Checkliste dynamische Stromtarife: Für wen sie sich lohnen, welche Vorteile sie haben.
von Ludwig. - Lesezeit: 6 Minuten
Sie sind so etwas wie der neue Star am Energiehimmel: dynamische Stromtarife. Ab 2025 sind alle Energieversorger verpflichtet, einen solchen Stromtarif für Privathaushalte anzubieten. Auch wir von Polarstern haben mit Wirklich Ökostrom Flex Plus einen dynamischen Tarif.
Allerdings eignen sich diese neuen Stromtarife bislang nur für wenige Haushalte. Warum das so ist, welche Vor- und Nachteile dynamische Tarife haben, welche Voraussetzungen nötig sind und wie man mit ihnen stündlich von der Energiewende profitieren kann, erfährst du hier. Am Ende des Artikels findest du auch eine umfangreiche Checkliste, falls du einen dynamischen Tarif suchst.
Das kennzeichnet dynamische Stromtarife.
Ihr wichtigstes Merkmal ist ein sich stündlich über den gesamten Tag hinweg ändernder Arbeitspreis. Bei dynamischen Stromtarifen richtet sich der Arbeitspreis nämlich nach dem Börsenstrompreis, genauer gesagt orientiert er sich am sogenannten Day-Ahead-Markt. Am Day-Ahead-Markt der Strombörse wird zu sich stündlich ändernden Preisen Strom für den nächsten Tag gehandelt. Dynamische Stromtarife haben also keinen (!) festen Arbeitspreis.
Das Ziel: Den eigenen Strombedarf an niedrigen Strompreisen, sprich an hoher Stromerzeugung ausrichten. Das spart Stromkosten und entlastet das Stromnetz. Also ein Win-Win für Haushalte und für das ganze Energienetz.
Auch bei Polarsterns dynamischem Stromtarif Wirklich Ökostrom Flex Plus ändert sich dein Arbeitspreis stündlich, basierend auf den Spotmarktpreisen an der Börse (Basis: EPEX Spot). Gleichzeitig kannst du dir sicher sein, es steckt immer 100 % echter, zertifizierter Ökostrom drin.
Vorteile und Sinn dynamischer Stromtarife.
Dynamische Stromtarife sollen Angebot und Nachfrage nach Strom besser koordinieren. Wenn bei windigem Wetter sehr viel Windstrom oder an sonnenreichen Tagen viel Solarstrom ins Netz eingespeist wird, soll genau dann der erzeugte Strom genutzt werden. Bislang mussten Windkraftanlagen abgeriegelt werden (sogenanntes Redispatch), um diese Stromüberschüsse im Netz bzw. Netzengpässe zu vermeiden. Das ist teuer und ineffizient. Der Grundgedanke von dynamischen Stromtarifen ist also, das Energiesystem insgesamt stabiler zu machen, Angebot und Nachfrage besser zu steuern, da der Strompreis je nach Witterung sowie Angebot und Nachfrage auf dem Strommarkt stark variieren kann.
1. Vorteil: Förderung der Netzstabilität.
- Ein stabiles Stromnetz bringt Stromerzeugung und Strombedarf ins Gleichgewicht.
- Die Stromerzeugung aus erneuerbare Energien, vor allem Sonne und Wind, schwankt jedoch. Da die Speicherung von Strom Grenzen hat, ist es effizienter Strom genau dann zu nutzen, wenn er produziert wird.
- Dynamische Tarife motivieren Verbraucher:innen, ihren Stromverbrauch in Zeiten zu verlagern, in denen das Angebot hoch und die Nachfrage niedrig ist. Ganz einfach, weil dann die Strompreise niedrig sind.
2. Vorteil: Verbesserte Integration erneuerbarer Energien.
- Erneuerbare Energien aus Wind- und Solarkraftanlagen erzeugen Strom abhängig von Wetterbedingungen.
- Statt Ökokraftwerke abzuriegeln, ist es besser, den Strombedarf in Zeiten hoher Erzeugung zu legen. Das steigert damit den Anteil erneuerbarer Energien im Strommix.
3. Vorteil: Niedrige Stromkosten für Haushalte.
- Wie in freien Märkten üblich, bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Legen Verbraucher:innen ihren Strombedarf in günstige Zeiten, profitieren sie von niedrigeren Börsenstrompreisen.
- Auch werden auf Seiten der Stromerzeuger und Netzbetreiber hohe Kosten vermieden. Denn wenn ein Kraftwerk abgeriegelt werden muss, ist das immer teuer. Die Kosten für solche Redispatch-Maßnahmen betrugen im Jahr 2023 rund 3,1 Mrd. Euro (2022: 4,2 Mrd. Euro). In umgekehrten Fällen, also wenn zu wenig Strom erzeugt wird, braucht es Reservekapazitäten. Auch die sind teuer. Ein Energiesystem, das im Gleichgewicht ist, ist deutlich günstiger.
4. Vorteil: Optimierung der Energieeffizienz.
- Dynamische Tarife sensibilisieren Verbraucher:innen für ihren Energieverbrauch und motivieren sie, energieintensive Tätigkeiten wie zum Beispiel das Laden eines Elektroautos in günstigere Zeiträume zu verlagern.
- Sie machen Haushalte zu aktiven Teilnehmern des Energiesystems und schaffen Anreize, Strom bewusster zu nutzen.
Fazit: Dynamische Stromtarife sind ein wichtiges Instrument für die Energiewende – mit Vorteilen für Kraftwerksbetreiber, die Netzinfrastruktur und Haushalte sowie Unternehmen.
Für wen es sich lohnt, welche Voraussetzungen nötig sind.
Dynamische Stromtarife sind nur etwas für Haushalte mit Smart Metern, also mit intelligenten Stromzählern, die mit dem Internet verbunden sind und den Stromverbrauch minutengenau erfassen und abrechnen können.
Der Stromverbrauch eines Tages wird bei intelligenten Messsystemen (kurz iMSys) in 15-Minuten Intervallen erfasst. Dadurch können gemäß dieser Verbrauchsdaten, die ein iMSys sendet, dynamische Tarife verbrauchsgenau abgerechnet werden.
Was du über Smart Meter wissen musstNicht zwingend, aber zu empfehlen: steuerbare Stromverbraucher.
Damit sich ein dynamischer Tarif richtig lohnt, sind steuerbare Stromverbraucher wie ein Elektroauto und eine Wärmepumpe oder auch Batteriespeicher sinnvoll. Denn sie können zeitversetzt zu ihrem Betrieb Strom aufnehmen und speichern, sind also steuerbar. Sprich es wird Strom zum Laden des E-Autos dann bezogen, wenn der Strompreis gerade günstig ist und viel erneuerbarer Strom im Netz ist. Das nennt sich marktdienliches Verhalten und wird über die günstigen Strompreise als Belohnung weitergegeben.
Auch sind sogenannte Heim-Energie-Management-Systeme (HEMS) sinnvoll. Sie helfen, deinen Strombedarf automatisch in günstigere Zeiten zu verschieben, indem sie die Stromerzeugung bzw. den Stromverbrauch im Haushalt automatisch koordinieren. In einem Haushalt mit HEMS sind dazu viele Geräte miteinander vernetzt und ihre Steuerung wird unterstützt durch Daten und identifizierte Muster im Strombedarf des Haushalts. Auch deswegen sind Smart Meter in einem vernetzten Haushalt wichtig und von Vorteil, um den Verbrauch und die Stromkosten individuell und stündlich zu erfassen.
Smart Meter – Zukunft der Energieversorgung.
Smart Meter bieten dir einen schnellen transparenten Überblick über den Stromverbrauch zuhause. Ein Smart Meter erfasst alle 15 Minuten den Strombedarf. Möglich macht es die Kombination aus einer Messeinrichtung („digitaler Stromzähler“) und einem Smart-Meter-Gateway („Kommunikationseinheit“). Der Smart-Meter-Rollout, sprich die Einführung von Smart Metern in Deutschland hat sich verzögert. Nun aber werden Haushalte schrittweise ausgestattet: Erst diejenigen mit einem Jahresstromverbrauch von 6.000 bis 10.000 Kilowattstunden und dann der Rest. Ab 2030 müssen dann, so der Plan, alle Stromkund:innen einen intelligenten Zähler installiert haben.
Unterschied zwischen dynamischen und variablen Tarifen.
Der größte und wichtigste Unterschied ist die Preisbildung. Bei dynamischen Tarifen erfolgt sie stündlich und in Echtzeit, wohingegen sich die Preise bei variablen oder flexiblen Tarifen nur monatlich ändern.
Bei variablen Tarifen legen die Stromanbieter in der Regel das gängige Standardlastprofil für Haushalte zugrunde. Eine noch verbrauchsgenauere Abrechnung geht nur mit einem intelligenten Messsystem (Smart Meter). Wichtig: Auch bei flexiblen Tarifen zahlst du nur, was du tatsächlich an Strom brauchst. Nur die genaue Zuordnung, zu welcher Uhrzeit du wie viel Energie bezogen hast, das ist ohne passenden smarten Stromzähler eben nicht möglich.
Ein weiterer Unterschied ist der benötigte Stromzähler. Für dynamische Stromtarife sind intelligente Messsysteme, also Smart Meter Voraussetzung. Bei variablen Tarifen ist dagegen kein spezieller Zähler erforderlich und es können schon heute alle Haushalte diese Tarife nutzen, ohne den Zähler umzurüsten. Die folgende Tabelle zeigt dir die Unterschiede im Überblick.
Tabelle: Unterschiede zwischen dynamischen und variablen bzw. flexiblen Stromtarifen.
Dynamische Tarife | Variable Tarife | |
---|---|---|
Preisänderung (Arbeitspreis) | stündlich | monatlich |
Stromzähler | Smart Meter | jeder Zähler möglich |
Erfordert Steuerung des Strombedarfs | ja | nein |
Unterstützt die Energiewende | ja, sehr stark | etwas mehr als bei klassischen Stromtarifen |
Geeignet für | Haushalte mit steuerbaren & großen Verbrauchern wie PV, Wärmepumpe, E-Auto | Haushalte, die keine PV-Anlage, E-Auto etc. haben, aber von EE profitieren wollen |
Berechne hier deinen dynamischen Stromtarif von Polarstern.
Besondere Arten flexibler Tarife.
- Zeitvariable Tarife mit festen, reduzierten Zeiten: Abhängig von der Uhrzeit bekommt Stromkund:innen gewisse reduzierte Strompreise. Das trifft auf HT/NT-Tarife oder Nachtspeicherstrom-Tarife zu.
- Lastvariable Tarife: Hierbei genießen Haushalte mit sogenannten steuerbaren Verbrauchern gewissen Strompreis-Vorteile, weil abhängig von der Netzauslastung die Stromversorgung gedrosselt werden kann. Das erfordert jedoch einen separaten Stromzähler für den steuerbaren Verbraucher.
Flexibler Gastarif.
Polarstern hat als erster Energieversorger Deutschlands auch einen Ökogastarif mit monatlich variablen Arbeitspreisen. Immer 100 % aus erneuerbaren Energien, aber eben mit Preisen, die das Börsengeschehen direkt abbilden. Profitiere auch beim Heizen von erneuerbaren Energien und guten Preisen.
Entdecke den Ökogas Flex TarifRisiken bei dynamischen Stromtarifen.
Mit dynamischen Tarifen profitieren Haushalte mit steuerbaren Stromverbrauchern wie Wärmepumpe und E-Autos von günstigen Börsenstrompreisen. Aber, die Preise können genauso auch sehr hoch liegen. Man muss also genau aufpassen, wann die Strompreise am Tag niedrig sind.
Werktags haben die meisten Haushalte einen Stromverbrauch, der genau dann am höchsten ist, wenn die Spotpreise an der Strombörse am höchsten sind. Sprich es ist dann besonders teuer für die Haushalte, Strom zu nutzen. Eigentlich logisch, weil morgens und abends die meisten Leute zuhause sind und dann die Stromnachfrage hoch ist, aber zum Beispiel kein PV-Strom mehr erzeugt wird. Energieversorger haben daher Apps und andere Benachrichtigungsservices, um ihre Kund:innen bei sehr teuren Strompreisen zu warnen.
Sonderfall Dunkelflaute: Das musst du wissen.
Eine Dunkelflaute meint ein Szenario, bei dem längere Zeit kaum oder gar kein Wind weht und die Sonne nicht scheint und somit die Erzeugung erneuerbaren Stroms auf ein Minimum sinkt. Die Kombination tritt gerade in den Wintermonaten bei ruhigem und grauem Hochdruckwetter auf. Meist hält so eine Situation nur wenige Tage an. Dunkelflauten sind - entgegen anderer Meinungen - in der Energiewende einkalkuliert und auf ein ganzes Jahr betrachtet profitieren Haushalte deutlich mehr von günstigen Strompreisen, da die Zeiten günstiger Börsenpreise in der Regel deutlich überwiegen im Vergleich zu Dunkelflauten. Energieexperte Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) sagt in einem ntv-Interview zur Dunkelflaute: "Die kommt jedes Jahr vor und ist in allen Energieszenarien eingeplant. Es ist nicht so, dass sie uns auf dem falschen Fuß erwischt."
Tipps zur Suche dynamischer Stromtarife.
Da inzwischen alle Energieversorger einen dynamischen Stromtarif anbieten müssen, kannst du einfach in Suchmaschinen mit Begriffen wie dynamischer Stromtarif danach suchen. Da die Verbreitung von Smart Metern in Deutschland noch sehr gering ist, vermarkten Energieversorger ihre dynamischen Tarife nicht so stark. Oftmals findet man sie sogar nur schwer auf ihrer Webseite.
Einige Tarife lassen sich über die bekannten Vergleichsportale finden. Anders als bei Festpreistarifen sind die dort ausgewiesenen Preise allerdings nicht aussagekräftig, schreibt die Verbraucherzentrale. Verbraucherschützer raten, Vergleichsportale dafür zu nutzen, um überhaupt Anbieter zu finden. Dem Ranking solle man jedoch keine große Beachtung schenken und besser beim Stromanbieter direkt weiterrecherchieren.
👉 Hol dir Wissen aufs Ohr.
Im Podcast des Grüner Strom-Labels erfährst du mehr über dynamische Stromtarife, ihre Hintergründe und Vorteile. Neben unserem Energiemarktexperten Florian Tischer ist auch die Verbraucherinitiative als Gesprächspartner dabei. Hör mal rein!
Zur Podcast-FolgeWichtig: Achte auf den Anbieter.
Was bei herkömmlichen Ökostromtarifen gilt, trifft natürlich auch auf dynamische Tarife zu: Wenn du die Energiewende unterstützen willst, achte auf einen Stromanbieter, der die Energiewende bei allen Tarifen unterstützt, nicht nur bei einem einzigen. Außerdem sollte der Tarif mit Ökostrom-Labels wie dem Ok-Power- oder dem Grüner Strom-Label zertifiziert sein. Nur dann unterstützt er wirklich nachweislich die Energiewende und den Ausbau der erneuerbaren Energien.
👉 Checke bei der Suche nach einem dynamischen Tarif folgende Punkte:
- Tarif mit 100 % Ökostrom, im besten Fall in Deutschland erzeugt.
- Siegel wie das Ok-Power- und Grüner-Strom-Label stellen sicher, dass der Anbieter wirklich in die Energiewende investiert.
- Vollständige Unabhängigkeit des Anbieters von fossilen Kraftwerken und Atomkraft bzw. von fossilen Großkonzernen.
Bei Polarstern sind all unsere Stromtarife mit dem Grüner-Strom-Label zertifiziert. Zudem ist Polarstern als Social Business gegründet worden, vollkommen unabhängig und hat keine Verflechtungen zu anderen Konzernen oder gar zur Atom- oder Gasbranche – und wir sind als Unternehmen insgesamt nachhaltig zertifiziert durch die Gemeinwohlökonomie und B Corp. Warum? Weil wir mit Energie die Welt verändern wollen.
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