Klimaschutz nebenbei: Diese Tipps machen wirklich keine Arbeit.
Die meisten Klimaschutzmaßnahmen sind so einfach, dass ihr Potenzial im Alltag übersehen wird. Wir sorgen für mehr Sichtbarkeit und zeigen, wie du den Klimaschutz in deinen Tagesablauf integrierst.
von Michael. - Lesezeit: 7 Minuten
Gegen den Klimawandel kommt man sich mit seiner Klimaschutzmaßnahme manchmal so hilflos vor wie mit einem Kübel Wasser gegen einen Hausbrand. Man sollte sich aber von der Ungeheuerlichkeit des Problems und der vermeintlichen Bescheidenheit der Klimaschutzmaßnahme nicht einschüchtern lassen. Denn man ist mit seiner Klimaschutzmaßnahme nicht alleine. Da sind Millionen von Menschen auf der Welt, die machen das auch so. Gemeinsam senken wir Emissionen und senden ein Signal an Politik und die Wirtschaft, dass wir für mehr Klimaschutz und Innovationen bereit sind. Das Beste ist, dass so viele Handlungen fürs Klima wirklich einfach sind. Wir zeigen dir, wie du dich im Alltag wie nebenbei engagieren kannst.
Klimaschutz beim Kaffee trinken.
Der Tag beginnt mit Kaffee und damit mit der ersten Klimaschutz-Maßnahme. Guter Bio-Kaffee sollte immer Haus sein. Werden Kaffeebohnen biologisch angebaut, kommen keine Kunstdünger und Pestizide zum Einsatz. Das schützt die Böden und verursacht weniger Treibhausgase. Die Produktion von Pestiziden und Kunstdüngern ist sehr energieintensiv und mit einem hohen Treibhausgasausstoß verbunden. Beim Einkaufen erkennst du Kaffee aus biologischem Anbau zum Beispiel an Siegeln wie Gepa, Naturland Fair und natürlich dem EU-Biosiegel. Bei Gepa, Naturland Fair oder Fairtrade unterstützt du auch den fairen Handel. Allerdings trägt nicht jeder Bio-Kaffee auch ein Siegel. Und oftmals ganz bewusst, da die Zertifizierungsprozesse sehr aufwendig und die Kosten sehr hoch sind. Für kleinere Betriebe lohnt sich die Zertifizierung manchmal nicht, obwohl sie Öko-Standards erfüllen.
Die Umstellung auf biofairen Kaffee kostet keine Mühe, höchstens emotional, wenn man schon seit Jahren einer bestimmten Marke treu ist. Doch setzt sich die alte Marke nicht für nachhaltige Standards ein, ist es ohnehin an der Zeit, sich etwas Neues zu suchen.
Schuss Milch dazu?
Das Gleiche gilt für den Schuss Milch im Kaffee. Kuhmilch schmeckt nur deshalb besser, weil man sie gewöhnt ist. Fürs Klima sind die pflanzlichen Alternativen jedoch bekömmlicher. Während ein Liter Kuhmilch 3,1 Kilogramm CO2, verursacht, kommt der Liter Hafermilch nicht mal auf ein Kilogramm.
Klimaschutz per Knopfdruck.
Wetten, dass du noch beim ersten Kaffee dein Handy zückst, um nachzusehen, ob die Welt an diesem schönen Morgen noch steht? Zumindest kannst du mit deinem Handy und allen anderen Geräten mithelfen, dass sie morgen noch da ist. Denn Energiesparen ist Teil des Klimaschutzes, und der ist oftmals Knopfsache. Denn so gut wie jedes Gerät – Computer, Fernseher, Waschmaschine – hat einen Energiesparmodus. Die Bildschirmhelligkeit oder den Bildschirm-Time-Out muss man nicht selbst bestimmen, um Energie zu sparen. Das Gerät weiß selbst, was ihm guttut. Bei großen Geräten wie etwa einer Spülmaschine kannst du mit dem Eco-Modus sogar richtig Energie sparen. Das Programm verbraucht mehr Zeit, aber viel weniger Warmwasser als ein herkömmliches Schnell- oder Mix-Programm. Laut Öko-Test benötigt ein Eco-Programm nur die Hälfte an Energie, die ein Programm ohne Ecomodus verbraucht.
Klimaschutz beim Duschen.
Wer jetzt noch nicht wach ist, versucht's mit einer kalten Dusche. Eine kurze Kälteklatsche spart im Gegensatz zur heißen Dusche richtig viel Energie. Wobei, so kalt muss es gar nicht sein. Es reicht schon, wenn man es mit der Hitze nicht übertreibt. Nach einer Faustformel sparen 5 °C weniger bereits rund 10 % Energie. Wenn du dich dann noch beim Duschen kurz hältst, sparst du im Vergleich zur heißen, langen Dusche sogar noch mehr Energie.
Im Bad schlummern noch mehr Energiespartipps, schließlich macht der Warmwasserverbrauch rund 15 % des Energieverbrauchs im Haushalt aus. Zum Beispiel ist beim Händewaschen heißes Wasser eigentlich nicht nötig, die Seife killt die Keime auch so. Zusätzlich ist ein Sparduschkopf eine lohnende Investition. Laut co2online kann dieser bis zu 50 % an Wasser einsparen.
Klimaschutz zum Anziehen.
Gut, man kann morgens nicht einfach neue supernachhaltige Klamotten herzaubern. Aber das muss man auch gar nicht. Es geht darum, Sachen im Schrank zu haben, die man so gerne hat, dass man sie lange trägt, und dafür nicht beim ersten Anflug von Unglücklichsein wieder neue Teile kauft, die dann doch nicht happy machen und nie angezogen werden. Tendenziell kaufen die Deutschen sehr viel Kleidung. Laut Bundesumweltministeriums rund 60 neue Kleidungsstücke im Jahr. Das ist ein Problem, da die Herstellung von neuer Kleidung Unmengen an Wasser und anderen Ressourcen verbraucht und ohnehin schon keiner weiß, was mit den alten Kleidermüllbergen passieren soll. Laut Europäischer Umweltagentur (EUA) wurden allein für den Kleidungskonsum der Europäer:innen im Jahr 2020 pro Kopf 9 Kubikmeter Wasser, 391 Kilogramm Rohstoffe und 400 Quadratmeter Land benötigt.
Wenn neue Anziehsachen, dann so.
Ab und zu müssen neue Federn her, klar, aber man kann sich auch mit fremden schmücken. Es gibt Vintage-Mode, die nur auf eine:n neue Besitzer:in wartet. Auch Kleidung von hochwertigen Designern gibt es secondhand zu kaufen. Noch besser ist es, wenn man überhaupt nichts für seine Klamotten ausgibt. Das geht. Zum Beispiel indem man mit Freund:innen Kleidung tauscht oder Tausch-Events organisiert. Bei uns, Polarstern gibt es auch regelmäßig Kleidertauschpartys im Büro.
Und wenn es mal was Neues sein soll, dann etwas, das man richtig gut findet. Lieber einmal Augen zu und durch und etwas mehr ausgeben, und dafür lange Freude daran haben, als ständig neue Billigkleidung zulegen. Denn hier liegt das Hauptproblem. Die Fast-Fashion-Industrie wirft ständig neue billige Kleidung auf den Markt und konstruierte Trends hinterher. Als Käufer:in hat man meistens keine lange Freude an der Discount-Mode. Minderwertige Stoffe müffeln schon beim Tragen, liegen unangenehm auf der Haut und sind manchmal schon nach dem ersten Mal Waschen aus der Form. Auf lange Sicht kann hochwertige Ware billiger sein, weil sie nicht so schnell ersetzt werden muss. Mit Siegeln wie bluesign, IVN Best, GOTS (Global Organic Textile Standard), Fairtrade Cotton, Fair Wear oder Cotton made in Africa weißt du auch, dass das Kleidungsstück unter fairen Bedingungen entstanden ist. Oder sagen wir mal: fairer als in der Industrie üblich.
Mehr nachhaltige Mode-TippsKlimaschutz auf dem Arbeitsweg.
Jetzt geht's raus vor die Tür. Die Mobilität ist ein enormer Hebel, das Klima zu schützen – oder um ihm zu schaden. In Deutschland macht der Verkehr laut Umweltbundesamt etwa ein Fünftel der Gesamtemissionen aus. Falls der Weg zwischen deinem Zuhause und der Arbeit oder Ausbildung nicht weit ist, schwing dich aufs Rad. In einem Umkreis von 5 Kilometer bist du in der Stadt mit dem Rad laut Umweltbundesamt meist schneller als mit dem Auto und sparst jede Menge Emissionen. Angenommen du fährst täglich 10 Kilometer mit dem Rad und lässt dafür das Auto stehen, dann sparst du rund 550 Kilogramm CO2 im Jahr. Wer sein Auto an den imaginären Nagel hängt, spart sich außerdem viele hundert Euro im Jahr. Da sind auch die Reparaturkosten eines Fahrrads verkraftbar. Jetzt hat natürlich nicht jede:r das Privileg immer Rad zu fahren oder auf das Auto zu verzichten. Aber um diese Gruppe geht es auch gar nicht. Und trotzdem sollte jede:r mal etwas Neues ausprobieren. Zum Beispiel mit der S-Bahn in die Stadt pendeln – oder mal ein E-Auto für sich ausprobieren. Viele, die einmal damit anfangen, schwören drauf.
So kommst du mit E-Auto in den UrlaubStadtverkehr: Das Gefährt macht wirklich einen Unterschied.
Klimaschutz im Supermarkt.
Beim Einkaufen beginnt Klima- und Umweltschutz schon beim Losgehen. Nimm immer eine Tasche mit, die du lange nutzt. Dadurch müssen nicht immer neue Tüten, hergestellt werden, egal ob es sich dabei um Plastik oder Papier handelt. Im Supermarkt hast du mit der Wahl von Bio-Produkten eine Möglichkeit, den ökologischen Landbau politisch und wirtschaftlich zu stärken. Du kannst im Alltag schon deshalb auf Produkte in Bio-Qualität zurückgreifen, weil es sie überall gibt, auch zu günstigen Preisen beim Discounter. Ein Bio-Produkt vom Discounter erfüllt die gleichen Kriterien der EU-Öko-Verordnung, die alle Bio-Produkte mindestens erfüllen müssen. Höhere Standards gehen natürlich immer. Siegel wie etwa Bioland oder Naturland legen strengere Kriterien an den Tag.
Was ist eigentlich gut an Bio?
Bei der Produktion von Bio-Lebensmitteln sind zum Beispiel chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und mineralische Kunstdünger verboten. Ihre Herstellung ist mit einem hohen Energie- und Ressourcenaufwand verbunden. Der CO2-Ausstoß in der konventionellen Landwirtschaft ist entsprechend höher. Der ökologische Landbau produziert nicht nur energieschonender, hier werden auch Böden geschützt, weil Fruchtfolgen und geschlossene Nährstoffkreisläufe eingehalten werden. Weil die Böden nicht mit Nitrat belastet sind, werden auch das Grundwasser und Flüsse vor Kontaminierung geschützt. Für die Tiere bedeutet Bio mehr Platz und besseres Futter. Allerdings sind Bio-Lebensmittel gerade beim Konsum von tierischen Produkten kein Allheilmittel. In der Tierhaltung bedeutet Bio oftmals einfach nur, dass es den Tieren etwas besser geht, gut geht's ihnen oft trotzdem nicht.
Kauf mehr Gemüsezeugs.
Was haben Pommes, Spaghetti mit Tomatensoße oder Pizza Marinara gemeinsam? Die Gerichte sind vegan. Es ist ein gutes Gedankenspiel, wie man seine Einstellung gegenüber einem Reizwort verändern kann. Die genannten Speisen mögen alle und sind im Gegensatz zu einer Ernährung aus tierischen Erzeugnissen klimafreundlicher. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) kann der Verzicht auf Fleisch- und Milchprodukte die Emissionen für die Ernährung sogar um 69 bis 81 % reduzieren. Wie stark die CO2-Bilanzen von pflanzlichen und tierischen Produkten auseinandergehen können, zeigt dieses Beispiel:
Während Die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch laut einer Studie des Umweltbundesamtes 30,5 Kilogramm CO2 verursacht, fallen bei der Produktion von einem Kilogramm Geflügel nur 4,3 Kilogramm CO2 an. Das ist jetzt keine Aufforderung, sich einen Chicken-Wings-Eimer reinzustellen. Denn die Massentierhaltung ist für alle Tiere erbarmungslos und grundsätzlich ein riesiges Umwelt- und Klimaproblem. Fleischersatz schadet keinem Tier und pro erzeugtem Kilogramm fallen nur 2,8 Kilogramm CO2 an. Die pflanzlichen Alternativen sollten daher im Speiseplan überwiegen. Und eigentlich ist es gar nicht so schwer, das zu bewerkstelligen. Hier sind ein paar Einsteigertipps auf dem Weg zu einer pflanzlichen Ernährung.
Tipps für einen veganen EinstiegRegional und saisonal.
Wochenmärkte bieten eine gute Gelegenheit für einen schönen Ausflug und einen guten Einkauf in einem. Hier gibt's das Meiste saisonal und aus der Region. Beide Faktoren fallen bei der Klimabilanz von landwirtschaftlichen Erzeugnissen stark ins Gewicht. Je länger der Transportweg ist, desto klimaschädlicher ist das Produkt. Der Faktor Saisonalität ist deshalb wichtig, weil die Klimabilanz trotz eines kurzen Transportwegs schlechter wird, wenn das Gemüse außerhalb seiner natürlichen Saison im Gewächshaus gezüchtet wird. Der hohe Energieeinsatz macht die gute Klimabilanz zunichte. Saisonalität muss keine Einschränkung sein, sondern ist oftmals eine willkommene Abwechslung. Bevor man bestimmte Sorten nicht mehr sehen kann, hat sich das Angebot längst verändert.
Klimaschutz auf der Grillparty.
Abends beim Grillen eingeladen? Für viele gehört das dicke Rindersteak auf dem Holzkohlegrill zum Sommer einfach dazu, die halbe Rauchvergiftung inklusive. Ein Elektrogrill ist für Grillprofs nur die halbe Experience. Der stinkt nicht, verursacht keinen kratzenden Hals und brennende Augen und ist auch noch besser fürs Klima. Für wen sich das eigentlich ganz gut anhört, kann sich vielleicht einen Elektrogrill zum Testen von Freunden oder Verwandten ausleihen. Ein Elektrogrill, der mit Ökostrom betrieben wird, ist sauber und verursacht praktisch keinen Klimaschaden. Dagegen verbraucht die Kombi aus Holzkohle und Rindersteaks und Grillkäse für zwei Familien laut eines Berichts von Klimareporter so viele Treibhausgase wie eine Fahrt von 120 Kilometern mit einem Dieselauto. Das Grillgut verursacht dabei die meisten Treibhausgase. Fleischersatz belastet das Klima weit weniger als Rind: 2,8 Kilogramm gegen 30,5 pro erzeugtem Kilogramm. Es gibt inzwischen pflanzliche Burger-Pattys, die geschmacklich wirklich an Rind herankommen. Und sind die Dinger erstmal von Salat, Käse und Ketchup ummantelt, merkt wirklich niemand mehr den Unterschied. Einfach mal testen.
Solar-Beleuchtung und mehr.
Zu so einem Sommerabend auf der Terrasse oder dem Balkon passen Solarleuchten. Die Lampen sind mit einem kleinen Solarpanel ausgerüstet. Bei Sonnenlicht erzeugt das Panel Energie, die in einem Akku gespeichert wird. Abends macht die Solarleuchte gemütliches Licht. Solarlichter eignen sich auch bestens für die Reise. Und da gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, um Solarenergie zu nutzen. Solar Power Banks sorgen dafür, dass Handys, Kameras oder Kopfhörer auch fern von Steckdosen durchhalten. Solar-Power-Banks gibt es schon zu kleinen Preisen und passen gut ins Gepäck und mit einem faltbaren Solarpanel kannst du beim Campen auch größere Geräte mit Sonnenkraft zum Laufen bringen.
Ökostrom: Die einfachste und effektivste Maßnahme. Wirklich.
Die einfachste und effektivste Klimaschutzmaßnahme ist und bleibt der Wechsel zu Ökoenergie. Die Kombination aus Ökostrom und Ökogas kann deinen CO2-Fußabdruck bereits um ein Viertel senken. Und so ein Wechsel läuft auch nicht anders ab als andere Online-Bestellungen – klappt sogar liegend mit dem Handy in der Hängematte. Einmal gewechselt lässt man die Energie einfach die Arbeit für den Klimaschutz machen. Allerdings funktioniert das nur, wenn die Ökoenergie auch zu 100 % aus erneuerbarer Energie erzeugt wurde, und der Tarif den Energiewende-Ausbau fördert. So wie bei Polarstern. Jede Kilowattstunde, die du nutzt, fördert den Ausbau. Außerdem unterstützt du als Kund:in auch die Energiewende in Kambodscha und Madagaskar.