Unternehmen: Kein Klimaschutz? Kann teuer werden.
Unternehmen, die Klimaschutzmaßnahmen ergreifen, übernehmen nicht nur gesellschaftliche Verantwortung, sondern verschaffen sich auch einen Wettbewerbsvorteil, weil das Standing steigt und die Betriebskosten sinken. Erfahre, was dein Unternehmen durch mehr Klimaschutz gewinnt – und was es ohne Klimaschutz riskiert.
von Michael. - Lesezeit: 5 Minuten
Klimaschutz: Mach du, ne du!
Ich hab alles gegeben! Laut Meinungsforschungsinstitut Ipsos glauben das mehr als 60 % der Deutschen. Zumindest, wenn es um den Klimaschutz geht. Sie sehen vor allem die Politik und die Wirtschaft in der Pflicht, Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen. Und es ist auch was dran: Privatpersonen können den Klimaschutz über ihren Konsum zwar fördern und damit das Signal geben, dass sie die grüne Transformation unterstützen – die großen Weichen für den Klimaschutz müssen jedoch die Politik und die Wirtschaft stellen.
Zahl der Klimaschutz engagierten Unternehmen geht zurück.
Und was passiert da auf Unternehmerseite? Um das festzustellen, erfasst die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im Klimabarometer regelmäßig die Klimaschutz-Aktivitäten deutscher Unternehmen. Letzter Stand: Die Klimaschutz-Ambitionen deutscher Unternehmen sind gut, könnten aber besser sein. So investierten 2023 Unternehmen in Deutschland rund 85 Milliarden Euro in den Klimaschutz, was einem Plus von 12,1 % und inflationsbereinigt 5,3 % entspricht. Auch wenn die Gesamtsumme vielversprechend aussieht, geht die Zahl der Unternehmen, die sich für den Klimaschutz engagieren, insgesamt zurück. Von 2021 bis 2023 sank die Zahl der Unternehmen, die in den Klimaschutz investierten, von 23 % auf 9 %. Bei dieser Gruppe handelt es sich meistens um Unternehmen, die Klimaschutzmaßnahmen bereits implementiert haben und diese nun intensivieren.
Diskrepanz zwischen Wollen und Machen.
Schon das Klimabarometer von 2022 sah bei vielen Unternehmen eine Diskrepanz zwischen Wollen und Machen. Zwar hatte fast zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland den Klimaschutz bereits in ihrer Strategie verankert, doch wurden passende Maßnahmen gar nicht oder nur teilweise umgesetzt. Etwa 70 % der Unternehmen haben keine konkreten Pläne, wie sie ihre Treibhausgase reduzieren wollen. Das gilt insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Woran liegt's? Oftmals scheitern Klimaschutzbemühungen an Bürokratie und regulatorischen Hürden. Und natürlich am Geld. Erst mal nichts ausgeben, ist für den Moment günstiger, doch kann das Aufschieben von Maßnahmen am Ende umso teurer werden. Und dies aus mehreren Gründen.
Die Folgen von unterlassenem Klimaschutz für Unternehmen.
1. CSR-Bericht sieht ohne Klimaschutz mager aus.
Zum einen lassen sich die Einwirkungen von Unternehmen auf die Umwelt und das Klima lassen sich immer schlechter verstecken. Ab 2025 sind ohnehin immer mehr Unternehmen verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht vorzulegen. Die Erfassung von Treibhausgasen und anderen Umwelteinwirkungen soll Unternehmen Wege aufzeigen, wie sie ihre Emissionen und ihren Ressourcenverbrauch besser senken können. Um den Klimaschutz kommen also immer weniger Unternehmen so richtig herum. Und je größer die Firma ist, desto stärker wird auch hingeschaut.
Diese Unternehmen müssen ab 2025 einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen.
Ab 2025 verpflichtet: Große Unternehmen unabhängig von ihrer Börsennotierung, die zwei von drei Kriterien erfüllen:
- Mehr als 250 Mitarbeiter.
- Umsatz über 40 Millionen Euro.
- Bilanzsumme über 20 Millionen Euro.
- Börsennotierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU), außer Kleinstunternehmen.
Ab 2026 verpflichtet: Nicht-EU-Unternehmen, die:
- Mehr als 150 Millionen Euro Umsatz in der EU erzielen.
- Eine Tochtergesellschaft oder Niederlassung in der EU haben.
Ab 2028 verpflichtet:
- Kapitalmarktorientierte kleine Unternehmen (mit Erleichterungen für die Berichterstattung bis 2028, wenn sie dies beantragen).
Unser Tipp: Mach's gleich gescheit – mit einer Gemeinwohl-Ökonomie- oder B Corp-Zertifizierung.
Neben den üblichen Nachhaltigkeitsberichten sind Gemeinwohl-Bilanzen oder ein Zertifizierungsverfahren für Benefit Corporation (B Corp) zu empfehlen. Denn sie erfassen nicht nur den ökologischen Impact, sondern bewerten Unternehmen auch daran, wie sie Werte wie beispielsweise Mitbestimmung und Transparenz innerhalb des Unternehmens und zu den Bezugsgruppen leben. Beide Zertifizierungen bieten Unternehmen einen Weg, sich nachhaltiger und sozialer zu entwickeln. Es geht dabei darum, den ökologischen und gesellschaftlichen Mehrwert unternehmerischen Handels als feste wirtschaftliche Erfolgsgrößen zu etablieren. Wir, Polarstern haben beide Zertifizierungen: Gemeinwohl-Ökonomie und B Corp.
2. Imageverluste.
Mit der Pflicht zum Nachhaltigkeitsbericht geht an der Öffentlichkeit kaum vorbei, ob Unternehmen nun ökologisch handeln oder nicht. Zum einen sind Kund:innen nachhaltige Produkte und Unternehmen wichtig. Doch muss die Nachhaltigkeit ernst gemeint sein. Greenwashing – also die Taktik, Produkte als nachhaltig zu bewerben, ohne dass sie es tatsächlich sind, wird dagegen abgestraft. In einer Umfrage des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen (NIM) mit 8.008 Befragten aus acht Ländern gaben 72 % der Teilnehmer:innen an, dass sie nicht von Unternehmen kaufen möchten, die unter Greenwashing-Verdacht stehen. Man muss es also schon ernst meinen mit seinen Klimaschutz-Bemühungen. Echter Klimaschutz kann dagegen die Kund:innen stärker ans Unternehmen binden. Unternehmen, die aktiv Klimaschutz betreiben, können ihre Marke dadurch positiv positionieren und sich so von Mitbewerbern abheben.
3. Schwierige Investoren-Findung.
Übrigens geht es nicht nur um das Image bei Kund:innen. Auch Investor:innen achten mehr Nachhaltigkeit. Für Unternehmen ohne Klimastrategie kann es schwieriger werden, Kapital zu beschaffen und Investoren anzulocken. Versäumter Klimaschutz kann auch rechtliche Konsequenzen haben, insbesondere in Ländern mit strengen Umweltvorschriften.
4. Der CO2-Preis steigt.
Mit dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) fällt außerdem auf die Nutzung von fossilen Energieträgern eine CO2-Abgabe an. Die CO2-Abgabe ist eine Maßnahme, um die Treibhausgase in Deutschland bis 2030 um 65 % gegenüber dem Referenzjahr 1990 zu reduzieren. Indem die CO2-Verschmutzung verteuert wird, soll es einen Ausbauschub der erneuerbaren Energien geben. Ein gutes Ziel also, und doch ist die CO2-Abgabe eine Herausforderung für Unternehmen. Je mehr fossile Energieträger ein Unternehmen nutzt, desto größer wird auch die Belastung durch den CO2-Preis sein. Wie sich der CO2-Preis auf dein eigenes Unternehmen auswirkt, kannst du mit dem Unternehmens-CO2-Preisrechner der Industrie- und Handelskammer (IHK) ausrechnen.
5. Sinkende Produktivität.
Klimaschutz darf man auch als Gesundheitsvorsorge verstehen, denn der Klimawandel schränkt die Produktivität massiv ein. Hitze macht vor allem den Beschäftigten zu schaffen. Laut eines Berichts der Zeit haben wissenschaftliche Berechnungen ergeben, dass 2023 weltweit rund 512 Milliarden Arbeitsstunden nicht geleistet werden konnten, weil die Hitze zu stark war.
Was können Unternehmen als für den Klimaschutz tun?
1. CO2-Emissionen identifizieren.
Wie kann dein Unternehmen also die richtigen Weichen für die Zukunft stellen? Im ersten Schritt sollte dein Unternehmen herausfinden, wie viel CO2 es freisetzt. Das Bundesumweltministerium stellt dafür einen CO2-Rechner für Unternehmen zur Verfügung, mit dem sich die CO2-Emissionen ermitteln lassen. Spannend wird es vor allem dann, wenn man nach Umsetzung der Maßnahmen den CO2-Impact zu einem späteren Zeitpunkt erneut berechnet – und sieht, wie viel man sparen konnte.
2. CO2 reduzieren.
Die einfachste Maßnahme, um das verflixte CO2 zu reduzieren, ist die Nutzung von Ökoenergie. Der Wechsel ist einfach, gleichzeitig senkt er den CO2-Fußabdruck des Unternehmens um ein großes Stück. Im zweiten Schritt können Unternehmen in weiteren Bereichen erneuerbare Energien einsetzen – zum Beispiel bei der Wärmeversorgung oder der Mobilität. Werden Elektroautos und Wärmepumpen mit Ökostrom versorgt, verursachen sie im Betrieb keine CO2-Emissionen. Deshalb fallen bei der Nutzung der Technologien auch keine CO2-Preise an.
3. Umfassend erneuerbare Energien nutzen.
Neben der Reduktion von Treibhausgasen haben Unternehmen mit der Nutzung von erneuerbaren Energien eine gute Chance, ihre Betriebskosten zu senken und sich so Wettbewerbsvorteile zu sichern. Fossile Energiequellen sind anfällig für Preisschwankungen, wie die Energiepreiskrise gezeigt hat. Strom aus erneuerbaren Energien ist krisensicherer und in der Erzeugung günstiger. In der EU kostet die Produktion einer Kilowattstunde Strom aus Solarkraft nur 2 bis 6 Cent, aus Windkraft rund 4 bis 8 Cent. Eine Kilowattstunde Strom aus Steinkohle kostet dagegen 11 bis 20 Cent. Auch die Atomkraft oder die Verstromung von Erdgas ist teurer, wie die Grafik zeigt.
4. PV-Anlagen installieren und energetisch sanieren.
Energetische Sanierungen senken den Wärmebedarf und halten die Ausgaben für die CO2-Abgabe klein. Intelligente Steuerungssysteme helfen dabei, die Wärme noch effizienter zu nutzen. Und natürlich lässt sich ein Teil der Energie, die zum Arbeiten oder zur Produktion benötigt wird, auch selbst erzeugen: mit Photovoltaikanlagen und Solarthermieanlagen. Mit dem Solaratlas EO Solar des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt findest du heraus, wie gut das Dach deines Büros, deiner Produktionsstätte oder Lagerhalle für eine Photovoltaikanlage geeignet ist.
5. Förderungen nutzen.
Deine Investition in Technologien oder Sanierungen wird durch Förderprogramme und Zuschüsse unterstützt. Du erhältst sie zum Beispiel über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) können auch über die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft Zuschüsse und Kredite beantragen. Und bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gibt's für Unternehmen Förderungen speziell für Photovoltaikanlagen. Wann du dein Vorhaben umsetzen willst, solltest du auch immer daran festmachen, welche Förderungen es gerade gibt.
6. Nachhaltig beschaffen.
Für die meisten Dinge, die am Firmenstandort und in den Filialen gebraucht werden, gibt es nachhaltige Produkte. Man muss sie nicht alle mühsam zusammenrecherchieren, dafür gibt es Initiativen wie den Kompass Nachhaltigkeit. Das Webportal listet alles, was Unternehmen zum Arbeiten brauchen – von Arbeitsmaterialien und -geräten, über Putzmittel bis zu Hygieneartikeln. Für deine nachhaltige Beschaffung findest du viele gemeinwohlorientierte Unternehmen auf unserer Social Business Landkarte.
Wirklich bessere Energie für dein Unternehmen.
Der wohl einfachste Weg für Unternehmen, etwas für den Klimaschutz zu unternehmen, ist der Wechsel zu Ökoenergie. Der CO2-Fußabdruck für den Strom- oder Wärmeverbrauch sinkt so im Nu auf ein Minimum. Doch ist nicht jeder Strom auch wirklich gut. Mit Polarstern punktet dein Unternehmen beim Klimaschutz. Bei Polarstern gibt es nur Ökostrom aus 100 % erneuerbaren Energien. Außerdem fördert dein Unternehmen mit Polarstern den Ausbau der erneuerbaren Energien. Und dies weltweit.