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Eine braun-weiß-gefleckte Kuh liegt auf einer Almwiese.

Was bringt eine flexitarische Ernährung – und wie geht das?

Eine braun-weiß-gefleckte Kuh liegt auf einer Almwiese.
Flexitarier sind Teilzeit-Vegetarier oder Veganer auf Zeit. Sie essen nur ab und zu Fleisch und achten dabei auf Qualität. Auch bei anderen Lebensmitteln ist Flexitariern Tierwohl und Qualität wichtig. Du möchtest auch weniger Fleisch essen? Wir zeigen, wie dir das besser gelingt und was es dir bringt: für deine Gesundheit, deinen Geldbeutel und deine Unterstützung für den Klimaschutz.

von Michael. - Lesezeit: 6 Minuten

Fleisch muss nicht sein – aber kann.

Jeder Politiker, der was auf sich hält, muss ständig unter Beobachtung von Kameras in irgendwelche Brat- und Currywürste reinbeißen, um Volksnähe zu demonstrieren. Aber beindruckt das das Volk eigentlich noch? Das tägliche Stück Fleisch wird zunehmend out. Laut Ernährungsreport 2024 des Bundesernährungsministeriums (BMEL) essen "nur noch" 23 % der Deutschen täglich Fleisch. Das ist zwar immer noch ein knappes Viertel der Bevölkerung, aber schon 11 % weniger als noch vor knapp 10 Jahren (Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) geht sogar von einem Minus von 20 % aus).

Gleichzeitig kauften im vergangenen Jahr laut BMEL 39 % der Deutschen "öfter" auf vegetarische oder vegane Alternativen statt tierischer Produkte. Das sind 10 Prozentpunkte mehr als noch vor vier Jahren. Die Menschen essen weniger Fleisch, aber wenn sie es tun, achten sie auf Qualität. Flexitarisch eben.

Was ist Flexitarismus?

Flexitarismus schließt Fleisch nicht vom Ernährungsplan aus, allerdings wird es sehr bewusst konsumiert – seltener und dafür hochwertig. Man achtet auf Tierwohl und Herkunft. Flexitarier:innen wollen genau wissen, wo ihr Fleisch herkommt. Pflanzliche Lebensmittel dominieren bei einer flexitarischen Ernährung den Ernährungsplan. Bei Flexitariern spricht man deshalb auch von Teilzeit-Vegetariern. Der Anspruch an Qualität gilt bei Flexitarier:innen auch für alle tierischen Produkte wie Eier, Milch und Käse. Gegenüber Fleischersatzprodukten sind Flexitarier:innen ebenso aufgeschlossen. Im Großen und Ganzen gehen Flexitarier einfach zurück in eine Zeit, als Fleisch eben was Besonderes war, bevor man es wirklich in jedes Lebensmittel verquirlen musste.

Gemüsesorten liegen in Körben in einem Supermarktregal.

Geld sparen, Gesundheit, Klimaschutz – warum sich Flexitarismus für dich lohnt.

1. Flexitarismus ist gut fürs Klima.

Der Flexitarismus füllt eine Lücke im Klimaschutz. Die Chance am Flexitarismus ist, dass man einfach mehr Menschen automatisch zum Klimaschutz führen kann, ohne in Nie-Wieder-Dogmen zu verfallen; ohne ihnen das Gefühl zu geben, dass ihnen was weggenommen wird. Es ist genau dies, was Menschen vor Veränderung abhält: das Endgültige. Das Gefühl, etwas nicht zu dürfen. Und wer nicht den Komplettverzicht anstrebt, hat auch keine Hardcore-Rückfälle. In der Masse kann Flexitarismus dadurch sehr nachhaltig sein. Er nimmt viele Menschen mit, die mit dem bewussten Konsum in erster Linie etwas für sich tun – und nebenbei auch das Klima schützen. Mit Weniger-ist-mehr bewahrt man sich den Genuss, nimmt der Ernährungsdebatte den ideologischen Wind aus den Segeln und leistet doch etwas fürs Klima.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der New York University (NYU) haben herausgefunden, dass selbst eine moderate Reduzierung der Fleischproduktion, den CO₂-Gehalt in der Atmosphäre verringern und den Klimawandel verlangsamen könnte. Schon eine Senkung um 13 Prozent würde ermöglichen, dass Weideflächen wieder zu Wäldern werden. Diese Wälder könnten so viel CO₂ binden, wie durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe in drei Jahren emittiert wurde.

Was du mit einer Reduzierung deines Fleischkonsums persönlich fürs Klima bewirkst, kannst du mit dem Fleischrechner ausrechnen. Reduzierst du zum Beispiel deinen wöchentlichen Fleischkonsum von 900 Gramm auf 300 Gramm, sparst du bereits rund 400 Kilogramm CO2 im Jahr und stellst deinen Fleischkonsum von kritisch auf moderat um. Für eine Mini-Einschränkung ist das schon ganz schön viel.

2. Als Flexitarier:in lebst du gesünder.

Als Flexitarier:in machst du auch was für dich, weil du gesünder lebst. Eine Reduzierung des Fleischkonsums vor allem weniger rotes Fleisch senkt laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) das Risiko, an Herzerkrankungen, Diabetes oder Krebs zu erkranken. Fleisch ist nicht ungesund, aber in großen Menschen schon. Laut DGE sind 300 bis 600 Gramm pro Woche empfehlenswert. Die Menge deckt den Nähr- und Mineralstoffbedarf, den man braucht.

3. Als Flexitarier:in kannst du Geld sparen.

Flexitarier:innen achten genau darauf, welche Produkte sie kaufen. Qualität kostet, das ist klar – egal ob man nun Eier aus verantwortungsvoller Haltung oder Gemüse aus dem regionalen Bio-Anbau kauft. Und trotzdem kann man mit einer flexitarischen Ernährung Geld sparen. Laut einer Studie an der Oxford-University kann eine flexitarische Ernährung die Ausgaben Lebensmittel um bis zu 14 % senken (eine vegetarische Ernährung senkt die Kosten sogar ernährt um bis zu 31 %). In der Studie wurden die Preise von sieben nachhaltigen Ernährungsweisen mit der üblichen Ernährungsform von 150 Ländern verglichen – die Daten dazu lieferte die Weltbank.

Kosten für Fleischersatzprodukte immer noch hoch.

Dass Fleischersatz manchmal immer noch teurer ist als Fleisch, liegt an den geringeren Produktionsmengen sowie an der Mehrwertsteuer-Regelung: Bei Fleisch kostet die Mehrwertsteuer nur 7 %, bei pflanzlichen Produkten jedoch 19 %. Bei Milch ist es ähnlich: Hafer-, Mandel- und Sojamilch werden mit 19 % besteuert, Kuhmilch dagegen nur mit 7 %. Mehrere Institutionen, unter anderem das Umweltbundesamt fordern, pflanzliche Produkte von der Mehrwertsteuer zu befreien, weil ressourcenschonendere Produkte auch weniger kosten sollten. Einige Händler passen unterdessen die Preise an. Lidl etwa will die Preise aller veganen Produkte ihrer Eigenmarke auf das Niveau tierischer Produkte anpassen.

Tipps: So gelingt eine flexitarische Ernährung.

1. Achte auf die Fleischsorte.

Wenn du dir Fleisch gönnst, macht es für das Klima einen Unterschied, für welche Sorte du dich entscheidest. Laut einer Studie, die im Fachblatt Nature veröffentlicht wurde, verursacht allein die Rindfleischproduktion rund ein Viertel aller Emissionen in der weltweiten Lebensmittelindustrie. Andere Fleischsorten verursachen weniger Emissionen. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes verursacht die Produktion von nur einem Kilo Rindfleisch bereits 30,5 Kilogramm CO2. Bei der Herstellung von einem Kilogramm Gefügel werden schon viel weniger Kilogramm CO2 ausgestoßen, nämlich 4,3 kg. Erstaunlicherweise verursacht die Produktion eines Kilogramms Schweinefleisch nur 4,1 kg CO2 – also weniger als Geflügel. Am besten für die Klimabilanz sind natürlich Fleischersatzprodukte auf Pflanzenbasis. Pro Kilogramm Fleischersatz fallen 2,8 Kilogramm CO2 an.

2. Achte aufs Körpergefühl.

Mit so einem Schweinebraten im Bauch ist der Tag eigentlich schon gelaufen. Überleg dir, mit welchem Körpergefühl du heute noch arbeiten, dich verabreden oder einschlafen möchtest. Fit wie ein Turnschuh – oder schwer wie ein Skistiefel? Überleg dir dabei, ob das Völlegefühl des "Festmahls" wirklich die Belohnung ist, die du dir vorgestellt hast.

3. Mach Hälfte-Hälfte.

Beim Flexitarismus geht's nicht nur ums Fleisch; es geht auch darum, andere Produkte bewusster zu konsumieren. Fast jedes pflanzliche Nahrungsmittel verursacht weniger Emissionen als ein tierisches Lebensmittel. Das zeigt sich besonders bei Milch. Während etwa Sojamilch nur etwa 1 Kilogramm CO2 pro Liter verursacht, sind es bei einer Kuhmlich dreimal so viel.

Wenn du dich klimabewusster ernähren willst, aber noch nicht den Geschmack für pflanzliche Milchsorten gefunden hast, kannst du auch erst mal Milchsorten mischen. Mix Kuhmilch und Hafermilch für dein Müsli oder deinen Kaffee und erhöhe auf Dauer die Menge der pflanzlichen Milch. Ist die Kuhmlich leer, stehst du dann vor der Entscheidung, ob du eine neue kaufst. Auch bei anderen Lebensmitteln lohnt sich die Umstellung aufs pflanzliche Produkt. So verursacht Butter rund 3-mal so viel CO2 wie Olivenöl. Butter ist für viele Menschen ein wichtiger Geschmacksverstärker beim Kochen, aber ganz ehrlich: das sind pflanzliche Öle auch. Einfach mehr ausprobieren!

4. Nicht alle Zutaten im Haus? Mach's trotzdem.

Nutze zum Beispiel die Situation aus, wenn dir eine Zutat beim Backen fehlt. Dann suchst du dir eben ein Keks-Rezept aus, dass auch ohne Butter, und dafür mit Öl funktioniert. Vegan backen geht oftmals sogar schneller als traditionelles Backen, weil kein Ei geschlagen oder Butter fluffig gerührt werden muss.

5. Auswärts-Ausnahmen.

Der beste Deal, den man eigentlich mit sich machen kann, ist, zu Hause auf eine vorwiegend pflanzliche Ernährung umzusteigen, und dafür nicht der Spielverderber sein, wenn man eingeladen ist oder ins Restaurant geht. Ist Fleisch auswärts erlaubt, dann ist es eben ein Happening; etwas Besonderes – so wie es auch eigentlich mal gedacht war. Oder du verursachst es mal andersrum und gehst in ein veganes Restaurant und lässt dich dort fürs Kochen zu Hause inspirieren.

6. Nutze das vielfältige Angebot.

Flexitarismus gelingt auch umso besser, wenn man bei seinen eigenen Kaufentscheidungen ebenso flexibel bleibt und Neues ausprobiert. Das Angebot von Fleischersatzprodukten ist umfangreich und gut geworden. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2023 schon 16 % mehr Fleischersatzprodukte in Deutschland erzeugt als im Jahr zuvor und sogar 113 % als 2019.

Auch ist in Cafés Hafer- oder Mandelmilch längst zum Standard geworden. Wenn alternative Milch beim ersten Probieren nicht schmeckt, muss man auch seine Geschmackssensoren hinterfragen. Schmeckt es wirklich schlechter? Oder einfach nur anders? In der Regel verschmähen wir einfach nur das Ungewohnte, weil man einen anderen Geschmack erwartet hat. Lässt man sich das Neue aber erst mal auf der Zunge zergehen, stellt man fest, dass es eigentlich nicht so schlecht ist. Und irgendwann ist es die Kuhmilch die fremd schmeckt. Der Ausbruch aus der Routine und die Nutzung des vielfältigen Angebots kann davor bewahren, in alte Muster zurückzufallen und die üblichen tierischen Produkte von einst zu kaufen.

7. Nutze Gewürze, die Fleischgeschmack suggerieren.

Falls du den Geschmack von Fleisch vermisst, können Gewürze ihn wunderbar ersetzen. Zwiebeln, Paprikapulver, Kreuzkümmel und Knoblauch sind dabei besonders wirkungsvoll. Eine vegane Pasta-Soße aus Öl, Zwiebeln und Rosmarin kann beispielsweise einen herzhaften Bratengeschmack zaubern.

8. Lass in anderen Bereichen Tierisches weg.

Wenn du dir deine gelegentliche Fleischration gönnst, kannst du umso mehr darauf achten, keine tierischen Produkte in anderen Konsumbereichen zu konsumieren. Tierische Stoffe stecken auch in Produkten, wo wir es nicht vermuten, zum Beispiel in der Kleidung. So ist in falschem Pelz manchmel echter, weil dieser traurigerweise billiger ist. In Schuhen ist manchmal Kleber verarbeitet, der aus Knochen und Haut hergestellt wird. Auch die Innensohlen von Schuhen bestehen manchmal aus echtem Leder. Weniger bekannt ist, dass auch der Logo-Patch auf der Rückseite von Jeans häufig aus Leder gefertigt ist. Und selbst Knöpfe werden manchmal aus tierischen Materialien wie Hörnern, Hufen oder Muscheln (Perlmutt) hergestellt. Erkundige dich nach veganer Mode – zum Beispiel bei unseren Partnern Loveco und DearGoods vorbei.

Einfach mal anfangen.

Flexitarismus ist gut, weil man einfach mal für sich anfängt, etwas mehr auf seine Ernährung zu achten und nebenbei auch noch das Klima schützt. Übrigens geht das mit kreine Maßnahme so gut wie mit dem Wechsel zu echtem Ökostrom oder zu echten Ökogas. Im Doppelpack kannst du mit Ökostrom und Ökogas deinen CO2-Fußabdruck sogar um bis zu einem Viertel reduzieren.

Infografik zeigt, wie der CO2-Fußabdruck mit der Nutzung von Ökostrom und Ökogas von 10,35 Tonnen CO2 im Jahr auf 7,4 Tonnen CO2 im Jahr sinkt.

Wirklich etwas verändern mit Polarstern.

Das funktioniert allerdings nur, wenn du dich für Ökostrom oder Ökogas aus 100 % erneuerbaren Energien entscheidest. Das gibt's bei uns, Polarstern – und noch so viel mehr. Bei uns ist die Energiewendeförderung eine der größten im Markt. Für jede Kilowattstunde, die du verbrauchst, investieren wir in den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland. Und auch die Energiewende in Kambodscha und Madagaskar unterstützen wir mit deiner Unterstützung. Das Klima kennt keine Grenzen – deshalb muss auch der Klimaschutz grenzenlos sein.

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Portrait von Michael.

Michael. | Team Wirklich

E‑Mail:  michael@polarstern-energie.de

Michael ist ein alter Hase im Marketing-Team und schon seit 2012 dabei. Als Online-Redakteur stammen viele Texte auf unserer Seite und im Polarstern Magazin aus seiner unverwechselbaren Feder.