Hilfe, ich hab eine Gasheizung – und nun?
von Michael. - Lesezeit: 5 Minuten
So viele Gasheizungen gibt es in Deutschland.
Die Deutschen klammern sich an ihre Gasheizung wie Koalas an den Ast. Laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) wurden 2021 in Deutschland rund 653.000 Gasheizungen installiert, mehr als 6,5 Millionen Gaswärmeerzeuger waren insgesamt in Betrieb. Im Ergebnis heizt rund die Hälfte der deutschen Haushalte mit Gas. Und selbst auf dem Höhepunkt der Energiepreiskrise, als die Gaskosten explodierten, entschieden sich wieder viele Immobilienbesitzer:innen für eine Gasheizung. Man nimmt eben, was man kennt. Doch sind Entscheidungen aus Basis von Gewohnheiten nicht immer die besten.
Deshalb werden Gasheizungen zur CO2- und Kostenfalle.
1. Erdgas ist klimaschädlich.
Zunächst gehört Erdgas zu den großen Drei der fossilen Energieträger, mit denen wir den Klimawandel verursacht haben und nun beschleunigen. Laut Global Carbon Project geht rund ein Fünftel der weltweiten CO2-Emissionen auf die Verbrennung von Erdgas zurück. Schon auf einer Wohnfläche von 70 qm verursacht eine mit Erdgas betrieben Heizung laut Heizspiegel rund 2,2 Tonnen CO2 im Jahr. Das sind mehr als ein Fünftel des laut jährlichen CO2-Fußabdrucks eines Deutschen, der laut Umweltbundesamt bei insgesamt 10,34 Tonnen liegt.
2. Erdgas ist teuer.
2022 kletterten die Energiepreise aufgrund von politischen Spannungen und Kriegen auf ein Allzeithoch. Vor allem für Erdgas musste man viel hinblättern. Wenn es jetzt heißt, dass sich die Lage entspannt hat, bedeutet dies nur, dass die Preislage nur noch schlecht und nicht katastrophal ist. Der Energiepreisbremse, die 80 % des Erdgasverbrauchs auf 12 Cent pro Kilowattstunde deckelte, ist es zu verdanken, dass die Haushalte vom Schlimmsten verschont wurden. Nur endet die Energiepreisbremse 2024, und auch die Mehrwertsteuer wird 2024 wieder von 7 auf 19 % angehoben.
Fossile sind immer teuer.
Und selbst wenn sich die Lage fürs Erste entspannt, bei Erdgas (und Öl) wird man es immer mit Energieträgern zu tun haben, die superumständlich gewonnen werden, genau deshalb teuer sind – mit denen sich aber genau deshalb viel Geld verdienen lässt. Daher können private und staatliche Energiekonzerne so schwer die Finger davon lassen – und Erdgas auch immer als politisches Druckmittel nutzen.
So wirkt sich die CO2-Abgabe aufs Heizen mit Gas aus.
Um die wahren Kosten abzubilden, wird auf fossile Energieträger eine CO2-Abgabe erhoben. 2024 wird für eine Tonne CO2 45 Euro fällig. Bei einem Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden fallen laut Check24 Mehrkosten von rund 60 Euro im Jahr an. Bei Mietwohnungen teilen sich Vermieter:innen und Mieter:innen die CO2-Kosten. Je schlechter die Effizienzklasse des Gebäudes ist, desto höher wird der Anteil, den Vermieter:innen zahlen müssen.
Infos zur CO2-SteuerWerden Gasheizungen verboten?
Aufgrund der hohen Kosten und des Klimaschadens werden neue Gasheizungen nicht mehr gefördert. Verboten sind Gasheizungen natürlich nicht. Irgendwie hatte sich in der Debatte um das Gebäudeenergiegesetz aber genau dieses Gerücht in den Diskurs geschlichen. Dabei darfst du eine funktionierende Gasheizung nach wie vor nutzen. Die Regel des Gebäudeenergiegesetzes, dass jede neue Heizung mit mindestens 65 % erneuerbaren Energien betrieben werden muss, gilt 2024 nur für Neubauten in Neubaugebieten oder wenn es in der Kommune bereits eine Wärmeplanung gibt. Spätestens nach dem 30. Juni 2026 gilt die 65-%-Regel für alle Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Für kleinere Städte gilt die Regel spätestens nach dem 30. Juni 2028. Ab 2029 soll auch in Bestandsgebäuden stufenweise auf erneuerbare Brennstoffe umgestellt werden.
- ab 1. Januar 2029 15 %,
- ab 1. Januar 2035 30 %,
- ab 1. Januar 2040 60 %
- ab 1. Januar 2045 100 %.
So erfüllst du trotz Gasheizung die Anforderung ans GEG.
Und selbst mit einer Gasheizung kannst du die Anforderungen an das Gebäudeenergiegesetz erfüllen, das heißt die 65-%-Regel, erfüllen, indem du Ökogas aus 100 % erneuerbaren Energien bestellst. Wirklich Ökogas GEG von Polarstern erfüllt die Anforderungen und fördert mit jeder Kilowattstunde den Ausbau der erneuerbaren Energien.
Berechne deinen Tarif für Wirklich Ökogas.
So sparst du mit einer Gasheizung Kosten und Emissionen.
Auch wenn auf Nutzer:innen von Gasheizungen weitere Kostentreiber zukommen, gibt es natürlich Möglichkeiten, seinen Gasverbrauch zu reduzieren. Dein eigenes Sparpotenzial identifizierst du, indem du deinen eigenen Gasverbrauch (steht auf deiner letzten Gasrechnung) mit dem Heizspiegel vergleichst. Die Tabelle gibt an, wie viel Heizenergie ein Haushalt deiner Größe typischerweise verbrauchen sollte – und ob du bereits zu viel Heizenergie benötigst. Zum Vergleich der Heizkosten pro m2: 2023 verbrauchten Haushalte mit einer Gasheizung in Mehrfamilienhäusern durchschnittlich 131 Kilowattstunden (kWh) Erdgas pro Quadratmeter und zahlten dafür 19 Euro. Haushalte in Einfamilienhäusern verbrauchten durchschnittlich 143 kWh pro Quadratmeter und gaben dafür bis zu 21,30 Euro aus. Das Sparpotenzial ist allgemein hoch. Laut Heizspiegel können Haushalte in Deutschland bis zu 1.330 Euro sparen, wenn sie eine Gasheizung nutzen – und sogar bis zu 2.508 Euro, wenn sie eine Wärmepumpe nutzen. Zum Beispiel mit klassischen Heiztipps sowie kleineren Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen.
1. Nutze diese Heiztipps.
Der erste Schritt, um seinen Gasverbrauch zu senken, ist immer der bewusste Umgang mit der Heizung. Oft sind es Kleinigkeiten.
- Dreh die Heizung ein Grad runter, das spart rund 6 % Energie.
- Halte die Heizkörper von Möbeln, Gegenständen und Vorhängen frei, damit sich die Wärme besser verteilen kann.
- Staub die Heizkörper ab.
- Nutze ein smartes Thermostat. Sie passen automatisch die Temperatur nach der Bewegung von Personen sowie dem Wetter an – und schaffen Energieeinsparungen von bis zu 30 %.
- Dichte deine Fensterspalten mit Schaumdichtungsband und Gummidichtungen ab, wenn es zieht.
- Halte Räume geschlossen, wenn sie gerade schön warm sind.
- Stell die Fenster beim Lüften nicht lange auf Kipp, sondern mach sie kurz richtig auf.
- Leg einen Zugluftstopper unter die Tür, falls es durch den Türspalt zieht.
2. Mach kleinere Reparaturen.
Wenn dein bewusstes Verhalten nicht die erhoffte Ersparnis liefert, ist es vermutlich an der Zeit für eine Wartung. Ein Austausch der Heizungspumpe oder ein hydraulischer Abgleich kosten ein paar hundert Euro – spülen sie aber auch wieder rein. Schließlich spart eine gut laufende Heizung Geld. Der hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass alle Heizkörper wieder gleich viel Heizwasser abbekommen. Laut co2online spart diese Optimierung bis zu 15 % Energie im Jahr.
3. Tausch den Heizkessel aus.
Eine Heizungsoptimierung ist eine wichtige erste Hilfe, aber auch keine Dauerlösung. Dass man im Sinne der Nachhaltigkeit einen Gegenstand solange nutzt, bis er endgültig den Geist aufgibt, funktioniert allerdings bei Heizungen nicht. Dass man im Sinne der Nachhaltigkeit einen Gegenstand solange nutzt, bis endgültig den Geist aufgibt, funktioniert bei Heizungen nicht. Sie werden mit zunehmendem Alter ineffizient und damit zum Geld- und Klimaproblem. Ein Problem, das die meisten Deutschen übrigens miteinander teilen. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ist jede zweite Gasheizung in Deutschland älter als 15 Jahre, jede Vierte hat sogar mehr als 25 Jahre auf dem Buckel. Bei dem Alter muss man schon am Herzen operieren: dem Heizkessel. Gerade alte Modelle arbeiten häufig noch mit ineffizienten Niedertemperaturkesseln, dabei sind neue Gasbrennwertkessel viel effizienter. Bei einem Austausch spart ein 150-qm-Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 41.967 kWh Erdgas laut BDEW schon 640 Euro und 2.271 Kilogramm CO2 im Jahr.
Der Zeitpunkt für den Austausch.
Woher weiß man, ob eine neue Gasheizung oder eine Optimierung nötig ist? Zum Beispiel wenn du volles Rohr heizt, das Haus aber trotzdem nicht warm wird. Dann sollte sich jemand die Sache ansehen. Das Alter der Heizung spielt natürlich auch eine Rolle, außerdem gibt es ganz plakative Hinweise wie das Energielabel für Heizkessel. Es kennzeichnet die Energieeffizienzklasse des Kessels von A+++ bis D, so wie man es von elektronischen Geräten kennt. Der Anfang des Alphabets steht logischerweise für einen besonders effizienten Heizkessel; danach geht’s bergab. Die Noten vergeben übrigens die Schornsteinfeger:innen. Der Austausch von Heizkesseln ist Pflicht, wenn sie älter als 30 Jahre sind.
Mehr über das EU-EnergielabelDu willst deine Gasheizung loswerden? Hol dir eine Förderung für neue Heiztechnik.
Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) wird praktisch alles, was ein Gebäude energieeffizienter und klimafreundlicher macht, staatlich gefördert. Die Förderlandschaft ist allerdings sehr dynamisch. Was jetzt gefördert wird, ist vielleicht nächstes Jahr wieder Old News. Halte daher für dein Vorhaben die Websites der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und des Bundesamts für Wirtschafts- und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Blick. Bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragst du Förderungen, wenn du ein neues Effizienzhaus baust oder eine bestehende Immobilie zu einem bestimmten Effizienzhaus-Standard sanierst. Beim BAFA beantragst du Fördermittel für Einzelmaßnahmen, zum Beispiel nur den Austausch der Heiztechnik. Eine Übersicht von Einzelmaßnahmen gibt es hier.
Mehr über Förderungen erfahrenWorauf du bei Ökogas achten solltest.
Bei deiner Ökogas-Bestellung für deine Gasheizung solltest du darauf achten, dass es wirklich nur aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit. Ökogastarife aus 100 % erneuerbaren Energien machen im Markt gerade mal einen Anteil von 1 % aus. Bei den meisten Angeboten handelt es sich um sogenannte Klimatarife. Was das ist? Einfach nur fossiles Erdgas. Also genau das, was du nicht willst.
Ökogasanbieter dürfen ihre Gastarife nämlich als Ökogas vermarkten, wenn sie zum Beispiel die durch die Erdgasproduktion entstandenen CO2-Emissionen durch Klimaschutzprojekte kompensieren. Typisch sind Aufforstungsprojekte. Neue Bäume sind schön und gut, mit der Energiewende im Wärmemarkt haben sie trotzdem nichts zu tun. Die fördert man nur mit echtem Ökogas. Zum Beispiel mit Wirklich Ökogas von Polarstern. Für jede Kilowattstunde, die du verbrauchst, investieren wir 0,21 Cent in den Ausbau der erneuerbaren Energien.