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Gewitterwolken ziehen sich über einem grünen Feld zusammen.

So konterst du Ausreden gegen den Klimaschutz.

Gewitterwolken ziehen sich über einem grünen Feld zusammen.
Kennst du diese Hunde, die bevorzugt Hausaufgaben fressen? Auch beim Klimaschutz gibt es so geile Ausreden. Wir stellen ein paar Klassiker vor und zeigen, wie du sie konterst. Es ist wichtig, den Ausreden zu widersprechen. Oft schwappen sie von Desinformationskampagnen in den Alltag, um den Klimaschutz zu schwächen und zu verzögern.

von Michael. - Lesezeit: 7 Minuten

Ausrede: Es gibt keinen Konsens in der Wissenschaft.

Ist der Klimawandel menschengemacht? Um die Frage zu beantworten, muss man eigentlich nicht mehr viel rumforschen. Laut einer Studie im Fachjournal Nature Human Behaviour gibt es einen nahezu einheitlichen Konsens von 97 bis 99,9 % in der Peer-Review-geführten wissenschaftlichen Literatur, dass der Klimawandel auf menschliche Aktivitäten beruht. Nur veranlasst das viele Menschen, umso fester an das 0,1 % zu glauben. Die Motive dafür sind ganz unterschiedlich.

Da ist die berechtigte Sorge vor der Zukunft, vor Veränderungen oder die Angst vor einer Einschränkung des Lebensstils. Da sind aber auch viele, die Kapital aus diesen Sorgen schlagen. In der Politik lassen sich mit der Verharmlosung des Klimawandels und dem Versprechen, dass alles so bleibt, wie es ist, bestens Stimmen gewinnen. Und in der Wirtschaft gibt es mit dem Verzögern des "lästigen Klimaschutzes" einen Haufen Geld zu holen. Laut eines SPIEGEL-Berichts macht die Öl- und Gasbranche seit 50 Jahren rund drei Milliarden Dollar Gewinn am Tag. Klimaschutz-Ausreden kommen da gelegen.

Ausrede: Das Klima hat sich schon immer verändert.

Der Klassiker unter den Klimaschutz-Ausreden ist, dass sich das Klima schon immer verändert hat. Natürlich hat sich das Klima schon immer verändert, was denn sonst? Doch was Menschen, die diese Aussage treffen, damit sagen wollen, ist, dass der Klimawandel eben der natürliche Lauf der Dinge sei – Klimaschutz und Anpassungsstrategien damit überflüssig. Was sie dabei vergessen: Frühere Schwankungen wurden von natürlichen Einflüssen ausgelöst, etwa durch hohe Sonnen- oder Vulkanaktivität. Die jetzigen Veränderungen laufen in einer Geschwindigkeit ab, die nichts mehr mit einer Schwankung zu tun haben. Es ist ein Ausschlag, der auf Abholzung der Wälder und auf die Verbrennung von fossilen Energieträgern zurückzuführen ist.

Eigentlich haben Treibhausgase eine natürliche Funktion für das Klima. So nimmt CO2 einen Teil der Wärme auf, die die Erde ins All abgibt und schickt sie zurück zur Erde. Ohne diesen Effekt, läge die Erdtemperatur laut Umweltbundesamt (UBA) im Durchschnitt bei -18 °C statt 15 °C. Seit der Industrialisierung ist der CO2-Gehalt in der Atmosphäre jedoch laut UBA um 44 % gestiegen. Die natürliche Doppelfunktion der Atmosphäre als Sonnenschirm und Heizung ist dadurch aus dem Gleichgewicht gekommen. Eine Zunahme an Treibhausgasen hat zur Folge, dass die Erde weniger Energie ins Weltall abgibt, wodurch es wärmer auf der Erde wird. Wo natürliche Einflüsse Jahrhunderte und Jahrtausende gebraucht haben, das Klima zu verändern, hat der Mensch es in wenigen Jahrzehnten aus eigener Kraft geschafft.

Ausrede: Der Klimawandel ist auf natürliche Prozesse zurückzuführen.

Eine aktive Vulkanlandschaft ins Südostasien im Sonnenuntergang vor einem pinken Abendhimmel.

Die Sonne verändert das Klima.

Oft muss die Sonne als Verursacherin für die außerplanmäßige Erderwärmung herhalten. Natürlich hat die Sonne einen hohen Einfluss aufs Klima. Als Energielieferant ist sie mal mehr, mal weniger aktiv. Doch mit der jetzigen Klimakrise hat die Sonnenaktivität wenig zu tun. Laut eines Berichts des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zeigen Satelliten-Messdaten, dass die Sonnenaktivität seit Messbeginn eher abgenommen hat. Die Erde hat sich aber nicht analog zur Sonnenaktivität abgekühlt, sondern erwärmt.

Vulkane sind Schuld am Klimawandel.

Vulkane müssen auch häufig als Schuldige für den Klimawandel herhalten. Angeblich spucken sie mehr Treibhausgase in die Atmosphäre als die Menschen es durch die Verbrennung durch fossile Energieträger tun. Laut Weltklimarat IPCC (sechster Sachstandbericht) stoßen Vulkane pro Jahr etwa 637 Megatonnen CO2 aus. Das entspricht in etwa 1,6 % der Treibhausgase, die pro Jahr durch menschliche Aktivität ausgestoßen werden. Die Menge ist insofern vernachlässigbar, weil sie Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufes ist. Das heißt, dass die Natur mit dieser CO2-Menge umgehen, sie binden kann. Nach Vulkanausbrüchen nimmt jedoch der Anteil der Aerosol-Partikel in der Atmosphäre messbar zu. Diese beeinflussen laut Weltklimarat IPCC das Klima, haben aber nicht zu den drastischen Klimaveränderungen seit der Industrialisierung geführt. Denn dazu hätte auch die Vulkanaktivität drastisch zunehmen müssen.

Viel CO2 ist gut für die Pflanzen.

Dass CO2 gut für die Pflanzen ist, ist vergleichbar mit der Aussage, dass Wasser gut für Pflanzen ist. Natürlich brauchen Pflanzen Wasser. Wenn du sie darin ersäufst, sterben sie trotzdem. Bis zu einem gewissen Grad, können die Pflanzen mit mehr CO2 in der Atmosphäre gut umgehen. So soll laut einer Studie an der University of California in Berkeley die weltweite Photosynthese-Leistung zwischen 1982 und 2020 um 12 % gestiegen sein. Gleichzeitig verändert die hohe CO2-Konzentration in der Atmosphäre das Klima und damit die natürliche Umgebung der Pflanzen. Die Hitze trocknet die Böden und Pflanzen aus und entfacht Waldbrände. Wo Wald verloren geht, wird noch mehr CO2 freigesetzt. Wälder als natürliche Kohlenstoffsenken werden so selbst zu CO2-Quellen. Auch in Deutschland geben die Wälder laut Bundeswaldinventur inzwischen mehr CO2 ab, als sie binden können.

Dann pflanzen wir halt mehr Bäume!

Mit der Aufforstung wird die Erderwärmung kaum zu bremsen sein. Bis ein neuer Wald zur effektiven Kohlenstoffsenke heranwächst, dauert es Jahrzehnte. Außerdem müssen die neuen Wälder die neuen klimatischen Bedingungen bis zu ihrem Erwachsenenalter auch erst einmal überleben. Und so viele Bäume kann man gar nicht pflanzen, die es bräuchte, um die Emissionen auszugleichen.

Ausrede: China stößt viel mehr CO2 aus als wir!

Ein großes, viel befahrenes Straßenkreuz in Shanghai aus der Vogelperspektive.

Steht man selbst nicht gut da, zeigt man einfach mit dem Finger auf jemand anderen, der noch schlechter dasteht. Klimaskeptiker lieben den Fact, dass Deutschland laut Global Carbon Project für weniger als 2 % des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich ist, während China mehr als 30 % und die USA mehr als 13 % des weltweiten CO2-Ausstoßes zu verantworten haben. Doch nur weil 2 % weniger sind als 30 %, ist man nicht von seiner Verantwortung befreit. Deutschland ist laut Global Carbon Project immer noch der siebtgrößte Emittent von Treibhausgasen weltweit. Bei den historischen Emissionen liegt Deutschland laut Carbon Brief sogar auf Platz sechs. Die historischen Emissionen sind die kumulativen Emissionen, die seit der Industrialisierung freigesetzt wurden und zum Klimawandel geführt haben. Sie sind deshalb von Bedeutung, weil viele Regionen der Welt wenig zum Klimawandel beigetragen, aber aufgrund der historischen Emissionen stark von ihm betroffen sind. Hinzu kommt, dass der CO2-Fußabdruck in Deutschland mit rund 10,3 Tonnen CO2 pro Kopf (UBA) im internationalen Vergleich sehr hoch ist. Klimaverträglich wären etwa 1 Tonne pro Kopf.

Ausrede: Klimaschutz ist nur Propaganda der Öko-Lobby.

Der Klimawandel ist eine Erfindung der Öko-Lobby? Wann immer dieser Vorwurf ins Spiel kommt, sollte man daran denken, dass die diejenigen, die als Öko-Lobby verschrien sind, oftmals gar keine Produkte verkaufen. Und die Unternehmen, die Energiewende-Techniken herstellen, können wohl kaum zu einer ideologischen Gruppe gehören. Meistens handelt es sich um große deutsche Traditionsunternehmen, die zum Beispiel Windräder, Wärmepumpen oder Speicher bauen. Zur Öko-Lobby könnte man genauso die fossilen Energiekonzerne zählen, die neben ihrem fossilen Geschäft auch die erneuerbaren Energien ausbauen. Das Problem ist nur, dass sie mit fossiler Energie so viel mehr Geld verdienen. Sie unterstützen die Energiewende immer ein bisschen, um neue Geschäftsfelder zu erschließen und die Sache wieder zu bremsen, weil das Geschäft mit Öl und Gas besonders ist.

Ausrede: Die Energiewende ist schlecht für die Wirtschaft.

Klimaschutz wurde immer als nice-to-have dargestellt, den sich eine Industrienation wie Deutschland aber leider nicht leisten könne. Dabei ist die Verfügbarkeit von erneuerbarer Energie gerade ein wichtiger Standortfaktor für Unternehmen. Die Preise von fossilen Brenn-, Kraft- und Heizstoffen sind unberechenbar geworden. Die politische Lage auf der Welt ist unruhig, und damit sind es auch die Energiepreise. Erneuerbare Energien sind da mit ihren günstigeren Stromgestehungskosten die bessere Alternative. Wer glaubt, eine Renaissance der Atomkraft sei der günstigere Weg, unterschätzt die enormen Kosten. Längst vergessen: Einer der großen Treiber der Energiepreiskrise waren die Atomkraft-Probleme in Frankreich. In einer Zeit des Sparkurses bremst eine Investition in die Atomkraft wichtige Investitionen in den Netzausbau und Speicher, die man benötigt, um erneuerbare Energien noch wirtschaftlicher zu machen und die Strompreise zu senken.

Ist Atomkraft wirklich günstiger?

Ausrede: Die Menschen wollen keine E-Autos!

Doch. Zum Beispiel in China. Oder in Skandinavien. Laut eines SPIEGEL-Berichts waren im Juli 2024 in China erstmals die Mehrheit zugelassenen Neuwagen Elektroautos oder Plug-in-Hybride. In Norwegen sind bereits 9 von 10 Neuwagen elektrisch. In den USA waren 2023 laut Verband der Automobilindustrie (VDA) rund 1,42 Millionen Neuwagen elektrisch. Gegenüber dem Vorjahr war das ein Plus von 52 %. Die Marktdurchdringung stieg auf über 9 %. In Deutschland argumentiert man eher, dass man den Menschen keine E-Autos aufzwingen möchte. Das ist richtig. Nur sollte man sie ihnen auch nicht ausreden. So schadet man der eigenen Industrie. Unter den zehn meistverkauften E-Autos in China ist laut Bundesverband eMobilität (BEM) keine deutsche Marke mehr dabei. In den USA dominiert ohnehin Tesla. Außerdem hat bis jetzt noch kein einziger deutscher Hersteller Technik für bidirektionales Laden verbaut, wie es zum Beispiel Honda, Kia und Hyundai bereits tun. Beim bidirektionalen Laden können E-Fahrzeuge Strom laden, aber auch wieder ans Stromnetz abgeben. Die Autos werden so zu fahrenden Stromspeichern.

Ausrede: Die Energiewende vernichtet Jobs.

Viel zu lange wurde der Fokus auf die Jobverluste in der fossilen Energiebranche gelegt. Dass eine nachhaltige Transformation im Energiesektor und allen anderen Sektoren ein riesiger Jobmotor ist, geht viel zu oft unter. Laut einer Studie durch Forschende des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) entstehen bis zum Jahr rund 600.000 neue Jobs, sollten alle Ziele des Koalitionsvertrags der Ampelregierung wie geplant umgesetzt werden. Allein im Jahr 2022 fanden laut Bundeswirtschaftsministerium rund 50.400 Menschen eine Stelle im Energiewende-Sektor, davon etwa 22.800 Menschen in der Solarbranche. Weltweit könnten laut der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) bis 2030 sogar bis zu 25 Millionen Arbeitsplätze im Energiewende-Sektor entstehen. Allerdings werden nach Schätzungen der IRENA rund 7 Millionen Menschen ihren Job in der konventionellen Energiebranche verlieren.

Ausrede: Klimaschutz, da macht die Gesellschaft nicht mit.

Doch, macht sie. Laut einer Befragung durch die Vereinten Nationen von 2024 wünschen sich sogar 80 % der Befragten weltweit, dass Regierungen und Unternehmen einen konsequenteren Klimaschutz verfolgen. Denn wer will schon, dass Ernten vertrocknen, das Wasser ausgeht oder die geliebte Berghütte den Hang abrutscht? Dabei sind die Zustimmungswerte für den Klimaschutz gerade in Ländern mit hohen Emissionswerten hoch, zum Beispiel in den USA, in China und auch in Deutschland. In Deutschland unterstützen laut einer Bertelsmann-Stiftung 69 % der Bevölkerung die Energiewende und immerhin 56 % die Verkehrswende. Der Bevölkerung ist allerdings besonders wichtig, dass der Klimaschutz nicht durch Verbote, sondern durch Anreize umgesetzt wird.

Das hat man nicht kommen sehen!

Die Klimaforschung warnt sich seit Jahrzehnten den Ast ab, während Teile der Politik und Wirtschaft Klimaschutz als Ideologie diffamieren. Und langsam erübrigt sich die Frage, ob man den Klimawandel als Fakt akzeptiert oder nicht. Er ist da. Er setzt den Kontinent Europa abwechselnd unter Wasser oder legt ihn trocken. Wer der Gesellschaft keinen Klimaschutz antun will, schützt sie auch nicht vor den Gefahren. Der Klimawandel macht keinen Bogen ums eigene Dorf oder ums eigene Feld, nur weil man ihn ignoriert. Die Strategie, mit Klimawandelskepsis Stimmen zu fangen, wird nicht für immer aufgehen, weil nicht nur die Extremwetter zunehmen, sondern auch die Verzweiflung. Auch die Europäische Umweltagentur (EUA) mahnt, dass Europa für die klimatischen Veränderungen viel zu schlecht aufgestellt ist. Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt. Hier läuft die Erwärmung sogar doppelt so schnell ab wie beim globalen Durchschnitt. Laut Klimareporter heizt sich Deutschland besonders schnell auf. Hier ist es in den letzten 240 Jahren um 1,6 Grad wärmer geworden.

Ausrede: Bringt doch nichts, wenn nur ich was mache.

Doch, das bringt was, und die Welt braucht dich. Denn auch wenn die Politik und die Wirtschaft die großen Weichen für den Klimaschutz stellen müssen – sie orientieren sich an der Gesellschaft. Und die Gesellschaft ist das, was wir darauf machen. Dein nachhaltiger Konsum ist ein Signal, dass du eine grüne Transformation mitträgst. In den Großstädten gäbe es heute nicht an jeder zweiten Ecke Biosupermärkte, wenn die Menschen sie nicht nachgefragt hätten. Alleine mag man noch nicht viel bewegen, aber aus vielen Gleichgesinnten, die ähnlich handeln, wird gesellschaftliches Engagement. Es ist vergleichbar mit Wahlen. Deine Stimme ist nur eine von vielen. Aber sie kann die ausschlaggebende sein.

Weißt du, was wirklich was bringt? Dein Wechsel zu echter Ökoenergie.

Richtig wirkungsvoll ist dein Wechsel zu Ökoenergie. Mit keiner anderen Maßnahme sparst du so schnell richtig viel CO2. Und bei Polarstern förderst du die Energiewende mehr als bei den meisten Anbietern. Für jede Kilowattstunde, die du nutzt, investieren wie in den Ausbau der erneuerbaren Energien, vor allem in die Photovoltaik auf Mehrparteiengebäuden. Außerdem förderst du die Energiewende in Kambodscha und Madagaskar. Denn das Klima kennt keine Grenzen – also muss auch der Klimaschutz grenzenlos sein.

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Portrait von Michael.

Michael. | Team Wirklich

E‑Mail:  michael@polarstern-energie.de

Michael ist ein alter Hase im Marketing-Team und schon seit 2012 dabei. Als Online-Redakteur stammen viele Texte auf unserer Seite und im Polarstern Magazin aus seiner unverwechselbaren Feder.