von Restaurants, Bäckereien, Cafés, Hotels und Supermärkte zu einem vergünstigten Preis bekommen. Du bestellst und bezahlst direkt über die App und holst die Lebensmittel dann selbst ab.
Sirplus
Sirplus ist ein Online-Supermarkt, bei dem du Lebensmittel kaufst, die im regulären Handel übriggeblieben, aber immer noch einwandfrei sind. Wie bei jedem anderen Online-Handel bekommst du die Sachen zugeliefert.
Foodsharing.
Über Foodsharing können auch Privatleute untereinander Lebensmittel teilen. Du fährst in den Urlaub, aber der Kühlschrank ist vollgepackt? Mit der App findet sich noch ein:e Abnehmer:in. Über die Plattform Foodsharing, die bereits in 17 Ländern aktiv ist, sollen von der Gründung 2016 bis 2023 rund 200 Millionen Mahlzeiten vor der Tonne gerettet worden sein. In Deutschland konnte man wohl bislang rund 167 Millionen Kilogramm Lebensmittel retten.
10 Tipps gegen Lebensmittelverschwendung.
1. Nur kaufen, was man wirklich braucht.
2. Satt einkaufen gehen.
3. Auch "hässliches" Gemüse kaufen.
4. Sich Reste einpacken lassen.
5. Lebensmittel richtig lagern.
6. Reste einfrieren.
7. Die passenden Portionsgrößen kaufen.
8. Reste verkochen.
9. Mindesthaltbarkeit als "Best Before" verstehen.
10. Essen teilen und dafür Apps nutzen.
Verpackungsfreies Einkaufen.
Man muss es leider sagen: Die Vermüllung der Welt und der unglaubliche Verpackungsverbrauch nehmen eher zu. Doch immerhin gibt es in Deutschland eine bescheidene Trendwende. Pro Kopf und Jahr verbrauchen die Deutschen laut Statistischem Bundesamt rund 237 Kilogramm Verpackungen – und damit mehr als der europäische Durchschnitt von knapp 189 Kilogramm. Immerhin geht hierzulande der Trend auch beim Verpackungsverbrauch nach unten. 2022 sank der Wert gegenüber dem Vorjahr immerhin um 3 % (12,4 Millionen Tonnen) und rutschte erstmals seit 2013 unter die Marke von 400 Millionen Tonnen. Positiv hervorzuheben: Bei den privaten Haushalten inklusive Praxen und Kantinen sank die Abfallmenge sogar um mehr als 6,2 %.
Unverpackt-Läden.
Für Privatpersonen gibt es außerdem immer mehr Möglichkeiten, beim Einkauf auf Verpackungen zu verzichten. So gibt es etwa 275 reine Unverpackt-Läden, also Läden, in denen wirklich alle Lebensmittel lose verkauft werden. Die Ware wird im mitgebrachten Behälter abgefüllt und abgewogen. Wer unverpackt einkauft, geht tatsächlich ohne Müll nach Hause. Perfekt eigentlich, doch haben es die Unverpackt-Läden auch schwer. 2023 lag die Zahl der Schließungen von Unverpackt-Läden laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung über der Zahl der Neueröffnungen.
Dass Läden schließen müssen, liegt nicht an mangelnder Wertschätzung des Konzepts. Für viele Menschen liegt ein Unverpackt-Laden nur eben nicht auf der Alltagsroute, sondern muss gezielt angesteuert werden. Da ist der Einkauf im Standard-Supermarkt um die Ecke oftmals die bequemere Variante. Oft ist es auch die Macht der Gewohnheit, die einen dort wieder zurücktreibt. Laut einer YouGov-Studie wissen viele Menschen aber auch gar nicht, ob sie einen Unverpackt-Laden in der Nähe haben. Damit es dir nicht genauso geht: Beim NABU findest du heraus, wo bei dir der nächste Unverpackt-Laden ist.
Supermärkte testen Unverpackt-Stationen.
Gut für die Entwicklung ist, dass inzwischen auch große Supermarkt-Ketten Unverpackt-Stationen anbieten. So testen etwa REWE und Edeka in einigen Filialen Unverpackt-Stationen, wo zum Beispiel Reis, Pasta oder Haferflocken in mitgebrachten Behälter abgefüllt werden kann.
Wochenmärkte.
Eine weitere Möglichkeit, verpackungsreduziert einzukaufen, bieten Wochenmärkte. Die Produkte kommen meistens ohne unnötiges Plastik aus, da sie aus der Region stammen und nur kurze Transportwege hinter sich haben. Besonders schön an den Märkten ist, dass man direkten Kontakt zu den Erzeuger:innen hat, die einem viel über die Produkte erzählen können.
Pfandsysteme bei Take-away.
Auch im Take-away-Bereich hat sich viel verändert. Den Kaffee für unterwegs oder das Essen zum Mitnehmen kann man heute easy im Pfand-Becher oder Pfand-Schüssel genießen. Der Pfand-Dienstleister Recup/Rebowl zählt mittlerweile deutschlandweit mehr als 20.000 Ausgabe- und Rückgabestellen für Becher und Bowls.
UN-Abkommen gegen Plastik.
International könnte ein Abkommen gegen Plastikmüll, das die Vereinten Nationen 2025 verabschieden wollen, eine Hoffnung sein. Das Abkommen sieht vor, die Umweltverschmutzung durch Kunststoffmüll bis 2040 zu beenden. Plastik vergiftet und vermüllt nicht nur die Umwelt und tötet zahlreiche Tiere, die Plastik-Produktion gehört auch zu den Treibern der Klimakrise. 2019 soll die Plastikproduktion laut einer Schätzung des Lawrence Berkeley National Laboratorys rund 5,4 % der globalen CO2-Emissionen verursacht haben. Das entspricht in etwa den Emissionen von circa 600 Kohlekraftwerken. Ob das Abkommen 2025 durchkommt, ist aber ungewiss. Denn weltweit stehen sich zwei Lager gegenüber. Da ist zum einen die sogenannte High-Ambition-Gruppe, bestehend aus 53 Staaten, inklusive der EU, die die Produktion von neuem Plastik ab 2040 verhindern will. Und da sind die Öl-Staaten, die zwar Recycling-Techniken fördern wollen, die aber die Produktion von Plastikverpackungen weiterführen wollen. Schließlich lässt sich damit eine Menge Geld verdienen.
Nachhaltige Geldanlagen.
Eine Branche, die das Klima auf der Erde auf jeden Fall mitruiniert hat, ist der Banken- und Finanzsektor. Und so haben auch viele Bankkund:innen und Anleger:innen keine Lust mehr, dass ihre Geldanlagen zur Förderung von fossilen Energien oder anderen unethischen und unökologischen Geschäften genutzt wird. Stattdessen fließt immer mehr Geld in die grüne Richtung – in nachhaltige Geldanlagen. Hier wird das Geld nach ökologischen, sozialen und ethischen Gesichtspunkten angelegt. Laut Umweltbundesamt (UBA) ist das Anlagevolumen in Deutschland von 2009 bis 2021 um 780 % gewachsen – von 57 Milliarden Euro auf 501,4 Milliarden Euro. Das nutzt am Ende nicht nur dem Klima, sondern unterstützt auch eine gemeinwohlorientiertere Wirtschaft. Laut einer Studie des Bankenverbands steigt die Bekannheit von nachhaltigen Geldanlagen vor allem unter Jüngeren.
So legst du dein Geld nachhaltig an.Polarstern ist ein Social Business.
Mit deinem Wechsel zu Polarstern förderst du die nachhaltige Wirtschaft. Denn Polarstern haben wir als Social Business gegründet. Das bedeutet, dass unser wirtschaftliches Handeln einen ökologischen und sozialen Mehrwert erbringen muss. Wir sind zertifiziert von B Corp und der Gemeinwohl-Ökonomie. Beide Zertifikate kennzeichnen Unternehmen, die das Prinzip der Gewinnmaximierung ablehnen, die sich für mehr Nachhaltigkeit und Menschlichkeit in der Wirtschaft einsetzen – und dabei bei sich selbst anfangen.
Energiewende.
Ein Bereich, in dem es wirklich vorwärtsgeht, ist die Energiewende. Im ersten Halbjahr 2024 erzielten erneuerbare Energien einen neuen Rekord in der Stromerzeugung. Wind-, Solar-, Biomasse- und Wasserkraftwerke deckten laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) etwa 58 % des Strombedarfs in Deutschland. Im Vorjahr lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix noch bei 52 %.
Mit Ökoenergie sofort etwas verändern.
Oft braucht es erst traurige Ereignisse wie die Katastrophe von Fukushima oder den Abbriss des Dorfs Lüzerath für den Kohleabbau, um Menschen zum Wechsel zu Ökoenergie zu bewegen. Dabei ist Energie der Bereich, wo man ziemlich einfach mithelfen kann, etwas zu verändern. Nicht nur, dass du mit deinem Wechsel zu echter Ökoenergie auf einen Schlag einen Großteil deines CO2-Fußabdrucks loswirst – mit dem richtigen Tarif zu Hause förderst du auch aktiv den Ausbau der erneuerbaren Energien. Bei Polarstern investieren für jede Kilowattstunde, die du verbrauchst, in den Ausbau von neuen Erneuerbare-Energien-Anlagen in Deutschland. Und, weil die Energiewende nur in weltweiter Kooperation gelingen kann, unterstützt du als Polarstern-Kund:in auch die Energiewende in Kambodscha und Madagaskar. Egal für welchen Tarif du dich entscheidest – Ökostrom oder Ökogas für den Haushalt, oder einen Spezialtarif für die Wärmepumpe oder E-Auto – deine Energie lassen wir immer zu 100 % aus erneuerbaren Energien erzeugen.
Macht durch Ignorieren.
Wo die Macht der Konsument:innen immer häufiger zum Ausdruck kommt, ist bei Greenwashing-Taktiken. Wenn Unternehmen ihrer Kundschaft versprechen, mit bestimmten Produkten das Klima oder die Umwelt zu schützen, dieses Versprechen aber nicht einlösen, wenden sich Verbraucher:innen häufig von den Unternehmen ab. Das ergab unter anderem eine Umfrage des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen (NIM) mit 8.008 Befragten aus acht Ländern. Dabei gaben 72 % der Teilnehmer:innen an, dass sie nicht von Unternehmen kaufen möchten, die unter Greenwashing-Verdacht stehen. Ein prominentes Beispiel aus jüngerer Vergangenheit ist der Abgasskandal in der Autoindustrie. Als etwa VW aufflog, Autos so manipuliert zu haben, dass Abgasgrenzwerte nicht überschritten werden, brach der Absatz von VW-Wagen weltweit um fast 5 % ein. Allerdings stieg der Verkauf anderer Marken, die ebenfalls zum Konzern gehören, sodass der Konzern am Ende dennoch Gewinn einfahren konnte.
Jetzt Tarif berechnen
Du kannst was bewirken. Wirklich.
Man hört immer wieder, dass der Einzelne sowieso nichts beim Klimaschutz bewirken kann. Die Politik müsse die großen Weichen stellen. Das stimmt schon. Aber sie tut es nicht, wenn sie nicht den Rückhalt aus der Gesellschaft hat. Energie sparen und Ökoenergie nutzen gehören zu den entscheidenden Signalen aus der Bevölkerung, dass bei der Energiewende mehr Druck und Tempo gewollt ist. Und ab jetzt müssen wir wirklich alle Chancen nutzen, die wir haben, um die Erderwärmung auf Sparflamme zu halten. Erneuerbare Energie ist eine der besten Chancen und der Wechsel zu einfach, um ihn links liegen zu lassen!