E-Autos unterwegs laden: Das tut sich bei den Ladestationen.
von Christian - Lesezeit: 5 Minuten
Wie steht es mit dem Ausbau der E-Ladeinfrastruktur?
Rund 63.500 Ladepunkte für Elektroautos.
Noch vor einigen Jahren hatten Fahrberichte mit Elektroautos etwas von Abenteuergeschichten. Kein Ladepunkt weit und breit. Wenn doch, dann besetzt oder außer Betrieb. Oder man hatte das passende Kabel nicht dabei. Inzwischen hat sich hier eine Menge getan. Der Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) verzeichnete im Juli 2022 rund 63.500 öffentliche und teilöffentliche Ladepunkte. Fast jeder fünfte Ladepunkt war eine Schnellladesäule.
Zahl der verfügbaren Ladestationen vermutlich noch höher.
Die Betreiber dieser Stationen sind häufig Energieversorger oder spezielle Dienstleister. Aber auch Supermärkte, Hotels, Restaurantketten oder Handelshäuser wie Ikea mischen kräftig mit. Hinzu kommen private Anbieter, die im BDEW-Laderegister nicht unbedingt auftauchen. Sprich: Die Zahl der verfügbaren Stationen ist wahrscheinlich noch höher.
Wo die meisten E-Ladestationen stehen.
Generell ist die Dichte der Ladesäulen in den Städten höher als auf dem Land, und die regionalen Unterschiede sind groß. In der Verfügbarkeit von E-Ladestationen ist Berlin im Städteranking der Spitzenreiter. Auch München und Hamburg sind super ausgestattet. Nach Bundesländern betrachtet hat derzeit Bayern die Nase vorn. Generell wird das Ladenetz immer dichter.
Zum LadesäulenregisterTesla geht eigenen Weg.
Eine Sonderrolle spielen die „Supercharger“ von Tesla, die auch nur von Tesla-Fahrern genutzt werden können. Es gibt inzwischen rund 1.800 Supercharger-Stationen mit mehreren Supercharger-Ladesäulen. Hatten die Tesla-Stationen bislang Ladeleistungen von bis zu 145 kW, kommen die neuen V3-Supercharger auf eine Ladeleistung von bis zu 250 kW.
Bevorzugter Ladeort für das Elektroauto: zu Hause.
Bei allen Diskussionen um öffentliche Ladestellen sollte man aber Folgendes nicht außer Acht lassen: Laut Bundesverbands eMobilität lädt die Mehrheit der E-Autofahrer – genauer gesagt rund 80 % – ihr Fahrzeug bevorzugt zu Hause. Und das macht natürlich Sinn, da das Elektroauto dort die meiste Zeit steht.
Welche Ladestecker und Ladekabel du unterwegs fürs E-Auto brauchst.
Elektroautomobilisten der ersten Stunde hatten oft ein ganzes Bündel von Kabeln mit verschiedenen Steckern im Kofferraum. Inzwischen haben sich – Gott sei Dank – ein paar Standards durchgesetzt.
Gängige Ladekabel für Elektroautos.
Zwei Ladekabel sind üblich: das Mode 2-Ladekabel und das Mode 3-Ladekabel. Das "Mode 2er" ist dafür gedacht, ein Elektroauto mit einer normalen Haushaltssteckdose zu verbinden. Mit dem Mode 3-Ladekabel kann das Elektroauto mit einer Ladestation verbunden werden.
Gängige Ladestecker für Elektroautos.
Bei den Steckern haben sich zwei Standards durchgesetzt. Der Typ 2-Stecker und das Combined Charging System CCS, kurz: Combo Stecker. Typ 2 ist meist Standard in Europa und wird für "normales" Laden mit Wechselstrom (AC) zu Hause und an öffentlichen Ladestationen genutzt. Der Combo-Stecker (CSS) erlaubt das Schnellladen mit Gleichstrom (DC). Typ-1-Stecker sind vorwiegend im asiatischen Raum zu finden. Das CCS- bzw. Combo2-System ist dabei „abwärtskompatibel“. Das heißt: An einem CCS-Anschluss lässt sich auch ein Typ-2-Stecker verwenden.
Sonderweg: CHAdeMO und Tesla.
Viele Ladestationen verfügen zusätzlich auch noch über den asiatischen „CHAdeMO“-Standard für das Schnellladen. Tesla dagegen setzt bei den „Superchargern“ nach wie vor auf ein spezielles Steckersystem (siehe oben). Ladesäulen-Maps wie die von Going Electric zeigen Dir, welche Ladestationen mit welchen Standards ausgerüstet sind:
Ladesäulenverzeichnisse zeigen dir meistens auch die benötigten Stecker an.
Diese Typen von öffentlichen E-Ladestationen gibt es beim Laden unterwegs.
Normal- vs. Schnell-Ladestationen.
Grundsätzlich wird aktuell zwischen „Normal“-Ladestationen und Schnellladestationen unterschieden. Die Schnellladeeinrichtungen differenzieren sich allerdings zusätzlich danach, ob sie Wechselstrom (AC) oder Gleichstrom (DC) liefern. Dieser Unterschied ist wichtig. Denn DC-Ladestationen haben eine wesentlich höhere Ladeleistung. Zudem baut Ionity derzeit das europaweit erste Netz mit Ultraschnell-Ladestationen auf.
Übersicht über Ladesäulen, Ladeleistung und Ladeleistung.
Ladeart | Normal-Ladesäule | AC-Schnell-ladepunkt | DC-Schnell-ladepunkt | Tesla Supercharger | Ultraschnell-Ladestation |
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Stecker | Typ-2 | Typ-2 | CCS (Combo 2), teilweise auch CHAdeMo | Spezielles Steckersystem von Tesla | CCS (Combo 2) |
Ladeleistung | bis 22 kW | bis 43,5 kW | bis 170 kW | bald bis 250 kW | bis 350 kW |
Theoretisch braucht also ein E-Auto mit 22 kWh Ladekapazität an einer Ladesäule mit 22 kW eine Stunde Ladezeit, eines mit 44 kWh 2 Stunden. Theoretisch. Denn nicht jedes E-Auto kann die zur Verfügung gestellte Leistung komplett nutzen. Und: Die Ladevorgänge verlaufen nicht konstant. Sie sind zum Beispiel abhängig vom Zustand der Batterie und von der Umgebungstemperatur.
Ladekapazität der Batterie (kWh) : Ladeleistung der Ladestation (kW) = Ladezeit.
Von 10 Minuten bis zu mehreren Stunden.
Grobe Hausnummern für das Laden von Elektroautos gibt es trotzdem. Laut EnergieAgentur.NRW lassen sich an derzeit gängigen Wechselstrom-Schnellladestationen ca. 80 % der Batterie in rund 30 Minuten laden. Bei sogenannten Normalladestationen (bis 22 kW Ladeleistung) kann das dagegen eine bis mehrere Stunden dauern. Die schnellen Gleichstrom-Ladestationen (mit CCS- bzw. Combo2-Stecker) ermöglichen allerdings auch schon Ladezeiten, für die eine Kaffeepause genügen kann. Entscheidend ist dabei natürlich die Ladekapazität des E-Autos. Und hier sind künftig größere Kapazitäten zu erwarten. Die Ladezeiten mit den heute gängigen Schnellladern werden sich dann entsprechend verlängern.
Der E-Auto-Ladetipp: mach 80 %.
Dieser Tipp gilt nicht nur für das Laden deines Elektroautos unterwegs: Die letzten Prozent beim Aufladen dauern immer am längsten. Das kennt man vom Handy. Lädst du also nur bis etwa 80 %, kannst Du einiges an Zeit sparen – und bei Ladestationen, die nach Zeit abrechnen, auch bares Geld.
Preise, Abrechnung, Bezahlung und Ladedauer an öffentlichen Ladestationen.
Immer mehr Ladesäulen, weitgehend durchgesetzte Steckerstandards – so weit die guten Nachrichten. Doch wer sein Elektroauto unterwegs laden möchte, trifft in vielerlei Hinsicht immer noch auf ein Durcheinander. Das fängt schon bei den Preisen an.
Was der Strom an Ladesäulen kostet.
Generell lassen sich die Kosten für 100 Kilometer grob ausrechnen, indem man die Batteriekapazität und den durchschnittlichen Kilowattstundenpreis malnimmt. Problem: Nicht überall lädt man den durchschnittlichen Kilowattstundenpreis. Eine Studie des Bonner Marktforschungsinstituts EuPD stellt hohe Preisunterschiede bei den Ladestationen fest. Während du zuhause mit dem Haushaltsstrom rund 50 Cent pro Kilowattstunde oder weniger zahlst (Stand: August 2022), können es unterwegs – je nach Tarif und Anbieter – schon mal im schlimmsten Fall bis zu 1,20 Euro pro Kilowattstunde sein.
Tarife und Abrechnungsarten.
Die extremen Preisunterschiede hängen mit einem ebenso schwer durchschaubaren Tarifdschungel zusammen. Manche Anbieter rechnen nach Zeit ab, andere bieten Pauschalen, wobei eigentlich inzwischen das eichrechtskonforme Abrechnen Pflicht ist. Zum Teil werden auch Grundgebühren erhoben. An vielen Ladestationen kann man zudem entweder mit dem Betreiber direkt abrechnen oder einen sogenannten Roaming-Dienst nutzen. Auch das führt teilweise zu deutlichen Ergebnissen in Sachen Preis.
Wie das Bezahlen abläuft.
Noch vor Kurzem mussten E-Auto-Besitzer:innen ganze Sammlungen von Ladekarten mit sich führen, um auf längeren Strecken klar zu kommen. Die Roaming-Dienste haben hier für Vereinfachung gesorgt: Bei den beteiligten Betreibern kann man mit ein und derselben App bezahlen. Dennoch herrscht immer noch ein bisschen Wildwuchs: Ladekarten mit RFID-Chip, Apps, webbasierte Bezahldienste, Rechnung, Barzahlung, Kreditkarte. Je nach Betreiber solltest Du mit den unterschiedlichsten Varianten und Kombinationen rechnen.
Wie lange das Laden von einem Elektroauto an einer Ladestation unterwegs dauert.
Auch hier ist die Antwort ein klares „Kommt darauf an“. Einfluss auf die Ladedauer haben zum Beispiel die Batteriekapazität Deines E-Autos, die Ladeleistung der Ladestation oder die Frage, ob mit Gleichstrom oder Wechselstrom geladen wird. Doch im Grunde kannst du die Ladezeit deines Elektroautos ungefähr ausrechnen:
Kein Hexenwerk: E-Autos laden an öffentlichen Ladesäulen und Zuhause.
Mit dem Elektroauto spontan losfahren – geht das?
Kurze Wege vs. lange Strecken.
Eine Sache sollten wir uns klar machen: Die Wege, die wir in Deutschland durchschnittlich pro Tag zurücklegen, betragen laut einer ADAC-Studie im Schnitt 11,5 km. Das heißt: Für sehr viele Fahrten im E-Auto genügt die Lademöglichkeit zu Hause völlig – und für diese kannst du dich auch ganz spontan ans Steuer setzen. Anders auf weiten Strecken: E-Auto-Fahrer:innen sollten an ein paar Dinge denken, bevor sie starten: Wie groß ist die Kapazität meiner Batterie? Wie weit komme ich damit ganz sicher? Und wo gibt es dann eine Ladestation, die für mich und mein E-Auto passt?
Digitale Planungshelfer für das Laden unterwegs.
Im Netz gibt es zahlreiche Ladestations-Karten, die dir bei dieser Planung helfen, etwa das Ladesäulenregister des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW. Oder die bereits erwähnte Map Going Electric, die auch die auch über die Steckerstruktur an den Ladesäulen informiert.
Mit Elektroauto bewusster unterwegs.
Einfach losfahren – und wenn die Anzeige leuchtet, dann zur nächsten Tanke: Old School! Elektroautos erfordern ein wenig Planung. Und das ist auch völlig okay. Denn Elektromobilität ist eben nicht nur der Umstieg auf eine neue Antriebsart, sondern eine neue Einstellung: Hin zum bewussten Umgang mit Energie – nicht nur zu Hause, sondern auch unterwegs.
7 Tipps zum effizienten LadenLeise bewegt sich was. Wie Elektroautos.
Noch ist manches nicht ganz einheitlich und ausgereift. Aber es geht voran mit den alternativen Antrieben (batterieelektrisch, Plug-In, Brennstoffzelle, Gas, Wasserstoff), insbesondere der Elektromobilität. Im Jahr 2021 gingen bereits 42,9 % aller Neuzulassungen auf ihr Konto. Und das Ladesäulenregister des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) verzeichnete im Juli 2022 über 63.500 öffentliche und halböffentliche Ladepunkte. Es geht jetzt immer schneller voran mit der Elektromobilität. Natürlich ist das nur wirklich klimafreundlich, wenn echter Ökostrom geladen wird – wie Wirklich Autostrom von Polarstern.
Stromtarife für dein Elektroauto