Wie ein Solarpark das Leben hunderter Menschen in Madagaskar verändert.
Kein Hunger, keine Armut, gute Bildung. Klingt toll. Ist aber leider nicht überall auf der Welt Realität. Die Nachhaltigkeitsziele der UN wollen genau das ändern. Seit 2016 gibt es die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (auch Sustainable Development Goals). Hier erfährst du, was die Ziele sind, wie wir bei Polarstern als Social Business mit unseren Kund:innen zu den SDGs beitragen und die Kraft der Sonne das Leben der Menschen in Madagaskar verändert.
von Ludwig. - Lesezeit: 5 Minuten
Bei Hunger und Armut zeigt sich immer am deutlichsten, wie ungerecht die Welt ist. Obwohl es eigentlich genug für alle gäbe, haben längst nicht alle Menschen weltweit das Mindeste zum Leben. Dass wir im Konjunktiv sprechen, zeigt, dass etwas schiefläuft. Um das zu ändern, haben die Vereinten Nationen die Sustainable Development Goals, kurz SDG, beschlossen; quasi als Orientierung hin zu einer weltweit nachhaltigen Entwicklung von der alle profitieren. Noch nie gehört, denkst du dir jetzt? Kein Problem, wir klären dich auf.
Output und Outcome: Warum der Unterschied wichtig ist.
Am wichtigsten ist es, hierbei den Unterschied zwischen Output und Outcome zu verstehen. Klingt etwas kryptisch, aber ist ganz einfach. Vereinfacht gesagt geht's nämlich viel zu oft darum, sich mit der Anzahl an z.B. installierten Wasser- und Solaranlagen oder den gesparten Treibhausgasemissionen zu brüsten anstatt sich anzusehen, was sich damit konkret verändert hat im Leben der Menschen. Es soll ja nicht um die bloße Zahl der Anlagen gehen und die Solarstromerzeugung an sich hat auch keinen Vorteil; erst wenn diese eine Wirkung für die Menschen entfalten, ist es ein echter Mehrwert und dann spricht man vom Outcome.
- Der Output ist vereinfacht gesagt, nur das Resultat einer Maßnahme. In unserem Fall sind das die vermiedenen CO2-Emissionen, die durch die neue PV-Anlage eingespart werden.
- Der Outcome geht noch weiter und ist der tatsächliche Mehrwert, der aus einem Output resultiert. Also etwa, dass in Mahavelona dank der solaren Stromversorgung nun neue Geschäfte gegründet wurden oder aber auch, dass Haushalte Strom haben, die zuvor keinen hatten. Genauso ist es auch ein Outcome, dass nachts das Sicherheitsempfinden auf den Straßen gestiegen ist, weil es dank Stromversorgung eine Straßenbeleuchtung gibt.
Die SDGs sind deshalb so wichtig, weil sie ihre Wirkung dort entfalten, wo sie benötigt wird: bei den Menschen.
Was sind nun die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen?
Die Sustainable Development Goals (SDG) oder auch Agenda 2030, sind ein politisches Programm der Vereinten Nationen, das eine nachhaltige Entwicklung der Weltgemeinschaft in allen Facetten – sozial, ökonomisch, ökologisch – sichern soll. Um die Ziele zu erreichen, hat die Staatengemeinschaft 17 große Vorhaben benannt, die die Welt kurz gesagt besser und nachhaltiger machen sollen. Sie traten am 1. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren (also bis 2030) in Kraft. Die SDGs sind also ein Fahrplan für die Zukunft, mit dem weltweit ein menschenwürdiges Leben ermöglicht und dabei gleichsam die natürlichen Lebensgrundlagen bewahrt werden sollen. Auch Deutschland hat sich den SDGs verpflichtet. Und viele Unternehmen versuchen, sich an ihrem Beitrag zu diesen SDGs auch zu messen.
Die 17 Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung.
Sustainable Development Goals: Fragen & Antworten zu den Zielen.
Polarsterns Engagement für die SDGs in Madagaskar.
Wir sind der Meinung, dass Klimaschutz und deshalb auch die Energiewende keine Grenzen kennen sollte. Das Klima macht ja auch nicht Halt vor einer Landesgrenze. Und so ist Polarstern seit vielen Jahren in Madagaskar und Kambodscha aktiv. Madagaskar, ein Inselstaat in Ostafrika, hat so gut wie nichts zur Klimakrise beigetragen, leidet aber massiv unter den Folgen des Klimakollapses wie Dürre, Wassermangel und Unwettern. Pro Kunde und Kundin mit einem Polarstern-Tarif investieren wir pauschal 20 Euro jedes Jahr in den weltweiten Ausbau erneuerbarer Energie, wie etwa in Mahavelona in Madagaskar. Diese Art der Energiewende-Förderung gibt’s sonst nirgendwo bei einem Ökostromanbieter.
Erstes solarbetriebenes lokales Stromnetz Madagaskars errichtet.
Aber wie läuft das überhaupt ab? Über unseren Partner Africa GreenTec unterstützen wir in Madagaskar den Bau von Solarparks für Dörfer. In Mahavelona, einem Dorf im Landesinneren der Insel, ist der Solarpark inklusive Stromnetz seit Juli 2022 fertiggestellt. Zuvor gab es zwar vereinzelt schon Strom durch kleine, taschengroße PV-Module in manchen Haushalten, aber der reichte maximal zum Laden des Handys. Große Geräte wie Kühlschränke oder Maschinen konnten nicht betrieben werden. Sie aber braucht es, um die lokale Wirtschaft in Schwung zu bringen und eine nachhaltige Entwicklung anzustoßen, die sich selbst trägt.
Der neu errichtete Solarpark in Mahavelona (hier gibt's ein Video vom Aufbau) besteht aus 300 Solarmodulen, hat eine Gesamtleistung von 120 kWp und ist mit einem 115-kWh-Batteriespeicher verbunden, so dass auch nachts noch sauberer Strom durchs Dorf fließt. Was den neuen Solarpark von Polarstern und Africa GreenTec in Mahavelona besonders einzigartig macht: Es handelt sich dabei um das erste rein solarbetriebene lokale Stromnetz Madagaskars! Es versorgt Haushalte, kleine Unternehmen und Geschäfte, die Schule im Dorf sowie die Kranken- und Polizeistation sicher mit sauberem Sonnen-Strom.
Unser Impact: Die Bedeutung des Solarparks in Mahavelona.
- 8800 Menschen in Mahavelona profitieren theoretisch von der ImpactSite.
- In dem Dorf profitieren mehr als 165 Haushalte seit der Inbetriebnahme des Solarparks von sauberer Energie (Stand August 2023).
- Bisher 952 Menschen mit Zugang zu Elektrizität versorgt (Stand: Herbst 2023)
- 51 Tonnen CO2 vermieden (bisher und weiter steigend, Stand: Herbst 2023)
- Dank Energieversorgung bisher schon 25 Gründungen von Kleinunternehmen ermöglicht (Stand: Herbst 2023)
- Versorgt werden Privathaushalte genauso wie Schule, Unternehmen, Krankenstation und Polizei
- Straßen sind nun nachts beleuchtet, der Tag endet nicht mehr mit Sonnenuntergang.
- Geschäfte können auch bei Dunkelheit noch geöffnet bleiben dank Beleuchtung.
- Frauen fühlen sich dank Straßenbeleuchtung deutlich sicherer.
- Dank eines Batteriespeichers steht auch in den Abendstunden und bei starker Bewölkung Energie zur Verfügung.
- Mit dem Solarstrom können Lager- und Kühlhäuser betrieben und Lebensmittel bevorratet werden. Das war zuvor nicht möglich.
Bürgermeisterin freut sich über neue (Geschäfts-)Möglichkeiten.
Frau Nivoarilalanjatovo ist die Bürgermeisterin in Mahavelona und sie kann sagen, was der Outcome für das Dorf ist. Sie rechnet wegen des Solarparks von Africa GreenTec und Polarstern mit steigenden Einkommen im Dorf. Als Grund nennt Frau Nivoarilanjatovo vor allem die neuen Möglichkeiten, Lebensmittel zu kühlen – etwa in Kühlschränken.
Der Metzger in der Gemeinde hält Lebensmittel jetzt für die Kundschaft länger frisch, muss weniger wegwerfen und kann so mehr verkaufen. Dank der Kühlmöglichkeit entstehen auch ganz neue Geschäfte. Neu im Dorf ist etwa ein Copy-Shop, der jetzt auch Eis und Joghurt verkauft. Die Verwaltung im Dorf profitiert ebenso vom Solarstrom. Mit Computern und Druckern können Dokumente und Infomaterialien schneller erstellt und verteilt werden. Reisbauern wie etwa Victor Rabearivony können ihre Reisschälmaschinen ohne teuren und schmutzigen Diesel betreiben. Das spart eine Menge Geld und ist wesentlich effizienter und sauberer. Eben ein Impact ganz im Zeichen der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung.
🎤 Interview mit der Bürgermeisterin aus Mahavelona und Polarstern-CEO Florian.
Die ImpactSite in Mahavelona befähigt die Menschen vor Ort zu wirtschaftlichem Wachstum, mehr Sicherheit, besserer Bildung und schützt gleichzeitig das Klima. Florian Henle, Gründer und CEO von Polarstern Energie, hat zusammen mit Moritz Brauchle, Managing Director AGT Madagascar, ein Gespräch mit der Bürgermeisterin vor Ort geführt. Sie wollten wissen, was sich im Dorf und für die Bürgermeisterin persönlich durch den Solarstrom verändert hat.
Polarstern und Africa GreenTec errichten solares Stromnetz in weiterer Kleinstadt.
Seit 2023 sind Polarstern und Africa GreenTec bereits im nächsten Ort aktiv, um dort ein 100-prozentiges Solarstromnetz aufzubauen. In Mahasolo, so der Name des Orts, leben rund 12.300 Menschen – bisher ohne Zugang zu einer leitungsgebundenen Stromversorgung. Das ändern wir aktuell mit unserem Partner und eröffnen damit ganz neue Perspektiven und Chancen.
Der Solarstrom soll auch für Mahasolo einen echten Outcome bieten. Gemeinsam mit unserem Partner Africa GreenTec errichten wir dazu in Mahasolo ein 15 Kilometer langes Stromnetz einschließlich solarer Straßenbeleuchtung. Das Ziel: Im Stromnetz fließen 100 % Solarenergie, erzeugt in einer großen Solaranlage mit 148 kWp Leistung. Dank eines 171 kWh großen Batteriespeichers steht auch nach Sonnenuntergang noch ausreichend Energie zur Verfügung.
Denn durch das Stromnetz haben die Menschen bald ausreichend Energie auch für größere Geräte und Anlagen, für Reisschälmaschinen, Schweißarbeiten, Kühlgeräte und anderes. Innerhalb der ersten vier Jahre wollen wir mehr als 700 Haushalte versorgen sowie 22 öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Gesundheitszentren und Polizeistationen und etwa 50 kleine Unternehmen. So entfachen wir eine nachhaltige und sich selbst tragende wirtschaftliche Entwicklung. Eben mit Energie die Welt verändern.
⚡ Wechsle jetzt zu sauberer Energie von Polarstern & unterstütze die Projekte in Madagaskar.
Warum braucht es die SDGs überhaupt? 3 Beispiele zeigen es.
Jetzt weißt du mehr über die SDGs und das Polarstern-Engagement in Madagaskar. Aber warum braucht es die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung überhaupt? Weil die Welt zwar besser und nachhaltiger geworden ist, aber noch immer Millionen Menschen von Hunger, Armut, sozialer Unsicherheit und Naturzerstörung betroffen sind. Die SDGs sollen helfen, das zu ändern, indem sie eine Orientierungshilfe für die Ziele und Tätigkeiten von Unternehmen und Investoren, Politik und Verbände bieten, um wirkungsvolle Maßnahmen für eine echte nachhaltige Entwicklung auf der Welt abzuleiten.
1) Hunger und Korruption werden kaum weniger.
Kriege und bewaffnete Konflikte sorgen dafür, dass die ausgerufenen SDGs (siehe Grafik oben) in Gefahr sind. Korruption und Hunger etwa sind große Risiken für zig Millionen Menschen weltweit. Rund 735 Millionen Menschen litten laut den Vereinten Nationen 2022 beispielsweise an Hunger. Das sind 122 Millionen mehr als vor Corona. Auch die Korruption wird nicht weniger, wie der jährlich veröffentlichte Index von Transparency International zeigt. Fortschritte in der Korruptionsbekämpfung zeigten sich kaum, so die Organisation. 2022 stellte Transparency International fest, dass der weltweite Durchschnitt mit einem Wert von 43 von 100 zum zehnten Mal in Folge unverändert blieb.
2) "Big Oil" wirtschaftet ohne Rücksicht auf Verluste.
Naja, sieht man sich die Wirtschaft seit Ende der Corona-Pandemie an, insbesondere die großen Mineralölkonzerne, dann wird klar, wieso es die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung braucht. Shell, Exxon Mobil, BP und die anderen Big-Oil-Konzerne wirtschaften ohne Rücksicht auf Verluste. Wirklich. Weil sich mit Öl und Erdgas seit der Energiekrise mächtig Gewinne erzielen lassen. Shell zum Beispiel hat 2022 den höchsten Gewinn in seiner 115-jährigen Unternehmensgeschichte erzielt. In 115 Jahren! Dass das alles wenig nachhaltig ist, versteht sich von selbst.
3) Die klimaschädlichen Emissionen steigen weiter.
Um nicht nur "Big Oil" zu nennen, auch der Rest der Weltwirtschaft hat seit der Corona-Delle, als die CO2-Emissionen kurzzeitig stark zurückgegangen waren, wieder mehr Emissionen verursacht. Es ist sogar im Gegenteil kein Rückgang in Sicht. Die Folge: Verglichen mit dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts, ist die globale Temperatur inzwischen um 1,2 Grad Celsius im weltweiten Mittel angestiegen. Für Deutschland haben Forscher:innen 2023 bereits einen Anstieg um 1,7 Grad gemessen, weil sich unser Land schneller erwärmt. 2023 hat weltweit reihenweise Klimarekorde gebrochen - und dürfte das wärmste Jahr seit der Industrialisierung werden.